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Zeugnisse zur Pflege der deutschen Litteratur in den Heidelb. Jahrbüchern 185

wenn er etwas Tüchtiges zu sagen hatte, unbeschränkt in seinen Mit-
teilungen ergehen. Manche Beiträge der Jahrbücher sind auf diese
Weise eher eine Abhandlung, als eine Rezension geworden, und eben
deswegen haben sie um so grössere historische Wichtigkeit für uns.
Die Rezensionen konnten also mit und ohne Namen veröffentlicht werden;
die Regel war im Text „ohne Namen“. Allein die Heidelberger Pro-
fessoren hatten das Sonderrecht der Selbstanzeige ihrer Werke, aber
nur mit voller Namensunterschrift. Hinzu kamen die Intelligenz-Blätter
für Ankündigungen, buchhändlerische Angebote, wissenschaftliche Nach-
richten, Antworten und Berichtigungen bestimmt.

Die Vielheit der an der Redaktion Beteiligten hatte ihre Vorzüge
und Nachteile. Die Vorzüge bestanden darin, dass die ganze Universität
an dem Gedeihen der Jahrbücher ein Interesse hatte, und dass eine
Vielheit persönlicher Beziehungen zu Gunsten derselben ausgenutzt werden
konnte; auch war möglich bisweilen, eine Rezension, die in ihrer Ab-
teilung aus irgend einem Grunde anstössig gewesen wäre, zur Vermei-
dung des Anstosses in einer verwandten Abteilung unterzubringen. An-
dererseits hemmte die Vielheit der Redaktoren, unter denen es flinke,
eifrige und lässige gab. Jeder hatte schliesslich doch seine eigne Vor-
stellung von kritischer Gerechtigkeit und Parteilichkeit, von dem Zweck
und Ziele der Jahrbücher, und dies schadete der scharfen Herausar-
beitung eines einheitlichen Geistes, auf den sich alle Rezensenten ein-
zurichten gehabt hätten. Auch wechselten die Personen öfters. Die Fünf-
teilung der Jahrbücher, in der Idee vortrefflich, führte in der Praxis
doch für die Leser von damals, und die Benützer von heute, zu fühl-
baren Unbequemlichkeiten. Dies alles lässt sich im Einzelnen genau
erkennen und darthun. Daneben besteht zu vollem Rechte, was Creuzer
in seinem Buche rückblickend auf die ersten Jahre sagte: „Mit wissen-
schaftlichem Eifer und Wahrheitsliebe wurde das Werk unternommen.
Jenen Ehrenmännern, die sich dabei thätig erwiesen, Daub, Schwarz,
Thibaut, Heise, Ackermann, Langsdorf u. A. waren alle anderweiten
Motive fremd; und was Wilken und Böckh, Schlosser u. A. auf den
mir bekannten Gebieten geleistet, wird sich wohl immer als gründliche
Arbeit erweisen.“

Creuzer spricht so als klassischer Philolog und Professor zu Philo-
logen und Professoren, denen er als bejahrter Mann durch Mitteilung von
Erfahrungen aus seinem amtlichen Leben nützen wollte. Dieser klar
zu Tage liegende Charakter seines Buches muss festgehalten werden, weil
man alsdann nicht auf die falsche Suche nach Dingen geht, die nicht
 
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