Mittwoch, den 6. Januar 1869.
2. Jahrg.
aadent mittuo und Samſtag. Preis monatlich 12 kr.
und ber den Trägern
Einzelne Rummer à 2 kr.
Auswävts bei den Landboten und Voſtanſtalten.
Man abonnrt in der Orackeret, untereſte
Möwenpriis. ö
Eme ſchleswig' ſche Geſchichte von Maria v. Ros kows ka.
Conlthans)
Uleſen lachte; ihn amuſirte die eheliche Scene offen
bar höchlich.
Hilda erhob ſich unmuthig „Eigenthümliche Ma-
nieren das, Schwager! Und was Sie daran Komi-
ſches finden, Herr Magiſter Uleſen, das begreife ich
auch nicht. Wüßte nicht, daß eine Frau verpflichtet
iſt, überhaupt ein Wirthſchaftsbuch zu führen und wenn
ſie eins führt, es dem Herrn Gemahl gegen ihre Nei-
gung vorzulegen. Geben Sie denn Helene Rechenſchaft
über Ihre Ausgaben, Ellſtädt?“
„»„Sie würden ſich alſo gegen Ihren Zukünftigen
auch ſo benehmen, Fröken Hilda? Ei, ei, da gratu-
lire ich ihm.“ Der Magiſter ſuchte durch ſeinen Ton
den Vorfall in's Scherzhafte zu ziehen.“
„Ich hoffe, mein Zukünftiger wird ſich weder um
die Wirthſchaft bekümmern, noch mich zu etwas nöthi-
gen wollen, was mir nicht, in Gegenwart eines Frem-
den nicht gefallen kann.“
Die Muzter winkte ängſtlich, der Schwager warf tiſch ſeiner Frau haften.
ihr einen finſtern Blick zu. Sie beachtete weder das
Eine, noch das Andere, fuhr mit ihrer kecken Unbefan-
genheit fort:
„Ich hoffe das nicht nur, ich bin davon überzeugt.
Mann heirathen, dem ich nicht vollkommen vertraue,
den ich nicht zärtlich liebe. Da wird alſo von derar-
tigen Conflicten nie die Rede ſein können, Herr Ma-
giſter.“
legenheit. Ellſtädt war erbleicht.
widern, bezwang ſich iedo und ſchwieg. Uleſen ſagte
vorwurfsvol:
ö „In Gegenwart eines Fremden! So bin ich Ihnen
alſo noch immer ein Fremder, Fröken Hilda?“
ö Sie ſchaute ihn groß an. Ein verwundertes: „Nun,
was denn?“ ſchwebte auf ihren Lippen. Der glühende
Blick, welchem ſie begegnete, ſchien ihr jedoch eine
ö Ahnung von ſeinen Empfindungen zu geben und ſie
dadurch völlig aus der Faſſung zu bringen. Ohne zu
antworten, in der lebhafteſten Verwirrung, eilte ſie
hinaus, in den Garten.
— „ einmal. nach Ene ſehen *. äußerte die alte
es ſicherlich nicht —“ fügte er ſelbſtgefällig bei.
beim Möwenpriis benutze ich die Gelegenheit — —
auch er ſich in den Garten.
doch auch gar zu auffallend!
Dame und verließ gleichfalls das Gemach. — Der Ma-
giſter trat zu ſeinem Collegen.
ſträuben,“ flüſterte er. „Aber auf die Dauer geſchieht
„Und'
Aber ich glaube, Du haſt noch gar nicht davon ge-
ſprochen, daß wir hinaus wollen?“ unterbrach er ſich
ſelber in ziemlich gebieteriſchem Ton.
Ich fänd noch nicht Zeit und meine Frau wird nicht
wollen — zumal jetzt. Sie ſcheint den Möwenpriis
nicht beſonders zu lieben.“
„Im — Du erzählteſt mir ja wohl, Du hätteſt
ſie an dieſem Tage kennen gelernt oder wieder geſehen.
Vielleicht darum?“ Sein Ton war ironiſch, der ver-
ſchmitzte Blick lauernd. „Es iſt Deine Sache, ſie.
aleiel wie — dazu zu bringen. Wenn Deine Macht
5 Hausherr nicht einmal ſo weit reichen ſollte! Kann
ich jetzt mit Hilda reden und finde ich ſie vernünftig,
ſo iſt's übrigens gar nicht nothwendig.“ Damit begab
Ellſtädt fuhr mit der Hand halb unmuthig, halb
nachdenklich durch das dichte, etwas verworrene Haar;
ſeine Blicke ſchweiften inzwiſchen durch das Zimmer
und blieben auf dem Schlüſſelkörbchen auf dem Näh-
Er wußte, daß einer der
kleinen Schlüſſel das Fach ſchließe — wie unbedacht
alſo von Helene, die Schlüſſel hier zurückzulaſſen, wenn
ſie da drinnen wirklich Geheimniſſe vor ihm bergen
ö wollte. ö
Denn ich werde nie und unter keinen Umſtänden einen
Er griff nach dem Bunde und zögerte doch auch
wieder. „Darf eine Frau Geheimniſſe haben vor ihrem
Mann?“ murmelte er dann und begann haſtig die
Schlüſſel zu probiren. „Ich bin vollkommen in mei-
nem Rechte. — War ſie doch ſonſt offen genug, zu
Die alte Dame befand ſich in der peinlichſten Ber-
Er wollte heftig er⸗ daß ſie mich nicht liebe, nie lieben werde.
wenn ich daran denke,
hat, ich ihr immer zu ſehr nachgab.
offen! Wie trocken ſagte ſie mir damals zum Beiſpiel,
Teufel,
ſehe ich gin, daß Uleſen Recht
Aber ſie ſoll. e.
hen, daß ich nicht unter ihrem Commando ſtehe. Iſt's
Bei dem hübſchen Ou-
ſchuß von der Mutter dürfte ſie nicht ſo kargen,
Denken die andern doch ohnehin mehr zu ſein,
die Achſeln auf uns herabſehen zu können.
ber
Und als
ich neulich darauf beſtand, ſie müſſe ein neues Kleid
haben, nahm ſie das Geld und — kaufte ein Kleid.
„Habe es gut angelegt,“ war Alles, was ich aus ihr
herausbringen konnte. Bin ich denn nicht ſoweit Herr —7
„Sie wird ſich doch —
mir
nicht Schande machen mit ihrer einfachen Totlette.
2. Jahrg.
aadent mittuo und Samſtag. Preis monatlich 12 kr.
und ber den Trägern
Einzelne Rummer à 2 kr.
Auswävts bei den Landboten und Voſtanſtalten.
Man abonnrt in der Orackeret, untereſte
Möwenpriis. ö
Eme ſchleswig' ſche Geſchichte von Maria v. Ros kows ka.
Conlthans)
Uleſen lachte; ihn amuſirte die eheliche Scene offen
bar höchlich.
Hilda erhob ſich unmuthig „Eigenthümliche Ma-
nieren das, Schwager! Und was Sie daran Komi-
ſches finden, Herr Magiſter Uleſen, das begreife ich
auch nicht. Wüßte nicht, daß eine Frau verpflichtet
iſt, überhaupt ein Wirthſchaftsbuch zu führen und wenn
ſie eins führt, es dem Herrn Gemahl gegen ihre Nei-
gung vorzulegen. Geben Sie denn Helene Rechenſchaft
über Ihre Ausgaben, Ellſtädt?“
„»„Sie würden ſich alſo gegen Ihren Zukünftigen
auch ſo benehmen, Fröken Hilda? Ei, ei, da gratu-
lire ich ihm.“ Der Magiſter ſuchte durch ſeinen Ton
den Vorfall in's Scherzhafte zu ziehen.“
„Ich hoffe, mein Zukünftiger wird ſich weder um
die Wirthſchaft bekümmern, noch mich zu etwas nöthi-
gen wollen, was mir nicht, in Gegenwart eines Frem-
den nicht gefallen kann.“
Die Muzter winkte ängſtlich, der Schwager warf tiſch ſeiner Frau haften.
ihr einen finſtern Blick zu. Sie beachtete weder das
Eine, noch das Andere, fuhr mit ihrer kecken Unbefan-
genheit fort:
„Ich hoffe das nicht nur, ich bin davon überzeugt.
Mann heirathen, dem ich nicht vollkommen vertraue,
den ich nicht zärtlich liebe. Da wird alſo von derar-
tigen Conflicten nie die Rede ſein können, Herr Ma-
giſter.“
legenheit. Ellſtädt war erbleicht.
widern, bezwang ſich iedo und ſchwieg. Uleſen ſagte
vorwurfsvol:
ö „In Gegenwart eines Fremden! So bin ich Ihnen
alſo noch immer ein Fremder, Fröken Hilda?“
ö Sie ſchaute ihn groß an. Ein verwundertes: „Nun,
was denn?“ ſchwebte auf ihren Lippen. Der glühende
Blick, welchem ſie begegnete, ſchien ihr jedoch eine
ö Ahnung von ſeinen Empfindungen zu geben und ſie
dadurch völlig aus der Faſſung zu bringen. Ohne zu
antworten, in der lebhafteſten Verwirrung, eilte ſie
hinaus, in den Garten.
— „ einmal. nach Ene ſehen *. äußerte die alte
es ſicherlich nicht —“ fügte er ſelbſtgefällig bei.
beim Möwenpriis benutze ich die Gelegenheit — —
auch er ſich in den Garten.
doch auch gar zu auffallend!
Dame und verließ gleichfalls das Gemach. — Der Ma-
giſter trat zu ſeinem Collegen.
ſträuben,“ flüſterte er. „Aber auf die Dauer geſchieht
„Und'
Aber ich glaube, Du haſt noch gar nicht davon ge-
ſprochen, daß wir hinaus wollen?“ unterbrach er ſich
ſelber in ziemlich gebieteriſchem Ton.
Ich fänd noch nicht Zeit und meine Frau wird nicht
wollen — zumal jetzt. Sie ſcheint den Möwenpriis
nicht beſonders zu lieben.“
„Im — Du erzählteſt mir ja wohl, Du hätteſt
ſie an dieſem Tage kennen gelernt oder wieder geſehen.
Vielleicht darum?“ Sein Ton war ironiſch, der ver-
ſchmitzte Blick lauernd. „Es iſt Deine Sache, ſie.
aleiel wie — dazu zu bringen. Wenn Deine Macht
5 Hausherr nicht einmal ſo weit reichen ſollte! Kann
ich jetzt mit Hilda reden und finde ich ſie vernünftig,
ſo iſt's übrigens gar nicht nothwendig.“ Damit begab
Ellſtädt fuhr mit der Hand halb unmuthig, halb
nachdenklich durch das dichte, etwas verworrene Haar;
ſeine Blicke ſchweiften inzwiſchen durch das Zimmer
und blieben auf dem Schlüſſelkörbchen auf dem Näh-
Er wußte, daß einer der
kleinen Schlüſſel das Fach ſchließe — wie unbedacht
alſo von Helene, die Schlüſſel hier zurückzulaſſen, wenn
ſie da drinnen wirklich Geheimniſſe vor ihm bergen
ö wollte. ö
Denn ich werde nie und unter keinen Umſtänden einen
Er griff nach dem Bunde und zögerte doch auch
wieder. „Darf eine Frau Geheimniſſe haben vor ihrem
Mann?“ murmelte er dann und begann haſtig die
Schlüſſel zu probiren. „Ich bin vollkommen in mei-
nem Rechte. — War ſie doch ſonſt offen genug, zu
Die alte Dame befand ſich in der peinlichſten Ber-
Er wollte heftig er⸗ daß ſie mich nicht liebe, nie lieben werde.
wenn ich daran denke,
hat, ich ihr immer zu ſehr nachgab.
offen! Wie trocken ſagte ſie mir damals zum Beiſpiel,
Teufel,
ſehe ich gin, daß Uleſen Recht
Aber ſie ſoll. e.
hen, daß ich nicht unter ihrem Commando ſtehe. Iſt's
Bei dem hübſchen Ou-
ſchuß von der Mutter dürfte ſie nicht ſo kargen,
Denken die andern doch ohnehin mehr zu ſein,
die Achſeln auf uns herabſehen zu können.
ber
Und als
ich neulich darauf beſtand, ſie müſſe ein neues Kleid
haben, nahm ſie das Geld und — kaufte ein Kleid.
„Habe es gut angelegt,“ war Alles, was ich aus ihr
herausbringen konnte. Bin ich denn nicht ſoweit Herr —7
„Sie wird ſich doch —
mir
nicht Schande machen mit ihrer einfachen Totlette.