—6
D'r Schtichlmaier.
Sonderbar! ö ö
Am Dunnerſch-
dag frieh war
in Mannem die
groß ſiegreich
Abſchtimmung
iwer die gemiſch-
te Schule, un
die Nacht druff
war Mondfinſch⸗—
terniß! Es is e
Glick, daß unſer
Aſchtronoome
die Naturerſchei⸗—
nung uff die Mi-
nutt vorausbro-
phezeit hawe,
ſunſcht dhäte ge-
wiſſe fromme
Leit heit ſage:
„Seht, der
Sieg, den die
Mannheimer
Juden, Anti-
Chriſten und
Heiden am Don-
nerſtag im Kam-
pfe für die kon-
feſſionsloſe
Schule gewon-
nen, war Gott!
nicht gefällig —
er ließ zwölf
Stunden dar-
auf am Himmel — — —
Zeichen und Wunder geſchehen und verfinſterte den
Mond! Kehrt um auf dem Wege des ſündigen Fort ;
ſchrittes, thut Buße im häärenen Gewande und be-
ſtreut eure Häupter mit der heiligen Aſche der In-
quiſition!“ — Was die fromme Herrn mit dem „Schwarz-
wild“ wolle, noochdem die Mannemer, wie mein Fraa
am Mittwoch aus'm „Badiſche Beowachter“ zum Beſchte
gewe, widder Appetit hätte, weeß ich nit. Deß „Schwarz-
wild“ ſoll ſich nämlich uff die denkwürdig Mannemer
Kaſinoſchlacht am 23. Februar 1863 beziehe. Ich er-
inner mich awer gah ganz genau, daß die Mannemer
an ſellem Dag heekſchtens en ſchbanniſche Schtier-
g'fecht ſchenkl mit Schwarzworzle mitnanner verzehrt
hawe. Unſer guter Jakob, der an dem Dag in
Mannem war un die Schbeiskart ereffnet hott, dirft
deß am Beſchte wiſſe! — Was die Herrn mit de Heide
wolle, die heit vor acht Dag zu der große Volksver-
ſammlung im Mannemer „Grüne Haus“ eingelade
jolle worve ſein, wie mein Fraa ferner am Mittwoch
aus'm „Badiſche Beowachter“ zum Beſchte gibt —
weeß ich widder nit. Ich war zufällig ſelwer an dem
Tag in Mannem drunne un hab die Verſammlung
ſchlage nit mehr ein!
b'ſucht. Heide meege freilich dort anweſend geweßt
ſein, awer jedenfalls warres norr vun denne Heide,
die im Mannemer Adreßkallenner ſchtehn. Un mit
ſo Heide kenne mir Heidlberger gewiß aah uffwarte.
Awer ganz abſchtrachiert vun dem un vun ſellem.
Was hawe dann eigendlich die fromme Herrn gege die
Einfiehrung d'r gemiſchte Schule? Leewe mer dann
nit ſchun lang in de gemiſchteſchte Verhältniſſe, die ich
mer norr denke kann? Unſer Ehe ſinn gemiſcht! Un-
ſer G'ſellſchafte ſinn gemiſcht! Unſer Wein is' ge-
miſcht! Unſer Bier is gemiſcht! Unſer Millich is ge-
miſcht! Unſer Brod is gemiſcht! Unſer Geld is ge-
miſcht! Unſer Schulde ſinn gemiſcht! Unſer Bollidick
is gemiſcht! Un unſer Hoſſeknepp ſinn gemiſcht
— wenigſchtens meini. Dann drag ich per Exempl
ſchwarze Hoſſeknepp, un 's reißt emool eener davun
ab, do kann ich druff zähle, daß mer mein guti, liewi
Sawiene en weiße dofor hinnäht. 's kummt'r nit
druff an. Un umgekehrt. Un ſo bin ich 's ganz Johr
unner d'r Weſt ſchwarz-weiß, alſo breißiſch — un
ower d'r Weſt uff d'r Naaſeſchbitz, ſchwarz⸗roth⸗gold,
alſo wein farwig, odder groß deitſch! Un die Doppl-
bollidick, mit der ich unner meine Mitbirger ſo 's ganz
Johr rumlaafe muß, kann mein Fraa emool am jinſchte
Gericht nit verantworte.
Gemiſcht in jeder Beziehung leewe mer alſo ſchun
gar lang recht glicklich mitnanner, Männer — un ich
kann nit einſehe, warum die gemiſcht Schul emool
mehr junge Rinoozeroß erziehge ſollt, als die unge-
miſcht bereits erzoge hott. Kameel bleibt Kameel —
Ochs bleidt Ochs — un d'r gemiſchte Eeſl is mer ſo
lieb wie d'r ungemiſchte. Alſo dirfe mer, wann die
Abſchtimmung iwer die gemiſchte Schule emool in
Heidlberg uff die Dagesordnung kummt, mit gutem
Gewiſſe Ja ſage — mir wolle die gemiſchte Schule!
Selbſcht uff die G'ſahr hin, for unſer Abſchtimmung
— geſchtrohmayert zu werre. Norr nit ängſcht-
lich, Männer! Die Bannſchträhl im 19. Johrhunnert
Deß bisl Kalvoniumfeier, mit
dem ſe noch kinſchtlich abgepiſcht werre, is gleich ver-
raacht. Die Excommunication dhut heier Keem mehr
weh, un bedeit aah beim Konſchtanzer Burger-
meeſchter Schtrohmayer weiter nix mehr, als — leer
Schtroh gemayert! Okondroleer! D'r Herr Bur-
germeeſchter kann ſich uff ſein Maleer, deß'm kerzlich
baſſiert is, noch was einbilde! Dann ſoue bisl Bann-
ſchtrahl macht ſich gar ſo ſcheen — gar ſo ſcheen —
ſchnedderengdengdennn!:
Ich hoff, Männer, daß mer's de Mannemer ball
nooch mache un nit zurickſchtehn. D'r Kampf werd
wie in Mannem am Dunnerſchdag, aah hier ſchweer
werre, awer mir werre ſiege, wie die Mannemer,
wann uns d'r ungemiſchte Eeſt nit ganz aus d'r Wand
g'ſchlage hott! Halte mer Nummero eens emool e
9 9 ö
Volksverſammlung iwer die Froog ab un leege uns
die G'ſchicht zurecht. 's Annere find ſich. Mit'm Jakob
werre mer fertig! — * *
D'r Jakob — deß dirft'r 3o nit vergeſſe —
Hott bis datd von uns noch keene g'freſſel
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.
D'r Schtichlmaier.
Sonderbar! ö ö
Am Dunnerſch-
dag frieh war
in Mannem die
groß ſiegreich
Abſchtimmung
iwer die gemiſch-
te Schule, un
die Nacht druff
war Mondfinſch⸗—
terniß! Es is e
Glick, daß unſer
Aſchtronoome
die Naturerſchei⸗—
nung uff die Mi-
nutt vorausbro-
phezeit hawe,
ſunſcht dhäte ge-
wiſſe fromme
Leit heit ſage:
„Seht, der
Sieg, den die
Mannheimer
Juden, Anti-
Chriſten und
Heiden am Don-
nerſtag im Kam-
pfe für die kon-
feſſionsloſe
Schule gewon-
nen, war Gott!
nicht gefällig —
er ließ zwölf
Stunden dar-
auf am Himmel — — —
Zeichen und Wunder geſchehen und verfinſterte den
Mond! Kehrt um auf dem Wege des ſündigen Fort ;
ſchrittes, thut Buße im häärenen Gewande und be-
ſtreut eure Häupter mit der heiligen Aſche der In-
quiſition!“ — Was die fromme Herrn mit dem „Schwarz-
wild“ wolle, noochdem die Mannemer, wie mein Fraa
am Mittwoch aus'm „Badiſche Beowachter“ zum Beſchte
gewe, widder Appetit hätte, weeß ich nit. Deß „Schwarz-
wild“ ſoll ſich nämlich uff die denkwürdig Mannemer
Kaſinoſchlacht am 23. Februar 1863 beziehe. Ich er-
inner mich awer gah ganz genau, daß die Mannemer
an ſellem Dag heekſchtens en ſchbanniſche Schtier-
g'fecht ſchenkl mit Schwarzworzle mitnanner verzehrt
hawe. Unſer guter Jakob, der an dem Dag in
Mannem war un die Schbeiskart ereffnet hott, dirft
deß am Beſchte wiſſe! — Was die Herrn mit de Heide
wolle, die heit vor acht Dag zu der große Volksver-
ſammlung im Mannemer „Grüne Haus“ eingelade
jolle worve ſein, wie mein Fraa ferner am Mittwoch
aus'm „Badiſche Beowachter“ zum Beſchte gibt —
weeß ich widder nit. Ich war zufällig ſelwer an dem
Tag in Mannem drunne un hab die Verſammlung
ſchlage nit mehr ein!
b'ſucht. Heide meege freilich dort anweſend geweßt
ſein, awer jedenfalls warres norr vun denne Heide,
die im Mannemer Adreßkallenner ſchtehn. Un mit
ſo Heide kenne mir Heidlberger gewiß aah uffwarte.
Awer ganz abſchtrachiert vun dem un vun ſellem.
Was hawe dann eigendlich die fromme Herrn gege die
Einfiehrung d'r gemiſchte Schule? Leewe mer dann
nit ſchun lang in de gemiſchteſchte Verhältniſſe, die ich
mer norr denke kann? Unſer Ehe ſinn gemiſcht! Un-
ſer G'ſellſchafte ſinn gemiſcht! Unſer Wein is' ge-
miſcht! Unſer Bier is gemiſcht! Unſer Millich is ge-
miſcht! Unſer Brod is gemiſcht! Unſer Geld is ge-
miſcht! Unſer Schulde ſinn gemiſcht! Unſer Bollidick
is gemiſcht! Un unſer Hoſſeknepp ſinn gemiſcht
— wenigſchtens meini. Dann drag ich per Exempl
ſchwarze Hoſſeknepp, un 's reißt emool eener davun
ab, do kann ich druff zähle, daß mer mein guti, liewi
Sawiene en weiße dofor hinnäht. 's kummt'r nit
druff an. Un umgekehrt. Un ſo bin ich 's ganz Johr
unner d'r Weſt ſchwarz-weiß, alſo breißiſch — un
ower d'r Weſt uff d'r Naaſeſchbitz, ſchwarz⸗roth⸗gold,
alſo wein farwig, odder groß deitſch! Un die Doppl-
bollidick, mit der ich unner meine Mitbirger ſo 's ganz
Johr rumlaafe muß, kann mein Fraa emool am jinſchte
Gericht nit verantworte.
Gemiſcht in jeder Beziehung leewe mer alſo ſchun
gar lang recht glicklich mitnanner, Männer — un ich
kann nit einſehe, warum die gemiſcht Schul emool
mehr junge Rinoozeroß erziehge ſollt, als die unge-
miſcht bereits erzoge hott. Kameel bleibt Kameel —
Ochs bleidt Ochs — un d'r gemiſchte Eeſl is mer ſo
lieb wie d'r ungemiſchte. Alſo dirfe mer, wann die
Abſchtimmung iwer die gemiſchte Schule emool in
Heidlberg uff die Dagesordnung kummt, mit gutem
Gewiſſe Ja ſage — mir wolle die gemiſchte Schule!
Selbſcht uff die G'ſahr hin, for unſer Abſchtimmung
— geſchtrohmayert zu werre. Norr nit ängſcht-
lich, Männer! Die Bannſchträhl im 19. Johrhunnert
Deß bisl Kalvoniumfeier, mit
dem ſe noch kinſchtlich abgepiſcht werre, is gleich ver-
raacht. Die Excommunication dhut heier Keem mehr
weh, un bedeit aah beim Konſchtanzer Burger-
meeſchter Schtrohmayer weiter nix mehr, als — leer
Schtroh gemayert! Okondroleer! D'r Herr Bur-
germeeſchter kann ſich uff ſein Maleer, deß'm kerzlich
baſſiert is, noch was einbilde! Dann ſoue bisl Bann-
ſchtrahl macht ſich gar ſo ſcheen — gar ſo ſcheen —
ſchnedderengdengdennn!:
Ich hoff, Männer, daß mer's de Mannemer ball
nooch mache un nit zurickſchtehn. D'r Kampf werd
wie in Mannem am Dunnerſchdag, aah hier ſchweer
werre, awer mir werre ſiege, wie die Mannemer,
wann uns d'r ungemiſchte Eeſt nit ganz aus d'r Wand
g'ſchlage hott! Halte mer Nummero eens emool e
9 9 ö
Volksverſammlung iwer die Froog ab un leege uns
die G'ſchicht zurecht. 's Annere find ſich. Mit'm Jakob
werre mer fertig! — * *
D'r Jakob — deß dirft'r 3o nit vergeſſe —
Hott bis datd von uns noch keene g'freſſel
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.