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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1902 — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.71029#0117

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Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird uiientgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.

Sommer-Halbjahr 1902.

Nr. 15.

Samstag, 2. August 1902.

Grossh. Bad. Universitäts-Bibliothek
Heidelberg.
In der Zeit vom 1. bis 7. August sind der Instruktion
gemäss sämtliche aus der Universitäts-Bibliothek ent-
liehenen Bücher zurückzuliefern. An diesen Tagen findet
kein Ausleihen statt, dagegen ist das Lesezimmer wie ge-
wöhnlich zur Benützung geöffnet.
Grossh. Direktion.
_Wille.
Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 1. August 1902.
Geh. Rat Kuno Fischer Exc. beging am 23. Juli
den 78. Geburtstag. Seine Hörer hatten als Ausdruck ihrer
Glückwünsche den Hörsaal geschmückt, für welche Ehrung
Exc. Fischer in längerer Rede dankte, indem er u. a. ausführte:
„Ich blicke von der Höhe meiner 78 Jahre, fast achtzigjährig
auf eine akademische Lehrthätigkeit zurück, die hundert und
einige Semester zählt, und noch fühle ich etwas in mir, das
noch nicht gealtert ist. Die Unkraft des Alters muss ja
kommen und wird kommen, die Nacht, da man nicht mehr
wirken kann. Für mich ist sie noch nicht angebrochen.
Ich blicke auf diese grosse Zahl der Semester zurück, in
denen ich ununterbrochen lehrte. Ich habe nie Urlaub ge-
nommen, nie bin ich krank gewesen; mein Leben war voll-
kommen erfüllt vom Lehren. Jenseits liegen die Lernjahre
der Schule und Universität. Wohl haben in meinem Leben
die Wanderjahre gefehlt, aber ich habe sie nicht vermisst.
Nach einer kurzen Zeit der Privatlehrer-Thätigkeit trat ich
in die akademische Laufbahn, zögernd und zagend, denn die
Schwierigkeiten waren mir gegenwärtig. Doch ist es mir
schnell gelungen, schon im ersten Semester habe ich einen
beträchtlichen Kreis von Zuhörern um mich versammelt, von
dem ich und der von mir angeregt wurde. So bin ich durch
eine grosse Zahl von Semestern hindurchgegangen. Ich habe
einen grossen Teil der Jugend des deutschen Volkes, — denn
das sind die Studenten — an mir und in mir erlebt, Gene-
rationen an mir vorüberziehen sehen. Jedes Semester wurde
mir ein dramatischer Akt, der mich interessierte. So ist das
tiefzurückgezogene Leben ein innerlich sehr bewegtes und
mannigfaltiges gewesen. Gleich im ersten Semester hatte
ich das Gefühl: das ist mein Thema. Es ist ein köstliches
Gefühl, dass man nicht erst viel herumtastet, dass man sagen
kann wie von der Liebe: es giebt kein Widerstreben, keine
Wahl. Es ist ein grosses Glück, ergriffen zu werden und
zu ergreifen, und dies Glück ward mir zuteil. So ging ich
durch all die Semester, immer interessiert von dem Schau-
spiel, das mich erwartete, von der Wechselwirkung zwischen
dem Lehrer und der Jugend. Das bringt eine geistige Frucht
und ein fortwirkendes Leben ; daraus entsteht etwas, das noch
nicht gealtert ist. Dem schreibe ich es zu, dass die Jugend
mir zuströmt und mich gerne hört. Wenn diese Wirkung

nicht mehr ist, dann werde ich auch nicht mehr reden. Diese
Kraft danke ich der Jugend; mit ihr zu leben, ist ein echter
Verjüngungstrank, der nicht aus der Hexenküche, sondern
aus dem wahren Jungbrunnen kommt.“
Aus dem Lehrkörper. Der Grossherzog hat dem
mit der Leitung der astrophysikalischen Abteilung der Stern-
warte bei Heidelberg betrauten ausserordentlichen Professor,
Hofrat Dr. Max Wolf, die etatmässige Amtsstelle eines
Vorstandes der Sternwarte übertragen und denselben zum
ordentlichen Professor der Astro- und Geophysik an der Uni-
versität Heidelberg ernannt.
Rudersport. Auf der Giessener Jubiläums-
regatta siegte im Stu den tenvierer die Mannschaft
der Rudergesellschaft Heidelberg gegen die des
Heidelberger Ruderklubs sicher mit einer Länge und gegen
die Rudergesellschaft Giessen, welche drei Längen zurücklag.
Von anderen Hochschulen.
Münster i. W. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht nun-
mehr die Namen der sämtlichen ordentlichen Professoren,
die für die neu errichtete rechts- und staatswissenschaftliche
Fakultät ernannt wurden. Es sind die Professoren Dr. L. v.
Savigny (Marburg), Dr. H. Erman (Lausanne), Dr. P.
Krückmann (Greifswald), Dr. H. Schreuer (Prag), Dr.
E. Jacobi (Breslau), Dr. J. Heim berg er (Strassburg) —
Sämtliche für die Rechtswissenschaft — Dr. H. Waentig
(Greifswald). Dr. Max v. Heckel (bisher in der philosophi-
schen Fakultät zu Münster) — beide letztere für National-
ökonomie und Finanzwissenschaft. — Als ausserordentliche
Professoren der Rechtswissenschaft wurden berufen Dr.Thom-
sen (Kiel), Dr. Naendrup (Breslau), Dr. Krüger (bisher
Bibliothekar an der Paulinischen Bibliothek in Münster). —
Ausserdem wurden mit der Abhaltung von Vorlesungen noch
beauftragt der Ober-Landesgerichtsrat Dr. Modersohn
(Hamm i. W.) und der Regierungsrat Dr. Lotz (Münster).
Aus der Gelehrten-Welt.
Wörterbuch der klassischen Rechtswissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
beschäftigt sich zur Zeit mit der Ausarbeitung eines
„Wörterbuchs der klassischen Rechtswissenschaft“. Die
Oberleitung des Unternehmens liegt, der Nationalzeitung
zufolge, in den Händen des Professors Kühler, der auch
den ersten Band (A—C) bearbeitet. Die übrigen Bände
werden von Dr. Grupe (D—G), Di'. Hesky (H-M), Dr.
Brasloff (N—Q) und Dr. Volkmar (R- Z) hergestellt.
Durch Mittel aus dem königlichen Dispositionsfonds ist
die Ausführung dieses grossen Werkes in erster Linie
möglich geworden.
 
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