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Hahm, Konrad
Deutsche Volkskunst — Jedermanns Bücherei: Breslau: Ferdinand Hirt, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.73719#0048
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II. Volkskunst und Handwerk

und ihre Verzierung durch Nadelarbeit, Druck, Färbung usw.
Diese Werkstoffgebiete sind meist nicht auf die Bearbeitung mit
Feuer angewiesen und wohl auch aus diesem Grund als die Urhand-
werke anzusehen. Die Holzbearbeitung ist im höchsten Maße bis in
die Gegenwart eine Hauskunst geblieben, ebenso wie die Flachs-
bearbeitung, die Weberei und die von ihr abgeleiteten Veredlungs-
techniken. Eine höhere Stufe sind die Gewerbe, deren Ausübung
mit Hilfe des Feuers geschieht. Ihre Werkstoffe liefert der Boden
in Erden und Metallen zur Herstellung von Ton, Glas, Metallwaren.
Stein tritt wegen seiner schwierigen Bearbeitung nur selten (als Bau-
und Grabschmuck) in den Bereich der Volkskunst.
Eine Betrachtung der Volkskunst nach Werkstoffgebieten wird
nicht nur handwerkskundlich große Zusammenhänge erkennen lassen,
sondern auch die Typenbildung veranschaulichen und die volkskund-
liche Bedeutung von Unterschieden im Werkschaffen beleuchten, die
als Ausdruck landschaftlicher oder stammesmäßiger Eigenart an das
Vorhandensein bestimmter Werkstoffe oder bestimmter Werkstätten
in bestimmten Gegenden gebunden sind.
In großen Linien kann hier nur angedeutet werden, was als Merk-
mal in dieser Hinsicht anzusprechen ist. Der Leser wird sich über
Einzelfragen leicht aus der großen volks- und heimatkundlichen
Literatur unterrichten können.
Holzverarbeitung
Aus dem großen Werkstoffgebiet des Holzes muß der Hausbau hier
als Sondergebiet, das den Rahmen dieser Veröffentlichung übersteigt,
ausscheiden. Die künstlerische Ausbildung des Hausäußeren fällt aber
insoweit in den Bereich derVolkskunst, als bestimmte deutsche Landes-
gebiete ein bestimmtes volkskünstlerisches Fachkönnen aufweisen,
wie etwa die Zimmermannskunst in der phantasievollen Ausbildung
der Fachwerkkonstruktionen in Mitteldeutschland (Abb. 3) und in den
Blockhausbauten der Alpenländer (Abb.l), wie die Ziegelmusterung in
den Vierlanden, der Kratzputz in Hessen (Abb.2) oder die Haus-
bemalung in Oberbayern. Das Hausinnere weist bei einem ziemlich
einheitlichen Wohn- und Wirtschaftsschema (je der ober-, mittel- und
niederdeutschen Bautypen) doch starke landschaftliche Besonder-
heiten in der Ausprägung der Wohnkultur auf. Der weiträumigen Halle
des Niedersachsenhauses mit dem Flett, ein vorwiegend wirtschafts-
technisches Gebilde, steht im Friesenhaus eine an die Intimität der
Schiffskajüte erinnernde Kleinausstattung mit lebhafter Verwen-
 
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