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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 18.1914

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Obser, Karl: Aus dem Briefwechsel des Freiherrn Leo von Seckendorff: ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.31256#0010
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Karl Obser

poetischen Nacliempfindens befähigten ihn dazu, und er hätte in reiferen
Jahren auf diesem Gebiete wohl noch manches Treffliche leisten können.
Als Übersetzer haben ihn auch seine Freunde und Zeitgenossen geschätzt,
und als eine von idealem Sinne, edlem Streben und warmer Vaterlands-
liebe erfüllte Persönlichkeit ist er ihnen menschlich lieb und wert ge-
worden.

Dies zeigt sich auch in den nachfolgenden Briefen, die im übrigen
zur Kenntnis der literarischen Zustände zu Beginn des 18. Jahrhunderts,
insbesondere in Weimar, manches Neue und Bemerkenswerte enthalten.
Alles zum Verständnisse Nötige ist in den Anmerkungen gesagt.

1.

Aretin 1) an Seckendorff.

München, 1. Pebr. 1804.

Die ersten Stücke der Aurora werden Sie, schäzbarster Freund,
nunmehr wohl erhalten haben. Belieben Sie mir nur die Bedingungen
wissen zu lassen, unter welchen die Herrn Matthisson, Schubart und
Haug beytreten wollen. Eben dieses erwarte ich von Ihnen und Dr.
Kölle 2) etc. Die Fortsetzung der Aurora ist gewiss, und von Babo
und mir garantirt. Nur hat uns der Buchdrucker solclie Streiche ge-
macht, dass wir erst in diesem Monat alles Ausständige ergänzen können.

Procopius Vessadiensis 3), ist kein anderer als der Hofrath Pfau
aus Dessau (Dessauiensis). Ein Gespräch im Briefe der Todten hat
mir durch die Angabe seines Geburtsorts zur Enträthselung geholfen.
Leben Sie recht wohl . . .

1) Johann Christoph Frhr. von Aretin (1773—1824), Mitglied und Yizepräsi-
dent der bayr. akademischen Wissenschaften, zuletzt Präsident des Appellationsge-
richts in Amberg. Er begründete mit Babo die wöchentlich dreimal erscheinende
literarische Zeitschrift „Aurora“, für die S. als Mitarbeiter gewonnen werden sollte.
Yergl. Allg. Deutsche Biographie I, 518.

2) Christoph Friedrich Karl Kölle (1781—1848), bekannt durch seine literarische
und publizistische Tätigkeit und seine freundschaftlichen Beziehungen zu J. P. Hebel.

3) Es handelt sich um eine mit den Mannheimer Handschriften nach München
gewanderte „Geheime Geschichte des wiirttembergischen Hofes unter den Herzogen
Eberhard Ludwig und Karl Alexander“ von Procopius Yessadiensis, nach dessen
Persünlichkeit sich Aretin bei S. erkundigt hatte. (29. November 1803.)
 
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