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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1901/02 — 1901/​1902

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Winter-Halbjahr 1901/1902, Nr. 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.71027#0086

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1901/02

Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen

Nr. 11

liehen Professor vertreten waren, werden entsprechend
verstärkt werden. Die in letzter Zeit viel erörterte
Konfessionsfrage der Universitäten wird für Münster
eine besondere Form annehmen. Dort bestehen bis jetzt
nur zwei Fakultäten, eine katholisch-theologische und
eine philosophische. Mit Rücksicht auf die erstere sind
dort die Professuren der Geschichte und der Philosophie
längst „konfessionalisiert“, und es wird dort daher wohl
notwendig sein, insoweit zu entkonfessionalisieren, dass
die künftigen Studierenden der Rechte, der Staatswissen-
schaften und später der Medizin nicht lediglich darauf
angewiesen sind, Geschichte und Philosophie bei Profes-
soren zu hören, welche im Hinblick auf die Studierenden
der katholisch-theologischen Fakultät angestellt sind.
Aus der Gelehrten-Welt.
Professor Emil v. Behring in Marburg hat, der
„Nationalzeitung“ zufolge, die Absicht zu erkennen ge-
geben, den ganzen Betrag des ihm zugefallenen Nobel-
preises (168 000 Mk.) dem preussischen Staate zu stif-
ten zur Errichtung eines besonderen Instituts für ex-
perimentelle Therapie an der Universität Marburg, in
dem er seine mit so schönem Erfolge gekrönten Serum-
forschungen in erweitertem Umfange praktisch fort-
setzen kann. Wie erinnerlich, hat Professor v. Behring
schon vor mehreren Jahren die ihm zugefallene Hälfte
eines französischen Preises in Höhe von 25 000 Francs
zur Förderung der Serumforschung bestimmt.
Eine englische Akademie der Wissenschaften. Aus
London wird gemeldet: Das amtliche Blatt veröffentlicht
eine Petition, welche von einer grossen Anzahl hervor-
ragender Männer der Wissenschaft, Philologen, Profes-
soren der Jurisprudenz, der Theologie, der Geschichte
und Anderen unterzeichnet ist, und die um die Genehm-
igung der Einrichtung einer britischen Akademie zur
Förderung des Studiums der philosophischen und poli-
tischen Wissenschaften bittet. Die Unterzeichner wollen
die ersten Mitglieder der Akademie sein.


Veranstaltungen der Vereine.
Akademische Vereinigung für Litteratur und Kunst.
Samstag, 18. Januar, abends 8’/2 Uhr im Badischen Hof,
I. Stock.

Die Deutsche Christliche Studenten-Vereinigung
(ohne korporativen Charakter) sucht allen Kommilitonen, die
ein Interesse an Fragen christlichen Lebens und Erfahrens
haben, Gelegenheit zu gegenseitigem Austausche hierüber
und freundschaftlichem Verkehre zu bieten durch freie, zwang-
lose Zusammenkünfte, Vorträge, Ausflüge etc.
Samstag, den 18. Januar: Vortrag von Herrn Missionar
Strobel über „Heidenchristen in Ostindien“. Friedrich-
srasse 13.
Sonntag, den 19. Januar: Ausflug nach dem Weissen Stein,
Dossenheim. Abgang 2 Uhr von der neuen Brücke.
Montag, den 20. Januar: Zusammenkunft Friedrichstr. 13:
Leben Jesu.
Einer besonderen Einführung bedarf es nicht. Zu näherer
Auskunft sind gerne bereit:
F. Schneider, stud. math., Friedrichstrasse 13.
H. Schönthal, cand. theoh, Neuenh. Ladenb. Strasse 22.
Histor. - philos. Verein. Montag, den 20. Januar 1902,
abends 8l/2 Uhr, im Museum (roter Saal): Vortrag des
Herrn Buhl: „Die Gemäldegallerie in Madrid“.
Sozial ökonomische Vereinigung. Montag, 20. Januar,
abends 8*/2 Uhr im „Heidelberger Hof“ (Wredeplatz):
Vortrag des Herrn Dr. M u n z i n g er: „Ueber die Finanz-
verhältnisse der Bundesstaaten“. Kommilitonen als Gäste
ohne Einführung willkommen.
Juristische Gesellschaft. Mittwoch, 22. Januar, abends
8^2 Uhr im Städtischen Saalbau (roter Saal): 1. Professor
Anschütz: „Polizeiliche Verfügungsgewalt nach badi-
schem Recht“. 2. Geselliges Zusammensein.

Theater. — Kunst. — Konzerte. — Vorträge.
Stadttheater in Heidelberg. Sonntag, 19. Januar:
„Reif-Reiflingen“. Montag,20. Januar: „Teil“(Oper). Dienstag,
21. Januar: „Im weissen Rössl“. Donnerstag, 23. Januar:
„Die Geisha“.
Hof- und Nationaltheater in Mannheim. Sonntag,
19. Januar, nachmittags x/23 Uhr: „Die Zwillingsschwester“.
Abends 1I27 Uhr: „Tannhäuser“.
Montag, den 20. Januar 1902, pünktlich 7 Uhr im
Harmoniesaal Drittes Kammermusik-Konzert von Otto
S e e 1 i g unter Mitwirkung des Heermann- Quartetts
aus Frankfurt a. M. Eintrittskarten in der Musikalien-
handlung Eugen Pfeiffer, Ludwigsplatz.

tere rheinische Leben und der freiere Sinn der Anwohner an
einer Hauptverkehrsstrasse. So fand denn auch ich allmählich
Zutritt in' manchen guten Häusern und zu feinerer Geselligkeit.
Noch jetzt, nach fast einem halben Jahrhundert, bin ich dafür
dankbar und denke mit Vergnügen an die fröhliche Zeit zurück.
Sehr unvollständig aber würden meine Heidelberger Auf-
zeichnungen über die Heidelberger Universitätszeit sein, wenn
ich nicht auch einiges über das Studentenleben sagte. Dasselbe
war von den Tübinger Zuständen sehr verschieden; zu seinem
grossen Vorteil, meinte wohl die Mehrzahl der jungen Leute;
zum Nachteile war die Ansicht vernünftiger Männer, vor allem
der Väter, welche nicht mit Unrecht fanden, dass der Zweck
des Bezuges einer Universität, nämlich fleissiges und gründliches
Studium einer Wissenschaft, welche Beschäftigung für das Leben,
für die meisten auch das Mittel zum Fortkommen und zur Er-
haltung sein sollte, gar leicht und oft äusser acht gelassen werde.
Dem sei nun, wie ihm wolle; die Thatsachen und mein Ver-
halten zu ihnen sind zu schildern.
Schon die äussere Erscheinung der Studenten war eine
wesentlich verschiedene von der in Tübingen zu Tage treten-
den. Man sah alsbald, dass ein guter Teil der Heidelberger den
höheren und den höchsten Ständen angehörte, wie denn der
regierende Herzog von Meiningen, einige weitere Prinzen und

so fort sich darunter befanden. Demgemäss waren denn auch
die Studenten im allgemeinen eleganter in Kleidung, freilich
auch nach Studentenart; luxuriöser in ihren Gewohnheiten; auf
einem Mietklepper zu reiten, wäre keinem eingefallen; wer keine
eigenen Pferde hatte, solcher waren aber manche, fuhr wenig-
stens bei Ausflügen. Die Farben der Verbindungen wurden
offen zur Schau getragen an Mützen, Bändern, Pfeifenquasten,
wohl an der ganzen Kleidung, dadurch aber war das Bild in
Strasse und Hörsaal ein sehr buntes. Das öffentliche Auftreten
war nicht weniger laut als in Tübingen, allein nicht sowohl un-
gebunden, gegen die Sitte verstossend, als herausfordernd und
gelegentlich impertinent. Die Hauptsache aber war das entschie-
dene Vorwiegen des Verbindungswesens, so dass sich das ganze
Universitätsleben auf dasselbe konzentrierte. — Als ich nach
Heidelberg kam, fand ich die Studentenschaft in zwei feindliche
Lager gespalten von ungefähr gleicher Stärke. Auf der einen
Seite stand die Burschenschaft, etwa 150 Köpfe stark, mit viel-
leicht ebensoviel näheren oder entfernteren Anhängern; auf der
anderen waren vier Landsmannschaften (Korps) mit vielleicht
zusammen 100 Mitgliedern, aber wohl doppelt soviel Zuhalten-
den, zum grossen Teil ehemalige Göttinger Studenten, welche
von dort durch eine Verrufserklärung der Universität vertrieben
worden waren. (Schluss folgt.)
 
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