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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1902 — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.71029#0102

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1902

Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen

Nr. 13

als willkommene Gelegenheit wahr, durch ein grösseres
Sportsfest weitere Kreise für seine Bestrebungen zu
interessieren.
Um 4 Uhr begannen die Spiele, in denen sich die
Mitglieder des A. S. C. Heidelberg mit den Schülern von
Heidelberg und Neuenheim College massen. Der Berliner
A. S. C., der vier Mann gemeldet hatte, telegraphierte
leider in letzter Stunde noch ab.
Im Laufe über hundert Meter stellten sich sieben
Mann dem Starter. Von den drei Vorläufen kamen je-
weils die ersten in die Entscheidung. Erster wurde im
Entscheidungslauf Dr. iur. Schricker A. S. C., in der guten
Zeit von 11 drei Fünftel Sekunden (deutscher Rekord
11 Sek., Meisterschaft Berlin für 1902: 11 4 Fünftel Sek.),
in anbetracht der für diesen Lauf etwas ungünstigen
Bodenverhältnisse eine ganz hervorragende Leistung.
Zweiter wurde stud.med. v. Schröders A.S.C., dritter stud.
ing. Schneck A.S.C. Den Hochsprung gewann Schölte H.C.
mit 1,56 Meter in sehr elegantem Stil gegen Fallowfield I
H.C. mit 1,53 Meter. Im Diskuswerfen wurde stud. ehern.
Beer A.S.C. (26,85 Meter) erster gegen Dr. Schricker
A. S. C. Die nächste Programmnummer: Lauf über 800
Meter, war offen nur für Schüler von H. C. und N. C.
N. C. belegte beide ersten Plätze für sich mit Fallow-
field I (2 Min. 11 ein Fünftel Sek.) und Cyre. Die Zeit
ist sehr gut. Den ersten Preis im Weitsprung sicherte
sich Dr. Schricker A. S. C. mit 6,10 Meter gegen Fallow-
field I N. C. (5,15 Meter). Ebenso siegte Dr. Schricker
A. S. C. im Hürdenrennen über 110 Meter leicht mit 18
Sekunden gegen Schölte H. C. II und stud. iur. F. Ull-
rich A. S. C. III.
Den ersten Preis im Kugelstossen holte sich stud.
phil. Fischer A. S. C. mit 9 Meter 70 Cent, gegen Dr.
Schricker A. S. C. (9 Meter 35 Cent.) und Fallowfield I
N. C. (8 Meter 70 Cent.).
Die beste Leistung im Cricketballwerfen erzielte
Dr. Schricker A. S. C. äusser Konkurrenz mit 86 Meter
60 Cent. Erster wurde cand. med. Beer A. S. C. mit
79,50, zweiter Fallowfield I N. C. (73 Meter), dritter
Muirhead H. C. (70).
Das Dreibeinlaufen gewannen in schönem Stil von
Schröders-Uhl A. S. C. (16 Sek.) gegen Cory-Eichholz
A. S. C.

täten herbeigezogen, deren Angaben er dem Wortlaut nach wiedergiebt.
Das Verfahren kann das Vertrauen in sein Werk nur erhöhen. Mit
Freude wird mancher, der sich für das Werk interessierte, wahrnehmen,
wie gewissenhaft auch unbedeutenden Anregungen Folge gegeben ist,
wenn sie dem Werke nützen konnten.
In einem Abschnitt aber erscheint das Werk auch wahrhaft ori-
ginal. Bisher kannten wir die Geschichte Heidelbergs und seiner Um-
gebung nur von der unbewiesenen Burggründung Konrads von Staufen
im 12. Jahrhundert, höchstens mit einem flüchtigen Blick streifte man
noch die Zeit der Römerherrschaft 1000 Jahre zuvor. In diesem Buch
aber führt uns ein lichtvoller Pfad in das frühere Mittelalter zurück,
in die Zeit, da der Krummstab unserer Gegend die erste Kultur
brachte, in die Zeit der Franken und Allemannen, dann der Sueben
und Römer, weiter der Kelten und in die graue Vorzeit hinein, da
unbekannte Völker hier mit Steinwerkzeugen hantierten. Mit einem
Male erscheint unsere Gegend belebt in einer Zeit, über der bisher
ein dämmerndes Dunkel lag. Und sie hat Pfaff erforscht, zum wenig-
sten an der Hand handschriftlicher Urkunden, sondern auf Grund der
Kulturzeugen, die er in unermüdlichem Forschungseifer und geschärftem
Spürsinn aus der Erde hob. Nun haben wir die Beweise dafür, dass
Neuheidelberg schon seit der Steinzeit — wohl ununterbrochen — be-
siedelt war. Selbst die Zeit der Keltenherrschaft rückt schon in hellere
Beleuchtung, und gar die römische Niederlassung können wir, samt
ihrer Befestigung, zu beiden Seiten des Neckar ziemlich genau feststellen.
Aber bei der ausführlichen Darstellung der Geschichte bleibt
Pfaff nicht stehen, in derselben Weise schildert er uns die Gegenwart.
Wir lernen die Gemarkung und die Bewohner kennen, deren Beschäf-
tigung in Ackerbau, Handwerk und Industrie, die städtische Verwal-
tung, die hygienischen Einrichtungen, die Vorzüge der Stadt für
Kranke, die Anzahl der Niederschläge, das Wachstum der Stadt, seine
Kapitalkraft, den Fremdenverkehr, die Verkehrswege in Nah und Fern,
das geistige Leben (Wissenschaft, bild. Künste, Musik, Theater), die

Im Fussball-Weitstoss (Association-Ball) siegte Dr.
Schricker A. S. C. mit 50 Meter 18 Cent, gegen Eich-
holz A.S.C. 42 Meter 15 Cent.
Das »Ereignis“ bildete der Vereins-Stafettenlauf
über 400 Meter. Wäre der Wettlauf auch ungleich in-
teressanter gewesen, wenn die Berliner vorzügliche
Stafettenmannschaft am Start erschienen wäre, so bot
doch der Kampf der N. C.-Mannschaft gegen die des
A. S. C. des Spannenden genug. Der A. S. C., der die
Aussenseite gezogen hatte, musste mit zwei Ersatz-
leuten antreten und lange Zeit schien es denn auch,
als ob der Stafetten-Pokal an N. C. kommen sollte, bis
die vorletzte Stafette stud. med. v. Schröders in gross-
artigem Endspurt das verlorene Terrain nahezu ganz
aufholte. Die Entscheidung brachte dann der Matador
des A. S. C., Dr. Schricker, der nach scharfem Kampf
mit dem wacker laufenden Fallowfield II die schwarz-
gelbe Flagge sicher vor N. C. durch das Ziel trug.
Den Schluss der Spiele bildete ein Trostlauf über
200 Meter für die, welche keinen ersten Preis gewonnen
hatten. Den ersten Preis sicherte sich hier H. Schneck,
cand. ing. A. S. C. vor stud. phil. 0 Nirrnheim.
Musiktusch und lauter Beifall begrüsste jeweils die
Sieger. Nach Beendigung der Spiele verteilte Frau
Direktor Girdlestone liebenswürdigst die wohlverdienten
Preise unter die Sieger. Ein kräftiges Hip, Hip, Hurrah!
auf das Gedeihen des Sports unter der akademischen
Jugend Heidelbergs und ein weiteres- auf Frau Direk-
tor Girdlestone beschloss die ohne Misston. verlaufene
schöne Feier.
Das Tennis-Turnier des A. S. C., das am Freitag
früh seinen Anfang nahm, konnte wegen der zahlreichen
Meldungen noch nicht zu Ende gespielt werden; die
Entscheidung wird hier im Laufe der Woche fallen.

Von «anderen Hochschulen.
Studierende an deutschen Universitäten. Die 21
deutschen Universitäten (Berlin, München, Leipzig, Bonn,
Freiburg i. B., Breslau, Halle, Heidelberg, Tübingen,
Schulen, die Geselligkeit, schliesslich charakterisiert er uns die Be-
wohner in ihrer pfälzer Eigenart.
Im 4. Abschnitt führt er uns von Strasse zu Strasse. Wie schärft
sich da unter seiner kundigen Leitung der Blick auch für scheinbar
Unbedeutendes, wie lehrt er uns so auch im Kleinsten die Vergangen-
heit besser verstehen, wie vieles fällt uns jetzt auf, an dem wir früher-
achtlos vorübergingen. Auch in dieser Hinsicht ist das Buch durch-
aus originell. Keiner von allen, die vorher Heidelberg beschrieben
haben (und ihre Zahl ist nicht gering), hat seinen Blick mit solcher
Liebe auch auf die kleinsten Erscheinungen der Kulturgeschichte ge-
richtet.
Im 5. Abschnitt folgt die Schilderung der Universität, auch hier
mit gleicher Betonung von Geschichte und Gegenwart. Wir erhalten
nicht nur einen Ueberblick aus der grossen Gesamtgeschichte, sondern
wiederum jede Fakultät wird uns mit ihren hervorragendsten Ver-
tretern, wenigstens für das 19. Jahrhundert, von berufenen Federn be-
sonders geschildert und entsprechend später, da wo das Studenten-
leben der Gegenwart, die Korporationen, Heidelberger Sitte und Brauch
unter ihnen, ihre Gliederung, ihre Beziehung zur Bürgerschaft darge-
stellt, wird nicht die Geschichte des Studentenlebens im 19. Jahr-
hundert vergessen.
Dass bei dem 6. Abschnitt „das Schloss“ die Fülle des neuer-
dings über diesen Gegenstand veröffentlichten Materials vollkommen
verarbeitet ist, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Be-
sonders interessiert uns dabei natürlich auch die ausführlich behandelte
Frage der Wiederherstellung des Schlosses, das sorgsame Abwägen des
Für und Wider, bei dem die tiefe künstlerische Empfindung für das
Romantische streitet mit den möglicherweise gebieterischen Forderungen
der Fachmänner.
Die Umgebung (Abschn. 7) ist seit der ersten Auflage ebenfalls
nach allen Richtungen erweitert; auch .hier wird der Leser auf so
vieles aufmerksam gemacht, was gewiss manchem früher entgangen
 
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