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Hahm, Konrad
Deutsche Volkskunst — Jedermanns Bücherei: Breslau: Ferdinand Hirt, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.73719#0046
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I. Wesen und Begriff der Volkskunst

zu kontrollieren ist. Etwas anderes ist die durch Zusammenwirken
von wirtschaftlichen und geschichtlichen Einflüssen verursachte Ein-
wurzelung von Volkskunstgut in einer Landschaft und die Entwick-
lung eines Landschafts- und Ortscharakters in der Eigenart der
Stick- und Webmuster, der Töpferei, der Festbräuche usw., aus der
man sowohl durch die bodenständige Erzeugung wie auch durch
die ständige Verwendung bestimmter Geschmacksauswahl auf be-
stimmte geistige Anlagen der Erzeuger und Verbraucher schließen
kann. Denn auch das städtische zünftige Handwerk arbeitete für
den Volksgeschmack; beispielsweise fertigte der Goldschmied in der
Stadt städtischen wie bäuerlichen Schmuck an, der voneinander
gänzlich verschieden war und getrennt voneinander hergestellt und
angeboten wurde, so daß die Geschmacksauswahl des Käufers auf den
Hersteller einwirkte.
Die Volkskunstforschung wird also, der volkskundlichen Frage-
stellung entsprechend, der Gesamtheit der Lebenserscheinungen von
Volkskunst in Brauch und Werk in ihrer soziologischen Verknüpfung
nachgehen müssen, wie auch in der geschichtlichen Fragestellung den
Vorgang der Entwicklung und Gestaltung, der Typenbildung und Ab-
wandlung, der schöpferischen Einzelleistung und ihrer volksläufigen
Verwertung untersuchen müssen.
Von den Tatsachen und Ergebnissen des Wesens der Volkskunst
ganz allgemein oder im Rahmen einer Nation werden sich dann
die Besonderheiten der Stammes- oder Gebietsforschung ab-
zweigen lassen.


12. Tierdarstellung von einem Pulverhorn aus Tirol
 
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