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Das Unbewusste im Instinct.
Instinct ist zweckmässiges Handeln ohne Bewusst-
sein des Zwecks. — Ein zweckmässiges Handeln mit Bewusst-
sein des Zwecks, wo also das Handeln ein Resultat der Ueberlegung
ist, wird Niemand Instinct nennen; ebenso wenig ein zweckloses
blindes Handeln, wie die Wuthausbrüche rasender, oder zur Wuth
gereizter Thiere. — Ich glaube nicht, dass die an die Spitze gestellte
Definition von denen, die überhaupt einen Instinct annehmen, An-
fechtungen zu erleiden haben dürfte; wer aber alle gewöhnlich so
genannte Instincthandlungen der Thiere auf bewusste Ueberlegung
derselben zurückführen zu können glaubt, der leugnet in der That
jeden Instinct, und muss auch consequenterweise das Wort Instinct
aus dem Wörterbuch streichen. Hiervon später.
Nehmen wir zunächst die Existenz von Instincthandlungen im
Sinne der Definition an, so könnten dieselben zu erklären sein:
1) als eine blosse Folge der körperlichen Organisation, 2) als ein von
der Natur eingerichteter Gehirn- oder Geistesmechanismus, 3) als eine
Folge unbewusster Geistesthätigkeit. In den beiden ersten Fällen
liegt die Vorstellung des Zweckes weit rückwärts, im letzten liegt
sie unmittelbar vor der Handlung; in den beiden ersten wird eine
ein für allemal gegebene Einrichtung als Mittel benutzt, und der
Zweck nur einmal bei Herstellung dieser Einrichtung gedacht, im
letzten wird der Zweck in jedem einzelnen Falle gedacht. Betrachten
wir die drei Fälle der Reihe nach.
Der Instinct ist nicht blosse Folge der körperlichen
Organisation, denn: a) die Instincte sind ganz verschie-
den bei gleicher Körperbeschaffenheit. Alle Spinnen ha-
ben denselben Spinnapparat, aber die eine Art baut strahlenförmige,
die andere unregelmässige Netze, die dritte gar keine, sondern lebt
in Höhlen, deren Wände sie überspinnt und deren Eingang sie mit
einer Thür verschliesst. Zum Nestbau haben fast alle Vögel im Wesent-
lichen dieselbe Organisation (Schnabel und Füsse), und wie unendlich
verschieden sind ihre Nester an Gestalt, Bauart, Befestigungsweise (ste-
hend, klebend, hängend), Oertlichkeit (Höhlen, Löcher, Winkel, Zwiesel,
Das Unbewusste im Instinct.
Instinct ist zweckmässiges Handeln ohne Bewusst-
sein des Zwecks. — Ein zweckmässiges Handeln mit Bewusst-
sein des Zwecks, wo also das Handeln ein Resultat der Ueberlegung
ist, wird Niemand Instinct nennen; ebenso wenig ein zweckloses
blindes Handeln, wie die Wuthausbrüche rasender, oder zur Wuth
gereizter Thiere. — Ich glaube nicht, dass die an die Spitze gestellte
Definition von denen, die überhaupt einen Instinct annehmen, An-
fechtungen zu erleiden haben dürfte; wer aber alle gewöhnlich so
genannte Instincthandlungen der Thiere auf bewusste Ueberlegung
derselben zurückführen zu können glaubt, der leugnet in der That
jeden Instinct, und muss auch consequenterweise das Wort Instinct
aus dem Wörterbuch streichen. Hiervon später.
Nehmen wir zunächst die Existenz von Instincthandlungen im
Sinne der Definition an, so könnten dieselben zu erklären sein:
1) als eine blosse Folge der körperlichen Organisation, 2) als ein von
der Natur eingerichteter Gehirn- oder Geistesmechanismus, 3) als eine
Folge unbewusster Geistesthätigkeit. In den beiden ersten Fällen
liegt die Vorstellung des Zweckes weit rückwärts, im letzten liegt
sie unmittelbar vor der Handlung; in den beiden ersten wird eine
ein für allemal gegebene Einrichtung als Mittel benutzt, und der
Zweck nur einmal bei Herstellung dieser Einrichtung gedacht, im
letzten wird der Zweck in jedem einzelnen Falle gedacht. Betrachten
wir die drei Fälle der Reihe nach.
Der Instinct ist nicht blosse Folge der körperlichen
Organisation, denn: a) die Instincte sind ganz verschie-
den bei gleicher Körperbeschaffenheit. Alle Spinnen ha-
ben denselben Spinnapparat, aber die eine Art baut strahlenförmige,
die andere unregelmässige Netze, die dritte gar keine, sondern lebt
in Höhlen, deren Wände sie überspinnt und deren Eingang sie mit
einer Thür verschliesst. Zum Nestbau haben fast alle Vögel im Wesent-
lichen dieselbe Organisation (Schnabel und Füsse), und wie unendlich
verschieden sind ihre Nester an Gestalt, Bauart, Befestigungsweise (ste-
hend, klebend, hängend), Oertlichkeit (Höhlen, Löcher, Winkel, Zwiesel,