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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg — 1904

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Nr.11
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https://doi.org/10.11588/diglit.74185#0085
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Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Sommer-Halbjahr 1904. Nr. ll. Samstag, 2. Juli 1904.

Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 1. Juli 1904.
Victor Meyer-Preis. Zum ehrenden Andenken an
den verstorbenen Professor der Chemie und Direktor
des chemischen Laboratoriums der Universität Heidel-
berg ist von Freunden und Schülern vor einiger Zeit
ein sogenannter „Victor Meyer-Preis" gestiftet worden.
Derselbe wird jedes Jahr von einer Kommission von
Dozenten und Assistenten des Instituts unter dem Vor-
sitze des Direktors für die besten aus dem chemischen
Universitäts - Laboratorium hervorgegangenen wissen-
schaftlichen Schülerarbeiten zuerkannt. Für das Jahr
1903 wurden zwei Preise verliehen, und zwar Dr. Ernst
Müller aus Esslingen (Württemberg) für die Arbeit
„Ueber Diazofettsäureester“, und Herrn Rich. Sautter
aus Heidelberg für die Arbeit „Leber optisch aktive
Benzolkohlenwasserstoffe". Die Ueberreichung eines Di-
ploms und eines Geldpreises in Höhe von je 250 Mark
fand am letzten Freitag in Gegenwart der Lehrer und
Praktikanten des chemischen Universitätslaboratoriums
durch Geheimrat Curtius statt.
Habilitation. Bei der medizinischen Fakultät habi-
litiert sich der Assistent an der medizinischen Klinik
Dr. Siegfried Schoenborn. Die Probevorlesung fin-
det Samstag, den 2. Juli 1904, mittags 12 Uhr im Hör-
saal der medizinischen Klinik statt und hat zum Gegen-
stand: „Die Bedeutung der Lumbalpunktion für Diagnose
und Therapie."
Todesfall. In der Nacht vom 24. auf 25. Juni ver-
schied der a. o. Professor Hofrat Dr. Z. Oppenheimer
nach kurzem Krankenlager im Alter von 74 Jahren.
Zur Bestattung am Montag, 27. ds. versammelten sich
die Vertreter der Hochschule und der Studentenschaft
am Krematorium. Se. Magnifizenz der Prorektor Hof-
rat Dr. Braune brachte die innigste Teilnahme der Uni-
versität, deren Lehrkörper Oppenheimer 50 Jahre an-
gehört hatte, zum Ausdruck, und versicherte, dass die
Ruperto-Carola dem rastlosen Arbeiter ein ehrenvolles
Gedenken bewahren werde. Er legte im Namen der
Universität einen herrlichen Kranz nieder. Alsdann gab
Geh. Hofrat Dr. Knauff als Dekan der medizinischen
Fakultät sowohl wie auch als engerer Kollege in warmen
und beredten Worten ein Bild des Verstorbenen und
legte einen Kranz namens der medizinischen Fakultät
nieder. Auch namens der Studentenschaft und des S. C.
wurden Kränze niedergelegt.

Ausschuss der Studentenschaft.
Die Wahlen der Vertreter der Nichtinkorporierten
im Weiteren Ausschuss finden statt:
1. für die juristische Fakultät: Samstag, den 9. Juli,
11 11. s. t. im Auditorium 13;
2. für die medizinische Fakultät: Samstag, den 9. Juli,
12 h. s. t. im Hörsaal des Herrn Geheimrat Erb;
3. für die naturwissenschaftlich-mathematische Fakul-
tät: Freitag, den 8. Juli, 4 h. s. t. im kleinen Hör-
saal des chemischen Laboratoriums;
4. für die philosophische Fakultät: Freitag, den 8. Juli,
12 h. s. t. im Auditorium 13;
5. für die theologische Fakultät: Freitag, den 8. Juli,
11 11. s. t. im Auditorium 13.
K. Hochschwender (Frankoniae),
Schriftführer.
Die Heidelberger Schlossruine.
(Entgegnung.)
Der unter dem Titel: „Wer rettet die Schlossruine?"
in Nr. 10 der „Akademischen Mitteilungen" erschienene, von
C. A. M. unterzeichnete Aufruf erinnert mich unwillkürlich
an ein kleines Geschichtchen, das ich irgendwo einmal ge-
lesen habe und das ich jenem Verfasser nicht vorenthalten
kann.
Ein Anarchist vom Stamm der Flöhe — Kam ins Ge-
häuse einer Uhr. — „Potz Tausend, was für schöne Dinge!
— Wie regelrecht sich alles dreht, — Unglaublich, wie das
tickt und geht, — Und wie die Räder sich vertragen!" —
Da hub ein Rädchen an zu klagen: — „Wir tun die ganze
Arbeit nur, — Damit die Zeiger vorwärts kommen, — Die
aussen sich gemächlich dreh'n — Und im Brillantenschmucke
bläh'n. -— Wir selber haben nichts als Plage — Und leben
hoffnungslose Tage. — Schau, du bist noch ein mutig Tier,
— Hast frisches, warmes Blut in dir, — Tritt für uns ein
mit Bruderliebe! — Ein kühner Sprung in das Getriebe, —
Und alle ruh'n und feiern wir!" — Geschmeichelt spricht
hierauf der Floh: — „Vermag ich es, mit meinem Leben —
Den Lauf des Werkes aufzuheben, — Ich lasse mich zer-
malmen! Sieh! — Ich springe!... Hoch die Anarchie!"
— Entschlossen springt er in die Räder — Und findet seinen
Tod darin. — Er tat nicht gut: Der grosse Zeiger — Wies
stark zurück am Tag darauf, — Das Uhrwerk aber blieb im
Lauf.
Etwas zu diesem Versehen hinzuzufügen, ist kaum nötig.
Ich möchte nur fragen: Glaubt Herr C. A. M. wirklich, dass
„nur die Studentenschaft Heidelbergs das erlösende Wort
sprechen kann?" Wäre ein Eingreifen der Heidelberger
Studentenschaft nicht wie der Sprung in das Uhrwerk? Oder
vielmehr, da nun einmal Einer bereits den Sprung uns
 
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