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Zeugnisse zur Pflege der deutschen Litteratur in den Heidelb. Jahrbüchern 181

Leipzig hatten ihre Litteratur-Zeitungen, durch die das öffentliche Urteil
in Deutschland mitbestimmt wurde. Auch das Heidelberger Kuratorium
wünschte eine litterarische Anstalt dieser Art zu besitzen. Die Ver-
handlungen kamen 1807 zum Abschlüsse, und „im Oktober 1807“
wurden von Heidelberg aus in die Tagesblätter (z. B. Intell.-Bl. Kr. 23 zum
Morgenblatt) und an einzelne Persönlichkeiten die Ankündigungen ver-
sandt, die das Erscheinen der „Heidelberger Jahrbücher“ im Verlage
von Mohr und Zimmer für das neue Jahr 1808 in Aussicht stellten.

In derartigen Anstalten nehmen die philologisch-historischen Dis-
ziplinen, und was mit ihnen zusammenhängt, naturgemäss einen breiten
Baum ein, weil in ihnen sich schliesslich doch die Gelehrten, trotz all
ihrer besonderen, weit auseinander gehenden Fachstudien, wie auf ge-
meinsam erworbenem und gemeinsam zu verteidigenden Boden wieder
zusammenfinden. So auch bei der Einrichtung und Ausgestaltung der
Heidelberger Jahrbücher. Dadurch fiel Friedrich Creuzer, als dem
offiziellen Vertreter dieser Dichtung, der überwiegende Einfluss zu. Er
erzählt selbst in seinen Erinnerungen aus dem Leben eines alten Pro-
fessors, wie er seine Stellung nahm. Wichtig sind dafür auch die unge-
druckten Briefe Grenzers an Karl August Böttiger, die sich auf der
Königlichen Bibliothek in Dresden befinden. Böttiger war ein wissen-
schaftlich bedeutender, amtlich und publicistisch äusserst einflussreicher
Philolog, mit dem Creuzer, seit er ihn 1798 bei seiner Durchreise durch
Weimar besucht hatte, bis an sein Lebensende in Zusammenhang blieb.
Creuzer schreibt an Böttiger immer so, dass was er mitteilt, auch
öffentlich verwertet werden könne. Böttiger brauchte solche Zuflüsse
von allen Seiten. Wir gewahren, dass von Anfang an sich in das positive
Programm der Jahrbücher eine polemische Abwehr mischte: diese war
gegen Voss und seine Partei gerichtet.

Es tauchte nämlich im Laufe des Jahres 1807 eine Keihe von
Plänen zur Beschaffung eines gelehrten Blattes auf. Ein Professor Seeger
kündigte eine politisch-literaris che Zeitung an, wozu die Heidel-
berger Gelehrten Beiträge liefern würden: nach Creuzers Urteil „ein
guter Mann, aber gewiss nicht gemacht so etwas zu unternehmen; hier
weis auch kein Professor von der Sache, und jeder augurirt eine bald
sterbende Fehlgeburt“ (an Böttiger 10. 1. 1807). Als dann der unglück-
liche preussische Krieg den Fortbestand der Universität Halle ins un-
gewisse stellte, wurde erwogen und in öffentlichen Blättern berichtet,
dass die Professoren Schütz und Ersch mit der Hallischen Allgemeinen
Litteratur-Zeitung nach Heidelberg übersiedeln würden. „Wir wissen“,
 
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