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Otto Harrassowitz, Buchhandlung und Antiquariat
Bücher-Katalog (Nr. 392): Tausend alte Drucke aus drei Jahrhunderten (1468 - 1772); Americana, Inkunabeln, Alte Geographie, Holzschnittbücher, Kupferstichwerke, Reformationsliteratur in Originaldrucken usw. — Leipzig: Otto Harrassowitz, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.57237#0020

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10

AENEAS SILVIUS — ASTRONOMIE, ASTROLOGIE ETC.

Schiff). Am Schluß: C Impresso in Venetia per Zorzi di Rusconi
Milanese. . . . M. D. XX. (1520). 8°. Ldrbd. 103 Bll. 4500.—
Harrisse, Additions 59; Röhricht, Bibliotheca geograph. Palaest. 163, No. 6; Brunet,
Supplement, pag. 845, welcher sagt: „Cette edition est si rare que M. Harrisse la decrit
en exprimant quelques doutes sur son existence; le seul exemplaire connu, d’aprfes
lequel Brunet et Graesse l’ont signalee, etait celui de la vente Hibbert.“ —
Auf Bl. 89-100 der wichtige Bericht über die Expedition der Spanier nach Yucatan
unter Juan de Grijalva im Jahre 1518, von dem das Land „Nueva Espana“ getauft
wurde.
Bl. a, ist etwas verheftet, an den Rändern etwas knapp beschnitten, sonst wohl-
erhaltenes und vollständiges Exemplar dieser eminent seltenen Ausgabe.

30 Aeneas Silvius (= Papst Pius II). Eneas Siluius: darnach Bapst
Pius Secundus genand, Der gelerts aller Bepst, sagt von Frawen gluck,
Wie sie manchen vnuerdienten menschen, so bald als den besten erhöhet,
jun Deudsch Reim gefast durch Georgen Motschidler (Buchsemeister
von Wittenberg). 0. 0., Dr. u. J. (1539). 4°. 16 Bll. 600.—
Goedeke 11,282, No. 45, 2; Weller, Annalen 1,310, No. 99; Hayn-Gotendorf, Bibi.
Germ. erot. I, 30. Ganz in Versen. Die Reimzeilen auf dem Titel lauten:
„Das Bapstum gwislich manche jar,
Gesündigt hat gantz offenbar.
Wider Gott vnd sein heilig wort,
Daraus gefolgt so manich mord.
Dem glück es wol gefallen hat,
Nu stet es auff dem letzten grad.
Bekert sichs nicht, vnd thut bald bus,
Ewig es gwis verderben mus.“

ASTRONOMIE, ASTROLOGIE UND PROGNOSTIKEN.
31 Joachimus, abbas Florensis et Anselmus, episcopus Marsicanus. Vaticinia,
sive prophetiae, quibus rota et oraculum Turcicum adiecta sunt. Cum
praefatione et adnotationibus Paschalini Regiselmi. (Lat. etltal.). Venetiis,
Hieron. Porrus 1589. kl. 4". Mit Kupfertitel u. 34 mystisch-prophetischen
Kupfertafeln. Prgtbd. Einige Bll. gering durch Wurmstich beschädigt.
600.—
Joachim, gestorben 1202 als Abt zu Fiore in Calabrien, ist der Begründer einer nach
ihm benannten Lehre, des sogenannten Joachimismus, die in dem Gedanken der drei
Zeitalter, des Zeitalters des Vaters (d. h. des Gesetzes!, des Sohnes (d. h. der Sakramente)
und des Geistes (d. h. der freien Auslegung der Schrift) gipfelt. Aus den trostlosen Zu-
ständen in Kirche und Kurie des 12. Jahrhunderts sucht Joachim das Ende des zweiten
und den Beginn des dritten Zeitalters herzuleiten. Seinen Weissagungen liegt ein ernstes
und fleißiges Studium der Heiligen Schrift zugrunde, in dem er den Parallelisraus
zwischen alttestamentlicher und neutestamentiicher Geschichte aufzudecken sucht. Seine
Lehre fand viele Anhänger, aber, da sie sich gegen das verderbliche Walten mancher
Päpste wandte, auch viele Widersacher. So verdammte im Jahre 1260 das Konzil von
Arles „libros Concordantianim et alios libros Joachimiticos.“ Doch ließ sich Joac^ims
Lehre hierdurch nicht unterdrücken, sondern blieb, durch italienische Minoriten weiter aus-
gebaut, noch Jahrhunderte lang fortbestehen, wie diese späte Ausgabe des Werkes zeigt.
Hier findet sich auch das „Oraculum Turcicum“, als das von Joachim verkündete
Rachegericht durch die Sarazenen, wieder.
Vgl. Reusch, Index d. verbotenen Bücher, I, pag. 18—21. — J. J. Döllinger, Weissagungs-
glaube u. Prophetentum in der christlichen Zeit, im Histor. Taschenbuch 1871, pag. 319
bis 338. — Der Abt Joachim wird auch in Dantes göttlicher Komödie (II Paradiso 12,
139 ff.) erwähnt: „und hier an meiner Seite
Erglänzt Abt Joachim, der Calabrese,
Der mit prophet’schem Geiste war begabt.“

OTTO HARRASSOWITZ, LEIPZIG.
 
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