Es gehört zu den Überraschungen der abendländischen
Kunstgeschichte, daß sich in Deutschland auf dem
Felde der Malerei, die im Vergleich zu den burgundischen
Niederlanden und zu Italien bisher nur eine verhältnis-
mäßig provinzielle Rolle gespielt hatte, in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts plötzlich ein wahrer Früh-
ling und Sommer entfalten konnte. In dem kurzen
Zeitraum zwischen den siebziger und neunziger Jahren
kamen Persönlichkeiten vom Range eines Albrecht Dürer,
eines Matthes Gotthardt Nithard, eines Hans Holbein
d. J. zur Welt, dazu Meister wie Albrecht Altdorfer,
Wolf Huber, Hans Baldung Grien, Lukas Cranach —
um nur die Repräsentativsten zu nennen: alle in frucht-
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