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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1898/99 — Heidelberg, 1898-1899

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Nr. 9 (17. Dezember 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25134#0070
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1898/99

Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen

Nr. 9

Vorsitz Göttingen: Herr Grote (Turnerschaft Ghibellinia).
I. Schriftführung (Protokollführung):
Heidelberg: Herr Hoffmann (Schwarze Verbindung Leonensia).
„ „ Trautwein (Burschenschaft Frankonia).
II. Schriftführung (Rednerliste):
Stuttgart: Herr Lenz (Burschenschaft Hilaritas).
Es folgt Feststellung der Stimmenzahl für jede Hoch-
schule.
Leipzig stellt Dringlichkeitsantrag, ihm das Wort zu
seiner persönlichen Rechtfertigung in dem Prioritätsstreit
gegen Bonn zu erteilen.
Nach längerer Debatte, an der sich Bonn, Berlin, Göt-
tingen, Heidelberg beteiligen, worin persönliche Bemerkungen
an den Schluss nach Erledigung der Tagesordnung verwiesen
werden, fällt der Leipziger Antrag mit 60 gegen 32 Stimmen.
Bonn verliest seine Vorschläge.
Leipzig zieht seine Anträge zurück.
Berlin verliest seine Vorschläge.
Heidelberg stellt den Antrag, die Berliner Vorschläge
zuerst zu verhandeln. Antrag mit 55 gegen 37 Stimmen
angenommen.
Berlin gliedert seine Anträge: 1. Niederlegung eines
Kranzes am Grabe Bismarcks nach der Beisetzung. 2. All-
jährlich wiederkehrende Feier am Grabe durch Vertreter
sämtlicher Hochschulen am Todestage.
An der Debatte beteiligen sich Bonn, Göttingen, Mar-
burg, Berlin, Heidelberg.
Heidelberg stellt den Antrag, zuerst nur über ersten
Punkt, als einer Einigung leichter zugänglich zu verhandeln.
Durch Akklamation angenommen.
Debatte, ob die gesamte Studentenschaft oder nur Ver-
treter der Universitäten dabei anwesend sein dürfen. Es be-
teiligen sich daran Marburg, Göttingen, Heidelberg. Antrag
auf Schluss der Debatte angenommen.
Die Berliner Vorschläge, dass am Tage der Bei-
setzung, oder falls dies nicht möglich, einige Tage nachher
durch V ertreter der Hochschulen ein Kranz niedergelegt
werden soll, werden durch Akklamation angenommen.
Es folgt Debatte über die Anzahl der Vertreter, an der
sich Bonn, Berlin, Heidelberg und Leipzig beteiligen. Der
Bonner Vorschlag als Minimum 3, als Maximum 5 zu be-
stimmen, Berlin als Führer des Ganzen 12 Herren zuzusagen
wird mit 80 gegen 12 Stimmen angenommen.
Ueber den zweiten Teil der Berliner Vorschläge wird
der nun von Berlin gestellte Antrag durch Akkla-
mation angenommen, Berlin den Auftrag zu erteilen,
sich alljährlich am 31. Juli mit den Hochschulen, die daran
teilnehmen wollen, zu einer feierlichen Kranzniederlegung am
Grabe zu vereinigen.
Bonn verliest seine Vorschläge: 1. Feier eines natio-
nalen Gedenktages an den Universitäten. 2. Errichtung von
Denksteinen mit Feuerfanalen, die zum Mittelpunkte der
nationalen Feiern gemacht werden sollen.
Es sprachen dazu Bonn und Berlin. Vertagung der
Debatte auf die Nachmittagssitzung.
Schluss der Sitzung 121/2 Uhr.
Infolge der vorgerückten Zeit wird nicht mehr in die
Verhandlung über diese Anträge eingetreten. Ein gemein-
sames Mittagessen im Ratskeller vereinigte die Vertreter der
Hochschulen. Dann erfolgt der Aufbruch nach den Passa-
gierhallen, um von dort eine Rundfahrt durch den Hafen
anzutreten. Pfeifend fährt der Wind über die Wellen und
über die „Blankenese“, die die deutschen Studenten tragen
soll, und alle die schwarzen Hüte und bunten Mützen ge-
raten in bedenkliche Gefahr. Aber doch sucht jeder einen
Platz auf der gefährlichsten Stelle, auf dem Vorderdeck zu
erhalten, um das grossartige und dem Binnenländer so neue
Schauspiel, welches das Treiben im Hafen bietet, möglichst

klar vor Augen zu haben. Immer von neuem erstaunt man
über die gewaltige Zahl der Kähne, Segelschiffe und Dampfer,
die ein- und ausfahren, über die mächtigen Docks, über die
gewaltigen Krähne, die ihre Riesenarme zum Himmel strecken,
bis das Schiff wieder anlegt; man eilt, die Verhandlungen
von neuem aufzunehmen.
Nachmittagssitzung.
Beginn der Sitzung fünf Uhr. Die Präsenzliste zeigt keine
Aenderung.
Bonn beantragt ein Danktelegramm an den Senat der
freien und Hansastadt Hamburg abzusenden. Durch Akkla-
mation angenommen.
Debatte über die Bonner Vorschläge. Bonn erläutert
dieselben. Es sprachen Göttingen, Bonn, Marburg, Heidel-
berg, Bonn, Berlin, Göttingen, Berlin, Berlin, Bonn.
Bonn stellt Antrag: Die Studentenschaft wolle sich
mit einem Aufruf an das deutsche Volk wenden zur Samm-
lung der Mittel zur Errichtung der Bismarcksteine. Der
Antrag wird mit 80 gegen 9 Stimmen angenommen. Eine
Hochschule enthält sich der Abstimmung.
Bonn stellt den Antrag, aus eigenen Mitteln mit dem
Bau von zwei Säulen als Beispiel voranzugehen, und zwar
eine in Nord- die andere in Süddeutschland.
In der Debatte, an der sich Bonn und Berlin beteiligen,
werden die Orte auf Friedrichsruh und die Reichslande prä-
zisiert.
Berlin stellt den Antrag, die Gesamtzahl der Studieren-
den der einzelnen Hochschulen festzustellen, um ein Bild
von der Leistungsfähigkeit der Studentenschaft zu erhalten.
Durch Akklamation angenommen.
Als Gesamtzahl der Studierenden ergiebt sich rund
40,000. An der Debatte über die statistische Bedeutung
dieser Zahl beteiligen sich Göttingen, Leipzig, Berlin. Zum
Antrag Bonn, sofort mit dem Bau zweier Säulen zu beginnen,
sprachen Bonn, Breslau, Bonn, Dresden, Erlangen, Berlin.
Der Antrag wird mit 72 gegen 20 Stimmen angenommen.
Bonn stellt den Antrag: Die erste Säule in Friedrichs-
ruhe zu errichten, falls Fürst Herbert seine Zustimmung
gäbe. Berlin stellt Gegenantrag: Die Säule bei Hamburg
am Elbufer zu errichten.
Es sprechen dazu: Berlin, Erlangen, Bonn. Der Antrag
Bonns wird angenommen.
Bonn stellt Antrag: Die andere Säule in den Reichs-
landen bei Strassburg zu errichten.
An der Debatte, in der auch Metz vorgeschlagen wurde,
beteiligen sich: Berlin, Bonn, Aachen, Heidelberg, Techn.
Hochschule Berlin, Darmstadt, Freiburg, Berlin, Techn.
Hochschule Berlin.
Der Antrag wird auf Wunsch Berlins durch Akklamation
angenommen.
Bonn stellt den Antrag: Als nationalen Gedenktag den
2 1. Juni zu wählen.
Als Gründe werden angeführt, dass 1. April und 31. Juli
nicht in das Semester fallen, der 18. Januar wegen der Jahres-
zeit, die eine Feier im Freien meist ausschlösse, nicht zu
wählen sei, auch mit anderen Feiern kollidiere. Ein anderer
willkürlich gewählter Gedenktag aus Bismarcks Leben sei
nicht volkstümlich. Deshalb solle man den altgermanischen
Sonnwendtag wählen.
Es sprachen dazu: Breslau, techn. Hochschule Berlin,
Bonn, Breslau, Bonn, Berlin.
Der Antrag auf Schluss der Debatte wird angenommen.
Der Antrag Bonns wird durch Akklamation angenommen.
Der Antrag Bonns, dem zu wählenden Komitee die
Kompetenz über die Repartition der abztfliefernden Beiträge
auf die einzelnen Hochschulen zu verleihen wird mit 80 gegen
12 Stimmen angenommen.
Bonn lässt die Anregung ausgehen, dass jeder Ausschuss
und jede Korporation als Sammelstelle auftreten und die
 
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