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Goldschmidt, Adolph; Hamann, Richard [Hrsg.]
Die frühmittelalterlichen Bronzetüren (Band 2): Die Bronzetüren von Nowgorod und Gnesen — Marburg a. L., 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.41457#0261
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von Braunschweig angekauft und kehrte somit in ihre Heimat zurück, doch wird
sie sich ursprünglich der Auftraggeberin entsprechend, in Böhmen befunden haben.
Es ist ja auch möglich, daß die fromme Frau ebenfalls die Vita des hl. Adalbert, des
gleichzeitigen böhmischen Märtyrers, von demselben Künstler illustrieren ließ, und
wir in einer solchen verlorenen Szenenfolge das Vorbild für die Gnesener Tür zu
suchen haben.
Wie es mit der Kunst des Bronzegusses in Böhmen bestellt war, wissen wir
nicht, die Türen selbst sprechen keineswegs für große Fertigkeit, denn der Guß ist
sehr ungleichmäßig ausgefallen, und manche Stellen ganz mißglückt. Auch in der
Mischung des Metalls war man sich nicht sicher, wie die Verschiedenheit der beiden
Flügel besagt.
Die dem Gelbmetalle sich nähernde Mischung des einen Türflügels lenkt die
Gedanken gen Westen in die Maasgegend, die wohl bedeutendste Gießerstätte nächst
dem Harzgebiet und die in den späteren Jahrhunderten den Nordosten Deutsch#
lands ebenso mit Gußwerken versorgt hat. Wer bei den Gnesener Türen an eine
solche Herkunft denkt, der findet eine Stütze in der Ornamentik der Umrahmungen,
denn Belgien und das Rheinland ist der fruchtbarste Boden für diese reiche Blüten#
bildung, die sich zuweilen mit kleinen Tier# und Menschenfiguren beleben. Als
Beispiele seien hier der Tragaltar in Namur (Textabb. 2 c) und eine aus St. Martin
in Tournay stammende Handschrift in Brüssel (Textabb. 2b) angeführt. Beziehungen
zwischen Polen und Belgien waren vorhanden. So lesen wir in den Quellen des
Klosters Arroasia (Arronaise, nicht weit von Arras) unter dem Abt Gervasius (1121—
1147), daß Filialen des Klosters in Polen gegründet wurden, deren Prälaten jedes
Jahr einmal zu Informationen nach Belgien kamen. Der Gnesener Tür vergleich#
bare Gußwerke finden wir aber auch in Belgien nicht.
Unter den verschiedenen angeführten Möglichkeiten scheint mir die böhmische
Herkunft die meiste Grundlage zu bieten, umsomehr als man dort mit Einberufung
auswärtiger Künstlerpersönlichkeiten rechnen kann, doch ist^ die Beweisführung für
eine bestimmte Entscheidung noch nicht fest genug, und c =_ ......
Dabei ist auch der Reliefstil zu berücksichtigen. Diesem ver =_r 4s
stil entspricht keine der sächsischen Türen, viel eher die A e_ . m
wie um 1100 die böhmische Miniaturenschule die bayei =_r
spiegelt, könnte auch die Gußtechnik von Bayern gekom |-
In der Herstellung ist die Qualität der verschiedener i-^
handeln: der Gesamtentwurf der Tür, die Modellierung |-o
der Sandform, der eigentliche Guß und die nachträglicf =-r
Prozesse können an sich gut oder schlecht sein und da §-
Bei den Gnesener Türen herrscht nun auf all diesen \ e~
und dementsprechend ist es sehr schwer, zu bestimmter = ^
umsomehr als es sehr oft nicht leicht zu entscheiden ist, lf~
Modell und welche der Ziselierung angehören, welche f s
der Wachs# oder der Sandform, der ungenügenden Me -
bildung oder späterer Korrosion durch Luft und Wasser
In der Hauptsache kann man das Folgende aussagen: d e_
alle Szenen in disponierender Zeichnung umfaßte, ist o£ |_

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