WckkM MlW
Kckag, dm 1. May
Erscheint täglich
Sonntags ausgenommen.
Vreis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25
ausschließlich Zustellgebühr.
T -levdon-Anichluh Nr. 82.
Xi-, »l.
Petitzeile od. deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- E
Prrvatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratts-Anschlaa
der Inierate am oen Vlak«§«
tafeln der Heideld. ZeitUAß
und den Plakatsäulen,
Telephon-Anschluß Nr. 82
Auf die
„Heidelberger Zeitung"
HauMM- und KreismrdjiudigimgMalt für den Kreis
Kridrtdrrg
werden Bestellungen für den Monat
UM- März-WW
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht, durch die Post bezogen, wenn am Schalter abge-
holt, 42 Pfg.; bei Lieferung ins Haus 15 Pfg. weiter
für Bestellgebühr.
Bus der Umsturz-Commission.
Berlin, 27. Febr.
- Die Commission des Reichstags für die Umsturz-
vorlage berieth heute (wie schon kurz erwähnt) den 8 130,
der mit Gefängniß bis zu 2 Jahren Denjenigen bestraft,
welcher in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden
Weise die Religion, die Monarchie, die Ehe, die Familie
oder das Eigenthum durch beschimpfende Aeußerungen
öffentlich angreift. Dazu liegt der bekannte Antrag Rin-
telen in folgender etwas modifizirten Fassung vor: „Mit
Geldstrafe bis zu 600 oder mit Gefängniß bis zu
zwei Jahren wird . bestraft, wer öffentlich oder vor
Mehreren oder durch Druck, Schrift oder Bild den
Glauben an Gott, oder die Unsterblichkeit der menschlichen Seele
oder den religiösen und sittlichen Charakter der Ehe oder
der Familie angreift."
In diesem Anträge erblickt Herr Rintelen das
eigentliche Kampfmittel in dem Kampf für Religion, Sitte
und Ordnung. Es gelte die Grundlage unseres Kultur-
lebens, den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit der
Seele, zu schützen. Wenn die Regierungsvorlage „be-
schimpfende" Aeußerungen treffen wolle, so müsse er sagen,
daß solche Aeußerungen gar keinen Eindruck machen und
der Religion gar nicht gefährlich seien. Aber außer-
ordentlich gefährlich seien die in feiner und eleganter Weise
unter Berufung auf die Wissenschaft erfolgenden Angriffe
wider die Religion und ihre Grundlagen. Die moderne
Wissenschaft sei verantwortlich für die Untergrabung des
Gottesglaubens, wie aus den Werken moderner Schrift-
steller sehr leicht zu beweisen sei, so aus den Schriften
Bodenstedt's, Paul Heyse's u. s. w. Diese Literatur ver-
gifte die Volksseele, indem sie zunächst sie mit Zweifeln am
Dasein Gottes erfülle; deshalb sei diese Literatur auch die
allergefährlichste und sie in erster Linie müsse getroffen
und unmöglich gemacht werden, wenn man wieder zu
einer Erziehung auf wahrhaft christlicher Grundlage ge-
langen wolle/ Das, was sich heute Wissenschaft nenne,
sei von höchst verderblichem Einfluß auf die Jugend, be-
sonders die akademische Jugend; er habe das als junger
Mensch an sich selbst erfahren, auch sein Glaube sei einst
erschüttert worden. Hier handle sich's um den Schutz
dessen, was der menschliche Geist nicht fassen könne, was
sich nur glauben lasse. Früher sei der Unglaube ein
Privilegium der sogenannten Gebildeten gewesen, im Volke
habe man davon nichts bemerkt; jetzt aber sei der Un-
glaube bis in die untersten Schichten des Volkes ein-
gedrungen und deshalb um so bedenklicher. Wem ernstlich
daran liege, daß nach den Worten des Kaisers die Religion
erhalten werde, der müsse bereit sein, die Grundlagen der
Religion zu schützen, wie dies sein Antrag bezwecke. Nach
der Regierungsvorlage würden nur Ungebildete und
thörichte Leute getroffen werden, nicht aber die Urheber
des Unglaubens auf den Lehrstühlen der Universitäten
u. s. w.
Der konservative Graf Roon ist mit den Ausfüh-
rungen des Herrn Rintelen ganz einverstanden, auch mit
der Tendenz seines Antrages, meint nur, daß dieser nicht
in den Rahmen des vorliegenden Gesetzes passe. Er
schlägt daher folgende Fassung vor: „Dieselbe Strafe trifft
Denjenigen, welcher das Christenthum, die Heiligkeit des
Eides, die Monarchie, die Ehe, die Familie oder die Un-
verletzlichkeit des Privateigenthums durch beschimpfende
Aeußerungen öffentlich angreift, die geeignet sind, den
öffentlichen Frieden zu gefährden." Es sei nicht richtig,
aus dem Umstande, daß in dem Anträge nur vom
„Christenthum" die Rede sei, zu folgern, man wolle die
Beschimpfung der Juden freigeben. Wir seien aber ein
christlicher Staat und da könne doch das Judenthum nicht
denselben Schutz beanspruchen, wie das Christenthum.
Die Republiken unter den Bundesstaaten bedürfen keines
besonderen Schutzes, sie seien durch die Verfassung genügend
geschützt und übrigens stelle ja das Reich eine Mo-
narchie dar.
Gegen beide Anträge wandte sich Dr. Barth (lib.
Wahlv.). Dem Anträge Rintelen sei logische Konsequenz
nicht abzusprechen, er habe vor dem conservativen Anträge
in dieser Hinsicht viele Vorzüge. Wer auf dem religiösen
Standpunkte stehe, wie Abg. Dr. Rintelen, der verfahre
nur konsequent, wenn er bemüht sei, die ganze große
Gruppe derjenigen Literatur zu vernichten, die die Zweifel
an den religiösen Dogmenglauben in die Menschenseele
hineintrage. Diesem Anträge nach müsse aber der
größte Theil unserer Literatur ausgeschlossen, der größte
Theil unserer Bibliotheken vernichtet oder wenigstens dem
allgemeinen Gebrauche unzugänglich gemacht werden. Dieser
Angriff sei ein Angriff auf die gesammte Kulturerrungen-
schaft; er lasse erkennen, was wir zu erwarten haben,
wenn ein Umsturzgesetz im Sinne der Centrumsanträge zu
Stande kommen sollte. Er werde in der Kommission wie
im Plenum des Hauses Anlaß zu einschneidenden Kritiken
geben. Sollte wider Erwarten wirklich im Sinne dieses
Antrages beschlossen werden, so werde man einen solchen
Beschluß doch nicht ernst nehmen dürfen. Das Volk würde
sich nicht daran kehren, sondern die Urheber und Vertei-
diger eines solchen Gesetzes einfach auslachen. In längerer
Ausführung verbreitet sich Redner darüber, daß man
Staatsformen unmöglich durch Gesetz schützen könne. Wenn
man einen solchen Schutz speziell für die monarchische
Staatsform schaffe, so bringe man den Volksmassen die
Ueberzeugung bei, daß diese Staatsform die Kritik nicht
vertragen könne. Ebenso stehe es mit dem Gottesbegriff,
der ebensowenig ein einheitlicher und feststehender sei, wie
der Begriff der Religion. Es gehe nicht an, den religiösen
Charakter der Ehe gesetzlich zu betonen. Schon die gesetz-
liche Institution der Civilehe sei ja dann ein Angriff auf
diesen Charakter. Die Civilehe beruhe auf dem ganz
richtigen Gedanken, daß der Ehe ein religiöser Charakter
nicht beiwohne, und doch sei dieselbe ein Theil der be-
stehenden Staatsordnung, die man vor dem Umsturz be-
wahren wolle.
Daß die Anträge Rintelen und Roon der Regierung
unangenehm sind, ließ der Staatssekretär Nieberding
erkennen. Er bedauerte, daß durch diese Anträge die
Stellung der Regierung erschwert werde; es sei nicht
richtig, daß der Centrumsantrag sich mit der Tendenz der Re-
gierungsvorlagedecke. Diese wolle u. A.dieJdee der Monarchie
schützen, ohne daß die berechtigte Kritik verhindert werden
solle. Es heiße zu weit gehen, wenn Abg. Rintelen die
christliche Grundlage der Familie und der Ehe schützen
wolle, jedenfalls müsse auch die bürgerliche Grundlage
dieser Institution geschützt werden. Er bitte, die beiden
gestellten Anträge abzulehnen und § 130 in der Fassung
der Vorlage anzunehmen.
Abg. Dr. Enneccerus (natl.) bezeichnet den Antrag
Rintelen als durchaus unannehmbar; derselbe werde nicht
eine Stärkung, sondern die Schwächung des Glaubens an
Gott zur Folge haben. Man solle es bei der Regierungs-
vorlage bewenden lassen, die sich nicht gegen wissenschaft-
liche Erörterungen, sondern nur gegen „wüste Massen-
agitationen" richtet. Auch der Antrag der Konservativen
sei keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung der
Regierungsvorlage.
Abg. v. Salisch (kons.) bestreitet das letztere und
bemerkt, nur die christliche Religion gehöre zu der Grund-
lage des Staates, nicht auch die jüdische; ein Bedürfniß,
die jüdische Religion zu schützen, liege nicht vor.
Abg. Zimmermann (Antisemit) ist gegen die An-
träge und führt aus, daß insbesondere eine Unverletzlich-
keit des Privateigenthums sich gesetzlich nicht konstruiren
lasse, speziell nicht mit Rücksicht auf das Judenthum, das
eine internationale Macht sei. — In einer längeren
Rede kritisirt Bebel den Rintelen'schen Antrag als einen
Angriff auf die Freiheit des Denkens.
Dann wurde die Sitzung abgebrochen. Man nimmt
an, daß über diesen Paragraphen und die Anträge noch
in zwei Sitzungen verhandelt werden wird.
Deutsches Reich.
Berlin, 28. Febr. Wie die Nordd. Allg. Ztg. ver-
nimmt, fuhr der Kaiser unmittelbar nach seiner Ankunft
beim Reichskanzler vor, um einen längeren Vortrag ent-
gegenzunehmen.
— Wie die Nordd. Allg. Ztg. ausführt, besteht die
engere Versammlung des preuß. Staatsrathes,
der bekanntlich zum 12. März nach Berlin einberufen wor-
den ist, aus sämmtlichen Ministern, dem Staatssecretär
des Staatsrathes, sämmtlichen Mitgliedern der Staats-
rathsabtheilung, welche den Plenarvortrag über die zu be-
gutachtende Sache vorzubereiten haben, mindestens zwei
Mitgliedern der Staatsrathsabtheilung, welche an der Vor-
bereitung der Sache zum Plenarvortrag theilzuuehmen ha-
ben, und ferner aus zwei oder mehreren anderen Mit-
gliedern des Staatsrathes. Ferner führt die Nordd. Allg.
Ztg. aus, Fürst Bismarck, die Staatsminister Delbrück,
Graf Zedlitz und v. Heyden seien, wie jetzt anerkannt,
Mitglieder des Staatsrathes, Fürst Bismarck auch Vice-
präsident des ^Staatsrathes geblieben.
— Der Verein Berliner Presse hat gestern mit
72 gegen 21 Stimmen einen Protest gegen die sogenannte
Umsturz-Vorlage beschlossen.
Deutscher Reichstag. Berlin, 28. Febr. Der
Reichstag berieth heute den Mari nee tat.
Bei den Capiteln „Reichsmarineamt" und „Obercommando"
werden die Commisstonsanträge auf Abstrich einiger neugeforderten
Stellen angenommen.
Bei dem Capitel „Seelsorge und Garnisonschulwesen" beklagt
Abg. Dr. Lingens (Centr.) die Nichtdurchführung der Parität
und die mangelnde Sonntagsruhe. Das Capitel wird mit einer
Resolution betreffend die Gehaltsaufbesserung der Marineschullehrer
angenommen.
Bei den Capiteln „Betrieb der Flotte und Instandhaltung"
beantragt die Commission die Streichung von 800 000 Staats-
sekretär Hollmann betont, die Marineverwaltung übe die
äußerste Sparsamkeit bezüglich der Jndiensthaltung der Schiffe
Ohne Liebe.
Novelle von Lothar Brenkendorff.
(Fortsetzung.)
5.
Weniger lebhaft und heiter als das lustige Frühstück war
das Mittagessen im Herrenhause verlaufen. .Gilda blreb
schweigsam und in sich gekehrt, wie eifrig auch ihr Vater und
Edwin bemüht waren, sie in fröhliche Stimmung zu ver-
setzen. Ihre Gedanken waren jetzt unausgesetzt bei Lind-
strand und bei dem Briefe, den er schon am frühen Morgen
hätte erhalten sollen und der nun noch immer oben auf
ihrem Zimmer lag. Die Schilderung, welche der ahnungs-
lose Kurt von der auffallenden Veränderung in des Doktors
Wesen und Aussehen entworfen hatte, war, ihr wie em
Messerstich in die Seele gefahren, und sie peinigte sich mit
den härtesten Vorwürfen, daß sie nicht dennoch ein Mittel
gefunden hatte, Lindstrand schon gleich nach Tagesanbruch
aus seinem verhängnisvollen Jrrthum zu reißen. Daß sie
während der letzten Stunden in ihrem lungen Gluck den
Bedauernswerthen fast ganz hatte vergessen können, erschien
ihr jetzt wie eine Herzlosigkeit, und sie war, niemals so bitter
unzufrieden mit sich selber gewesen als bet diesem Mittag-
essen, das sonst gewiß zu dem köstlichsten ihres ganzen Lebens
geworden wäre.
Ihre auffällige Zerstreutheit und Niedergeschlagenheit fing
endlich an, den jungen Offizier ernstlich zu beunruhigen.
Wenn Gilda ihm wegen seiner Keckheit so lange zu zürnen
vermochte, hatte er sich ihr voriges Benehmen vielleicht doch
falsch gedeutet und hatte sich zu früh der beseligenden Gewiß-
heit hingegeben, daß ihm ihr Herz gehöre. Auch seine
anfängliche Munterkeit verflog darum mehr und mehr; sein
sorgloses Lachen ließ sich seltener vernehmen und es kostete
ihn zuletzt wirkliche Mühe, seine wachsende Aufregung und I
Unruhe vor Herrn v. Hohenbruck zu verbergen. Verwundert
sah dieser während der letzten Viertelstunden auf die beiden
jungen Leute, deren Benehmen ohne jeden augenfälligen
Grund eine so sonderbare Wandlung erfahren hatte. Aber
gerade weil ihm daran lag, die alte Herzlichkeit so bald als
möglich wieder zwischen ihnen hergestellt zu sehen, vermied
er es absichtlich, eine Frage zu thun, die sie vielleicht vollends
befangen gemacht hätte. Wenn es eine kleine Verstimmung
zwischen ihnen gegeben hatte, wie er es nach seinen Wahr-
nehmungen wohl vermuthen mußte, war es jedenfalls am
Besten, ihre Beseitigung ihnen selbst zu überlassen. Denn
daß diese jungen Herzen in einem viel wärmeren Empfinden
als dem der Freundschaft für einander schlugen, galt ihm
trotz ihres jetzigen seltsamen Benehmens oder vielleicht sogar
gerade deswegen für unzweifelhaft gewiß.
Er machte darum auch keinen weiteren Versuch, Edwin
zum Bleiben zu bewegen, als der junge Offizier bei ein-
brechender Dämmerung erklärte, nun endlich aufbrechen zu
müssen. Aber es geschah wohl nicht ganz zufällig, daß er sich
im letzten Moment plötzlich einer sehr dringenden Besorgung
erinnerte und daß er von dem Sohne seines alten Freundes
etwas eiligen Abschied nahm, noch ehe das Reitpferd des
Lieutenants vorgeführt worden war. Noch einmal war Edwin
mit Gilda allein, und obwohl er sich sehr gedrückt und be-
fangen fühlte, zögerte er doch nicht, sie um eine Erklärung
für ihr verändertes Benehmen zu bitten-
„Frage mich nicht, Edwin," antwortete sie, und er sah,
daß ihr die Thränen in den Augen standen, „heute wenig-
stens frage mich nicht. Ein anderes Mal werde ich Dir
vielleicht alles sagen können: nur nicht jetzt — nicht jetzt!"
„Es ist grausam, mich mit einer so unbestimmten Ver-
heißung zu entlassen. Habe ich doch kaum den Muth, Dir
wieder vor die Augen zu kommen, nachdem Du so deutlich
an den Tag gelegt hast, wie böse Du mir bist."
Da hob sie den thränenumflorten Blick zu seinem Gesicht
und schüttelte das Köpfchen.
„Ich bin Dir nicht böse, Edwin! Vergib mir, wenn ich
Dich durch mein Verhalten gekränkt habe; ich —"
Aber er wollte gar nichts weiter hören, als die Ver-
sicherung, die all' seinen bangen Zweifeln mit einem Schlage
ein Ende machte.
„Ist das wahr, Gilda — meine liebe, theure Gilda? —
Du zürnst mir also nicht — und ich darf mich noch immer
für das beneidenswertheste Sonntagskind auf Erden halten?
— Es geschah nicht um meinetwegen, daß Du so still und
traurig warst?" — Du bist mir doch noch ein wenig — ein
ganz klein wenig gut?"
„Ja, Edwin!" sagte sie, indem sie ihm ihre beiden Hände
reichte. „Aber damit muß Dirs für heute genug sein, und
Du darfst mir nicht grollen, wenn ich Dich bitte, jetzt zu
gehen. Ich habe etwas zu thun, das schon viel zu lange
aufgeschoben worden ist — etwas, von dem die Ruhe eines
Menschenherzens abhängen könnte."
Das klang nun zwar abermals sehr geheimnißvoll und für
einen Liebenden vielleicht sogar ein wenig beunruhigend,
aber es war doch viel, viel mehr, als Edwin nach dem Ver-
lauf der letzten bangen Stunde noch erhofft hatte, und so
fügte er sich in seiner überströmenden Freude ohne jede
weitere Frage ihrem so flehentlich ausgesprochenen Wunsch.
Ja, er war sogar bescheiden genug, sich mit einem ritterlichen
Handkuß zu begnügen, als er durch das Fenster sah, daß
Herrn von Hohenbrucks Reitknecht eben sein Pferd auf die
Rampe führte, und seine Lippen blieben diesmal in respekt-
voller Entfernung von denen Gilda's, als er ihr zärtlich
zuflüsterte:
„Auf morgen denn, mein Lieb — und, so Gott will, nicht
bei wolkenverhangenem Himmel, sondern bei lachendem
Sonnenschein!"
(Fortsetzung folgt.)
Kckag, dm 1. May
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gebracht, durch die Post bezogen, wenn am Schalter abge-
holt, 42 Pfg.; bei Lieferung ins Haus 15 Pfg. weiter
für Bestellgebühr.
Bus der Umsturz-Commission.
Berlin, 27. Febr.
- Die Commission des Reichstags für die Umsturz-
vorlage berieth heute (wie schon kurz erwähnt) den 8 130,
der mit Gefängniß bis zu 2 Jahren Denjenigen bestraft,
welcher in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden
Weise die Religion, die Monarchie, die Ehe, die Familie
oder das Eigenthum durch beschimpfende Aeußerungen
öffentlich angreift. Dazu liegt der bekannte Antrag Rin-
telen in folgender etwas modifizirten Fassung vor: „Mit
Geldstrafe bis zu 600 oder mit Gefängniß bis zu
zwei Jahren wird . bestraft, wer öffentlich oder vor
Mehreren oder durch Druck, Schrift oder Bild den
Glauben an Gott, oder die Unsterblichkeit der menschlichen Seele
oder den religiösen und sittlichen Charakter der Ehe oder
der Familie angreift."
In diesem Anträge erblickt Herr Rintelen das
eigentliche Kampfmittel in dem Kampf für Religion, Sitte
und Ordnung. Es gelte die Grundlage unseres Kultur-
lebens, den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit der
Seele, zu schützen. Wenn die Regierungsvorlage „be-
schimpfende" Aeußerungen treffen wolle, so müsse er sagen,
daß solche Aeußerungen gar keinen Eindruck machen und
der Religion gar nicht gefährlich seien. Aber außer-
ordentlich gefährlich seien die in feiner und eleganter Weise
unter Berufung auf die Wissenschaft erfolgenden Angriffe
wider die Religion und ihre Grundlagen. Die moderne
Wissenschaft sei verantwortlich für die Untergrabung des
Gottesglaubens, wie aus den Werken moderner Schrift-
steller sehr leicht zu beweisen sei, so aus den Schriften
Bodenstedt's, Paul Heyse's u. s. w. Diese Literatur ver-
gifte die Volksseele, indem sie zunächst sie mit Zweifeln am
Dasein Gottes erfülle; deshalb sei diese Literatur auch die
allergefährlichste und sie in erster Linie müsse getroffen
und unmöglich gemacht werden, wenn man wieder zu
einer Erziehung auf wahrhaft christlicher Grundlage ge-
langen wolle/ Das, was sich heute Wissenschaft nenne,
sei von höchst verderblichem Einfluß auf die Jugend, be-
sonders die akademische Jugend; er habe das als junger
Mensch an sich selbst erfahren, auch sein Glaube sei einst
erschüttert worden. Hier handle sich's um den Schutz
dessen, was der menschliche Geist nicht fassen könne, was
sich nur glauben lasse. Früher sei der Unglaube ein
Privilegium der sogenannten Gebildeten gewesen, im Volke
habe man davon nichts bemerkt; jetzt aber sei der Un-
glaube bis in die untersten Schichten des Volkes ein-
gedrungen und deshalb um so bedenklicher. Wem ernstlich
daran liege, daß nach den Worten des Kaisers die Religion
erhalten werde, der müsse bereit sein, die Grundlagen der
Religion zu schützen, wie dies sein Antrag bezwecke. Nach
der Regierungsvorlage würden nur Ungebildete und
thörichte Leute getroffen werden, nicht aber die Urheber
des Unglaubens auf den Lehrstühlen der Universitäten
u. s. w.
Der konservative Graf Roon ist mit den Ausfüh-
rungen des Herrn Rintelen ganz einverstanden, auch mit
der Tendenz seines Antrages, meint nur, daß dieser nicht
in den Rahmen des vorliegenden Gesetzes passe. Er
schlägt daher folgende Fassung vor: „Dieselbe Strafe trifft
Denjenigen, welcher das Christenthum, die Heiligkeit des
Eides, die Monarchie, die Ehe, die Familie oder die Un-
verletzlichkeit des Privateigenthums durch beschimpfende
Aeußerungen öffentlich angreift, die geeignet sind, den
öffentlichen Frieden zu gefährden." Es sei nicht richtig,
aus dem Umstande, daß in dem Anträge nur vom
„Christenthum" die Rede sei, zu folgern, man wolle die
Beschimpfung der Juden freigeben. Wir seien aber ein
christlicher Staat und da könne doch das Judenthum nicht
denselben Schutz beanspruchen, wie das Christenthum.
Die Republiken unter den Bundesstaaten bedürfen keines
besonderen Schutzes, sie seien durch die Verfassung genügend
geschützt und übrigens stelle ja das Reich eine Mo-
narchie dar.
Gegen beide Anträge wandte sich Dr. Barth (lib.
Wahlv.). Dem Anträge Rintelen sei logische Konsequenz
nicht abzusprechen, er habe vor dem conservativen Anträge
in dieser Hinsicht viele Vorzüge. Wer auf dem religiösen
Standpunkte stehe, wie Abg. Dr. Rintelen, der verfahre
nur konsequent, wenn er bemüht sei, die ganze große
Gruppe derjenigen Literatur zu vernichten, die die Zweifel
an den religiösen Dogmenglauben in die Menschenseele
hineintrage. Diesem Anträge nach müsse aber der
größte Theil unserer Literatur ausgeschlossen, der größte
Theil unserer Bibliotheken vernichtet oder wenigstens dem
allgemeinen Gebrauche unzugänglich gemacht werden. Dieser
Angriff sei ein Angriff auf die gesammte Kulturerrungen-
schaft; er lasse erkennen, was wir zu erwarten haben,
wenn ein Umsturzgesetz im Sinne der Centrumsanträge zu
Stande kommen sollte. Er werde in der Kommission wie
im Plenum des Hauses Anlaß zu einschneidenden Kritiken
geben. Sollte wider Erwarten wirklich im Sinne dieses
Antrages beschlossen werden, so werde man einen solchen
Beschluß doch nicht ernst nehmen dürfen. Das Volk würde
sich nicht daran kehren, sondern die Urheber und Vertei-
diger eines solchen Gesetzes einfach auslachen. In längerer
Ausführung verbreitet sich Redner darüber, daß man
Staatsformen unmöglich durch Gesetz schützen könne. Wenn
man einen solchen Schutz speziell für die monarchische
Staatsform schaffe, so bringe man den Volksmassen die
Ueberzeugung bei, daß diese Staatsform die Kritik nicht
vertragen könne. Ebenso stehe es mit dem Gottesbegriff,
der ebensowenig ein einheitlicher und feststehender sei, wie
der Begriff der Religion. Es gehe nicht an, den religiösen
Charakter der Ehe gesetzlich zu betonen. Schon die gesetz-
liche Institution der Civilehe sei ja dann ein Angriff auf
diesen Charakter. Die Civilehe beruhe auf dem ganz
richtigen Gedanken, daß der Ehe ein religiöser Charakter
nicht beiwohne, und doch sei dieselbe ein Theil der be-
stehenden Staatsordnung, die man vor dem Umsturz be-
wahren wolle.
Daß die Anträge Rintelen und Roon der Regierung
unangenehm sind, ließ der Staatssekretär Nieberding
erkennen. Er bedauerte, daß durch diese Anträge die
Stellung der Regierung erschwert werde; es sei nicht
richtig, daß der Centrumsantrag sich mit der Tendenz der Re-
gierungsvorlagedecke. Diese wolle u. A.dieJdee der Monarchie
schützen, ohne daß die berechtigte Kritik verhindert werden
solle. Es heiße zu weit gehen, wenn Abg. Rintelen die
christliche Grundlage der Familie und der Ehe schützen
wolle, jedenfalls müsse auch die bürgerliche Grundlage
dieser Institution geschützt werden. Er bitte, die beiden
gestellten Anträge abzulehnen und § 130 in der Fassung
der Vorlage anzunehmen.
Abg. Dr. Enneccerus (natl.) bezeichnet den Antrag
Rintelen als durchaus unannehmbar; derselbe werde nicht
eine Stärkung, sondern die Schwächung des Glaubens an
Gott zur Folge haben. Man solle es bei der Regierungs-
vorlage bewenden lassen, die sich nicht gegen wissenschaft-
liche Erörterungen, sondern nur gegen „wüste Massen-
agitationen" richtet. Auch der Antrag der Konservativen
sei keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung der
Regierungsvorlage.
Abg. v. Salisch (kons.) bestreitet das letztere und
bemerkt, nur die christliche Religion gehöre zu der Grund-
lage des Staates, nicht auch die jüdische; ein Bedürfniß,
die jüdische Religion zu schützen, liege nicht vor.
Abg. Zimmermann (Antisemit) ist gegen die An-
träge und führt aus, daß insbesondere eine Unverletzlich-
keit des Privateigenthums sich gesetzlich nicht konstruiren
lasse, speziell nicht mit Rücksicht auf das Judenthum, das
eine internationale Macht sei. — In einer längeren
Rede kritisirt Bebel den Rintelen'schen Antrag als einen
Angriff auf die Freiheit des Denkens.
Dann wurde die Sitzung abgebrochen. Man nimmt
an, daß über diesen Paragraphen und die Anträge noch
in zwei Sitzungen verhandelt werden wird.
Deutsches Reich.
Berlin, 28. Febr. Wie die Nordd. Allg. Ztg. ver-
nimmt, fuhr der Kaiser unmittelbar nach seiner Ankunft
beim Reichskanzler vor, um einen längeren Vortrag ent-
gegenzunehmen.
— Wie die Nordd. Allg. Ztg. ausführt, besteht die
engere Versammlung des preuß. Staatsrathes,
der bekanntlich zum 12. März nach Berlin einberufen wor-
den ist, aus sämmtlichen Ministern, dem Staatssecretär
des Staatsrathes, sämmtlichen Mitgliedern der Staats-
rathsabtheilung, welche den Plenarvortrag über die zu be-
gutachtende Sache vorzubereiten haben, mindestens zwei
Mitgliedern der Staatsrathsabtheilung, welche an der Vor-
bereitung der Sache zum Plenarvortrag theilzuuehmen ha-
ben, und ferner aus zwei oder mehreren anderen Mit-
gliedern des Staatsrathes. Ferner führt die Nordd. Allg.
Ztg. aus, Fürst Bismarck, die Staatsminister Delbrück,
Graf Zedlitz und v. Heyden seien, wie jetzt anerkannt,
Mitglieder des Staatsrathes, Fürst Bismarck auch Vice-
präsident des ^Staatsrathes geblieben.
— Der Verein Berliner Presse hat gestern mit
72 gegen 21 Stimmen einen Protest gegen die sogenannte
Umsturz-Vorlage beschlossen.
Deutscher Reichstag. Berlin, 28. Febr. Der
Reichstag berieth heute den Mari nee tat.
Bei den Capiteln „Reichsmarineamt" und „Obercommando"
werden die Commisstonsanträge auf Abstrich einiger neugeforderten
Stellen angenommen.
Bei dem Capitel „Seelsorge und Garnisonschulwesen" beklagt
Abg. Dr. Lingens (Centr.) die Nichtdurchführung der Parität
und die mangelnde Sonntagsruhe. Das Capitel wird mit einer
Resolution betreffend die Gehaltsaufbesserung der Marineschullehrer
angenommen.
Bei den Capiteln „Betrieb der Flotte und Instandhaltung"
beantragt die Commission die Streichung von 800 000 Staats-
sekretär Hollmann betont, die Marineverwaltung übe die
äußerste Sparsamkeit bezüglich der Jndiensthaltung der Schiffe
Ohne Liebe.
Novelle von Lothar Brenkendorff.
(Fortsetzung.)
5.
Weniger lebhaft und heiter als das lustige Frühstück war
das Mittagessen im Herrenhause verlaufen. .Gilda blreb
schweigsam und in sich gekehrt, wie eifrig auch ihr Vater und
Edwin bemüht waren, sie in fröhliche Stimmung zu ver-
setzen. Ihre Gedanken waren jetzt unausgesetzt bei Lind-
strand und bei dem Briefe, den er schon am frühen Morgen
hätte erhalten sollen und der nun noch immer oben auf
ihrem Zimmer lag. Die Schilderung, welche der ahnungs-
lose Kurt von der auffallenden Veränderung in des Doktors
Wesen und Aussehen entworfen hatte, war, ihr wie em
Messerstich in die Seele gefahren, und sie peinigte sich mit
den härtesten Vorwürfen, daß sie nicht dennoch ein Mittel
gefunden hatte, Lindstrand schon gleich nach Tagesanbruch
aus seinem verhängnisvollen Jrrthum zu reißen. Daß sie
während der letzten Stunden in ihrem lungen Gluck den
Bedauernswerthen fast ganz hatte vergessen können, erschien
ihr jetzt wie eine Herzlosigkeit, und sie war, niemals so bitter
unzufrieden mit sich selber gewesen als bet diesem Mittag-
essen, das sonst gewiß zu dem köstlichsten ihres ganzen Lebens
geworden wäre.
Ihre auffällige Zerstreutheit und Niedergeschlagenheit fing
endlich an, den jungen Offizier ernstlich zu beunruhigen.
Wenn Gilda ihm wegen seiner Keckheit so lange zu zürnen
vermochte, hatte er sich ihr voriges Benehmen vielleicht doch
falsch gedeutet und hatte sich zu früh der beseligenden Gewiß-
heit hingegeben, daß ihm ihr Herz gehöre. Auch seine
anfängliche Munterkeit verflog darum mehr und mehr; sein
sorgloses Lachen ließ sich seltener vernehmen und es kostete
ihn zuletzt wirkliche Mühe, seine wachsende Aufregung und I
Unruhe vor Herrn v. Hohenbruck zu verbergen. Verwundert
sah dieser während der letzten Viertelstunden auf die beiden
jungen Leute, deren Benehmen ohne jeden augenfälligen
Grund eine so sonderbare Wandlung erfahren hatte. Aber
gerade weil ihm daran lag, die alte Herzlichkeit so bald als
möglich wieder zwischen ihnen hergestellt zu sehen, vermied
er es absichtlich, eine Frage zu thun, die sie vielleicht vollends
befangen gemacht hätte. Wenn es eine kleine Verstimmung
zwischen ihnen gegeben hatte, wie er es nach seinen Wahr-
nehmungen wohl vermuthen mußte, war es jedenfalls am
Besten, ihre Beseitigung ihnen selbst zu überlassen. Denn
daß diese jungen Herzen in einem viel wärmeren Empfinden
als dem der Freundschaft für einander schlugen, galt ihm
trotz ihres jetzigen seltsamen Benehmens oder vielleicht sogar
gerade deswegen für unzweifelhaft gewiß.
Er machte darum auch keinen weiteren Versuch, Edwin
zum Bleiben zu bewegen, als der junge Offizier bei ein-
brechender Dämmerung erklärte, nun endlich aufbrechen zu
müssen. Aber es geschah wohl nicht ganz zufällig, daß er sich
im letzten Moment plötzlich einer sehr dringenden Besorgung
erinnerte und daß er von dem Sohne seines alten Freundes
etwas eiligen Abschied nahm, noch ehe das Reitpferd des
Lieutenants vorgeführt worden war. Noch einmal war Edwin
mit Gilda allein, und obwohl er sich sehr gedrückt und be-
fangen fühlte, zögerte er doch nicht, sie um eine Erklärung
für ihr verändertes Benehmen zu bitten-
„Frage mich nicht, Edwin," antwortete sie, und er sah,
daß ihr die Thränen in den Augen standen, „heute wenig-
stens frage mich nicht. Ein anderes Mal werde ich Dir
vielleicht alles sagen können: nur nicht jetzt — nicht jetzt!"
„Es ist grausam, mich mit einer so unbestimmten Ver-
heißung zu entlassen. Habe ich doch kaum den Muth, Dir
wieder vor die Augen zu kommen, nachdem Du so deutlich
an den Tag gelegt hast, wie böse Du mir bist."
Da hob sie den thränenumflorten Blick zu seinem Gesicht
und schüttelte das Köpfchen.
„Ich bin Dir nicht böse, Edwin! Vergib mir, wenn ich
Dich durch mein Verhalten gekränkt habe; ich —"
Aber er wollte gar nichts weiter hören, als die Ver-
sicherung, die all' seinen bangen Zweifeln mit einem Schlage
ein Ende machte.
„Ist das wahr, Gilda — meine liebe, theure Gilda? —
Du zürnst mir also nicht — und ich darf mich noch immer
für das beneidenswertheste Sonntagskind auf Erden halten?
— Es geschah nicht um meinetwegen, daß Du so still und
traurig warst?" — Du bist mir doch noch ein wenig — ein
ganz klein wenig gut?"
„Ja, Edwin!" sagte sie, indem sie ihm ihre beiden Hände
reichte. „Aber damit muß Dirs für heute genug sein, und
Du darfst mir nicht grollen, wenn ich Dich bitte, jetzt zu
gehen. Ich habe etwas zu thun, das schon viel zu lange
aufgeschoben worden ist — etwas, von dem die Ruhe eines
Menschenherzens abhängen könnte."
Das klang nun zwar abermals sehr geheimnißvoll und für
einen Liebenden vielleicht sogar ein wenig beunruhigend,
aber es war doch viel, viel mehr, als Edwin nach dem Ver-
lauf der letzten bangen Stunde noch erhofft hatte, und so
fügte er sich in seiner überströmenden Freude ohne jede
weitere Frage ihrem so flehentlich ausgesprochenen Wunsch.
Ja, er war sogar bescheiden genug, sich mit einem ritterlichen
Handkuß zu begnügen, als er durch das Fenster sah, daß
Herrn von Hohenbrucks Reitknecht eben sein Pferd auf die
Rampe führte, und seine Lippen blieben diesmal in respekt-
voller Entfernung von denen Gilda's, als er ihr zärtlich
zuflüsterte:
„Auf morgen denn, mein Lieb — und, so Gott will, nicht
bei wolkenverhangenem Himmel, sondern bei lachendem
Sonnenschein!"
(Fortsetzung folgt.)