Ausland
Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Febr. Wie ver-
lautet, bleibt Kaiser Wilhelm zwar bis Mittwoch
Abend hier und schläft auch in der Hofburg, verabschiedet
sich jedoch schon am Dienstag Abend von den kaiserlichen
Herrschaften, um den Mittwoch in der deutschen Botschaft
bei der Familie des Grafen Eulenburg zu verbringen.
Wegen der Trauer findet in der Botschaft keine größere
Gesellschaft statt und nur ein kleiner Kreis von Fürstlich-
keiten dürfte am Mittwoch dort sein. Infolge der Teil-
nahme des Kaisers Wilhelm an der Leichenfeier wurde
das Ceremoniel dahin ergänzt, daß der Kaiser Wilhelm
an der Seite des Kaisers von Oesterreich unmittelbar dem
Leichenwagen folgt, sowie in der Kapuzinerkirche neben
dem Kaiser auf dem neuen Betschemel Platz nehmen wird
Frankreich. Paris, 23 Febr. Der General de
Negrier ist heute Nacht um 1 Uhr plötzlich und unerwar-
tet in der Caserne des 27. Infanterie-Regiments in Dijon
erschienen. Er verbot dem wachthabenden Unteroffizier,
hiervon etwas verlauten zu lassen und, in Begleitung von
zwei Soldaten der Wache, nahm er die Gefängnißstuben,
die Zimmer der Mannschaften gründlich in Augenschein.
Der Reihe nach besuchte er auch die anderen Casernen.
Viele Soldaten wurden von ihm ausgefragt, besonders
über ihre Verpflegung, ihre Behandlung, die Heizung der
Zimmer und die Pflege in den Lazaretten. Des Nach-
mittags ließ er sich die schriftlichen Berichte der Offiziere
und Aerzte geben und unterwarf sie einer eingehenden
Durchsicht. Er läßt sich jede Companie vorstellen und die
seitens der einzelnen Soldaten auf seine Fragen gegebenen
Antworten werden von dem Generalarzte Colin, der sich
in seiner Begleitung befindet, vermerkt. Der Aufenthalt
des Generals dehnt sich infolge dessen auf mehrere Tage
aus. Es hängt das wohl damit zusammen, daß unter
dem letzten Kriegsmiuister zahlreiche schwächliche und kränk-
liche Rekruten eingestellt worden sind und daß der Dienst
in Dijon in letzter Zeit außerordentlich strapaziös gewesen
sein soll. Ein Soldat des 27. Regiments in Dijon ist
gestorben, weil er mehrere Tage nicht wagte, sich krank
zu melden und dann schließlich noch vom Arzt barsch
zurückgewiesen wurde. Die militärischen Verhältnisse in
Dijon wurden hierauf in der Kammer besprochen und sehr
abfällig kritisirt.
Aus Stadt und Land.
X Heidelberg, 25. Febr. (Gewerbegerichts-Sitzung
vom 16. und 19. Februar.) Gegenwärtig Bürgermeister vr.
Walz als Vorsitzender, Schreinermeister Wilhelm Cli
Schüchternheit fühlte, wenn er seine ehemalige Gespielin
ansah, die inzwischen zu einer so vollkommenen Schönheit
ausgeblüht war. Er bemühte sich zwar auch in solchen
Augenblicken nach Kräften, seine Befangenheit zu verbergen,
aber Gilda wäre keine Tochter Eva's geweien, wenn sie es
nicht bemerkt hätte, und das Vergnügen, welches sie über
diesen Triumph empfand, machte sie nur noch heiterer, natür-
licher und liebreizender.
—(Fortsetzung folgt.)
° an, wo die
. . - ... mer Gruppe Besucher
darum sichtbar wurde, war die beste Stimmung im Publikum
wahrzunehmen. Es ging jedem an's Herz. Einer der Schloß-
Besucher, der charmante Journalist Ernst Fröhlich, blieb,
während die anderen das Liederkranz-Kopzert in der Schloß-
wirthschaft mehr in der Nähe anhören wällten, zurück; in Ge-
kreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und
dem Oberbürgermeister Otto Beck in Mannheim die Erlaubniß
zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen Kommandeur-
kreuzes 2. Klasse des Königlich Schwedischen Wasa-Ordens ertheilt.
— (Hoflieferant.) Der Großherzog haben dem
Friedrich Friedrich und dem Jakob Jochim, Inhaber der
Bau- und Möbelschreinerei Fr. Friedrich u. Cie. in Weinheim,
auf Ansuchen das Prädikat „Hoflieferanten" verliehen.
Karlsruhe, 25. Febr. Der heutige Vortrag des
Staaatsministers Dr. Nokk ist wegen seines schon mehrere
Tage andauernden Unwohlseins unterblieben. Am Abend
sind einige Personen bei der Großherzoglichen Herrschaft
zum Thee eingeladen, wobei Professor Dr. Haid, Direktor
der Technischen Hochschule, über einige wissenschaftliche
Fragen vortragen wird. Der Erbgroß Herzog ist
gestern Abend wohlbehalten in Wien eingetroffen. Der-
selbe wurde am Bahnhof im Auftrag des Kaisers von
dem Erzherzog Franz Ferdinand von Este empfangen und
zur Hofburg geleitet, wo alsbald der Kaiser den Erbgroß-
herzog in seinem Absteigequartier zu begrüßen die Gnade
hatte. Der Generalmajor Drahtschmid ist Seiner König-
lichen Hoheit zur persönlichen Dienstleistung zugetheilt.
- Die Versicherungsanstalt Baden hat im
verflossenen Jahre zum Bau von Arbeiter-
wohnungen folgende Darlehen bewilligt: An 18 Ver-
sicherte zusammen 58075 M. auf Unterpfandsverschreibung
gegen 4prozentige Verzinsung und 2prozentige Amortisation,
ferner au Gemeinden gegen 3V,prozentige Verzinsung zur
Weitergabe an Erbauer von Arbeiterwohnungen, und zwar
den Gemeinden Fahrnau 15 000 M., Lahr 61200 M.,
Offenburg 48 300 M., zusammen 124 500 M.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Ordensverleihungen. Seine Königliche Hoheit der
Großherzog haben dem Kommandeur des 8. Königlich
Württembergischen Infanterie-Regiments Großherzog Friedrich
Aon Baden Nr. 126, Oberst von Stohrer, das Kommandeur-
Lann die erste Lesung der Finanzreformvorlage mit
einer längeren Rede ein.
Graf Posadowsky: Die Vorlage bezwecke ein Balanciren
der Ueberweisungen mit den Matrikularbeiträgen und habe eine
große finanzpolitische und wirthschaftliche Bedeutung. In ihrer
automatischen Gestaltung liege eine gewisse Sicherheit des Func-
tionirens. Man weude ein, die Aufhebung der Franckenstem schen
Klausel wäre einfacher. Allein diese Aufhebung sei unmöglrch,
weil die Klausel einen integrirenden Theil der Zollreform des
Jahres 1879 bilde und weil das Centrum den größten Werth
auf die Beibehaltung der Klausel lege. (Rufe im Centrum:
Sehr richtig!) Das Reich bedürfe unbedmgt emer starken Fi-
nanzverwaltung, jedoch einen verantwortlichen Reichsschatzsekretar
zu schaffen, würde sich nicht empfehlen. Ein verantwortlicher
Reichsschatzsekretär neben einem verantwortlichen Reichskanzler
wäre eine Quelle ewiger Conflicte. Besser sei eine organliato-
rische Stärkung, wie sie die gegenwärtige Vorlage beabsichtige.
Die Nothwendigkeit neuer Steuern sei in der zweitägigen Tabak-
steuerdebatte von Niemand bestritten worden. Der Staatssecretar
kritisirt die verschiedenen Steuerpläne und weist die Möglichkeit
zurück, den Postzeitungstarif zu einer wesentlichen Einnahme-
quelle umzugestalten. Ebenso erscheint ihm eine Wehrsteuer un-
möglich. Redner bespricht eingehend die Tabaksteuer. Das Mo-
nopol sei undurchführbar, allein höhere Einnahmen aus dem Ta-
bak seien nothwendiq. Die Klage über Belastung der schwachen
Schultern sei jetzt allgemein, es werde sogar von „schulterschwachen
Millionären" gesprochen. Die Regierung werde mit der Finanz-
reform bis zur Bewilligung wieder kommen. (Beifall rechts.)
Abg. Richter (freis. Volksp.) bekämpft die Vorlage, die
weder im Interesse der Einzelstaaten noch des Reiches liege.
Das für 1894/95 befürchtete Deficit schrpmpfe auf vier Millio-
nen zusammen und werde sich vielleicht sogar in einen Ueber-
schuß verwandeln. Auch in den nächsten Jahren seien Ueber-
schüsse möglich. Durch die Finanzreform gehe den Einzelstaaten
die Theilnahme au den Überschüssen verloren, da sie die Ueber-
weisungen mit Matricularbeiträgen decken sollen. Die Francken-
stein'sche Klausel verliere ihre inhaltliche Bedeutung. Be.i einer
automatischen Regelung des Finanzwesens schwinde die Bedeu-
tung des Parlaments.
Die Bundesrathsbevollmächtigten Frhr. v. St e n gel-Bahern,
Heim-Sachsen-Meiningen und vr. H eerw art-Sachsen-Wermar
betonen die Nothwendigkeit der Finanzreform und der Tabak-
steuer unter Hinweis auf die finanziellen Verhältnisse ihrer Hei-
mathstaaten.
Abg. vr. Lieber (Centrum) erklärt, das Centrum könne
keinem Gesetz zustimmen, das die Franckenstein'sche Klausel so-
weit beseitige, daß Mehrüberweisungen an die Einzelstaaten aus-
geschlossen seien. Mindestens ein Theil der Ueberschüsse müsse
den Einzelstaaten zufließen. Hoffentlich gelinge der Kommission
eine Abänderung der Vorlage in dieser Richrung.
Abg. vr. v. Fr ege (cons.) stimmt der Vorlage zu und be-
fürwortet den Ausbau des indirekten Steuer systems, insbesondere
der Biersteuer.
Die Weiterberathung wurde auf morgen vertagt.
Baden. Die Karlsruher Zeitung scheint ein-
gesehen zu haben, daß ihr neulicher Leitartikel über die
württembergischen Wahlen, worin sie den württem-
bergischen Nationalliberalen (und verblümt auch den
badischen) Abirrung nach links und Opferung ihrer
Grundsätze vorwarf, falsch und ungeschickt war. In ihrer
Sonntagsnummer tritt sie nun einen Rückzug an, indem
sie behauptet, nur den Wunsch ausgesprochen zu haben,
die deutsche Partei in Württemberg und die ihr gleich-
gesinnten politischen Parteien im Reiche möchten die
Stärkung des gemäßigt-konservativen Elements in der
Wählerschaft gegenüber dem anwachsenden politischen Ra-
dikalismus anstreben. Gleichzeitig tadelt die Karlsruher
Zeitung, daß die erste Nummer der neuen Badischen na-
tionalliberalen Correspondenz sich wohl mit der Stellung
der nationalliberalen Partei den Linksliberalen und dem
„Ultramontanismus" gegenüber befaßt, mit keinem Worte
aber der Konservativen gedenkt. Was ersteren Punkt an-
betrifft, so bemerkt die Bad. Landeszeitung dazu: Unsere
Führer erstreben die Stärkung der gemäßigt liberalen
Partei, die Stärkung der konservativen Elemente ist
Sache der konservativen Führer. Das ist doch so
klar und so logisch, daß der Politiker und Journalist, der
Das nicht versteht, uns nur aufrichtig leid thun kann.
Die gemäßigt Liberalen können besonders in nationalen
Fragen mit den gemäßigt Konservativen taktisch Zusammen-
gehen. Sie haben das auch schon oft — manchmal mit
großer Selbstverleugnung — gethan. Die Propaganda
aber für die Konservativen müssen wir diesen selbst und
allenfalls dem „Leiter" der Karlsruher Zeitung überlassen,
umsomehr, da wir in Baden offiziell keine „gemäßigt
konservative" Partei haben, sondern die unduldsame Kreuz-
zeitungs- und Landpostrichtung, eine Richtung, welche im
Grunde nichts anderes ist, als ein protestantischer Kleri-
kalismus, dessen Geist jenem gleicht, der in der „Umsturz-
vorlage" den deutschen Geist in einer giftigen Atmosphäre
zu ersticken sucht. — In der gleichen Angelegenheit führt
die conservative Landpost aus, es gebe gar keine gemäßigt
Konservativen im Sinne des Artikels der Karlsr. Ztg.
Württemberg. Stuttgart, 23. Febr. Der Gesetz-
entwurf, betreffend die Ortsvorsteherwahl in größeren
Städten bestimmt, daß in Stadtgemeinden von mehr als
10 000 Einwohnern die Ortsvorsteher auf fünf Jahre
und im Fall der Wiederwahl auf zehn Jahre gewählt
werden. Die Wahl wird vorgenommen durch die verei-
nigten bürgerlichen Kollegien und bedarf der königlichen
Beftätignng. Bei einer Nichtwiederwahl hat der Orts-
vorsteher einen Ruhegehalt zu beanspruchen.
Bayern. Bayreuth, 23. Febr. Die städtischen
Collegien beschlossen, den Münch. N. Nchr. zufolge, ein-
stimmig, dem Fürsten Bismarck das Ehrenbürger-
rechtzu verleihen.
„ .... . lormann und
Maurer Robert Rohrmann. 1. Flaschner Arthur Stein klagte
gegen die Firma Joseph Blank dahier auf Zahlung einer Ent-
schädigung von 36 Mark wegen kündigungsloser Entlassung.
Nachdem durch die Zeugenaussagen erwiesen worden, daß Stein
die Entlassung selbst genommen, wurde Letzterer mit der erhobe-
nen Klage abgewiesen. 2. In Sache der Metzgerburschen Carl
Ruf und Johann Witzel dahier gegen Metzgermeister Jacob Feh-
renbach wurden die Kläger mit der erhobenen Klage auf Aus-
zahlung des rückständigen Lohnes abgewiesen, da die Kläger das
Vertragsverhältniß ohne Einhaltung der Kündigungsfrist und
ohne genügenden Grund gelöst hatten. 3. Die von dem Bau-
techniker Albert Fais gegen Baumeister Friedrich Oppel erhobene
Klage auf Zahlung einer Entschädigung wegen kündigungsloser
Entlassung endigte durch Vergleich.
8 Heidelberg, 26. Febr. Bei der gestern vollzogenen Beerdi-
gung des verstorbenen Herrn Oberamtsrichters a. D. Dr. Kah
legte Herr Oberbürgermeister Dr. Wilckens im Namen der Stadt
einen Kranz am Grabe ihres Ehrenbürgers nieder.
O Heidelberg, 26. Februar. Die Fastnachtsaufführungen des
Liederkranz haben sich in der Gunst des hiesigen Publikums
so festgesetzt, daß jedesmal ein großes Gedränge nach den Gal-
lerien und nach dem großen Saal im Museum entsteht, wenn es
heißt: heute findet im Liederkranz Aufführung statt. So war es
auch gestern wieder. Aber auch gestern wieder hat der Lieder-
kranz große Anstrengungen gemacht, um den Stein, den er bei
den Heidelbergern im Brette hat, zu behKupten und die weit-
gehenden Erwartungen der Zuschauer zu befriedigen. Das
ist ihm, wie gleich bemerkt sei, aufs Beste gelungen.
Es war in der That ein glücklicher Gedanke, in diesem Bären-
Winter, wo seit lange alles ringsum in Schnee und Eis gehüllt
liegt, ein so erquickendes, erwärmendes Bild, wie das einer
Sommernacht auf dem Heidelberger Schlosse vor-
zaubern zu wollen und dieser glückliche Gedanke war glücklich
ausgeführt worden und vom ersten Augenblick <
Schloßterrasse mit Scheffel's Statue und einer G
gegen wucherische Ausbeutung
-.Faumzuchtunte^
Von Herrn Brugier aus Bretten wurden zur Saat 40 verschie-
dene Sorten von Kartoffeln bezogen und für 11 wembauende
Gemeinden mehrere tausend Centner von Rebdungern. Der rm
Jahre 1893 wegen Futtermangels eingetretene Rückgang m der
Viehhaltung würde im Jahre 1894 wieder ausgeglichen. Mu
Ausnahme von kleineren Hagelschaden m Eichelberg, Rohrbach
und Tiefenbach blieb unser Bezirk in diesem Jahre von Unglück
verschont. Die Verleihung von Prämien bei Vieh- und Pferde-
prämmiirungen waren glänzender als im Vorjahre. Auch eine
bessere Ziegenzucht ist angeregt worden. Herr Landtagsabgeord-
neter Wittmer bemerkte, daß die Molkerei Berwangen mar
keinen Staatsbeitrag erhalte, daß aber derselben ein Krelsbeitrag
von 100 Mark in Aussicht gestellt sei. Ebenso erhielten die
übrigen Bezirke des Kreises bei zu gründenden Molkereien le
nach der Größe des Bezirks ein bis zwei Beiträge von 100 Mk.
Bezüglich der Ziegenzucht wolle man eine abwartende Haltung
einnehmen, bis man die Erfolge auf Versuchstationen, wie am
Schloß Eberstein, nach einigen Jahren kennen gelernt have.
Auch Herr Bürgermeister Vielhauer sprach sich m diesem
Sinne aus und erörterte noch andere Angelegenheiten des
Vereins. Es wurde ferner beschlossen, daß die Stellen eines
Rechners und Schriftführers vereinigt und dem HauMeyrer
Leonhard übertragen werden sollen und daß der landwirthschasr-
lichen Winterschule trotz des niedrigen Kassenbestandes em Mr-
licher Beitrag zu überliefern sei. Mehrere wichtige Besprechungen,
namentlich über Ziegenzucht und Obstbaumzucht wurden vorge
sehen. Bei den Wahlen gingen die bisherigen Mitglieder wieder
aus der Wahlurne hervor.
O Bom Lande, 25.Febr. Die erst en Frühlingssänger,
die Singlerchen, sind trotz des thellwel e noch hoch liegenoen
Schnee's angekommen und steigen seit gestern allenthalben, iy
bekannten munteren Weisen trillernd, m die Lüfte empor, was
sich über den glänzenden Schneedecken doppAt gut ausnimml.
- Bon der Bergstraße, 25. Febr. Die Storche sind bereits
danken an vergangene Zeiten vertieft, wird er von den Nachtgeistern
eingeschläfert und träumt: Perkeo kommt in der Geisterstunde,
lädt ibn zum Rundgang ein, sie kommen in den mondbeschienenen
Schloßhof (den Herr' Maler Hofmann sorgfältig bis auf die
Hollunderblüthen in schön-richtigen Verhältnissen flr das Ganze
gemalt hatte), wo Sage und Geschichte vereint Bilder aus der
Vergangenheit Heidelbergs heraufbeschwören. Der Rodensteiner
mit einer Anzahl von ritterlichen Cumpanen erscheint und beginnt
alsbald ein Zechgelage, Perkeo und der Journalist treten
hinzu, der Trompeter von Säckingen findet sich ein, der
Winterkönig mit stattlichem Gefolge zieht vorüber. Zwei
alte Germanen, echt Heidelberger Abstammung, bleiben bei
den Zechenden hängen, obgleich sie eigentlich ihrer Gebieterin
Jetta folgen sollten und schmoren sich, indem sie immer noch eines
trinken, allmählich ganz gehörig an. Fahrende Schüler suchen
mit der Wünschelruthe im Schloßhof nach einem Schatz; sie
heben auch richtig einen, es ist der Pfälzer Humor, der sogleich
eine Anzahl von humoristischen Figuren citirt: die Heidelberger
Bäckermeister, die ein schönes Quartett über die Bäuch und
Waden singen, den Extrabott aus dem Hutzelwald, die Berg-
kapell und den Binsenbu. Schließlich tritt noch die Figur des
Neckars von der alten Brücke, der den reizenden Handschuhs-
heimer Löwen mit sich führt, und Feldmarschall Wrede mit der
Kanone unterm Arm hinzu- Zwischen Beiden entspinnt sich ein
heiteres Zwiegespräch, das zum Ausbruch mancher Lachsalven
unter den Zuhörern führt. Wrede war seiner Natur und Stellung
entsprechend eine recht würdige Figur. Die Komik lag in der
Situation. Der Darsteller gab ihn in feinem und liebens-
würdigen Sinne, wofür er auch nachher lobend begrüßt wurde.
Er hatte seinen stillen Nachbar trefflich studirt und nachgeahmt.
Die Neckarnixen treten auf und vollführen im Scheine des
wechselnden elektrischen Lichtes einen Reigen. Schließlich kommt
es zum Streit zwischen den angetrunkenen beiden alten Ger-
manen und dem Journalisten. Schon wird der Streit kritisch,
da tritt ein fesches resolutes Madel, das Kärntnerlied, dazwischen und
befreit den Journalisten, denn in demselben Augenblick erwacht
er, während die Klänge eines Kärtnerlieds vom Schloßkonzert zu
ihm herübertöneu und seine Reisegesellschaft wieder zu ihm stößt.
Fröhlich erzählt seinen Traum und wie zur Illustration erhebt
sich nochmals der Vorhang, um daß Gesammtbild des ganzen
Spukes im Schloßhof vorzuführen, was mit donnerndem Beifall
ausgenommen wurde. Wir hören, nächsten Donnerstag soll die
Aufführung nochmals stattfinden. Auch eine Wiederholung ge-
legentlich des Schriftsteller-Tages im Sommer wurde vielfach
besprochen, doch müßte alles, um im riesigen Schloßhof zu
wirken, auch mit riesigen Mitteln vorgeführt werden, wenn
es sich in diesen Räumen nicht verlieren sollte. So
wie es jetzt war, war es wunderschön. Also: oapo.
Lautes Bravo und Händeklatschen kündigte den Mitwirkenden
und den Arrangeurern des Festspieles den Beifall der Zuschauer
au. Die Aufführungen hatten bis um halb 10 Uhr gedauert.
Schnell wurden dann die Stühle aus dem Saale geräumt; die
Aelteren nahmen im Nebensaale an den gedeckten Tischen Platz,
während sich die Jugend alsbald dem Vergnügen des Tanzens
mit vollem Eifer hingab. Wer Lust hatte, stattete ab und zu dem
eigens neben der Bühne eingerichteten Schloßkeller einen Besuch
ab, in dem ein großes Faß einen köstlichen Stoff von prickelndem
Reiz und französischem Namen barg.
Heidelberg, 26. Febr. (Schöffengerichtssitzung vom
25. d.) 1) Das Verfahren gegen Margaretha Hammersdorf von
Neckarsteinach, wegen Diebstahls angeklagt, wurde eingestellt.
2) Adam Dörsam in Rohrbach erhielt wegen Diebstahls 6 Tage
Gefängniß, 3) Franz Justus Vogel in Edingen wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß, 4) Philipp Kettemann von Kirchheim
wegen Bedrohung 3 Tage Gefäügniß. 5) Peter Jakob Maier,
Johann Himon Müller und Karl Jost, alle in Ziegelhausen, sind
wegen Körperverletzung angeklagt; Maier erhielt 1 Woche Ge-
fängniß, Müller eine Geldstrafe von 10 Jost wurde frei-
gesprochen. 6) Anna Barbara Bucher in Rohrbach erhielt wegen
Diebstahls und Unterschlagung 10 Tage Gefängniß, 7) Franz
Brockelmeier, Anna Mariä Brockelmeier in Waldwimmersbach
und Margaretha Brockelmeier in Epfenbach sind wegen Beleidi-
gung, Widerstands und Bedrohung angeklagt; Franz Brockel-
meier erhielt 10 Tage Gefängniß, Anna Maria Brockelmeier
6 Tage Gefängniß, Marg. Brockelmeier wurde freigesprochen.
--- Heidelberg, 26 Febr. Am Sonntag fand in der Gaisberß-
straße ein kleiner Zimm er brand statt, indem Bettstücke, dre
Zum Trocknen zu nahe am Ofen aufgehängt waren, Feuer fingen-
Der Schaden beläuft sich auf ungefähr 12 — In der Nahe
der Diemerei wurde gestern Abend ein Schreinergeselle von
durch einen Unbekannten in den Arm gestochen und mußte sich
im akademischen Krankenhause verbinden lassen. Ueber dre Ver-
anlassung zu 1>er That ist noch nichts bekannt.
O Eppingen, 24. Febr. Bei der heute im Gasthofe zur
Post abgehaltenen Bezirksversammlung des landwirtschaftlichen
Bezirksvereins Eppingen erstattete der erste Vorsitzende, Herr
Oberamtmann Keim, den Bericht über das Jahr 1894, wonach
zwei Gauausschnßsitzungen und acht Bezirksversammlungen und
Besprechungen im verwichenen Jahre abgehalten wurden. Das
Gaufest in Ladenburg wurde von dem Bezirk Eppingen reichlich
beschickt und es erhielt der Bezirksverein die goldene Medaille.
Dank wurde den Herren ausgesprochen, die durch ihre Beschickung
ihr Scherflein zur Ausstellung beigetragen haben und besonders
erwähnt, daß Herr Bürgermeister Sitzler in Adelshofen für
Tabak den ersten Ehrenpreis erhalten habe, was für eine Aus-
stellung in Ladenburg, einer Stadt in einertabakbauenden und
tabakfabrizirenden Gegend, viel heißen will. Der Bezirk hat 5
Ortsvereine (Adelshofen, Berwangen, Eppingen, Ittlingen und
Stebbach) und 2 Molkereien mit Frischbutterbereitungen (Adels-
hofen und Berwangen). Adelshofen erhielt als erste Anstalt iM
Kreise einen Staatsbeitrag von 688 Mk. 30 Pf. Im Bezirks-
verein Eppingen bilden Vereine gegen wucherische Ausbeutung
des Volkes, Bienenzucht und Obstbaumzucht untere Abtheilungen.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Febr. Wie ver-
lautet, bleibt Kaiser Wilhelm zwar bis Mittwoch
Abend hier und schläft auch in der Hofburg, verabschiedet
sich jedoch schon am Dienstag Abend von den kaiserlichen
Herrschaften, um den Mittwoch in der deutschen Botschaft
bei der Familie des Grafen Eulenburg zu verbringen.
Wegen der Trauer findet in der Botschaft keine größere
Gesellschaft statt und nur ein kleiner Kreis von Fürstlich-
keiten dürfte am Mittwoch dort sein. Infolge der Teil-
nahme des Kaisers Wilhelm an der Leichenfeier wurde
das Ceremoniel dahin ergänzt, daß der Kaiser Wilhelm
an der Seite des Kaisers von Oesterreich unmittelbar dem
Leichenwagen folgt, sowie in der Kapuzinerkirche neben
dem Kaiser auf dem neuen Betschemel Platz nehmen wird
Frankreich. Paris, 23 Febr. Der General de
Negrier ist heute Nacht um 1 Uhr plötzlich und unerwar-
tet in der Caserne des 27. Infanterie-Regiments in Dijon
erschienen. Er verbot dem wachthabenden Unteroffizier,
hiervon etwas verlauten zu lassen und, in Begleitung von
zwei Soldaten der Wache, nahm er die Gefängnißstuben,
die Zimmer der Mannschaften gründlich in Augenschein.
Der Reihe nach besuchte er auch die anderen Casernen.
Viele Soldaten wurden von ihm ausgefragt, besonders
über ihre Verpflegung, ihre Behandlung, die Heizung der
Zimmer und die Pflege in den Lazaretten. Des Nach-
mittags ließ er sich die schriftlichen Berichte der Offiziere
und Aerzte geben und unterwarf sie einer eingehenden
Durchsicht. Er läßt sich jede Companie vorstellen und die
seitens der einzelnen Soldaten auf seine Fragen gegebenen
Antworten werden von dem Generalarzte Colin, der sich
in seiner Begleitung befindet, vermerkt. Der Aufenthalt
des Generals dehnt sich infolge dessen auf mehrere Tage
aus. Es hängt das wohl damit zusammen, daß unter
dem letzten Kriegsmiuister zahlreiche schwächliche und kränk-
liche Rekruten eingestellt worden sind und daß der Dienst
in Dijon in letzter Zeit außerordentlich strapaziös gewesen
sein soll. Ein Soldat des 27. Regiments in Dijon ist
gestorben, weil er mehrere Tage nicht wagte, sich krank
zu melden und dann schließlich noch vom Arzt barsch
zurückgewiesen wurde. Die militärischen Verhältnisse in
Dijon wurden hierauf in der Kammer besprochen und sehr
abfällig kritisirt.
Aus Stadt und Land.
X Heidelberg, 25. Febr. (Gewerbegerichts-Sitzung
vom 16. und 19. Februar.) Gegenwärtig Bürgermeister vr.
Walz als Vorsitzender, Schreinermeister Wilhelm Cli
Schüchternheit fühlte, wenn er seine ehemalige Gespielin
ansah, die inzwischen zu einer so vollkommenen Schönheit
ausgeblüht war. Er bemühte sich zwar auch in solchen
Augenblicken nach Kräften, seine Befangenheit zu verbergen,
aber Gilda wäre keine Tochter Eva's geweien, wenn sie es
nicht bemerkt hätte, und das Vergnügen, welches sie über
diesen Triumph empfand, machte sie nur noch heiterer, natür-
licher und liebreizender.
—(Fortsetzung folgt.)
° an, wo die
. . - ... mer Gruppe Besucher
darum sichtbar wurde, war die beste Stimmung im Publikum
wahrzunehmen. Es ging jedem an's Herz. Einer der Schloß-
Besucher, der charmante Journalist Ernst Fröhlich, blieb,
während die anderen das Liederkranz-Kopzert in der Schloß-
wirthschaft mehr in der Nähe anhören wällten, zurück; in Ge-
kreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und
dem Oberbürgermeister Otto Beck in Mannheim die Erlaubniß
zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen Kommandeur-
kreuzes 2. Klasse des Königlich Schwedischen Wasa-Ordens ertheilt.
— (Hoflieferant.) Der Großherzog haben dem
Friedrich Friedrich und dem Jakob Jochim, Inhaber der
Bau- und Möbelschreinerei Fr. Friedrich u. Cie. in Weinheim,
auf Ansuchen das Prädikat „Hoflieferanten" verliehen.
Karlsruhe, 25. Febr. Der heutige Vortrag des
Staaatsministers Dr. Nokk ist wegen seines schon mehrere
Tage andauernden Unwohlseins unterblieben. Am Abend
sind einige Personen bei der Großherzoglichen Herrschaft
zum Thee eingeladen, wobei Professor Dr. Haid, Direktor
der Technischen Hochschule, über einige wissenschaftliche
Fragen vortragen wird. Der Erbgroß Herzog ist
gestern Abend wohlbehalten in Wien eingetroffen. Der-
selbe wurde am Bahnhof im Auftrag des Kaisers von
dem Erzherzog Franz Ferdinand von Este empfangen und
zur Hofburg geleitet, wo alsbald der Kaiser den Erbgroß-
herzog in seinem Absteigequartier zu begrüßen die Gnade
hatte. Der Generalmajor Drahtschmid ist Seiner König-
lichen Hoheit zur persönlichen Dienstleistung zugetheilt.
- Die Versicherungsanstalt Baden hat im
verflossenen Jahre zum Bau von Arbeiter-
wohnungen folgende Darlehen bewilligt: An 18 Ver-
sicherte zusammen 58075 M. auf Unterpfandsverschreibung
gegen 4prozentige Verzinsung und 2prozentige Amortisation,
ferner au Gemeinden gegen 3V,prozentige Verzinsung zur
Weitergabe an Erbauer von Arbeiterwohnungen, und zwar
den Gemeinden Fahrnau 15 000 M., Lahr 61200 M.,
Offenburg 48 300 M., zusammen 124 500 M.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Ordensverleihungen. Seine Königliche Hoheit der
Großherzog haben dem Kommandeur des 8. Königlich
Württembergischen Infanterie-Regiments Großherzog Friedrich
Aon Baden Nr. 126, Oberst von Stohrer, das Kommandeur-
Lann die erste Lesung der Finanzreformvorlage mit
einer längeren Rede ein.
Graf Posadowsky: Die Vorlage bezwecke ein Balanciren
der Ueberweisungen mit den Matrikularbeiträgen und habe eine
große finanzpolitische und wirthschaftliche Bedeutung. In ihrer
automatischen Gestaltung liege eine gewisse Sicherheit des Func-
tionirens. Man weude ein, die Aufhebung der Franckenstem schen
Klausel wäre einfacher. Allein diese Aufhebung sei unmöglrch,
weil die Klausel einen integrirenden Theil der Zollreform des
Jahres 1879 bilde und weil das Centrum den größten Werth
auf die Beibehaltung der Klausel lege. (Rufe im Centrum:
Sehr richtig!) Das Reich bedürfe unbedmgt emer starken Fi-
nanzverwaltung, jedoch einen verantwortlichen Reichsschatzsekretar
zu schaffen, würde sich nicht empfehlen. Ein verantwortlicher
Reichsschatzsekretär neben einem verantwortlichen Reichskanzler
wäre eine Quelle ewiger Conflicte. Besser sei eine organliato-
rische Stärkung, wie sie die gegenwärtige Vorlage beabsichtige.
Die Nothwendigkeit neuer Steuern sei in der zweitägigen Tabak-
steuerdebatte von Niemand bestritten worden. Der Staatssecretar
kritisirt die verschiedenen Steuerpläne und weist die Möglichkeit
zurück, den Postzeitungstarif zu einer wesentlichen Einnahme-
quelle umzugestalten. Ebenso erscheint ihm eine Wehrsteuer un-
möglich. Redner bespricht eingehend die Tabaksteuer. Das Mo-
nopol sei undurchführbar, allein höhere Einnahmen aus dem Ta-
bak seien nothwendiq. Die Klage über Belastung der schwachen
Schultern sei jetzt allgemein, es werde sogar von „schulterschwachen
Millionären" gesprochen. Die Regierung werde mit der Finanz-
reform bis zur Bewilligung wieder kommen. (Beifall rechts.)
Abg. Richter (freis. Volksp.) bekämpft die Vorlage, die
weder im Interesse der Einzelstaaten noch des Reiches liege.
Das für 1894/95 befürchtete Deficit schrpmpfe auf vier Millio-
nen zusammen und werde sich vielleicht sogar in einen Ueber-
schuß verwandeln. Auch in den nächsten Jahren seien Ueber-
schüsse möglich. Durch die Finanzreform gehe den Einzelstaaten
die Theilnahme au den Überschüssen verloren, da sie die Ueber-
weisungen mit Matricularbeiträgen decken sollen. Die Francken-
stein'sche Klausel verliere ihre inhaltliche Bedeutung. Be.i einer
automatischen Regelung des Finanzwesens schwinde die Bedeu-
tung des Parlaments.
Die Bundesrathsbevollmächtigten Frhr. v. St e n gel-Bahern,
Heim-Sachsen-Meiningen und vr. H eerw art-Sachsen-Wermar
betonen die Nothwendigkeit der Finanzreform und der Tabak-
steuer unter Hinweis auf die finanziellen Verhältnisse ihrer Hei-
mathstaaten.
Abg. vr. Lieber (Centrum) erklärt, das Centrum könne
keinem Gesetz zustimmen, das die Franckenstein'sche Klausel so-
weit beseitige, daß Mehrüberweisungen an die Einzelstaaten aus-
geschlossen seien. Mindestens ein Theil der Ueberschüsse müsse
den Einzelstaaten zufließen. Hoffentlich gelinge der Kommission
eine Abänderung der Vorlage in dieser Richrung.
Abg. vr. v. Fr ege (cons.) stimmt der Vorlage zu und be-
fürwortet den Ausbau des indirekten Steuer systems, insbesondere
der Biersteuer.
Die Weiterberathung wurde auf morgen vertagt.
Baden. Die Karlsruher Zeitung scheint ein-
gesehen zu haben, daß ihr neulicher Leitartikel über die
württembergischen Wahlen, worin sie den württem-
bergischen Nationalliberalen (und verblümt auch den
badischen) Abirrung nach links und Opferung ihrer
Grundsätze vorwarf, falsch und ungeschickt war. In ihrer
Sonntagsnummer tritt sie nun einen Rückzug an, indem
sie behauptet, nur den Wunsch ausgesprochen zu haben,
die deutsche Partei in Württemberg und die ihr gleich-
gesinnten politischen Parteien im Reiche möchten die
Stärkung des gemäßigt-konservativen Elements in der
Wählerschaft gegenüber dem anwachsenden politischen Ra-
dikalismus anstreben. Gleichzeitig tadelt die Karlsruher
Zeitung, daß die erste Nummer der neuen Badischen na-
tionalliberalen Correspondenz sich wohl mit der Stellung
der nationalliberalen Partei den Linksliberalen und dem
„Ultramontanismus" gegenüber befaßt, mit keinem Worte
aber der Konservativen gedenkt. Was ersteren Punkt an-
betrifft, so bemerkt die Bad. Landeszeitung dazu: Unsere
Führer erstreben die Stärkung der gemäßigt liberalen
Partei, die Stärkung der konservativen Elemente ist
Sache der konservativen Führer. Das ist doch so
klar und so logisch, daß der Politiker und Journalist, der
Das nicht versteht, uns nur aufrichtig leid thun kann.
Die gemäßigt Liberalen können besonders in nationalen
Fragen mit den gemäßigt Konservativen taktisch Zusammen-
gehen. Sie haben das auch schon oft — manchmal mit
großer Selbstverleugnung — gethan. Die Propaganda
aber für die Konservativen müssen wir diesen selbst und
allenfalls dem „Leiter" der Karlsruher Zeitung überlassen,
umsomehr, da wir in Baden offiziell keine „gemäßigt
konservative" Partei haben, sondern die unduldsame Kreuz-
zeitungs- und Landpostrichtung, eine Richtung, welche im
Grunde nichts anderes ist, als ein protestantischer Kleri-
kalismus, dessen Geist jenem gleicht, der in der „Umsturz-
vorlage" den deutschen Geist in einer giftigen Atmosphäre
zu ersticken sucht. — In der gleichen Angelegenheit führt
die conservative Landpost aus, es gebe gar keine gemäßigt
Konservativen im Sinne des Artikels der Karlsr. Ztg.
Württemberg. Stuttgart, 23. Febr. Der Gesetz-
entwurf, betreffend die Ortsvorsteherwahl in größeren
Städten bestimmt, daß in Stadtgemeinden von mehr als
10 000 Einwohnern die Ortsvorsteher auf fünf Jahre
und im Fall der Wiederwahl auf zehn Jahre gewählt
werden. Die Wahl wird vorgenommen durch die verei-
nigten bürgerlichen Kollegien und bedarf der königlichen
Beftätignng. Bei einer Nichtwiederwahl hat der Orts-
vorsteher einen Ruhegehalt zu beanspruchen.
Bayern. Bayreuth, 23. Febr. Die städtischen
Collegien beschlossen, den Münch. N. Nchr. zufolge, ein-
stimmig, dem Fürsten Bismarck das Ehrenbürger-
rechtzu verleihen.
„ .... . lormann und
Maurer Robert Rohrmann. 1. Flaschner Arthur Stein klagte
gegen die Firma Joseph Blank dahier auf Zahlung einer Ent-
schädigung von 36 Mark wegen kündigungsloser Entlassung.
Nachdem durch die Zeugenaussagen erwiesen worden, daß Stein
die Entlassung selbst genommen, wurde Letzterer mit der erhobe-
nen Klage abgewiesen. 2. In Sache der Metzgerburschen Carl
Ruf und Johann Witzel dahier gegen Metzgermeister Jacob Feh-
renbach wurden die Kläger mit der erhobenen Klage auf Aus-
zahlung des rückständigen Lohnes abgewiesen, da die Kläger das
Vertragsverhältniß ohne Einhaltung der Kündigungsfrist und
ohne genügenden Grund gelöst hatten. 3. Die von dem Bau-
techniker Albert Fais gegen Baumeister Friedrich Oppel erhobene
Klage auf Zahlung einer Entschädigung wegen kündigungsloser
Entlassung endigte durch Vergleich.
8 Heidelberg, 26. Febr. Bei der gestern vollzogenen Beerdi-
gung des verstorbenen Herrn Oberamtsrichters a. D. Dr. Kah
legte Herr Oberbürgermeister Dr. Wilckens im Namen der Stadt
einen Kranz am Grabe ihres Ehrenbürgers nieder.
O Heidelberg, 26. Februar. Die Fastnachtsaufführungen des
Liederkranz haben sich in der Gunst des hiesigen Publikums
so festgesetzt, daß jedesmal ein großes Gedränge nach den Gal-
lerien und nach dem großen Saal im Museum entsteht, wenn es
heißt: heute findet im Liederkranz Aufführung statt. So war es
auch gestern wieder. Aber auch gestern wieder hat der Lieder-
kranz große Anstrengungen gemacht, um den Stein, den er bei
den Heidelbergern im Brette hat, zu behKupten und die weit-
gehenden Erwartungen der Zuschauer zu befriedigen. Das
ist ihm, wie gleich bemerkt sei, aufs Beste gelungen.
Es war in der That ein glücklicher Gedanke, in diesem Bären-
Winter, wo seit lange alles ringsum in Schnee und Eis gehüllt
liegt, ein so erquickendes, erwärmendes Bild, wie das einer
Sommernacht auf dem Heidelberger Schlosse vor-
zaubern zu wollen und dieser glückliche Gedanke war glücklich
ausgeführt worden und vom ersten Augenblick <
Schloßterrasse mit Scheffel's Statue und einer G
gegen wucherische Ausbeutung
-.Faumzuchtunte^
Von Herrn Brugier aus Bretten wurden zur Saat 40 verschie-
dene Sorten von Kartoffeln bezogen und für 11 wembauende
Gemeinden mehrere tausend Centner von Rebdungern. Der rm
Jahre 1893 wegen Futtermangels eingetretene Rückgang m der
Viehhaltung würde im Jahre 1894 wieder ausgeglichen. Mu
Ausnahme von kleineren Hagelschaden m Eichelberg, Rohrbach
und Tiefenbach blieb unser Bezirk in diesem Jahre von Unglück
verschont. Die Verleihung von Prämien bei Vieh- und Pferde-
prämmiirungen waren glänzender als im Vorjahre. Auch eine
bessere Ziegenzucht ist angeregt worden. Herr Landtagsabgeord-
neter Wittmer bemerkte, daß die Molkerei Berwangen mar
keinen Staatsbeitrag erhalte, daß aber derselben ein Krelsbeitrag
von 100 Mark in Aussicht gestellt sei. Ebenso erhielten die
übrigen Bezirke des Kreises bei zu gründenden Molkereien le
nach der Größe des Bezirks ein bis zwei Beiträge von 100 Mk.
Bezüglich der Ziegenzucht wolle man eine abwartende Haltung
einnehmen, bis man die Erfolge auf Versuchstationen, wie am
Schloß Eberstein, nach einigen Jahren kennen gelernt have.
Auch Herr Bürgermeister Vielhauer sprach sich m diesem
Sinne aus und erörterte noch andere Angelegenheiten des
Vereins. Es wurde ferner beschlossen, daß die Stellen eines
Rechners und Schriftführers vereinigt und dem HauMeyrer
Leonhard übertragen werden sollen und daß der landwirthschasr-
lichen Winterschule trotz des niedrigen Kassenbestandes em Mr-
licher Beitrag zu überliefern sei. Mehrere wichtige Besprechungen,
namentlich über Ziegenzucht und Obstbaumzucht wurden vorge
sehen. Bei den Wahlen gingen die bisherigen Mitglieder wieder
aus der Wahlurne hervor.
O Bom Lande, 25.Febr. Die erst en Frühlingssänger,
die Singlerchen, sind trotz des thellwel e noch hoch liegenoen
Schnee's angekommen und steigen seit gestern allenthalben, iy
bekannten munteren Weisen trillernd, m die Lüfte empor, was
sich über den glänzenden Schneedecken doppAt gut ausnimml.
- Bon der Bergstraße, 25. Febr. Die Storche sind bereits
danken an vergangene Zeiten vertieft, wird er von den Nachtgeistern
eingeschläfert und träumt: Perkeo kommt in der Geisterstunde,
lädt ibn zum Rundgang ein, sie kommen in den mondbeschienenen
Schloßhof (den Herr' Maler Hofmann sorgfältig bis auf die
Hollunderblüthen in schön-richtigen Verhältnissen flr das Ganze
gemalt hatte), wo Sage und Geschichte vereint Bilder aus der
Vergangenheit Heidelbergs heraufbeschwören. Der Rodensteiner
mit einer Anzahl von ritterlichen Cumpanen erscheint und beginnt
alsbald ein Zechgelage, Perkeo und der Journalist treten
hinzu, der Trompeter von Säckingen findet sich ein, der
Winterkönig mit stattlichem Gefolge zieht vorüber. Zwei
alte Germanen, echt Heidelberger Abstammung, bleiben bei
den Zechenden hängen, obgleich sie eigentlich ihrer Gebieterin
Jetta folgen sollten und schmoren sich, indem sie immer noch eines
trinken, allmählich ganz gehörig an. Fahrende Schüler suchen
mit der Wünschelruthe im Schloßhof nach einem Schatz; sie
heben auch richtig einen, es ist der Pfälzer Humor, der sogleich
eine Anzahl von humoristischen Figuren citirt: die Heidelberger
Bäckermeister, die ein schönes Quartett über die Bäuch und
Waden singen, den Extrabott aus dem Hutzelwald, die Berg-
kapell und den Binsenbu. Schließlich tritt noch die Figur des
Neckars von der alten Brücke, der den reizenden Handschuhs-
heimer Löwen mit sich führt, und Feldmarschall Wrede mit der
Kanone unterm Arm hinzu- Zwischen Beiden entspinnt sich ein
heiteres Zwiegespräch, das zum Ausbruch mancher Lachsalven
unter den Zuhörern führt. Wrede war seiner Natur und Stellung
entsprechend eine recht würdige Figur. Die Komik lag in der
Situation. Der Darsteller gab ihn in feinem und liebens-
würdigen Sinne, wofür er auch nachher lobend begrüßt wurde.
Er hatte seinen stillen Nachbar trefflich studirt und nachgeahmt.
Die Neckarnixen treten auf und vollführen im Scheine des
wechselnden elektrischen Lichtes einen Reigen. Schließlich kommt
es zum Streit zwischen den angetrunkenen beiden alten Ger-
manen und dem Journalisten. Schon wird der Streit kritisch,
da tritt ein fesches resolutes Madel, das Kärntnerlied, dazwischen und
befreit den Journalisten, denn in demselben Augenblick erwacht
er, während die Klänge eines Kärtnerlieds vom Schloßkonzert zu
ihm herübertöneu und seine Reisegesellschaft wieder zu ihm stößt.
Fröhlich erzählt seinen Traum und wie zur Illustration erhebt
sich nochmals der Vorhang, um daß Gesammtbild des ganzen
Spukes im Schloßhof vorzuführen, was mit donnerndem Beifall
ausgenommen wurde. Wir hören, nächsten Donnerstag soll die
Aufführung nochmals stattfinden. Auch eine Wiederholung ge-
legentlich des Schriftsteller-Tages im Sommer wurde vielfach
besprochen, doch müßte alles, um im riesigen Schloßhof zu
wirken, auch mit riesigen Mitteln vorgeführt werden, wenn
es sich in diesen Räumen nicht verlieren sollte. So
wie es jetzt war, war es wunderschön. Also: oapo.
Lautes Bravo und Händeklatschen kündigte den Mitwirkenden
und den Arrangeurern des Festspieles den Beifall der Zuschauer
au. Die Aufführungen hatten bis um halb 10 Uhr gedauert.
Schnell wurden dann die Stühle aus dem Saale geräumt; die
Aelteren nahmen im Nebensaale an den gedeckten Tischen Platz,
während sich die Jugend alsbald dem Vergnügen des Tanzens
mit vollem Eifer hingab. Wer Lust hatte, stattete ab und zu dem
eigens neben der Bühne eingerichteten Schloßkeller einen Besuch
ab, in dem ein großes Faß einen köstlichen Stoff von prickelndem
Reiz und französischem Namen barg.
Heidelberg, 26. Febr. (Schöffengerichtssitzung vom
25. d.) 1) Das Verfahren gegen Margaretha Hammersdorf von
Neckarsteinach, wegen Diebstahls angeklagt, wurde eingestellt.
2) Adam Dörsam in Rohrbach erhielt wegen Diebstahls 6 Tage
Gefängniß, 3) Franz Justus Vogel in Edingen wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß, 4) Philipp Kettemann von Kirchheim
wegen Bedrohung 3 Tage Gefäügniß. 5) Peter Jakob Maier,
Johann Himon Müller und Karl Jost, alle in Ziegelhausen, sind
wegen Körperverletzung angeklagt; Maier erhielt 1 Woche Ge-
fängniß, Müller eine Geldstrafe von 10 Jost wurde frei-
gesprochen. 6) Anna Barbara Bucher in Rohrbach erhielt wegen
Diebstahls und Unterschlagung 10 Tage Gefängniß, 7) Franz
Brockelmeier, Anna Mariä Brockelmeier in Waldwimmersbach
und Margaretha Brockelmeier in Epfenbach sind wegen Beleidi-
gung, Widerstands und Bedrohung angeklagt; Franz Brockel-
meier erhielt 10 Tage Gefängniß, Anna Maria Brockelmeier
6 Tage Gefängniß, Marg. Brockelmeier wurde freigesprochen.
--- Heidelberg, 26 Febr. Am Sonntag fand in der Gaisberß-
straße ein kleiner Zimm er brand statt, indem Bettstücke, dre
Zum Trocknen zu nahe am Ofen aufgehängt waren, Feuer fingen-
Der Schaden beläuft sich auf ungefähr 12 — In der Nahe
der Diemerei wurde gestern Abend ein Schreinergeselle von
durch einen Unbekannten in den Arm gestochen und mußte sich
im akademischen Krankenhause verbinden lassen. Ueber dre Ver-
anlassung zu 1>er That ist noch nichts bekannt.
O Eppingen, 24. Febr. Bei der heute im Gasthofe zur
Post abgehaltenen Bezirksversammlung des landwirtschaftlichen
Bezirksvereins Eppingen erstattete der erste Vorsitzende, Herr
Oberamtmann Keim, den Bericht über das Jahr 1894, wonach
zwei Gauausschnßsitzungen und acht Bezirksversammlungen und
Besprechungen im verwichenen Jahre abgehalten wurden. Das
Gaufest in Ladenburg wurde von dem Bezirk Eppingen reichlich
beschickt und es erhielt der Bezirksverein die goldene Medaille.
Dank wurde den Herren ausgesprochen, die durch ihre Beschickung
ihr Scherflein zur Ausstellung beigetragen haben und besonders
erwähnt, daß Herr Bürgermeister Sitzler in Adelshofen für
Tabak den ersten Ehrenpreis erhalten habe, was für eine Aus-
stellung in Ladenburg, einer Stadt in einertabakbauenden und
tabakfabrizirenden Gegend, viel heißen will. Der Bezirk hat 5
Ortsvereine (Adelshofen, Berwangen, Eppingen, Ittlingen und
Stebbach) und 2 Molkereien mit Frischbutterbereitungen (Adels-
hofen und Berwangen). Adelshofen erhielt als erste Anstalt iM
Kreise einen Staatsbeitrag von 688 Mk. 30 Pf. Im Bezirks-
verein Eppingen bilden Vereine gegen wucherische Ausbeutung
des Volkes, Bienenzucht und Obstbaumzucht untere Abtheilungen.