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1898/99

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 9

An das deutsche Volk!

Eingedenk ihrer Aufgabe, allezeit Hüterin des nationa-
nalen Gedankens zu sein, hat die akademische Jugend aller
Universitäten und Hochschulen Deutschlands sich geeinigt,
eine allgemeine Kundgebung des deutschen Volkes für unsern
dahingeschiedenen Altreichskanzler anzuregen, die dem Un-
vergesslichen ein bleibendes, würdiges und volkstümliches
Wahrzeichen vaterländischen Dankes aufrichte.
Nicht ein einzelnes Monument von blendender Pracht,
mehr ein Schaustück für staunende Fremde wie Gemeingut
der deutschen Volksgenossen, soll dem schlichten Helden
erstehen.
Wie vor Zeiten die alten Sachsen und Normannen über
den Leibern ihrer gefallenen Recken schmucklose Felsensäu-
len auftürmten, deren Spitzen Feuerfanale trugen, so wollen
wir unserm Bismarck zu Ehren auf allen Höhen unserer
Heimat, von wo der Blick über die herrlichen deutschen
Lande schweift, gewaltige granitene Feuerträger errichten.
Ueberall soll, ein Sinnbild der Einheit Deutschlands, das
gleiche Zeichen erstehen, in ragender Grösse, aber einfach
und prunklos, auf massivem Unterbau eine schlichte Säule,
nur mit dem Wappen und Wahlspruch des eisernen Kanzlers
geschmückt. Keinen Namen soll der gewaltige Stein tragen,
aber jedes Kind wird ihn dem Fremden deuten können:
„Eine Bismarcksäule!“
„Kommt ihr vom Westen unseres Reiches hinüber zur
Ostmark, führt Euch der Weg von der See zu den Alpen
— überall wo Deutsche wohnen, werdet ihr dasselbe Wahr-
zeichen sehn“.
Von der Spitze dieser Bismarcksäulen sollen aus ehernen
Feuerbehältern Flammen weithin durch die Nacht leuchten,
so oft unser Volk in gemeinsamer Feier seines verklärten
Helden gedenkt.
Diesen ihren Plan zu verwirklichen, wendet sich
die deutsche Studentenschaft an das ganze deutsche
Volk.
Sie weiss, wie viele Herzen der akademischen Jugend
entgegen schlagen und vertraut, dass der Ruf nicht ungehört
verhallen wird, den sie zu des Reiches Ehre erhebt.
Ihr deutschen Männer alle, die Ihr einst selbst
in jungen Tagen geschwärmt für des Vaterlandes
Herrlichkeit, — ihr Städte und Gemeinden, die ihr
wacker auf dem Plane steht für die Wohlfahrt un-
seres Volkes — schliesst Ihr alle Euch zusammen,
in Eurem Heimatgau Bismarcksäulen zu bauen!
Dass sie kommenden Geschlechtern erzählen, wie der
Parteien Hader verstummte vor der heiligen Stille jener
Gruft im Sachsenwalde, — dass alljährlich an Bismarcks
Geburtstage und wenn sonst uns ein vaterländisches Fest
beschert ist, nach Sonnenuntergang sich von Berg zu Berg
die Nacht erhelle mit Flammenschein, dem grossen Kanzler
zu Ehren, der fortlebt in den Herzen seines Volkes.
Möge treue Liebe aller Orten in unsrer deutschen Hei-
mat sich regen, in jeder Stadt, in jeder Gemeinde ein Aus-
schuss sich bilden, dies Werk deutscher Dankbarkeit zu för-
dern. Welche Form der Säule geeignet sei, unsern Gedanken
wirksam zu verkörpern, darüber sollen bedeutende Künstler

entscheiden. Dass dem Plane die Einheit gewahrt bleibe,
stellen wir Pläne und Kostenanschläge Jedermann zur Ver-
fügung.
Wir selbst, die deutsche Studentenschaft, werden
zwei Säulen
aus den Mitteln unsres Wechsels errichten. Aber damit
nicht genug: bei jeder Stadt womöglich, die der Sitz einer
deutschen Hochschule ist, wollen wir den Denkstein erstehen
lassen. Er wird besonders an seinem Platze sein an diesen
Sammelstätten der Jugend aller deutscher Stämme, wo er
alljährlich der Mittelpunkt einer erhebenden akademischen
Feier werden kann. Jede Studentenschaft wird sich verpflich-
ten, die Säule ihrer Hochschule in ihre besondere Obhut zu
nehmen und alljährlich die Feuer zu entzünden.
Die Kosten für alle diese Säulen selbst aufzubringen
aber übersteigt unsere Kräfte. An alle alten Akademiker,
an unsre akademischen Lehrer und die Magistrate
der Universitätsstädte, sowie an alle, die den idealen
Bestrebungen der deutschen akademischen Jugend ihr
Wohlwollen entgegenbringen, ergeht deshalb unsre
herzliche Bitte, durch Geldspenden unser Unterneh-
men fördern zu wollen.
Beiträge zur Errichtung von Bismarcksäulen für die
deutschen Hochschulstädte nehmen sämtliche akade-
mischen Korporationen aller deutschen Universitäten und
Hochschulen, sowie die unten bezeichneten Banken entgegen.
Möge die treue Dankbarkeit und opferfreudige Liebe
des deutschen Volkes uns beistehen, dass Wahrheit werde,
was wir aus eigener Kraft nur planen und anregen können,
unserm Altreichskanzler zum Gedächtnis und zur Ehre unsres
geliebten deutschen Vaterlandes.
Die deutsche Stuleateiischaft.
Kostenfreie Zusendung des Entwurfes nnd der Kosten-
anschläge für die Säule verlange man von stud. med. G. Eller-
mann, Bonn, Schänzchen. Auch Anfragen sind an diese
Adresse zu richten.
Alle Beiträge, deren Verwendung zu Gunsten einer ein-
zelnen Hochschule gewünscht wird, wolle man mit der deut-
lichen Aufschrift: Für die Universität .
versehen. Beiträge, die keinen solchen Vermerk tragen, fliessen
in einen Dispositionsfonds, aus dem den einzelnen Hochschulen
nach einer durchs Los bestimmten Reihenfolge Zuschüsse
gewährt werden.
Beiträge nehmen entgegen :
Sämtliche akademischen Korporationen aller deut-
schen Universitäten und Hochschulen.
Bergisch-Märkische Bank, Elberfeld, und sämtliche
Filialen.
Deutsche Bank, Haupt-Depositenkasse, Berlin W.,
Mauerstrasse.
Goldschmidt u. Cie., Bankgeschäft, Bonn.
Westdeutsche Bank, Bonn.
 
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