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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1901/02 — 1901/​1902

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Winter-Halbjahr 1901/1902, Nr. 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.71027#0069

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Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVEBSITÄTS-BUCHDBUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Winter-Halbjahr 1901/1902. Nr. 9. Samstag, 21. Dezember 1901.

Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 20. Dezember 1901.
Amtstracht. Man schreibt dem „Schw. Merkur“ von
hier: Für die Professoren der hiesigen Universität be-
stand bisher keine eigentliche Amtskleidung, wie sie an an-
deren Universitäten in Gebrauch ist. Sie mussten sich bei
feierlichen Aufzügen und sonstigen festlichen Gelegenheiten,
wo die Universität als Korporation auftrat, mit dem bürger-
lichen Frack begnügen, dessen Einfachheit nur durch den
Glanz mehr oder weniger zahlreich vorhandener Ordens-
kreuze gehoben werden konnte. Nur der Prorektor trägt
seit dem Jahre 1886 als Abzeichen die zur Erinnerung an
das 500 jährige Jubiläum der Universität von ihrem Rektor,
Grossherzog Friedrich, gestiftete Amtskette mit dem Me-
daillonporträt des Stifters. Während aber der schon 1886
kurz vor dem Universitätsjubiläum gestellte Antrag auf Ein-
führung von Talaren als Festkleidung der Professoren abge-
lehnt wurde, hat der Senat letzten Samstag den Beschluss
gefasst, den Talar als Amtstracht für die Professoren unserer
Universität einzuführen.
Frauenstudiiun. Unsere badischen Universitäten Hei-
delberg und Freiburg sind bekanntlich die einzigen in
Deutschland, an denen folgerichtiger Weise diejenigen Damen,
welche die gleiche Vorbildung wie die männlichen Studenten
aufweisen können (also Reifezeugnis vom deutschen Gymna-
sium, Realgymnasium oder der deutschen Oberrealschule),
zur vollen Immatrikulation zugelassen werden. Von dieser
Berechtigung haben in diesem Winterhalbjahr in Heidelberg
6, in Freiburg 17 Damen Gebrauch gemacht; weitere 27
haben in Heidelberg und 35 in Freiburg sich als Hospitan-
tinnen einschreiben lassen. Unter den 6 in Heidelberg im-
matrikulierten Studentinnen sind 4 Badnerinnen, von denen
2 Philosophie und je eine Medizin und Zahnheilkunde stu-
dieren, eine Kameralistin ist aus Preussen und eine Philo-
sophin aus dem Königreich Sachsen. Unter den Freiburger
Studentinnen haben die Preussinnen die Mehrzahl: 10 Medi-
zinerinnen, je eine Archäologin und Naturwissenschaftlerin;
von den 4 Badnerinnen studieren 2 Medizin und je eine
Philosophie und Philologie, eine Medizinerin endlich stammt
aus dem- Grossherzogtum Hessen. Von den 27 Damen, die
in Heidelberg als blosse Hörerinnen eingetragen sind, stu-
dieren 20 in der philosophischen und 7 in der naturwissen-
schaftlichen Fakultät. Bei den in Freiburg eingeschriebenen
Hospitantinnen über die Art der besuchten Vorlesungen
nichts Näheres angegeben.
w
Von anderen Hochschulen.
Leipzig. Im Jahre 1909 wird die Universität Leipzig
ihr fünfhundertjähriges Bestehen festlich begehen. Geplant

ist die Veranstaltung einer der Bedeutung des Gedenktages
würdigen Feier, wozu bereits jetzt durch Vergebung der
Arbeiten für die Festschrift Vorbereitungen getroffen worden
sind. Auch enthält schon der Staatshaushaltsetat für 1902/03
anteilige Summen für das Jubiläum. Bekanntlich entstand
die Leipziger Universität infolge der im Jahre 1409 zwischen
den Deutschen und Böhmen an der Universität Prag aus-
gebrochenen Streitigkeiten, aus welchem Anlass 2000 deutsche
Studenten unter Anführung der Professoren von Münsterberg
und Hofmann nach dem Markgrafentum Meissen, dem nach-
maligen Kurfürstentum Sachsen, auswanderten. Der erste
Rektor der Leipziger Universität war jener Otto von Münster-
berg, gestorben 1416.
Sprechsaal.
Ohne Verantwortung der Schriftleitung.
Zuschriften ohne Namensangabe werden nicht berücksichtigt. Die Namen der Ein-
sender hält die Schriftleitung natürlich geheim.
Noch ein paar Worte an Herrn Dr. H.
1) Wenn Herr Dr. H. sich die Mühe genommen hätte, den Sinn
meiner Worte zu verstehen, so hätte er seinen letzten Satz nicht ge-
schrieben; denn ich habe ihm niemals persönliche Motive „unterschoben“,
sondern nur behauptet, dass solche bei der .Anti-Russenbewegung“ im
vorigen Sommer eine grosse Rolle gespielt haben, was ich auch auf-
i-echt halte.
2) Ich habe seinen Vorschlag, die Kollegiengelder zu verdoppeln,
nicht ohne weiteres, sondern unter Angabe logischer, von Herrn Dr. H.
in keiner Weise widerlegten Gründe für unzweckmässig erklärt und seine
Ausführungen haben meine Meinung auch durchaus nicht zu ändern ver-
mocht; mit den Staatsstipendien ist das besonders in einem Staate wie
Russland, der der Wissenschaft überhaupt feindlich gegenübersteht (und
um Russen handelt es sich ja fast ausschliesslich), eine missliche Sache;
dazu kommt noch, dass die meisten Russen an deutschen Universitäten
entweder politische Flüchtlinge sind oder doch deswegen Russland ver-
lassen haben, weil ihnen die Art, wie man dort eine sorgfältig gesiebte
Wissenschaft mit Hilfe von Kollegzwang und ähnlichen schönen Dingen
eintrichtert, nicht gefiel. Dass diese Leute, die gewiss nicht die schlech-
testen Elemente unter den Ausländern sind, keine staatliche Unterstützung
bekommen würden, ist wohl klar, eine solche würde höchstens den auch
jetzt an manchen Universitäten, z. B. in Berlin, von der russischen Re-
gierung besoldeten Spitzeln zu gute kommen, was doch gewiss nicht
wünschenswert wäre.
3) Ob Herr Dr. H. die Sache akademisch behandelt hat oder nicht,
entzieht sich meiner Beurteilung; denn ich weiss nicht recht, was er
hier darunter versteht. Das Gegenteil habe ich ihm jedenfalls nicht vor-
geworfen. M. C.

Theater. — Kunst. — Konzerte. — Vorträge.
Stadttheater in Heidelberg. Sonntag, 22. Dezember:
„Renaissance“. Montag, 23. Dezember: „Faust“.
Hof- und Nationaltheater in Mannheim. Sonntag,
22.Dezember, abends x/27 Uhr: „Der polnische Jude“.

iMF" Die nächste Nummer erscheint am 11. Januar 1902.
 
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