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Ausbeute aus ihnen ist im Vergleiche mit dem Ganzen nur gering. Doch
steht neben ihnen und den sonstigen verstreuten Hinweisen4 die eingangs
genannte Gedächtnisschrift. Sie gibt uns gerade diejenigen Einblicke in
den Lebensweg, die wir den Werken nicht entnehmen können; aber sie
bleibt keineswegs bei ihnen stehen. So ist uns dieses biographische Mei-
sterstück des feinsinnigen Bruders ein unersetzlicher Teil des Nachlasses,
dessen ihm einst gestellte Aufgabe sein ehrwürdiger Verfasser in den
Satz ausklingen läßt: „Daß sein Bild.... erhalten bleiben möge, hat der,
welcher am längsten auf seinem Lebenswege ihm zur Seite gegangen,
dasselbe, wie es vor seiner Seele stehet, zu entwerfen versucht und im
Vereine mit den Theuern, welche in dem Leben ihm am innigsten ver-
bunden gewesen, legt der Bruder diese letzte Liebesspende, die er den
Manen des Vollendeten darzubringen vermag, in Wehmuth auf dem
Grabes des Bruders nieder“.
BIS ZUM ABSCHLUSS DES STUDIUMS
Im Jahre 1807 scheiden die Zwillingsbrüder Karl und Heinrich Wil-
helm! von der Universität Heidelberg und werden nach bestandenem
theologischem Examen unter die Pfarrkandidaten des reformierten Be-
kenntnisses aufgenommen. Damit trennen sich die äußeren Lebensschick-
sale der Beiden, die, durch die Geburt zusammengekettet, bis dahin ihren
Weg gemeinsam gegangen sind und auch in ihrem ferneren Tun die
Uebereinstimmung ihrer natürlichen Ausstattung nicht verleugnen kön-
nen. Der eine von ihnen findet neben seinem Dienst, der ihn erst auf der
Kanzel und später im höheren Schulwesen sieht, die Muße, sich als
Schriftsteller zu betätigen. Seine Romane und Erzählungen erobern sich
einen ansehnlichen Leserkreis; die Ergebenheit gegenüber einem höheren
Willen, die in ihnen gerne zum Ausdruck kommt, hilft manchem über die
Nöte des eigenen Daseins hinweg. „Daß Sie den herrlichen Wilhelmi so
lieb haben würden, vermuthete ich; er ist in der That als ein glänzendes
Gestirn an unserm poetischen Himmel erschienen, und jedes von Ihnen
ausgesprochenen Lobes ist er vollkommen werth“, so schreibt Heinrich
Voß 1819 aus Heidelberg an Fouque; und wohl von dem Letzteren rührt
gleitet ihn bei seinem Eintritt in die vorgeschichtliche Forschung. Als die wich-
tigsten Briefe Wilhelmis wird man aus verschiedenen Gründen diejenigen an-
sprechen dürfen, welche er an Ludwig Lindenschmit in Mainz gerichtet hat;
setzt doch dieser gewissermaßen sein Lebenswerk fort. Leider sind aber gerade
diese Briefe, von deren Vorhandensein mir Herr Direktor a. D. Dr. Schumacher
Kenntnis gibt, zurzeit im Römisch-Germanischen Zentralmuseum nicht auffind-
bar. Es soll sich um eine größere Anzahl von Schreiben handeln, welche über
die Entstehung des Mainzer Museums allerlei Bedeutsames aussagen.
4 Sie erscheinen in den Anmerkungen dort, wo sie verwendet werden.

 
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