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Antiquariat V. A. Heck
Katalog (Nr. 80): "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen": eine Sammlung schöner Bücher und Stiche, darunter wertvolle Werke aus den Gebieten der Naturwissenschaft, Medizin, Militärkostüme, französische Stiche des 18. Jahrhunderts, Berufsdarstellungen, Holzschnittbücher, der erste Himmelsglobus von Wilhelm Blaeu, 1602, eine umfangreiche Sammlung von Jagdstichen von Ridinger — Wien: Buch- und Kunstantiquariat, Autographenhandlung V. A. Heck, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.52289#0021
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Geographie, Globen, Atlanten

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Reichsmark
bild Cygnus (Schwan) ist folgende Inschrift: „Novam illam stellam quae anno 1600
primuni in pectore Cygni apparuit (atque etiam nunc immota parte) ex diligenti
nostra ad eandem Lyrae lucidae observatione Longitudo 16° 15’, latitudo 55° 30’
labore comperimus.“ („Den neuen Stern, welcher im Jahre 1600 zuerst im Sternbild
des Schwans erschien und bisher noch nicht zur Gänze verschwunden ist, haben wir
durch fleißiges Suchen festgestellt in der ,Lyra‘ Länge 16° 15’ und Breite 55° 30’ . . .“)
(Stevenson, Terrestrial and celestial globes II, 29.) Ein schönes altes Kolorit in satten
Farben gibt dem Globus einen besonderen Reiz.
Im oberen Teil innerhalb einer kleiner Kartusche, die von 3 Wappenschilden ge-
krönt ist, folgende Inschrift:
„Nobilissis Illustrissis D. D.
Hollandiae, Zelandiae, et
Westfaliae Ordinibus,
D. D. suis Clementissis
Hunc Astriferum inerrantium stellarum
Globum summa cura et industria ador-
natum debiti obsegui (?) et gratitudinis
D. D. D.
Guilielmus Janssonius Blaen
1602“
(„Den Hochgeborenen und Illustren Prinzen von Holland, Zeeland und West-Fries-
land, den sehr gütigen Herrschern, ist dieser Himmelsglobus der Fixsterne, ange-
fertigt mit größter Sorgfalt und Fleiß, als Gabe der gebotenen. Ergebenheit und aus
Dankbarkeit gewidmet. William J. Blaeu.“)
Neben dieser kleinen Schrifttafel ist eine größere mit folgender Inschrift:
„Habes hic, Astrophile
stellarum inerrantium ex
certissis D. Tycho Brahe (mei
quondam praeceptoris) obser-
vationibs numero & disposi-
tione prae aliis, anno 1600 ac-
commodatarum Sphaeram
accuratissime expolitam et
Australibus asterrimis quod
novum & Frederico Hout-
inano observatis exornatam
Auctore Guilielmo Janss. Blaeu“
(„Du hast vor Dir, oh Bewunderer der Sterne, einen Globus der Fixsterne nach den
genauesten Beobachtungen des D. Tycho Brahe (meines ehemaligen Lehrers) in voller
Zahl und Stellung, neben anderen Beobachtungen ausgerechnet auf das Jahr 1600,
vollendet und ausgestattet mit einer Darstellung der südlichen Sternbilder, die
jüngst von Frederic Houtmann entdeckt wurden.“) 3000.—
Schönes Exemplar des ersten Himmelsglobus des berühmtesten Globuskonstnikteurs des frühen XVII.
Jahrh. Siehe Stevenson, Terrestrial and celestial globes, II, p. 19.
,„A11?emeiner Überlieferung entsprediend ist W i 1 1 e m B 1 a e u in dem Städtchen Alkmaar, im Jahre
15.1 geboren. Uber seine Kindheit ist wenig bekannt. Es war irgendwann in seiner Knabenzeit, daß er
nach Amsterdam ging und dort, wie es scheint, zuerst im Hause eines holländischen Kaufmannes, dann
bei einem lischler in die Lehre ging. Wir können weder Sicheres sagen über den Zeitpunkt, in dem er
sich entschloß, Amsterdam zu verlassen, noch über die genaueren Umstände, die ihn zur Reise nach der
Av-ee?’-- c amals Dänemark gehörig, bewogen, ein Ereignis, das solche Bedeutung in seinem Leben
natte. Wir können jedoch kaum fehlgehen, wenn wir den Entschluß zu diesem Besuch seiner frühzeitigen
iNeigung für mathematische, geographische und astronomische Studien zuschreiben. Es war dort, daß
er zum ersten Male in nähere Beziehungen zu Tycho Brahe trat, dem bekannten dänischen Astro-
nomen, welcher durch prinzliche Gunst im Jahre 1576 in den Besitz dieser Insel kam, auf der er, wie
bereits vermerkt, sein wohl eingerichtetes astronomisches Observatorium, das er Uranienborg nannte,
errichtet hatte. Für beinahe ein Vierteljahrhundert war dies eines der berühmtesten Zentren ganz Europas
i-ir das Studium astronomischer Wissenschaften und ihrer praktischen Anwendung. Blaeu jedoch, war
nicht der erste junge, Niederländer, der seinen Weg nach Uranienborg nahm, um Unterricht von dem
tu? r Lehrmeister zu empfangen. Uber seinen Aufenthalt auf der Insel haben wir wenig direkte
Überlieferung. Es scheint sicher zu sein, daß er mindestens 2 Jahre mit Tycho verbrachte, mit dem
otudium und der Konstruktion mathematischer u. astronomischer Instrumente beschäftigt. Daß die Be-
ziehungen zwischen den beiden hervorragenden Gelehrten auch nach Blaeus Rückkehr nach Amsterdam
herzliche blieben, ist ziemlich sicher.
Nicht wenige derer, die in späteren Jahren Blaeus wissenschaftliche Errungenschaften loben, sprechen
von ihm als: „der Schüler und langjährige Freund Brahe’s“ und Blaeu selbst nennt ihn auf gewissen
Textstellen seiner Globen und Karten seinen Lehrer. Es kann nicht daran gezweifelt werden, daß Blaeu
dem Aufenthalt auf der Insel Hveen den Grundstock seiner wissenschaftlichen Kenntnisse, sowohl auf
dem Felde der Geographie und Astronomie als auch sein Wissen vom Konstruieren und den gewandten
Gebrauch mathematischer Instrumente verdankt. Wir haben Grund zur Annahme, daß ein feil der
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