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Hartlaub, Gustav Friedrich; Poensgen, Georg [Gefeierte Pers.]
Georg Poensgens Wirken als Leiter des Kurpfälzischen Museums: eine Würdigung zu seinem 60. Geburtstag — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.17232#0003
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I.

In Heidelberg fällt dem Städtischen Museum eine besondere
Aufgabe zu: es soll dem fast allzu anziehungskräftigen »Außen-
Posten« des berühmten Schlosses, hinter dessen Volkstümlich-
keit die eigentliche Stadt zurückzutreten droht, einen inneren
Sammelpunkt gegenüberstellen, der mehr zum Verweilen ein-
lädt und der erst die Ganzheit von Schloß und Stadt mit all
ihren Sehens= und Merkwürdigkeiten dem Besucher zum Be-
wußtsein bringt.

Zwei Jahrzehnte und mehr, nämlich von 1912 bis zum Beginn
des sogenannten Dritten Reiches, hatte Karl Lohmeyer seine
Mission als Museumsvorstand in diesem Sinne betätigt. Dieser
bedeutende Vorgang mußte seinen Nachfolger zu einem be-
sonders hohen Maßstab verpflichten, dessen Erfüllung freilich
inzwischen viel schwerer geworden war. Schon während des
»Noch=Friedens« unter dem Naziregime gab es Hemmungen
für eine gedeihliche Weiterentwicklung genug; vielleicht war es
darum gut, daß ein neuer Museumsleiter damals noch nicht er-
nannt wurde und man sich mit einem provisorischen Zustand
begnügte. Als dann, wie nicht anders zu erwarten, der neue
Weltkrieg ausgebrochen war, sah sich das Museum, wie über-
all, zur Auslagerung seiner Schätze und damit zu völliger Wir-
kungslosigkeit verurteilt - ein Zustand, der sich zwangsläufig
auch auf die ersten Nachkriegsjahre ausdehnte, in denen das
Chaos nur noch sichtbarer wurde.

Erst im Frühjahr 1949 gab die Besatzungsmacht, die das Mu-
seumspalais für ihre eigenen militärisch=geselligen Zwecke be-
schlagnahmt hatte, das Haus frei und unterstellte es wieder der
kommunalen Verwaltung. Zum Glück hatte sich diese schon im
Jahre zuvor entschlossen, nicht zu dem früheren vorläufigen
Zustand zurückzukehren. Man hatte eine geeignet erscheinende,
voll dazu ausgebildete Persönlichkeit, Dr. Georg Poensgen, vor
die vollamtliche Aufgabe gestellt, das herabgekommene Haus
mit seinen mannigfachen verstreuten Sammlungsinhalten nach
der alsbald zu erwartenden Freigabe wieder seinem Sinne zu-

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