344 Rolf Verres und Jochen Schweitzer
Imaginationsübungen sowie professionelle Interventionen zur Angstlinderung
als wesentliche Ergänzungen ärztlicher Maßnahmen angesehen werden. Dabei
muss man sich darüber klar sein, dass Ängste und Verzweiflungsgefühle nicht
einfach durch psychologische Techniken beseitigt werden können. Vielmehr ist
häufig ein Eingehen auf die biografische Situation und die aktuelle Lebenswirk-
lichkeit des Patienten unentbehrlich. Psychologen können den Ärzten diese
Aufgabe nicht völlig abnehmen, aber sie können zeigen, wie man in Gesprä-
chen möglichst direkt zu psychologischen Erkenntnissen kommt und diese in
Entscheidungen umsetzen kann. Neben dem Versuch, Leiden zu lindern, muss
nicht selten das Leiden als solches anerkannt werden. Nicht nur Patienten, son-
dern auch Pflegende brauchen insofern eine gewisse „Leidensfähigkeit", die
durch professionelle Angebote zur Selbstfürsorge erträglich gemacht werden
kann (Saalfrank/Verres 2004).
Das „Netzwerk Achtsame Sterbekultur"
Auch ein Großklinikum der Maximalversorgung kann als „lernende Organisa-
tion" betrachtet werden. Es zählt nicht nur das Lernen des Einzelnen, sondern
auch das des Kollektivs, dessen Resultat systemisch gesehen mehr ist als die
Summe der einzelnen Lernprozesse. Mit Unterstützung der Deutschen Krebs-
hilfe haben wir uns mit folgenden wissenschaftlichen Fragen befasst:
- Wie kann an einem Universitätsklinikum eine psychosoziale und spiritu-
elle Kompetenz für die Sterbebegleitung wirksamer als bisher vermittelt
werden?
- Wie können Ärzte, Studierende, Pflegepersonen möglichst gut auf ihren per-
sönlichen Umgang mit Sterbenden vorbereitet werden?
- Wie können die Beziehungen zwischen Ärzten, Pflegenden, Klinikseelsor-
gern und Angehörigen in Zusammenarbeit mit Hospizen, ehrenamtlichen
Helfern und Studierenden der Medizin gefördert werden?
- Wie kann die spirituelle Dimension der Palliativmedizin in der Lehre the-
matisiert werden?
- In wieweit und für welche Menschen sind auch musiktherapeutische Selbst-
erfahrungsangebote dazu geeignet, Sensibilität und Behutsamkeit beim Um-
gang mit der Endlichkeit zu fördern?
Zur Beantwortung dieser komplexen Fragen sind die Methoden der quali-
tativen Feldforschung besser geeignet als quantifizierende Methoden, die nur
vordergründig gesehen mehr Exaktheit mit sich bringen. Auch werden aus-
führliche Interviewstudien in dieses Forschungsprogramm integriert, z. B. die
Replikation einer Befragung von 120 Heidelberger Medizinstudenten über ihre
Erfahrungen mit Tod und Sterben mit dem Ziel, Veränderungen des Umgangs
mit Sterben und Tod zu erfassen (Verres 1999; Verres/Lindrier 2007).
Imaginationsübungen sowie professionelle Interventionen zur Angstlinderung
als wesentliche Ergänzungen ärztlicher Maßnahmen angesehen werden. Dabei
muss man sich darüber klar sein, dass Ängste und Verzweiflungsgefühle nicht
einfach durch psychologische Techniken beseitigt werden können. Vielmehr ist
häufig ein Eingehen auf die biografische Situation und die aktuelle Lebenswirk-
lichkeit des Patienten unentbehrlich. Psychologen können den Ärzten diese
Aufgabe nicht völlig abnehmen, aber sie können zeigen, wie man in Gesprä-
chen möglichst direkt zu psychologischen Erkenntnissen kommt und diese in
Entscheidungen umsetzen kann. Neben dem Versuch, Leiden zu lindern, muss
nicht selten das Leiden als solches anerkannt werden. Nicht nur Patienten, son-
dern auch Pflegende brauchen insofern eine gewisse „Leidensfähigkeit", die
durch professionelle Angebote zur Selbstfürsorge erträglich gemacht werden
kann (Saalfrank/Verres 2004).
Das „Netzwerk Achtsame Sterbekultur"
Auch ein Großklinikum der Maximalversorgung kann als „lernende Organisa-
tion" betrachtet werden. Es zählt nicht nur das Lernen des Einzelnen, sondern
auch das des Kollektivs, dessen Resultat systemisch gesehen mehr ist als die
Summe der einzelnen Lernprozesse. Mit Unterstützung der Deutschen Krebs-
hilfe haben wir uns mit folgenden wissenschaftlichen Fragen befasst:
- Wie kann an einem Universitätsklinikum eine psychosoziale und spiritu-
elle Kompetenz für die Sterbebegleitung wirksamer als bisher vermittelt
werden?
- Wie können Ärzte, Studierende, Pflegepersonen möglichst gut auf ihren per-
sönlichen Umgang mit Sterbenden vorbereitet werden?
- Wie können die Beziehungen zwischen Ärzten, Pflegenden, Klinikseelsor-
gern und Angehörigen in Zusammenarbeit mit Hospizen, ehrenamtlichen
Helfern und Studierenden der Medizin gefördert werden?
- Wie kann die spirituelle Dimension der Palliativmedizin in der Lehre the-
matisiert werden?
- In wieweit und für welche Menschen sind auch musiktherapeutische Selbst-
erfahrungsangebote dazu geeignet, Sensibilität und Behutsamkeit beim Um-
gang mit der Endlichkeit zu fördern?
Zur Beantwortung dieser komplexen Fragen sind die Methoden der quali-
tativen Feldforschung besser geeignet als quantifizierende Methoden, die nur
vordergründig gesehen mehr Exaktheit mit sich bringen. Auch werden aus-
führliche Interviewstudien in dieses Forschungsprogramm integriert, z. B. die
Replikation einer Befragung von 120 Heidelberger Medizinstudenten über ihre
Erfahrungen mit Tod und Sterben mit dem Ziel, Veränderungen des Umgangs
mit Sterben und Tod zu erfassen (Verres 1999; Verres/Lindrier 2007).