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Heidelberger Familienblätter — 1880

DOI Kapitel:
Nr. 35 - Nr. 43 (1. Mai - 29. Mai)
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ö 1 Rah ur Saehaue aand.

Sanstan, ben 15. Wal — —

— Haß und Zorn mag ſich bartarn
Rache ſchrein die ganze Welt!
Endlich muß das Licht doch ſiegen,
Wenn's auch Manchem nicht gefällt.
Möglich, daß das rechte Pfingſten
Erſt mit feur'gen Zungen kommt,
Die den Aelſten wie den Jüngſten
Lehren, was ganz Deutſchland frommt!
Frieden doch nicht falſchen Frieden!
Das ſagt unſres Kaiſers Wort.
Eh der finſtre Geiſt nicht fort,
Iſt dem kein Sieg beſchieden.

251 g g E t 1. ES

Gum 16. Mai 188⁰).

* —

Licht! So ſteiß denn, Gottesſomne,
Heil'ger Geiſt, auf deinen Thron!
Himmelsliebe, Gotteswonne —
Strahlt aus jeder Blüthe ſchon.
Kühn, zum ſchönſten aller Dome
Wölbt ſich ſchon das Himmels Zelt,
Spiegelt ſich im freien Strome
Und umſchließt die ganze Welt.
Gleicht es nicht dem S
Herz! viel größer als die Welt!
Wenn dich Gottes Lieb erhellt,
ueberſrahlſt du alle 3

Liebe kann das Pfingſten bringen,
Das die Menſchheit Haanht erſehnt,

Liebe wird den Haß

bezwingen,

Der ſich Herr der Welt noch wähnt;
Liebe wird im Wahren, Schönen,
Guten ein'gen alle Welt,
Bis es allen Erdenſöhnen
Schuppen gleich vom Auge fällt:

Auf

denn! reine Lichtgedanken,

Neu von Gottes Geiſt erfüllt!
Was uns noch das Licht verhüllt,

Reißt ſte — alle Schranken!

*

Verhängniſſe.
Novelle von F. L. Reimar.
Schluß.)
In dem Augenblicke noch, als Dalland ſeinen aufrich-
tigen Glückwünſchen Worte lieh, trat ein Lakai zu den bei-
den Herren auf den Altan, um die Meldung zu über-
bringen, daß die gnädige Baroneſſe ihren Bruder jetzt zu
ſehen wünſche.
Edmund gab die nöthige Erwiderung und wandte ſich
dann noch einmal an Dalland. „Wir werden uns nach

dieſer Unterredung nicht mehr ſehen, Waldemar,“ ſagte er,
denn meine Zeit iſt abgelaufen, und du — nun du wirſt

jetzt einen anderen Weg nehmen! — Bringe Johanna mein
Lebewohl — du findeſt ſie wenn du den Pfad nach dem
Pare einſchlägſt. *. — ö

Er kehrte ſich raſch ab und ſtieg die Stufen hinan,

die zu den Gemächern ſeiner Schweſter führten. — —

Edmund hatte Recht gehabt, als er in dem Geſpräch

mit Dalland Leonorens körperlichen Zuſtand leidend nannte:

es war in der That eine auffallende, eine beängſtigende
ö Man konnte glauben,
ſobald man in ihre bleichen Züge blickte, daß ſie von einem

Veränderung mit ihr vorgegangen.

heimlichen Zauber berührt oder von einem böſen Hauch
getroffen ſei, der mit einem Male jeden Schimmer von

Jarb

aber die Herrſchaften hier haben mir meine Rechte ſtreitig
gemacht. Eit-
du biſt ihr die Verlobte des Sohnes, und es iſt ihr wie

ihrem Antlitz getilgt hatte. Wenn man ſich

dies aber theilnehmend ſagte, wenn das erneute Wieder-
ſehen den erſten Eindruck, welchen Edmund von der
Schweſter empfangen hatte, nur verſtärken konnte und ſein
Gemüth jetzt wirklich ergriff — eine tröſtliche Wahrneh-
mung blieb dennoch: Leonore bot nicht das Bild einer
Verzweifelnden! ſo wenig wie ſie dem Bruder mit lautem
Jammer, mit Klagen nur, entgegentrat. Sie erſchien völlig
ruhig, und in ihren großen Augen lag ein Glanz, der be-
zeugen durfte, daß ſie über die Thränen, die ſonſt wuhl
aus ihnen gefloſſen waren, geſiegt hatte.
Es konnte ſogar kommen, daß ein Lächeln über ihre
Züge flog — wie ſie auch in dieſem Augenblicke lächelte,

als von der Schwäche die Rede war, die ſie vor einer
Stunde, während jenes erſten Geſprächs mit⸗ dem Bruder,
befallen hatte.

„Ich nehme den Vorfall weniger leicht als du,“ ſagte
er, nicht ohne ernſte Mahnung in ſeinem Ton; Ge-

ſundheit bedarf der Sorge — der Schonung. —

Sie ſchüttelte den Kopf.
„Meine Miſſion iſt zu Ende!“ ſagte l- nhn „da
iſt keine Sorge mehr nöthig!le“
„Doch, doch, Leonore!“ entgegnete er eifrig. *
ſtlbſt würde ſie für dich tragen, mit wirklicher Freude!

Die Herzogin will ſich nicht von ditr trennen
 
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