Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUGKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Sommer-Halbjahr 1904. Nr. 14. Samstag, 23. Juli 1904.
Akademisches Direktorium.
Das Vorlesungsverzeichnis für das Winter-Semester
1904/5 ist erschienen und kann gegen Vorzeigung der
Legitimationskarte von den immatrikulierten Studieren-
den auf der Universitäts-Kanzlei in Empfang genommen
werden.
Heidelberg, den 18. Juli 1904.
Der Prorektor:
Braune.
Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 22. Juli 1904.
Kuno Fischer^Ehrung.
Die Adresse, die dem Geh. Rat Kuno Fischer seine
Schüler und Verehrer übermitteln werden, gestaltet sich
zu einer glänzenden Kundgebung. An fürstlichen Per-
sönlichkeiten beteiligen sich bis jetzt äusser Prinz
Heinrich XXXIII. Reuss j. L., der den Aufruf mit-
unterzeichnet hat, und dessen Urgrossmutter schon eine
Schülerin Fischers gewesen ist, Erbgrossherzog
Friedrich von Baden mit 50 Mark, nachdem er
schon für den Kuno Fischer-Preis 300 Mark gesandt
hat, ferner Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar mit
100 Mark „zur Ehrung unseres geliebten grossen Kuno
Fischer". Auch Prinz Georg Wilhelm von Cumber-
land, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, der bereits
200 Mark zur Stiftung sandte, hat sich an der Adresse
mit einem Beitrag beteiligt. Von hervorragenden Per-
sönlichkeiten des öffentlichen Lebens meldeten sich unter
vielen anderen Minister Eisenlohr, Staatsminister
v. Helldorf-Drakendorf, Oberkonsistorialrat Dr.
vonHase, Breslau, Geh. Kommerzienrat Adolf Kröner,
Stuttgart, General z. D. Putzki, Heidelberg, Hofburg-
theaterdirektor Dr. Schlenther, Wien, Oberschulrat
Dr. Waag, Karlsruhe, sowie Kollegen des Jubilars,
Professoren und Dozenten, von 17 Hochschulen. Der
Rektor der Albertina zu Königsberg, deren jüngster
Ehrendoktor Fischer ist, meldete allein 8 an. Auch
eine ganze Reihe von Damen hat sich schon gemeldet,
so Frau Luise v. Heimbruch-Varste, geb. v. Hell-
dorf, Frau Anna v. Helldorf - Drakendorf, Frau
Senatspräsident Angelika v. Hahn, geb. Guyet in Leip-
zig, Frau Geh. Rat Ladenburg, geb. Pringsheim in
Breslau, Frau Helene v. Mangold - Grabitz, geb.
v. Helldorf u. v. a. — Wie uns mitgeteilt wird, findet
heute Freitag eine öffentliche Ausstellung
der Adresse statt. Dieselbe ist ein im edelsten Re-
naissancestil gehaltenes Meisterstück der Edelschmiede-
kunst und hat auf Pergament folgende Widmung:
Seiner Exzellenz Herrn Wirklichen Geheimen Rat
Professor Dr. Kuno Fischer
nahen sich an dem Tage, da er das achtzigste Jahr
eines an Arbeit und an Erfolgen so unermesslich reichen 1
Lebens vollendet, seine Schüler und Verehrer, um dem
Meister der Rede und der Forschung für alles das, was
er ihnen in unvergesslichen Stunden dargeboten, für
alles, was er ihnen als Lehrer und Mensch gewesen ist
und dauernd bleiben wird, ihren ehrerbietigsten Dank
auszusprechen und ihm huldigend die herzlichen Glück-
wünsche darzubringen. Möge Gottes Gnade noch lange
über dem teuren Manne walten.
Im Namen und Auftrag:
(folgen die Namen der Unterzeichner des Aufrufs.)
In einer Kapsel, die an Edelstein besetzten Ketten hängt,
befindet sich ein Pergament mit allen Namen, die sich
gemeldet haben, in kunstvoller Malerei. Das Schluss-
stück der Kapsel ist ein Silbertäfelchen, auf dem sich
in feinster Silberschneidearbeit die Heidelberger Uni-
versität befindet. Entworfen und hergestellt ist das
Prunkstück in den Ateliers der Halleschen Edelschmiede
und Hofjuweliere A. Wratzke und F. Steiger. Es wird
in der Hofkunsthandlung Edmund von König den
ganzen 22. Juli ausgestellt sein.
Kuno Fischer-Preis. Von einer nicht genannt sein
wollenden Persönlichkeit in Landau ist der hiesigen
Universität für den Kuno Fischer-Preis die reiche Gabe
von 5000 Mark in hochherziger Weise zugewendet
worden. Die Gesamtsumme, die für diesen Preis zur
Verfügung steht, beläuft sich nunmehr schon auf über
9000 Mark.
Protestversammlung. Ueber die Protestver-
sammlung der Heidelberger Studentenschaft gegen die
Wiederaufrichtung des Otto -Heinrichsbaues wird an
anderer Stelle berichtet. Die einmütig angenommene
Erklärung hat folgenden Wortlaut:
Seit einer Reihe von Jahren machen sich Bestrebungen
geltend, die auf eine Wiederherstellung des Heidelberger
Schlosses ausgehen, und schon ist der Friedrichsbau
diesen Bestrebungen zum Opfer gefallen. Jetzt ist auch
der Ausbau des Otto - Heinrichs -Palastes beschlossen
worden, und nur über die Art der Bedachung wird noch
eine Kommission zu entscheiden haben.
So soll also wirklich die schönste und erhabendste
Ruine Deutschlands der Erneuerungswut unserer Tage
preisgegeben, soll wirklich, was unendlich eindrucksvoll
von dem Schicksal und der Zeit geschaffen wurde, zer-
stört, soll ohne Not an die Stelle des natürlich Gewor-
denen, Originalen ein künstlich Gemachtes, Gefälschtes
gesetzt werden? Die Ruine könnte nicht anders er-
halten werden, als indem man sie durch einen Neubau
vernichtet? Diese Ansicht zu teilen, wird jedem
schwer, der zu der Tüchtigkeit unserer Architekten Zu-
trauen hat. Dieses Zutrauen haben wir; wir sind der
festen Ueberzeugung, dass Baumeister und Ingenieure
Mittel finden werden, die Ruine noch für lange Zeit
in ihrem jetzigen Zustande zu konservieren. Aber selbst
wenn dies nicht der Fall wäre — niemals doch dürfte
an die Ruine gerührt, niemals das heilig Alte, Leben-
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUGKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Sommer-Halbjahr 1904. Nr. 14. Samstag, 23. Juli 1904.
Akademisches Direktorium.
Das Vorlesungsverzeichnis für das Winter-Semester
1904/5 ist erschienen und kann gegen Vorzeigung der
Legitimationskarte von den immatrikulierten Studieren-
den auf der Universitäts-Kanzlei in Empfang genommen
werden.
Heidelberg, den 18. Juli 1904.
Der Prorektor:
Braune.
Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 22. Juli 1904.
Kuno Fischer^Ehrung.
Die Adresse, die dem Geh. Rat Kuno Fischer seine
Schüler und Verehrer übermitteln werden, gestaltet sich
zu einer glänzenden Kundgebung. An fürstlichen Per-
sönlichkeiten beteiligen sich bis jetzt äusser Prinz
Heinrich XXXIII. Reuss j. L., der den Aufruf mit-
unterzeichnet hat, und dessen Urgrossmutter schon eine
Schülerin Fischers gewesen ist, Erbgrossherzog
Friedrich von Baden mit 50 Mark, nachdem er
schon für den Kuno Fischer-Preis 300 Mark gesandt
hat, ferner Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar mit
100 Mark „zur Ehrung unseres geliebten grossen Kuno
Fischer". Auch Prinz Georg Wilhelm von Cumber-
land, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, der bereits
200 Mark zur Stiftung sandte, hat sich an der Adresse
mit einem Beitrag beteiligt. Von hervorragenden Per-
sönlichkeiten des öffentlichen Lebens meldeten sich unter
vielen anderen Minister Eisenlohr, Staatsminister
v. Helldorf-Drakendorf, Oberkonsistorialrat Dr.
vonHase, Breslau, Geh. Kommerzienrat Adolf Kröner,
Stuttgart, General z. D. Putzki, Heidelberg, Hofburg-
theaterdirektor Dr. Schlenther, Wien, Oberschulrat
Dr. Waag, Karlsruhe, sowie Kollegen des Jubilars,
Professoren und Dozenten, von 17 Hochschulen. Der
Rektor der Albertina zu Königsberg, deren jüngster
Ehrendoktor Fischer ist, meldete allein 8 an. Auch
eine ganze Reihe von Damen hat sich schon gemeldet,
so Frau Luise v. Heimbruch-Varste, geb. v. Hell-
dorf, Frau Anna v. Helldorf - Drakendorf, Frau
Senatspräsident Angelika v. Hahn, geb. Guyet in Leip-
zig, Frau Geh. Rat Ladenburg, geb. Pringsheim in
Breslau, Frau Helene v. Mangold - Grabitz, geb.
v. Helldorf u. v. a. — Wie uns mitgeteilt wird, findet
heute Freitag eine öffentliche Ausstellung
der Adresse statt. Dieselbe ist ein im edelsten Re-
naissancestil gehaltenes Meisterstück der Edelschmiede-
kunst und hat auf Pergament folgende Widmung:
Seiner Exzellenz Herrn Wirklichen Geheimen Rat
Professor Dr. Kuno Fischer
nahen sich an dem Tage, da er das achtzigste Jahr
eines an Arbeit und an Erfolgen so unermesslich reichen 1
Lebens vollendet, seine Schüler und Verehrer, um dem
Meister der Rede und der Forschung für alles das, was
er ihnen in unvergesslichen Stunden dargeboten, für
alles, was er ihnen als Lehrer und Mensch gewesen ist
und dauernd bleiben wird, ihren ehrerbietigsten Dank
auszusprechen und ihm huldigend die herzlichen Glück-
wünsche darzubringen. Möge Gottes Gnade noch lange
über dem teuren Manne walten.
Im Namen und Auftrag:
(folgen die Namen der Unterzeichner des Aufrufs.)
In einer Kapsel, die an Edelstein besetzten Ketten hängt,
befindet sich ein Pergament mit allen Namen, die sich
gemeldet haben, in kunstvoller Malerei. Das Schluss-
stück der Kapsel ist ein Silbertäfelchen, auf dem sich
in feinster Silberschneidearbeit die Heidelberger Uni-
versität befindet. Entworfen und hergestellt ist das
Prunkstück in den Ateliers der Halleschen Edelschmiede
und Hofjuweliere A. Wratzke und F. Steiger. Es wird
in der Hofkunsthandlung Edmund von König den
ganzen 22. Juli ausgestellt sein.
Kuno Fischer-Preis. Von einer nicht genannt sein
wollenden Persönlichkeit in Landau ist der hiesigen
Universität für den Kuno Fischer-Preis die reiche Gabe
von 5000 Mark in hochherziger Weise zugewendet
worden. Die Gesamtsumme, die für diesen Preis zur
Verfügung steht, beläuft sich nunmehr schon auf über
9000 Mark.
Protestversammlung. Ueber die Protestver-
sammlung der Heidelberger Studentenschaft gegen die
Wiederaufrichtung des Otto -Heinrichsbaues wird an
anderer Stelle berichtet. Die einmütig angenommene
Erklärung hat folgenden Wortlaut:
Seit einer Reihe von Jahren machen sich Bestrebungen
geltend, die auf eine Wiederherstellung des Heidelberger
Schlosses ausgehen, und schon ist der Friedrichsbau
diesen Bestrebungen zum Opfer gefallen. Jetzt ist auch
der Ausbau des Otto - Heinrichs -Palastes beschlossen
worden, und nur über die Art der Bedachung wird noch
eine Kommission zu entscheiden haben.
So soll also wirklich die schönste und erhabendste
Ruine Deutschlands der Erneuerungswut unserer Tage
preisgegeben, soll wirklich, was unendlich eindrucksvoll
von dem Schicksal und der Zeit geschaffen wurde, zer-
stört, soll ohne Not an die Stelle des natürlich Gewor-
denen, Originalen ein künstlich Gemachtes, Gefälschtes
gesetzt werden? Die Ruine könnte nicht anders er-
halten werden, als indem man sie durch einen Neubau
vernichtet? Diese Ansicht zu teilen, wird jedem
schwer, der zu der Tüchtigkeit unserer Architekten Zu-
trauen hat. Dieses Zutrauen haben wir; wir sind der
festen Ueberzeugung, dass Baumeister und Ingenieure
Mittel finden werden, die Ruine noch für lange Zeit
in ihrem jetzigen Zustande zu konservieren. Aber selbst
wenn dies nicht der Fall wäre — niemals doch dürfte
an die Ruine gerührt, niemals das heilig Alte, Leben-