ältere Tochter des Präsidenten der Republik, ist mit dem
Abgeordneten Paul Deschanel seit gestern verlobt.
Der Bräutigam ist der einzige Sohn des Senators Emile
Deschanel, eines Professors am College de France. Seit
1889 ist Paul Deschanel Abgeordneter und einer der
glänzendsten Redner des Parlaments. Doch wird gegen
die Beredtsamkeit des jungen Deschanel der Vorwurf er-
hoben, sie sei mehr akademisch als packend und mache auf
seine Zuhörer geringeren Eindruck, als bei der Lectüre im
Journal des Debats, zu dessen Lieblingen er gehört.
Belgien. Brüssel, 30. Jan. An Stelle des zurück-
getretenen deLandtsheere wurde der frühere Minister
Baernaert zum Präsidenten der Kammer gewählt. Der
Ministerpräsident hatte den Sozialisten agitatorisches
Treiben vorgeworfen, worauf ein Socialist mit „Sie sind
ein freches Individuum" geantwortet hatte. Vom Prä-
sidenten aufgesordert, den Ausdruck zurückzunehmen, wei-
gerte sich der Sozialist dessen, ein anderer, ein katholischer
Abgeordneter, protestirte gegen einen Ordnungsruf, und
das veranlaßte den Präsidenten, zurückzutreten. Er blieb
bei seinem Entschluß, obgleich die Sozialistenführer und
Ultramontanen am andern Tage gute Worte gaben und
erklärten, es müsse ein Mißverständlich vorliegen; sie hätten
den Ordnungsruf angenommen. Ueberall wird der Par-
lamentston roher, so auch in Brüssch!
M Italien. Rom, 30. Jan. Zwei Bataillone
mit 1268 Offizieren und Soldaten gehen heute Abend von
Neapel mit der Bestimmung nach Massaua ab.
Bulgarien. Sofia, 31. Januar. Stambulow
richtete an den Fürsten einen Brief, in welchem er ihn
Zu dem Geburtstage des Prinzen Boris beglückwünschte.
Es ist das der erste Schritt Stambulows zu einer An-
näherung.
Asien. Nach einer Meldung der Times aus Kobe
wurden die chinesischen Abgesandten von der
Volksmenge mit feindlichen Kundgebungen empfangen.
Ein großes Aufgebot von Polizei mußte zu ihrem Schutze
herbeieilen. Die satanischen Blätter glauben, daß die
FriedenSverhandlungerr^zu keinem Resultate führen werden,
da es unmöglich sei, Saß China im gegenwärtigen Zeit-
punkte den Forderungen; Japans zustimme.
— Wie die Times aus Shanghai unterm 28. Jan.
meldet, haben die Kommandirenden der chinesischen Streit-
macht telegraphisch berichtet, daß die japanische Flotte
am 26. Jan., Morgens 3 Uhr, gegen Wei-Hai-Wei
in 2 Divisionen mit 19 Schiffen vorrückte. Die Kanonen
der chinesischen Flotte und der Landbatterien eröffneten
das Feuer auf die 1. Division. Als diese 100 Meter
von der chinesischen Flotte entfernt war, griffen die
chinesischen Schiffe und Torpedoboote den Feind" an und
schlugen ihn in die Flucht. Die erste japanische
Division segelte nordwestwärts, die zweite südwärts.
Mehrere japanische Schiffe wurden beschädigt. Die Japaner
griffen Wei-Hai-Wei zu gleicher Zeit zu Lande an, wurden
aber ebenfalls zurückgeschlagen. Die Chinesen verloren
27 Seeleute, die Japaner 300 Todte und Verwundete.
(Wahrscheinlich eine chinesische Lügennachricht. Red.)
Aus Stadt und Land.
** Heidelberg 1. Febr. Se. Königs. Hoh. der Großher-
zoo kam auf der Rückreise von Berlin noch Karlsruhe heute
Nacht mit dem Schnellzuge um 12.40 hier an und setzte die
Fahrt um 12 Uhr 54 Min. fort.
* Heidelberg, 31. Januar. (Aus dem städtischen Vor-
anschlag pro 1895. Fortsetzung.) Unter denBemerkungen,
die in dem Voranschlag zu den einzelnen Einnahmeposten gemacht
werden, heben wir folgende hervor: Wirtschaft auf dem König-
stuhl. Obwohl anzunehmen ist, daß der vom Bürgerausschuß
unterm 21. December v. I. beschlossene Neubau der Königstuhl-
wirthschaft noch im Laufe dieses Jahres beziehbar werden, damit
aber der für diesen Fall mit Herrn PH. G. Mayer vereinbarte
Pachtzins von 1200 pro Jahr in Kraft treten wird, ist hier
doch nur der bisherige Pachtzins von 250 eingestellt, weil
eben der Zeitpunkt, in welchem das neue Pachtverhältniß be-
ginnen wird, jetzt noch nicht mit völliger Sicherheit bestimmt
werden kann. — Altes Schlachthaus. Das alte Schlachthaus,
dessen Erwerbung vom Bürgerausschuß unterm 29. December 1892
beschlossen wurde und das am 25. Juli v. I. in den Besitz der
Stadtgemeinde überging, ist in der Weise nutzbar gemacht worden,
daß die unteren Räume zur Lagerung von Baumaterialien für
das Tiefbauamt verwendet werden, während die Wohnräume zu
120, bezw. 100 jährlich an zwei städtische Taglöhner ver-
miethet sind. — Verwaltungsgebäude bei den früheren Baracken.
Während das zu den früheren Epidemiebaracken gehörige Gelände
nach Abbruch derselben der Stadtgärtnerei überwiesen wurde, ist
das seitherige Verwaltungsgebäude, welches vorerst noch stehen
bleiben soll, vermiethet worden. Es haben darin zwei städtische
Taglöhner zu 120 bezw. 100 jährlich Wohnung erhalten. —
Haus Untere Neckarstraße Nr. 9. Es- ist hier nur das voraus-
sichtliche Mieth erträgniß für die Zeit vom 1. Januar bis 1. April
1895 eingestM, weil der Stadtrath die Absicht hat, das Haus
nicht über das erste Quartal dieses Jahres hinaus vermiedet
zu lassen, vielmehr im Zusammenhang mit der geplanten In-
angriffnahme des Neckarquais baldthunlichst die Niederlegung des
Gebäudes herbeizuführen. — Haus Untere Neckarstraße Nr. 15.
Das Haus Untere Neckarstraße Nr. 15, in welchem sich die Real-
wirthschaft zum Neckarthal befindet, geht am 1. April 1895 in
den Besitz der Stadt über. Es ist diese Wirtschaft auf genann-
ten Zeitpunkt an die Gebrüder Förster in Leutershausen zu
3300 jährlich verpachtet worden. Für neun Monate beträgt
hiernach der Pachtzins 2475 .>/L, die oben eingestellt sind. —
Für den französischen Unterricht in der Volksschule 2200 Im
Zusammenhang mit einer auf Ostern 1894 erfolgten Neuorganisation
des französischen Unterrichts an der hiesigen Volksschule wird das
Honorar, welches die Eltern der an diesem Unterricht theck-
nehmenden Kinder im Betrage von je 10 jährlich zu entrichten
haben, nicht mehr von den Lehrern, die den Unterricht geben,
sondern von der Stadtkasse eingezogen, aus welcher auch die
Lehrer für die Ertheilung des in Frage stehenden Unterrichts
feste Vergütungen erhalten. Für die Kinder, deren Eltern von
der Zahlung des Honorars befreit sind, leistet die Schulstiftung
entsprechende Zuschüsse an die Stadtkasse. — Guthaben bei der
städt. Sparkasse für die elektrische Uhrenanlage. In dem Vor-
anschlag für 1894 waren unter 8 27 lit. u Ziff. 2 5000 für
eine elektrische Centraluhrenanlage vorgesehen. Die betreffenden
Arbeiten sind vergeben, konnten aber im letzten Jahre^ nicht mehr
ausgeführt werden, weßhalb der Stadtkasse am Schluffe des
Jahres 1894 der Betrag von 5000 entnommen und bei der
Sparkasse angelegt wurde. Es soll diese Summe bei der Spar-
kasse wieder zurückerhoben werden, sobald die in Frage stehende
Anlage, wofür auch im diesjährigen Voranschlag wieder unter
H 27 5000 in Ausgabe erscheinen, ausgeführt sein wird.
(Fortsetzung folgt.)
führte er eine eig, ue Schule in Jaffa weiter und war sodann
von 1880—87 Vorstand der deutschen Schule in Beirut. Auf
seine Bitte um Verwendung in der bad. Landeskirche wurde ihm
zunächst die Verwaltung der Pfarrei Rosenberg übertragen; den
Pfarrdienst in Neckarbinau erhielt er 1890. Auf Grund eines
zuvor gehaltenen Kollegiums hielt sich die Oberkirchenbehörde zu
der Annahme berechtigt, daß Pfarrer Schwarz die Vorschriften
und Ordnungen der Landeskirche für maßgebend anerkenne. Im
dienstlichen und außerdienstlichen Verhalten hatte Pfarrer Schwarz
bisher nie Anlaß zu Beanstandungen gegeben.
Baden, 29. Januar. Nach der Medizinalstatistik starben im
letzten Vierteljahre im Amtsbezirke Baden 130 Personen, davon
33 im ersten Lebensjahre, 14 zwischen 1 und 15 Jahren. Es
starben an Keuchhusten 1 Person (Landbezirk). Typhus 1 Person
(Landbezirk), an Diphtheritis 8 Kinder (4 Landbezirk, 4 in der
Stadt Baden). Dabei wird hervorgehoben, daß sämmtliche an
Diphtheritis verstorbenen Kinder nicht mit dem Behring'schen
bes Heilserums behandelten 20 Kindern ist keines gestorben, ob-
- Denn was hätten diese Stufen bedeutet
m eurem Falle, da der Geistliche öffentlich erklärt hatte, daß er
die Verbreitung des bekannten Flugblattes sich unter keinen
Umstanden verbleien lasse; die Entlassung sei unumgänglich ae-
wesen, wenn der Geistliche sein Amt nicht selbst niederlegte. Mit
Rücksicht auf dre Familie des Geistlichen wurde für ihn eine
Sustentatwn in der Höhe der zulässigen Pension beantragt
"^ber allen Persönlichen Rücksichten mußte der Oberkirchenbehörde
die Pflicht stehen, einem Zustand ein Ende zu machen, der den
Beginn der Auflösung der kirchlichen Ordnung bedeuten würde."
Pfarrer Gottfried Schwarz ist 1845 in Kornthal, Württemberg,
geboren; nach 1867 in Tübingen bestandener Prüfung war er
zuerst Lehrer auf dem Salon bei Ludwigsburg und schloß sich
1869 der von Christof Hoffmann begründeten Gesellschaft des
Tempels an, in deren Dienst er bis 1878 in Jaffa thätia war.
Nach eigener Darleguugtrat er aus, weil die Gesellschaft auf äußere
kirchliche Organisation zu großen Werth legte. Von 1873—80
führte er eme eig, ue Schule in Jaffa weiter und war sodann
von 1880—87 Vorstand der deutschen Schule in Beirut. Auf
seine Bitte um Verwendung in der bad. Landeskirche wurde ihm
zunächst die Verwaltung der Pfarrei Rosenberg übertragen; den
Pfarrdienst in Neckarbinau erhielt er 1890. Auf Grund eines
zuvor gehaltenen Kollegiums hielt sich die Oberkirchenbehörde zu
der Annahme berechtigt, daß Pfarrer Schwarz die Vorschriften
und Ordnungen der Landeskirche für maßgebend anerkenne. Im
dienstlichen und außerdienstlichen Verhalten hatte Pfarrer Schwarz
bisher nie Anlaß zu Beanstandungen gegeben.
Vaden, 29. Januar. Nach der Medizinalstatistik starben im
letzten Vierteljahre im Amtsbezirke Baden 130 Personen, davon
33 im ersten Lebensjahre, 14 zwischen 1 und 15 Jahren. Es
starben an Keuchhusten 1 Person (Landbezirk). Typhus 1 Person
(Landbezirk), an Diphtheritis 8 Kinder (4 Landbezirk, 4 in der
Stadt Baden). Dabei wird hervorgehoben, daß sämmtliche an
Diphtheritis verstorbenen Kinder nicht mit dem Behring'schen
Heilserum behandelt worden sind. Von den mit Injektionen
des Heilserums behandelten 20 Kindern ist keines gestorben, ob-
wohl einzelne Fälle nach Mittheilung der zuverlässigsten Aerzte
bei Einleitung der Behandlung fast aussichtslos waren.
Freiburg, 31. Jan In Folge der Berufung des Herrn
Hosrnty Warburg nach Berlin ist die Ersatzwahl eines Pro-
rektors für das Studienjahr 1895/96 nöthig gewo.den.
Dieselbe war auf gestern Nachmittag anberaumt und es ging
mit großer Stimmenmehrheit Herr Prof. v. Stmson als
Gewählter hervor.
O Konstanz, 31. Jan. Auch hier ist Fürst Bismarck mit
großer Mehrheit vom Bürgerausschuß zum Ehrenbürger ernannt
worden.
Aus Vaden. In Mannheim kam ein Fall unglaublicher
Rohheit vor, der hoffentlich gebührende Strafe findet. Ein Kauf-
mann fand ur seinem Zimmer eine fremde Katze, begoß sie mit
Petroleum und zündete sie an. _
Eingesandt
Epfenbach, 29. Jan. In den Blättern liest man, wie in
allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes, sogar den kleinsten
Gehöften, der Geburtstag unseres geliebten Kaisers von den
Militärvereinen gefeiert.wurde. Von hier kann man das
dieses Jahr leider nicht berichten. Nicht einmal eine Kirchen-
parade fand statt, und warum nicht? Es wäre doch erwünscht,
daß dies aufgeklärt würde, damit die Annahme beseitigt wird,
es handle sich lediglich um persönliche Gründe kleinlicher Art.
Der Untergang des Dampfers Elbe.
Schwere Fehler müssen irgendwo gemacht worden sein, denn
sonst bliebe es unerklärlich, daß bei klarem wenn auch dunkeln
Wetter ein solcher Zusammenstoß stattfinden konnte, wie der,
welcher den Dampfer Elbe zum Sinken brachte und damit den
Untergang zahlreicher Menschenleben verursachte. Der gerettete
dritte Offizier der Elbe, Stollberg, erklärt: „Der andere Dampfer
befand sich außerhalb des Curses. Ich sah das grüne Licht an
dessen Backbordseite." Lotse Greenhand sagt: „Ich war sofort
nach dem Zusammenstoß auf Deck und half Raketen abfeuern.
Der andere Dampfer war entschieden schuldig, da er rechtwinkelig
am Steuerbordbug vorbeizufahren versuchte." Der Capitän des
Kohlendampfers Crathie, der der Elbe in die Seite fuhr, sucht
begreiflicherweise die Schuld von sich abzulehnen und sich auch
gegen den Vorwurf zu wahren, daß er den getroffenen Dampfer
verließ. Er sagt aus: „Morgens zwischen 5 und 6 Uhr waren
wir etwa 30 Meilen vom „Neuen Wasserweg" entfernt. Es war
sehr dunkel. Plötzlich wurden am Steuerbord vor dem Schiffe
die drei Lichter eines großen Dampfers sichtbar. Sofort wurde
Backbord gesteuert, jedoch vergebens. Auch nachdem rückwärts
gedampft wurde, blieb der Zusammenstoß unvermeidlich. Unser
Schiff lief mit dem Vordertheil in den Dampfer. Obgleich schwer
beschädigt, konnten wir doch blaues Licht zeigen zum Beweis,
daß wir nicht in Noth verkehrten. Binnen einer halben Stunde
zeigte auch der Dampfer blaues Licht, und da sofort nach dem
Zusammenstoß das Schiff weiter fortfuhr und anscheinend seine
Reise weiterverfolgte, glaubten wir, dasselbe sei nicht in Gefahr,
doch blieben wir, da wir auch unter der Wasserlinie ein Leck
hatten, das jedoch glücklich gedichtet wurde, noch zwei Stunden
an derselben Stelle, ohne etwas vom Dampfer weiter zu
bemerken."
Diese Aussage des Capitäns widerspricht in mehrfachen Be-
ziehung den Thatsachen. Da die Elbe 20 Minuten nach der
Katastrophe sank, kann sie nicht binnen einer halben Stunde
blaues Licht gezeigt haben und wenn der Capitän der Crathie
zwei Stunden an der Stelle des Zusammenstoßes geblieben wäre,
so hätte er den Untergang der Elbe merken müssen. Da er
seiner Aussage nach sich bewußt war, von der Seite in den
Dampfer h in e in g e l au f en zu sein, so hätte er sich doch auch
sagen müssen, daß der getroffene Dampfer schwer gefährdet sein
mußte.
Der Stoß war in der That, wie die Ueberlebenden berichten,
fürchtbar und schlug tief mitten in den Maschinenraum. Das
Wasser überfluthete sofort den Hinteren Theil der Elbe. Dem
Stoße folgte eine große, schreckliche Verwirrung. Der Capitän
befand sich auf der Kommandobrücke und gab deutlich vernehm-
bar den Befehl, daß alle Frauen und Kinder auf die andere
Seite des Schiffes geschafft werden sollten. Es scheint sehr
schwer gewesen zu sein, die Rettungsboote flott zu machen, weil
die Taue gefroren waren.
Ehe die Rettungsarbeit durchgeführt werden konnte, sank das
schöne stattliche (schiff auf den Grund.
Eine lebhafte Schilderung des Unglücks der Elbe liefert der
Passagier Karl Hofmann, der mit Frau und Kind zusammen in
einer Cabine zweiter Classe in unmittelbarster Nähe der durch
den Zusammenstoß getroffenen Stelle schlief. Er hielt anfangs
den Krach für ein Gong-Signal zum Frühstück, als er aber
großes Fußgetrampel über sich hörte, eilte er auf das Deck. Es
gelang ihm mit seinem Knaben, das Boot zu besteigen, und er
wollte eben seiner Frau hineinhelfen, als der Capitän die Frauen
und Kinder auf die andere Schiffsseite befahl. Darauf drückte
ihm die Frau ihre goldene Uhr in die Hand und folgte dem
Befehl. Auch der Knabe wurde aus dem Boot entfernt, während
Hofmann im Boote verblieb. Ein anderer Passagier, John
Bevera aus Ohio, hatte die Nacht im Speisezimmer verbracht,
plötzlich aufwachend, sah er eine Unzahl halbnackttr Personen
durcheinander laufen und zog darauf seinen Regenmantel und
zwei Rettungsgürtel an, die ihm die Umstehenden mit Gewalt
zu entreißen suchten und sprang schließlich in das abfahrende
Rettungsboot. Ein Matrose wollte ihn hiuausstoßen, aber
Bevera hielt sich an ihm fest mit dem Gedanken: „Wenn ich
untergehe, gehst Du mit," worauf der Matrose abließ. Ein an-
derer Passagier, als dessen Name Bothen angegeben ist, beschreibt
den Zusammenstoß wie ein Geräusch großer sich zermalmender
Eismassen.
Im Ganzen sind fünf Passagiere gerettet worden, darunter
auch eine Dame, wie eine gestrige Depesche ganz richtig angav.
* Heidelberg, 1. Febr. Freunde des Eissportes seien noch- I möglich gewesen sei.
mals an das (lt. Inserat) vom Schlittschuh club Heidelberg
auf morgen Nachmittag festgesetzte Sportfest erinnert.
T Heidelberg, 1. Febr. Wie verlautet, soll der Verkauf des.
Neuen Generalanzeigers an den früheren Mitbesitzer Hrn.
Wurm nicht zu Stande gekommen sein.
** Heidelberg, 1. Febr. Herr Redakteur Dr. Eberhard in
Nürnberg hat die Forderung des Herrn Redakteurs Stein
abgelehnt, ebenso die Zurücknahme seiner Worte. Er verweist
Herrn Stein auf den Weg der Privatklage.
lü Heidelberg, 1. Febr. (Schöffengerichtssitzung vom
31. v. M.) 1) Johann Wolf von Heppenheim erhielt wegen
Unterschlagung 24 Tage Gefängniß. 2Z- Die Verhandlung gegen
Georg Sommer in Petersthal, wegen Diebstahls angeklagt, wurde
vertagt. 3) Jacob Brücker in Eppelheim erhielt wegen Unterschla-
gung 4 Tage Gefängniß, 4) Jacob Gebhard in Kirchheim wegen
Diebstahls 10 Tage Gefängniß, 5) Marie Hartlieb geb. Knörzer
hier wegen Diebstahls 6 Tage Gefängniß, 6) Mathias Rensch
in Nußloch wegen Unterschlagung 10 Tage Gefängniß, 7) Johann
Diefenbach von Enckenbach wegen Unterschlagung 10 Tage Gef.,
8) Friedrich Schneider in Wiesenbach wegen Widerstands 14 Tage
Gefängniß, 9) Adam Friedrich Kuhn in Schönau wegen Wider-
stands eine Geldstrafe von 30 -F, 10) Nicolaus Fitzer in Alten-
bach wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von 15
----- Heidelberg, 1. Febr. In der Nacht vom 29. aut den
30. v. M. entstand im westlichen Stadttheile ein Zimmer-
brand dadurch, daß ein Dienstmädchen heiße Backsteine
in ihr Bett, um es zu wärmen, legte, wodurch dieses Feuer
fing und zum Theil verbrannte. Der Schoden beläuft sich
auf etwa 60 Mark. — In einer Wirtschaft im östlichen
Stadttheile kam eine Körperverletzung vor. Der Thäter
wurde anaezeigt. — Verhaftet wurden zwei Bettler.
v. Dossenheim, 31. Jan. Die am verflossenen Montag auf
Dienstag eingetretene allzustrenge Kälte von 18 Graden nach
Reaumur ist nicht ohne Nachtheil an den Bäumen, nament-
lich an den Kirschbäumen, vorübergegangen. Leute, welche gegen
Morgen an ihre Arbeit gehen mußten, hörten beständiges
Krachen und Knattern. Geht man heute an die Kirsch-
bäume und betrachtet dieselben, so sind viele derselben von der
Krone bis aus den Boden oder theilweise, d. h. stückweise, zer-
sprungen und zerrissen und klaffen zum Theil weit auseinander.
Das Beste ist, daß hoher Schnee liegt, welcher die Saaten be-
deckt, sonst hätten dieselben in dieser strengen Nacht bedeutenden
Schaden gelitten.
4. Neckarbischofsheim, 30. Jan. Bei der heute vorgenommenen
Neuwahl von drei Kircheng emeind eräthen wurden die
Herren Philipp Neuwirth, Karl Belz und Philipp Reiner ge-
wählt. — In unserem Städtchen konnten sich die Einwohner
über einen Mangel an künstlerischen Vorträgen in der letzten
Woche sicherlich nicht beklagen. Am Sonntag führte ein be-
kanntes Quartett des Lehrergesangvereins Mannheim, bestehend
aus den Herren Heiß, Völker, Kalch und Wagner, ein reichhaltiges
Programm vor und erntete von den vielen Anwesenden wohl-
verdienten, reichen Beifall. Am Montag besuchte der Singverein
Reichartshausen seinen hiesigen Bruderverein per Schlitten und
gab gleichzeitig Proben seines künstlerischen Könnens. Gestern
Abend gaben die Geschwister Boucher aus Paris auf Anregung
und mit Unterstützung der Kasinogesellschaft im Saale des Herrn
Fränznik ein Konzert, welches die Erwartungen der Anwesenden
in allen Theilen rechtfertigte. Die Violin- und Klaviervorträge
der beiden Künstlerinnen fanden reichen Beifall und gaben von
der hohen künstlerischen Ausbildung derselben beredten Ausdruck.
ff Mannheim, 30. Jan. Eine seltsame Diebs- und Be-
günstigungsgeschichte gelangte heute vor der hiesigen Straf-
kammer zur Verhandlung. Angeklagt waren der 26 Jahre alte
Bäcker Nikolaus Maier von Großbreitenbach, der 17 Jahre
alte Jncipient Emil Frei und der 15 Jahre alte Schreiber-
Franz Ritz, beide von Dielheim. Am 14. Dez. v. I. war in
Dielheim bei Wiesloch der Privatmann Adam Wipfler, der
bei seinem Schwiegersohn Hillenbrand auf dem Altentheil saß,
gestorben, wie der Volksmund berichtete, auf einem Geldsack mit
7000 Mk. Dies war nicht richtig, denn Wipfler hatte sein Geld
auf der Sparkasse angelegt. Auf die Kunde von dem vielen
Gelde schlich sich der Angeklagte Maier spät Abends in das
Hillenbrand'sche Haus, um die Erbschaft zu stehlen. Er öffnete
einen Schrank, fand aber nichts und wollte sich wieder weg-
schleichen, als er erwischt wurde. Zwar gelang es ihm zu ent-
kommen, allein erkannt war er doch und außerdem war er durch
Kratz- und Bißwunden gekennzeichnet. Trotzdem leugnete er bei
seiner Verhaftung, in das genannte Haus gekommen zu sein.
Als er im Gewahrsam saß, kam sein Freund der Jncipient Frei
vor das Fenster seiner Zelle. Diesem warf Maier einen mit Kohle
beschriebenen Zettel hinaus, wodurch Frei gebeten wurde, an das
Amtsgericht Wiesloch einen Brief zu schreiben, in welchem ein
anonvmer Dritter sich als den Diebsgesell, der bei Hillenbrand
eingedrungen sei, bekennen und die Schuldlosigkeit Maiers be-
theuern sollte. Um Meier zu helfen, ließ sich Frei bereit finden,
verfaßte nach der Anleitung Maiers einen Brief und ließ ihn
von dem dritten Angeklagten, dem jungen Ritz, abschreiben, wo-
rauf er ihn zur Post gab. Wegen versuchten schweren Diebstahls
und Anstiftung zur Begünstigung erhielt Maier heute eine Ge-
fängnißstrafe von 6 Monaten und 2 Wochen, Frei eine Geld-
strafe von 50 Mk. eventuell 10 Tagen Gefängniß, Ritz wurde
freigesprochen.
-i- Mannheim, 31. Januar. Verhaftet wurde ein lediger
Mannheimer Geschäftsmann wegen verbotener gefährlicher Mani-
pulationen mit Anwendung giftiger Substanzen an einer Frauens-
person, die an den Folgen eingetretener Blutvergiftung gestern
gestorben ist.
O Hirfchhorn, 31. Jon. Eine Geschichte, die lebhaft an
die bekannten Bürger Schildas erinnert, macht seit einigen
Tagen in hiesiger Gegend die Runde. Sitzt da in einem
benachbarten Orte, der auch gar gerne eine Eisenbahn haben
möchte, der Kriegerverein beisammen, um Kaisers Geburts-
tag in herkömmlicher Weise zu feiern. Nachdem bereits die
üblichen Toaste cmsgebracht und des Gerstensaftes Würze
schon ziemlich gekostet war, erhebt sich der Vorsitzende des
seit einigen Tagen auch dorten constituirten Eisenbahn-
bau-Co m U ees, um folgenden Vorschlag zu machen: Wir
wollen sowrt ein Ergebenheits-Telegramm an den Kaiser
senden und da wir in unserer Bahnfrage von unseren Be-
hörden nicht viel zu erwarten haben, so wollen wir unseren
obersten Kriegsherrn Se. Majestät den Kaiser gleichzeitig
ersuchen, er möge uns doch auch eine Eisenbahn ver-
schaffen. Gewm, ertönte es aus aller Munde, wird uns
der Kaffer eme Eisenbahn verschaffen, wenn wir diese Bitte
in dieser feierlichen Stunde an ihn richten. - Ob nun
bereits eme zusagende Antwort eingetroffen, oder ob gar ein
abichlamger Bescheid erfolgt ist darüber wissen wir nicht zu
berichten. Uns dünkt aber. daN es mit der gedachten Eisen-
bahn noch lange »ein Bewenden haben wird!
' Odenwald, i. Febr. In Folge des fortwährend
Uledergehenden Schnees sind in hiesiger Gegend fortgesetzt Schnee-
schaufler thatlg, um den Verkehr der Orte unter sich zu erhalten.
Lerder aber erzielen diese Schneeschaufler gar geringen
"6 elohu, indem durch die übergroße Anzahl der verdienst-
dre Abgebote derart groß sind, daß die Leute
häufig per Tag nicht einmal 40 Pfg. verdienen. So kam es
m den letzten Tagen wiederholt in Waldmichelbach und Um-
gegend vor, daß die Freimachung einzelner Strecken, wozu ein
Mann 3 -4 Stunden Arbeitszeit gebrauchte, für einen Verdienst
von 6-10 Pfg. versteigert wurde. Ein Loos wurde sogar für
— sage und schreibe — z w e i g an z e P f en n i g versteigert.
30 Jan. Die sehr gründlich und zugleich gemein-
verständlich abgefaßten Entscheidungsgründe zu dem Er-
kenntniß betr. die Amts entsetz ung des Pfarrers Schwarz
von Brnau legen u. a. dar, daß in dem gegebenen Fall mit
Umgehung der anderen Strafstufen eben nur die Amtsentsetzung
Abgeordneten Paul Deschanel seit gestern verlobt.
Der Bräutigam ist der einzige Sohn des Senators Emile
Deschanel, eines Professors am College de France. Seit
1889 ist Paul Deschanel Abgeordneter und einer der
glänzendsten Redner des Parlaments. Doch wird gegen
die Beredtsamkeit des jungen Deschanel der Vorwurf er-
hoben, sie sei mehr akademisch als packend und mache auf
seine Zuhörer geringeren Eindruck, als bei der Lectüre im
Journal des Debats, zu dessen Lieblingen er gehört.
Belgien. Brüssel, 30. Jan. An Stelle des zurück-
getretenen deLandtsheere wurde der frühere Minister
Baernaert zum Präsidenten der Kammer gewählt. Der
Ministerpräsident hatte den Sozialisten agitatorisches
Treiben vorgeworfen, worauf ein Socialist mit „Sie sind
ein freches Individuum" geantwortet hatte. Vom Prä-
sidenten aufgesordert, den Ausdruck zurückzunehmen, wei-
gerte sich der Sozialist dessen, ein anderer, ein katholischer
Abgeordneter, protestirte gegen einen Ordnungsruf, und
das veranlaßte den Präsidenten, zurückzutreten. Er blieb
bei seinem Entschluß, obgleich die Sozialistenführer und
Ultramontanen am andern Tage gute Worte gaben und
erklärten, es müsse ein Mißverständlich vorliegen; sie hätten
den Ordnungsruf angenommen. Ueberall wird der Par-
lamentston roher, so auch in Brüssch!
M Italien. Rom, 30. Jan. Zwei Bataillone
mit 1268 Offizieren und Soldaten gehen heute Abend von
Neapel mit der Bestimmung nach Massaua ab.
Bulgarien. Sofia, 31. Januar. Stambulow
richtete an den Fürsten einen Brief, in welchem er ihn
Zu dem Geburtstage des Prinzen Boris beglückwünschte.
Es ist das der erste Schritt Stambulows zu einer An-
näherung.
Asien. Nach einer Meldung der Times aus Kobe
wurden die chinesischen Abgesandten von der
Volksmenge mit feindlichen Kundgebungen empfangen.
Ein großes Aufgebot von Polizei mußte zu ihrem Schutze
herbeieilen. Die satanischen Blätter glauben, daß die
FriedenSverhandlungerr^zu keinem Resultate führen werden,
da es unmöglich sei, Saß China im gegenwärtigen Zeit-
punkte den Forderungen; Japans zustimme.
— Wie die Times aus Shanghai unterm 28. Jan.
meldet, haben die Kommandirenden der chinesischen Streit-
macht telegraphisch berichtet, daß die japanische Flotte
am 26. Jan., Morgens 3 Uhr, gegen Wei-Hai-Wei
in 2 Divisionen mit 19 Schiffen vorrückte. Die Kanonen
der chinesischen Flotte und der Landbatterien eröffneten
das Feuer auf die 1. Division. Als diese 100 Meter
von der chinesischen Flotte entfernt war, griffen die
chinesischen Schiffe und Torpedoboote den Feind" an und
schlugen ihn in die Flucht. Die erste japanische
Division segelte nordwestwärts, die zweite südwärts.
Mehrere japanische Schiffe wurden beschädigt. Die Japaner
griffen Wei-Hai-Wei zu gleicher Zeit zu Lande an, wurden
aber ebenfalls zurückgeschlagen. Die Chinesen verloren
27 Seeleute, die Japaner 300 Todte und Verwundete.
(Wahrscheinlich eine chinesische Lügennachricht. Red.)
Aus Stadt und Land.
** Heidelberg 1. Febr. Se. Königs. Hoh. der Großher-
zoo kam auf der Rückreise von Berlin noch Karlsruhe heute
Nacht mit dem Schnellzuge um 12.40 hier an und setzte die
Fahrt um 12 Uhr 54 Min. fort.
* Heidelberg, 31. Januar. (Aus dem städtischen Vor-
anschlag pro 1895. Fortsetzung.) Unter denBemerkungen,
die in dem Voranschlag zu den einzelnen Einnahmeposten gemacht
werden, heben wir folgende hervor: Wirtschaft auf dem König-
stuhl. Obwohl anzunehmen ist, daß der vom Bürgerausschuß
unterm 21. December v. I. beschlossene Neubau der Königstuhl-
wirthschaft noch im Laufe dieses Jahres beziehbar werden, damit
aber der für diesen Fall mit Herrn PH. G. Mayer vereinbarte
Pachtzins von 1200 pro Jahr in Kraft treten wird, ist hier
doch nur der bisherige Pachtzins von 250 eingestellt, weil
eben der Zeitpunkt, in welchem das neue Pachtverhältniß be-
ginnen wird, jetzt noch nicht mit völliger Sicherheit bestimmt
werden kann. — Altes Schlachthaus. Das alte Schlachthaus,
dessen Erwerbung vom Bürgerausschuß unterm 29. December 1892
beschlossen wurde und das am 25. Juli v. I. in den Besitz der
Stadtgemeinde überging, ist in der Weise nutzbar gemacht worden,
daß die unteren Räume zur Lagerung von Baumaterialien für
das Tiefbauamt verwendet werden, während die Wohnräume zu
120, bezw. 100 jährlich an zwei städtische Taglöhner ver-
miethet sind. — Verwaltungsgebäude bei den früheren Baracken.
Während das zu den früheren Epidemiebaracken gehörige Gelände
nach Abbruch derselben der Stadtgärtnerei überwiesen wurde, ist
das seitherige Verwaltungsgebäude, welches vorerst noch stehen
bleiben soll, vermiethet worden. Es haben darin zwei städtische
Taglöhner zu 120 bezw. 100 jährlich Wohnung erhalten. —
Haus Untere Neckarstraße Nr. 9. Es- ist hier nur das voraus-
sichtliche Mieth erträgniß für die Zeit vom 1. Januar bis 1. April
1895 eingestM, weil der Stadtrath die Absicht hat, das Haus
nicht über das erste Quartal dieses Jahres hinaus vermiedet
zu lassen, vielmehr im Zusammenhang mit der geplanten In-
angriffnahme des Neckarquais baldthunlichst die Niederlegung des
Gebäudes herbeizuführen. — Haus Untere Neckarstraße Nr. 15.
Das Haus Untere Neckarstraße Nr. 15, in welchem sich die Real-
wirthschaft zum Neckarthal befindet, geht am 1. April 1895 in
den Besitz der Stadt über. Es ist diese Wirtschaft auf genann-
ten Zeitpunkt an die Gebrüder Förster in Leutershausen zu
3300 jährlich verpachtet worden. Für neun Monate beträgt
hiernach der Pachtzins 2475 .>/L, die oben eingestellt sind. —
Für den französischen Unterricht in der Volksschule 2200 Im
Zusammenhang mit einer auf Ostern 1894 erfolgten Neuorganisation
des französischen Unterrichts an der hiesigen Volksschule wird das
Honorar, welches die Eltern der an diesem Unterricht theck-
nehmenden Kinder im Betrage von je 10 jährlich zu entrichten
haben, nicht mehr von den Lehrern, die den Unterricht geben,
sondern von der Stadtkasse eingezogen, aus welcher auch die
Lehrer für die Ertheilung des in Frage stehenden Unterrichts
feste Vergütungen erhalten. Für die Kinder, deren Eltern von
der Zahlung des Honorars befreit sind, leistet die Schulstiftung
entsprechende Zuschüsse an die Stadtkasse. — Guthaben bei der
städt. Sparkasse für die elektrische Uhrenanlage. In dem Vor-
anschlag für 1894 waren unter 8 27 lit. u Ziff. 2 5000 für
eine elektrische Centraluhrenanlage vorgesehen. Die betreffenden
Arbeiten sind vergeben, konnten aber im letzten Jahre^ nicht mehr
ausgeführt werden, weßhalb der Stadtkasse am Schluffe des
Jahres 1894 der Betrag von 5000 entnommen und bei der
Sparkasse angelegt wurde. Es soll diese Summe bei der Spar-
kasse wieder zurückerhoben werden, sobald die in Frage stehende
Anlage, wofür auch im diesjährigen Voranschlag wieder unter
H 27 5000 in Ausgabe erscheinen, ausgeführt sein wird.
(Fortsetzung folgt.)
führte er eine eig, ue Schule in Jaffa weiter und war sodann
von 1880—87 Vorstand der deutschen Schule in Beirut. Auf
seine Bitte um Verwendung in der bad. Landeskirche wurde ihm
zunächst die Verwaltung der Pfarrei Rosenberg übertragen; den
Pfarrdienst in Neckarbinau erhielt er 1890. Auf Grund eines
zuvor gehaltenen Kollegiums hielt sich die Oberkirchenbehörde zu
der Annahme berechtigt, daß Pfarrer Schwarz die Vorschriften
und Ordnungen der Landeskirche für maßgebend anerkenne. Im
dienstlichen und außerdienstlichen Verhalten hatte Pfarrer Schwarz
bisher nie Anlaß zu Beanstandungen gegeben.
Baden, 29. Januar. Nach der Medizinalstatistik starben im
letzten Vierteljahre im Amtsbezirke Baden 130 Personen, davon
33 im ersten Lebensjahre, 14 zwischen 1 und 15 Jahren. Es
starben an Keuchhusten 1 Person (Landbezirk). Typhus 1 Person
(Landbezirk), an Diphtheritis 8 Kinder (4 Landbezirk, 4 in der
Stadt Baden). Dabei wird hervorgehoben, daß sämmtliche an
Diphtheritis verstorbenen Kinder nicht mit dem Behring'schen
bes Heilserums behandelten 20 Kindern ist keines gestorben, ob-
- Denn was hätten diese Stufen bedeutet
m eurem Falle, da der Geistliche öffentlich erklärt hatte, daß er
die Verbreitung des bekannten Flugblattes sich unter keinen
Umstanden verbleien lasse; die Entlassung sei unumgänglich ae-
wesen, wenn der Geistliche sein Amt nicht selbst niederlegte. Mit
Rücksicht auf dre Familie des Geistlichen wurde für ihn eine
Sustentatwn in der Höhe der zulässigen Pension beantragt
"^ber allen Persönlichen Rücksichten mußte der Oberkirchenbehörde
die Pflicht stehen, einem Zustand ein Ende zu machen, der den
Beginn der Auflösung der kirchlichen Ordnung bedeuten würde."
Pfarrer Gottfried Schwarz ist 1845 in Kornthal, Württemberg,
geboren; nach 1867 in Tübingen bestandener Prüfung war er
zuerst Lehrer auf dem Salon bei Ludwigsburg und schloß sich
1869 der von Christof Hoffmann begründeten Gesellschaft des
Tempels an, in deren Dienst er bis 1878 in Jaffa thätia war.
Nach eigener Darleguugtrat er aus, weil die Gesellschaft auf äußere
kirchliche Organisation zu großen Werth legte. Von 1873—80
führte er eme eig, ue Schule in Jaffa weiter und war sodann
von 1880—87 Vorstand der deutschen Schule in Beirut. Auf
seine Bitte um Verwendung in der bad. Landeskirche wurde ihm
zunächst die Verwaltung der Pfarrei Rosenberg übertragen; den
Pfarrdienst in Neckarbinau erhielt er 1890. Auf Grund eines
zuvor gehaltenen Kollegiums hielt sich die Oberkirchenbehörde zu
der Annahme berechtigt, daß Pfarrer Schwarz die Vorschriften
und Ordnungen der Landeskirche für maßgebend anerkenne. Im
dienstlichen und außerdienstlichen Verhalten hatte Pfarrer Schwarz
bisher nie Anlaß zu Beanstandungen gegeben.
Vaden, 29. Januar. Nach der Medizinalstatistik starben im
letzten Vierteljahre im Amtsbezirke Baden 130 Personen, davon
33 im ersten Lebensjahre, 14 zwischen 1 und 15 Jahren. Es
starben an Keuchhusten 1 Person (Landbezirk). Typhus 1 Person
(Landbezirk), an Diphtheritis 8 Kinder (4 Landbezirk, 4 in der
Stadt Baden). Dabei wird hervorgehoben, daß sämmtliche an
Diphtheritis verstorbenen Kinder nicht mit dem Behring'schen
Heilserum behandelt worden sind. Von den mit Injektionen
des Heilserums behandelten 20 Kindern ist keines gestorben, ob-
wohl einzelne Fälle nach Mittheilung der zuverlässigsten Aerzte
bei Einleitung der Behandlung fast aussichtslos waren.
Freiburg, 31. Jan In Folge der Berufung des Herrn
Hosrnty Warburg nach Berlin ist die Ersatzwahl eines Pro-
rektors für das Studienjahr 1895/96 nöthig gewo.den.
Dieselbe war auf gestern Nachmittag anberaumt und es ging
mit großer Stimmenmehrheit Herr Prof. v. Stmson als
Gewählter hervor.
O Konstanz, 31. Jan. Auch hier ist Fürst Bismarck mit
großer Mehrheit vom Bürgerausschuß zum Ehrenbürger ernannt
worden.
Aus Vaden. In Mannheim kam ein Fall unglaublicher
Rohheit vor, der hoffentlich gebührende Strafe findet. Ein Kauf-
mann fand ur seinem Zimmer eine fremde Katze, begoß sie mit
Petroleum und zündete sie an. _
Eingesandt
Epfenbach, 29. Jan. In den Blättern liest man, wie in
allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes, sogar den kleinsten
Gehöften, der Geburtstag unseres geliebten Kaisers von den
Militärvereinen gefeiert.wurde. Von hier kann man das
dieses Jahr leider nicht berichten. Nicht einmal eine Kirchen-
parade fand statt, und warum nicht? Es wäre doch erwünscht,
daß dies aufgeklärt würde, damit die Annahme beseitigt wird,
es handle sich lediglich um persönliche Gründe kleinlicher Art.
Der Untergang des Dampfers Elbe.
Schwere Fehler müssen irgendwo gemacht worden sein, denn
sonst bliebe es unerklärlich, daß bei klarem wenn auch dunkeln
Wetter ein solcher Zusammenstoß stattfinden konnte, wie der,
welcher den Dampfer Elbe zum Sinken brachte und damit den
Untergang zahlreicher Menschenleben verursachte. Der gerettete
dritte Offizier der Elbe, Stollberg, erklärt: „Der andere Dampfer
befand sich außerhalb des Curses. Ich sah das grüne Licht an
dessen Backbordseite." Lotse Greenhand sagt: „Ich war sofort
nach dem Zusammenstoß auf Deck und half Raketen abfeuern.
Der andere Dampfer war entschieden schuldig, da er rechtwinkelig
am Steuerbordbug vorbeizufahren versuchte." Der Capitän des
Kohlendampfers Crathie, der der Elbe in die Seite fuhr, sucht
begreiflicherweise die Schuld von sich abzulehnen und sich auch
gegen den Vorwurf zu wahren, daß er den getroffenen Dampfer
verließ. Er sagt aus: „Morgens zwischen 5 und 6 Uhr waren
wir etwa 30 Meilen vom „Neuen Wasserweg" entfernt. Es war
sehr dunkel. Plötzlich wurden am Steuerbord vor dem Schiffe
die drei Lichter eines großen Dampfers sichtbar. Sofort wurde
Backbord gesteuert, jedoch vergebens. Auch nachdem rückwärts
gedampft wurde, blieb der Zusammenstoß unvermeidlich. Unser
Schiff lief mit dem Vordertheil in den Dampfer. Obgleich schwer
beschädigt, konnten wir doch blaues Licht zeigen zum Beweis,
daß wir nicht in Noth verkehrten. Binnen einer halben Stunde
zeigte auch der Dampfer blaues Licht, und da sofort nach dem
Zusammenstoß das Schiff weiter fortfuhr und anscheinend seine
Reise weiterverfolgte, glaubten wir, dasselbe sei nicht in Gefahr,
doch blieben wir, da wir auch unter der Wasserlinie ein Leck
hatten, das jedoch glücklich gedichtet wurde, noch zwei Stunden
an derselben Stelle, ohne etwas vom Dampfer weiter zu
bemerken."
Diese Aussage des Capitäns widerspricht in mehrfachen Be-
ziehung den Thatsachen. Da die Elbe 20 Minuten nach der
Katastrophe sank, kann sie nicht binnen einer halben Stunde
blaues Licht gezeigt haben und wenn der Capitän der Crathie
zwei Stunden an der Stelle des Zusammenstoßes geblieben wäre,
so hätte er den Untergang der Elbe merken müssen. Da er
seiner Aussage nach sich bewußt war, von der Seite in den
Dampfer h in e in g e l au f en zu sein, so hätte er sich doch auch
sagen müssen, daß der getroffene Dampfer schwer gefährdet sein
mußte.
Der Stoß war in der That, wie die Ueberlebenden berichten,
fürchtbar und schlug tief mitten in den Maschinenraum. Das
Wasser überfluthete sofort den Hinteren Theil der Elbe. Dem
Stoße folgte eine große, schreckliche Verwirrung. Der Capitän
befand sich auf der Kommandobrücke und gab deutlich vernehm-
bar den Befehl, daß alle Frauen und Kinder auf die andere
Seite des Schiffes geschafft werden sollten. Es scheint sehr
schwer gewesen zu sein, die Rettungsboote flott zu machen, weil
die Taue gefroren waren.
Ehe die Rettungsarbeit durchgeführt werden konnte, sank das
schöne stattliche (schiff auf den Grund.
Eine lebhafte Schilderung des Unglücks der Elbe liefert der
Passagier Karl Hofmann, der mit Frau und Kind zusammen in
einer Cabine zweiter Classe in unmittelbarster Nähe der durch
den Zusammenstoß getroffenen Stelle schlief. Er hielt anfangs
den Krach für ein Gong-Signal zum Frühstück, als er aber
großes Fußgetrampel über sich hörte, eilte er auf das Deck. Es
gelang ihm mit seinem Knaben, das Boot zu besteigen, und er
wollte eben seiner Frau hineinhelfen, als der Capitän die Frauen
und Kinder auf die andere Schiffsseite befahl. Darauf drückte
ihm die Frau ihre goldene Uhr in die Hand und folgte dem
Befehl. Auch der Knabe wurde aus dem Boot entfernt, während
Hofmann im Boote verblieb. Ein anderer Passagier, John
Bevera aus Ohio, hatte die Nacht im Speisezimmer verbracht,
plötzlich aufwachend, sah er eine Unzahl halbnackttr Personen
durcheinander laufen und zog darauf seinen Regenmantel und
zwei Rettungsgürtel an, die ihm die Umstehenden mit Gewalt
zu entreißen suchten und sprang schließlich in das abfahrende
Rettungsboot. Ein Matrose wollte ihn hiuausstoßen, aber
Bevera hielt sich an ihm fest mit dem Gedanken: „Wenn ich
untergehe, gehst Du mit," worauf der Matrose abließ. Ein an-
derer Passagier, als dessen Name Bothen angegeben ist, beschreibt
den Zusammenstoß wie ein Geräusch großer sich zermalmender
Eismassen.
Im Ganzen sind fünf Passagiere gerettet worden, darunter
auch eine Dame, wie eine gestrige Depesche ganz richtig angav.
* Heidelberg, 1. Febr. Freunde des Eissportes seien noch- I möglich gewesen sei.
mals an das (lt. Inserat) vom Schlittschuh club Heidelberg
auf morgen Nachmittag festgesetzte Sportfest erinnert.
T Heidelberg, 1. Febr. Wie verlautet, soll der Verkauf des.
Neuen Generalanzeigers an den früheren Mitbesitzer Hrn.
Wurm nicht zu Stande gekommen sein.
** Heidelberg, 1. Febr. Herr Redakteur Dr. Eberhard in
Nürnberg hat die Forderung des Herrn Redakteurs Stein
abgelehnt, ebenso die Zurücknahme seiner Worte. Er verweist
Herrn Stein auf den Weg der Privatklage.
lü Heidelberg, 1. Febr. (Schöffengerichtssitzung vom
31. v. M.) 1) Johann Wolf von Heppenheim erhielt wegen
Unterschlagung 24 Tage Gefängniß. 2Z- Die Verhandlung gegen
Georg Sommer in Petersthal, wegen Diebstahls angeklagt, wurde
vertagt. 3) Jacob Brücker in Eppelheim erhielt wegen Unterschla-
gung 4 Tage Gefängniß, 4) Jacob Gebhard in Kirchheim wegen
Diebstahls 10 Tage Gefängniß, 5) Marie Hartlieb geb. Knörzer
hier wegen Diebstahls 6 Tage Gefängniß, 6) Mathias Rensch
in Nußloch wegen Unterschlagung 10 Tage Gefängniß, 7) Johann
Diefenbach von Enckenbach wegen Unterschlagung 10 Tage Gef.,
8) Friedrich Schneider in Wiesenbach wegen Widerstands 14 Tage
Gefängniß, 9) Adam Friedrich Kuhn in Schönau wegen Wider-
stands eine Geldstrafe von 30 -F, 10) Nicolaus Fitzer in Alten-
bach wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von 15
----- Heidelberg, 1. Febr. In der Nacht vom 29. aut den
30. v. M. entstand im westlichen Stadttheile ein Zimmer-
brand dadurch, daß ein Dienstmädchen heiße Backsteine
in ihr Bett, um es zu wärmen, legte, wodurch dieses Feuer
fing und zum Theil verbrannte. Der Schoden beläuft sich
auf etwa 60 Mark. — In einer Wirtschaft im östlichen
Stadttheile kam eine Körperverletzung vor. Der Thäter
wurde anaezeigt. — Verhaftet wurden zwei Bettler.
v. Dossenheim, 31. Jan. Die am verflossenen Montag auf
Dienstag eingetretene allzustrenge Kälte von 18 Graden nach
Reaumur ist nicht ohne Nachtheil an den Bäumen, nament-
lich an den Kirschbäumen, vorübergegangen. Leute, welche gegen
Morgen an ihre Arbeit gehen mußten, hörten beständiges
Krachen und Knattern. Geht man heute an die Kirsch-
bäume und betrachtet dieselben, so sind viele derselben von der
Krone bis aus den Boden oder theilweise, d. h. stückweise, zer-
sprungen und zerrissen und klaffen zum Theil weit auseinander.
Das Beste ist, daß hoher Schnee liegt, welcher die Saaten be-
deckt, sonst hätten dieselben in dieser strengen Nacht bedeutenden
Schaden gelitten.
4. Neckarbischofsheim, 30. Jan. Bei der heute vorgenommenen
Neuwahl von drei Kircheng emeind eräthen wurden die
Herren Philipp Neuwirth, Karl Belz und Philipp Reiner ge-
wählt. — In unserem Städtchen konnten sich die Einwohner
über einen Mangel an künstlerischen Vorträgen in der letzten
Woche sicherlich nicht beklagen. Am Sonntag führte ein be-
kanntes Quartett des Lehrergesangvereins Mannheim, bestehend
aus den Herren Heiß, Völker, Kalch und Wagner, ein reichhaltiges
Programm vor und erntete von den vielen Anwesenden wohl-
verdienten, reichen Beifall. Am Montag besuchte der Singverein
Reichartshausen seinen hiesigen Bruderverein per Schlitten und
gab gleichzeitig Proben seines künstlerischen Könnens. Gestern
Abend gaben die Geschwister Boucher aus Paris auf Anregung
und mit Unterstützung der Kasinogesellschaft im Saale des Herrn
Fränznik ein Konzert, welches die Erwartungen der Anwesenden
in allen Theilen rechtfertigte. Die Violin- und Klaviervorträge
der beiden Künstlerinnen fanden reichen Beifall und gaben von
der hohen künstlerischen Ausbildung derselben beredten Ausdruck.
ff Mannheim, 30. Jan. Eine seltsame Diebs- und Be-
günstigungsgeschichte gelangte heute vor der hiesigen Straf-
kammer zur Verhandlung. Angeklagt waren der 26 Jahre alte
Bäcker Nikolaus Maier von Großbreitenbach, der 17 Jahre
alte Jncipient Emil Frei und der 15 Jahre alte Schreiber-
Franz Ritz, beide von Dielheim. Am 14. Dez. v. I. war in
Dielheim bei Wiesloch der Privatmann Adam Wipfler, der
bei seinem Schwiegersohn Hillenbrand auf dem Altentheil saß,
gestorben, wie der Volksmund berichtete, auf einem Geldsack mit
7000 Mk. Dies war nicht richtig, denn Wipfler hatte sein Geld
auf der Sparkasse angelegt. Auf die Kunde von dem vielen
Gelde schlich sich der Angeklagte Maier spät Abends in das
Hillenbrand'sche Haus, um die Erbschaft zu stehlen. Er öffnete
einen Schrank, fand aber nichts und wollte sich wieder weg-
schleichen, als er erwischt wurde. Zwar gelang es ihm zu ent-
kommen, allein erkannt war er doch und außerdem war er durch
Kratz- und Bißwunden gekennzeichnet. Trotzdem leugnete er bei
seiner Verhaftung, in das genannte Haus gekommen zu sein.
Als er im Gewahrsam saß, kam sein Freund der Jncipient Frei
vor das Fenster seiner Zelle. Diesem warf Maier einen mit Kohle
beschriebenen Zettel hinaus, wodurch Frei gebeten wurde, an das
Amtsgericht Wiesloch einen Brief zu schreiben, in welchem ein
anonvmer Dritter sich als den Diebsgesell, der bei Hillenbrand
eingedrungen sei, bekennen und die Schuldlosigkeit Maiers be-
theuern sollte. Um Meier zu helfen, ließ sich Frei bereit finden,
verfaßte nach der Anleitung Maiers einen Brief und ließ ihn
von dem dritten Angeklagten, dem jungen Ritz, abschreiben, wo-
rauf er ihn zur Post gab. Wegen versuchten schweren Diebstahls
und Anstiftung zur Begünstigung erhielt Maier heute eine Ge-
fängnißstrafe von 6 Monaten und 2 Wochen, Frei eine Geld-
strafe von 50 Mk. eventuell 10 Tagen Gefängniß, Ritz wurde
freigesprochen.
-i- Mannheim, 31. Januar. Verhaftet wurde ein lediger
Mannheimer Geschäftsmann wegen verbotener gefährlicher Mani-
pulationen mit Anwendung giftiger Substanzen an einer Frauens-
person, die an den Folgen eingetretener Blutvergiftung gestern
gestorben ist.
O Hirfchhorn, 31. Jon. Eine Geschichte, die lebhaft an
die bekannten Bürger Schildas erinnert, macht seit einigen
Tagen in hiesiger Gegend die Runde. Sitzt da in einem
benachbarten Orte, der auch gar gerne eine Eisenbahn haben
möchte, der Kriegerverein beisammen, um Kaisers Geburts-
tag in herkömmlicher Weise zu feiern. Nachdem bereits die
üblichen Toaste cmsgebracht und des Gerstensaftes Würze
schon ziemlich gekostet war, erhebt sich der Vorsitzende des
seit einigen Tagen auch dorten constituirten Eisenbahn-
bau-Co m U ees, um folgenden Vorschlag zu machen: Wir
wollen sowrt ein Ergebenheits-Telegramm an den Kaiser
senden und da wir in unserer Bahnfrage von unseren Be-
hörden nicht viel zu erwarten haben, so wollen wir unseren
obersten Kriegsherrn Se. Majestät den Kaiser gleichzeitig
ersuchen, er möge uns doch auch eine Eisenbahn ver-
schaffen. Gewm, ertönte es aus aller Munde, wird uns
der Kaffer eme Eisenbahn verschaffen, wenn wir diese Bitte
in dieser feierlichen Stunde an ihn richten. - Ob nun
bereits eme zusagende Antwort eingetroffen, oder ob gar ein
abichlamger Bescheid erfolgt ist darüber wissen wir nicht zu
berichten. Uns dünkt aber. daN es mit der gedachten Eisen-
bahn noch lange »ein Bewenden haben wird!
' Odenwald, i. Febr. In Folge des fortwährend
Uledergehenden Schnees sind in hiesiger Gegend fortgesetzt Schnee-
schaufler thatlg, um den Verkehr der Orte unter sich zu erhalten.
Lerder aber erzielen diese Schneeschaufler gar geringen
"6 elohu, indem durch die übergroße Anzahl der verdienst-
dre Abgebote derart groß sind, daß die Leute
häufig per Tag nicht einmal 40 Pfg. verdienen. So kam es
m den letzten Tagen wiederholt in Waldmichelbach und Um-
gegend vor, daß die Freimachung einzelner Strecken, wozu ein
Mann 3 -4 Stunden Arbeitszeit gebrauchte, für einen Verdienst
von 6-10 Pfg. versteigert wurde. Ein Loos wurde sogar für
— sage und schreibe — z w e i g an z e P f en n i g versteigert.
30 Jan. Die sehr gründlich und zugleich gemein-
verständlich abgefaßten Entscheidungsgründe zu dem Er-
kenntniß betr. die Amts entsetz ung des Pfarrers Schwarz
von Brnau legen u. a. dar, daß in dem gegebenen Fall mit
Umgehung der anderen Strafstufen eben nur die Amtsentsetzung