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Heidelberger Volksblatt (2) — 1869

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Nr. 10 - Nr. 11 (3. Februar - 6. Februar)
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Schwager zu Hauſe?“
„Ader er muß Iden Augenblick kommen und —“ un-
fähig weiter zu reden
hend an.
„Nur ein Wort mit Ihrer Schweſter!“
Bei ſeinem entſchiedenen Ton wagte ſie keinen
Einſpruch. Sie öffnete ihm die Thür und trat ſelber.

zurück, um nach Ellſtädt auszuſehen und jede Störung

abzuw enden. Raſch war er eingetreten. AUnvermögend,
ſich aufrecht zu erhalten, ſank Helene auf einen Stuhl
und deutete auf einen zweiten.
Eine Handbewegung lehnte den Sitz ab.
vergebens auf meinen Vater in ſeiner Wohnung war⸗-
tete, fand ich etwas, das Sie ihm eben hatten zugehen
laſſen, deſſen er nicht mehr bedarf.
daß ich keinen Augenblick mit der Zurückgabe ſäume
und —
„Vollkommen!“ ſagte ſie mit Kälte, die jedoch durch
den flammenden Blick Lügen geſtraft ward. „Hätte
ich eine Ahnung von Ihrer Nähe gehabt, ſo würde
ich die Sendung ſelbſtverſtändlich unterlaſſen —“ Sie
konnte nicht weiter reden, wenigſtens nicht in dieſem
Ton. Mechaniſch nahm ſie aus ſeiner Hand das Geld

und den Briefbogen und ſchob beides ohne aufzuſehen
und zu wiſſen, was ſie that, unter ihr Wirthſchafts-
buch auf dem Schreibtiſch. Als ſie vorhin nach dem

Schreiben ſuchte, hatte ſie das Heft liegen laſſen.

„Haben Sie Dank für Ihre hilfreiche Theilnahme

an meinem armen Vater!“ Erfolglos bemühte er ſich,

in ſeinen Ton Herzlichkeit und Wärme zu legen. Wi-

der ſeinen Willen blieb die Bitterkeit vorherrſchend.
Als Erwiederung auf die kühlen Dankesworte hatte
ſie nur ein flüchtiges Achſelzucken. Sein Benehmen im
Dom ſtand vor ihrem innern Auge, feſſelte jedes Wort,

namentlich jedes freundſchaftliche Wort auf ihrer Zunge.

Und doch war er nicht hierher gekommen, um fo

von ihr zu ſcheiden. „Niemand wußte oder ahnte meine
Ankunft,“ lenkte er ab, den Uebergang zu einem Aus-

druck ſuchend, welcher den allzu herben im Dom mil-
dere, aus ihrem Gedächtniß verwiſche.

entſchließen konnte. „Ich ſtehe überhaupt mit Nie-
mand hier in direkter Verbindung,“ ſprach er raſch
weiter. „Das Wenige, was ich aus der Heimath ver⸗—

nahm, erfuhr ich zufällig oder durch die zweite, dritte

Hand. Es war, als

hätten mich alle meine Freunde
vergeſſen!“ ö

5Kein Wunder, wenn Sie immer ein ſo läſſiger

Correſpondent waren!“ entſchlüpfte es ihr in aufwal-
lender Bitterkeit. ö
blickte ſie groß an.
ö (Fortſetzung folgt.)

7
* 7


— Sie ſchüttelte den Kopf..
blickte ſie ihn angſtvoll und fle-

„Als ich.

Sie begreifen,

nalverein kenne

ö Ein offnes,
vertrauliches Ausſprechen mußte freilich denſelben Dienſt
leiſten, da er ſich zu einer förmlichen Abbitte nicht

hott — wie behaupt worre is.

Der Schtichlnaier.

So war's An-
no 18481 Alle
Dag e anneri
Verſammlung!
Ball die Schnei-
der, ball die
Schuhmacher,
ball die Metall⸗,
ball die Holzar-
weiter. Merk-
werdig“ Ver-
ſammlungswuth
Ich bin begie⸗—
rig, ob unſer
deitſcher Nacht-⸗
wächterverein
nit aach ball ſein
Verſammlung
ausſchreibt!
Unſer Nacht-
wächter miſſe
aah was for's
deitſche Vatter⸗—
land dhun. Uff
de deitſcheNazio-⸗

mer uns jo doch
nit mehr ver-
loſſe. Er is =
ſauft entſchlaafe,
wie ſo viel anͤ⸗
nere deitſche
Vereine. Aach = *
er hott Deitſchh — ————
land nit eenig gemacht. Unſer leſchti Hoffnung wäre
alſo die deitſche Nachtwächter! Alſo heert ihr Nacht-—
wächter und laßt eich fragen: Wollt'r nit aach emool
e bisl im „Faule Pelz“ tage? So e biel Volksver-
ſammlung macht ſich gar ſo ſcheen. Deß hawe mer
jo erſcht widder am Mittwoch g'ſehe. Ich hab mich
recht gaudirt! „Vicl Lärm um Nichts“, Luſchtſchbiel
von Schekspier, hawe die Herrn uffg'fiehrt. Ich hab
alle Aageblick gemeent: d'r g'ſchbrengte Schloßdhorn
dhät widder anfange zu brenne. D'r Herr Bräſident
hott wenigſchtens ſein Schtormglock gar nit mehr aus
d'r Hand gebrocht, un hott ſich im heilige Ermah-
nungseifer um Ruh ſo merkwerdig koomiſch iwerſchterzt,
daß er die verehrt Berſammlung „um allgemeini Un-
nerbrechung“ gebitt hott! No, un an der hott's ge-
wiß nit g'fehlt! Die Verſammlung war in der Art
ihrm Bräſident gewiß ſehr folgſam. Recht ſchad war's,
Männer, daß es nit zur Abſchtimmung kumme is, ob
en gewiſſer Herr Reedner g'hatt odder nit g'hatt
Ma hätt abſchtimme
ſolle, ob'r en Zopp g'hatt, odder blos angeheitert

war! So was wär nei, un inn'ere Volksverſamm:
 
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