Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Familienblätter — 1880

DOI Kapitel:
Nr. 18 - Nr. 26 (3. März - 31. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43710#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Geſtalten die Geſchichte des Befreiungskampfes darſtellt.

Frauen an den Verwundeten; das folgende Relief ſchildert
en Augenblick, wo die Zurücgebliebenen in der Heimath
die Nachricht von dem Tode des in der Schlacht gefallenen

„Geliebten erhalten, und endlich das letzte Relief iſt dem

Sieg und der Rückkehr der Sieger in die Heimath gewid-
met. Auf dieſem Sockel erhebt ſich die 3 Meter hohe
Koloſſalfigar der önign Luiſe, auf ihren Zügen erten
Haupt iſt gebeugt von der Laſt des Schmerzes. Das
Ganze iſt von tief ergreifender Wirkung, der ſich Niemand
wird entziehen können. Wenn der in's Land ziehende
Frühling die Umgebung des Denkmals mit friſchem, ſafti-
gen Grün wird umkleidet haben, wenn am Fuße deſſelben
die Roſen erblühen und aus den Zweigen der die Inſel
beſchattenden Bäumen das Lied der Nachtigall ertönt, dann
wird die Luiſeninſel der Wallfahrtsort werden für Manchen,
der ſich aus dem wüſten Getreibe der großen Stadt einige
Augenblicke lang retten will in eine Umgebung, die Kunſt
und Natur gleich ſchön — haben.

Die „Voſſ. Ztg.“ yeröffentlicht einen Originalbrief der
Königin Luiſe, welcher kurz vor ihrer Reiſe nach Tilſit
zur Begegnung mit Napoleon geſchrieben iſt. Er iſt an

den General v. Rüchel gerichtet und lautet wie folgt: Ich

danke Ihnen herzlich für die mir mitgetheilten Nachrichten
und Ihre geiſtreichen Bemerkungen. Ich pflichte Ihnen in
allem bey. Aber mir deucht, es ſind ſchon große Miß-
griffe geſchehen. Das ganz geänderte politiſche Syſtem
ruſſiſcher Seits, iſt eine Sache, die ich nicht begreife.
Warum dieſen Napoleon zu gewinnen ſuchen auf alle Art,
da wo man ſo gut vorſchreiben kann als er: die Urſachen
haben ſie ſo gut an König aus einander geſetzt, daß ich
ſie nicht wiederhole. Der König ſchreibt mir ſehr weit-
läufig über ſeinen Empfang, er war anſtändig und Nea-
poleon) äußerſt höflich.
mir, von meinem Haß für ihm, (lieben kann ich nur das

Gute) wie ſehr er hoffe, daß ich meinen Frieden machen

würde u. ſ. w. u. ſ. w. Seine Höflichkeit an Tafel ging
ſo weit, daß er dem König meine verhaßte Geſundheit
zutrank. Es iſt ſtark die Rede unter den Franzoſen, daß
ich hinkommen möchte, allein ſo lange er ſelbſt, der N.,
den Wunſch dem König nicht ſehr höflich zu erkennen
giebt, komme ich nicht; dann aber, kömmt beſonders der
Wunſch des Königs dazu und die Ueberzeugung, ich könnte
nur durch meine Gegenwart etwas gutes ſtiften, ſo fliege
ich dahin, wo mein Hertz nie ſein wird, und trinke den
Wermut und leere den Becher mit der Würde, die der
Preußen Königin zukömmt. Ihre Freundin Luiſe. Ernſt-
hauſen muß ein edler junger Mann ſein.
und gerettet durch Alexander,
Jerom hat es haben und behalten ſolen.

Verſchiedenes.

— GVon Adolf Thiers) erzählt ein franzöſiſches ö
Als der kleine Thiers acht Jahre
zählte, kam ſeine Mutter mit ihm an einem trüben November-
abend vom Lande nach Marſeille zurück. Die Mutter hatte
die von einem Eſel
Adolf war in der Kiepe eingeſchlafen udd
die ſorgſame Mutter hüllte ihn in einen dunkeln Shaww.
In dieſer Umhüllung waar
fdes Bübchens nicht ſichtbar, und es konnte Nie⸗ —

Blatt folgende Anekdote.

den Knaben in eine Kiepe geſetzt,
tragen wurde.

ein, damit er ſich nicht erkälte.

erſcheiden, was für ein Gegenſtand den Korb fülle.

ö Zu jener Zeit befand ſich ein
Das erſte Relief ſchildert den Auszug in den Kampf;
aran ſchließt ſich die Darſtellung der dienenden Liebe der

Es war ſehr viel die Rede von

Schleſien iſt
doch tiefſtes Gehemmß.

welchem der Eſel vorüber mußte. u war ett as
hinter dem Thiere zurückgeblieben und verhaß ganz, daß
vom Zollamt eine Controle ausgeübt wurde. Der Zoll-

beamte ſah im Dunkel einen Eſel mit gefüllter Kiepe vor-

überkommen, er nahm daher ſein Fleuret und ſchickte ſich

ſan, da er Contrebande vermuthete, mit dem ſpitzen Inſtru-

ment den Tragkorb zu durchſtechen. Schon hatte er den
Arm erhoben, da bemerkte die Mutter das Vorhaben des
Zöllners und ſchrie: „Halt, halt, es liegt ein Kind im
Korbe!“ So entging Thiers dem Tode und wurde ſpäter
Präſdent der fransbſiſchen n.

— In einer entlegenen Gaſſe des alten Stadttheils
von Madrid — Calle Hortaleza — iſt ein kleiner Pavillon,
maskirt von einem beſcheidenen Miethhauſe dort lebt ſeit
Jahren ein Mann, deſſen Name dereinſt viel genannt wor-

den iſt, der einſtige Vertheidiger von Metz, Bazaine.

Er lebt ein einfaches und ruhiges Familienleben. Madame
Bazaine erhellt mit ihrer noch immer lachenden Schönheit
und Liebenswürdigkeit die Schatten dieſes Retiro. Mit dem
Ehepaare leben ſeine drei Kinder, zwei Knaben, Pacco und
Alfons, und ein Mädchen, Eugenie, das Patenkind der
Kaiſerin. Bazaine iſt in ſeiner Erſcheinung wenig gealtert,
umſomehr in ſeinen Gewohnheiten. Statt der körperlichen
Uebungen, Fechten und Reiten, ſind Leſen und die Auf-
zeichnung ſeiner Denkwürdigkeiten für ihn Hauptbeſchäf-
tigungen geworden. Außerdem widmet er ſich eifrig der
Erziehung ſeiner Söhne. Ein Hausgenoſſe iſt Antonio
Alvarez, der Neffe der Frau Bazaine und der Befreier des
Gefangenen von St. Marguerite. Beſucher ſind ſelten.
Die wenigen Franzoſen, welche vorſprechen, ſchmeicheln dem
Wirthe mit der Hoffnung auf ſeine Wiederkehr nach Frank-
reich. Bazaine wünſcht und glaubt an dieſe Wiederkehr:
er hat ſich in ſein Schickſal gefunden und hat nur für
Einen Haß und unverſöhnlichen Groll behalten, und dieſer
Eine heißt — Marſchall Mac 1t (CTrib.)

Der Hans und 's Gretle.
(Schwäbiſch.

Der Hans und Gretle note bald.
Reacht bald ſcho' Hochzig hau
Doch 's Gretle's Vater will ſich halt
No' net derzua verſtau.

ö Boid' hoͤt ear ſcharf Eit: Gwiſſ gred't,
Dui 880 häb koi' ſo E
„»„So hitzig,“ ſait er, „ahrt mer net —
Guet Deng, dees braucht lang' Weil.

NMo' g'mach, iahr Srte net ſo oſhoa. —
* Hochzig iſch no-
Wenn iahr zwoi Johr 10 dd hent,
Send iahr kloi⸗ bißle 'alt./ 2—

— „Zwoi Jôhr, 0, de'ſt a lange duſtr. 255
Klagt unſer ⸗Hans betrüabt.
Do wenkt ehm aber volla Liſt
ö Sei' Gretle ganz verliabt.

Se ſait: woi Johr ſend lang, 3 i wahn —
— Drum looſ', Hans, wia⸗n i mooo:
Jwart a Jöhr und Du Johr,

No ſends 10 grad au zwoi.

Hund, Vater, iahr wend ſo no ſch'
ö ei — — 20

Drut u. Verlag von Adolph Emmerling u. Sohn in Hedeberg. ö

Für A —*
 
Annotationen