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Heidelberger Familienblätter — 1880

DOI Kapitel:
Nr. 44 - Nr. 52 (2. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43710#0182

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ſprechen, das will
geben, wenn ich Dich 0
mir ſelbſt den Dollär.v“

es kein Haltfeſt?“

„Mein, es ſcheint ein auter Kunde zu ſein erthedner

der Junge.

Der Raufbold war befriedigt und folgte ihm nach dem

Reſtaurant unfern der Ecke von Grandſtreet und der
Bwery.

„Hier iſt er, mein Herr,“ rief der Knirps, zu dem

Tiſche laufend, an welchem Jakob Harding ſaß, ſcheinbar
eine Zeitung leſend.
Blicken.

„Soll mich wundern, was der alte Schächer von mir
will, dachte Macolm, als er in das unbewegliche Geſicht

Jact Hardinges blickte.

„Es iſt ein harter Burſche, “ dachte der reiche Mann.,

ſich vorſtellend und Macolm die Hand gebend.

„Nehmen Sie Platz, Mr. Macolm, und trinken Sie

ein Glas Wein mit mir,“ ſagte er mit ausgeſuchteſter
Höflichkeit, einen Stuhl neben den ſeinen rückend.
ö „Danke,“ verſetzte Macolm, ſich linkiſch verbeugend und
am E Tiſche Platz nehmend. „Es iſt mir ſchon recht, aber
ich mag keinen von Eurem dünnen Weine. Ich nehme
lieber einen Hieb guten alten Kornes, wenn's Ihnen ge-
fällig iſt.“
„Gewiß, Herr Macolm, fordern Sie, was Sie wollen,
Sie ſind mein Gaſt.“
„So iſt es, Alterchen. Kellner!“
Der Kellner kam und der Bowery⸗Raufer beſtellte nicht
nur ein Glas, ſondern eine Kanne voll alten Roggen-
Whiskey zum nicht geringen Entſetzen ſeines Geſellſchafters,
der einſah, daß der Burſche ſich auf ſeine Koſten zu be-
triinken beabſichtigte. Es lag ihm zwar nichts an den
Koſten, aber er mußte mit einem nüchternen und nicht mit
enem betrunkenen Manne reden.
„Was haben Sie jetzt vor,
Hardinge das Geſpräch.
„Ich beabſichtige jetzt, dieſen alten Korn auszupuſten, 0

Mr. Macolm ?“ begann

antwortete dieſer, ihn ſchlau anblickend, und ein Glas voll

der brennenden Flüſſigkeit einſchenkend.
„Das ſehe ich,“ verſetzte Hardinge trocken, „und wenn
nichts mehr da iſt, werden Sie ſinnlos betrunken auf die
Polizei gefahren werden. Wie ich vermuthe.“

„Ich bin niemals betrunken, Alterchen, beruhigen Sie

ſich darüber.“
Beide lachten und plauderten eine Weile und ſprachen
dem Glaſe zu.
„Mr. Macolm“, hob endlich Hardinge nach einer kleinen
Pauſe an, „ich habe ein kleines Geſchäft vor, von dem
mir einer Ihrer Freunde ſagt, daß Sie daſſelbe, wenn

Sie gut dafür bezahlt würden, wohl übernehmen würden.“
alter

„Das hängt von der Art des Geſchäftes ab,
Junge. Wenn es in Predigen oder Pflügen beſteht,
ich nicht Ihr Mann.
gen ſoll, dann zahlt Eure Dollars heraus und die Sache
wird beſorgt.“

bin

„Das gerade iſt es, mein u Burſche, 0 ſagte Hardinge

mit einem Lächeln der füßeſten Befriedigung. „Ich wünſche,
— doch ſind wir hier vor Horchern ſicher ??

Macolm ſah ſich um und ſchüttelte verneinend mit dem

Kopfe. „Ich werde ein Privatzimmer oben nehmen,“ ver-

ſetzte er aufſtehend und zum Schenktiſche gehend, wo er

einige Worte mit dem Ausſchenker wechſelte, der ihm dann

einen numerirten Schlüſſel einhändigte, mit welchem er

wieder nach Hardinge zurückkehrte, indem er ſagte:
„Kommien Sie hinauf in ein Privatzimmer.“

Hardinge ſtand langſam auf und folgte dem Raufer

ammt od —
„Auf Ehre, Neddy,“ nte Maoin in emſen Tone,

Beide Männer maßen ſich mit den Anſchläge ich gern vereiteln möchte.

und ſucht mich zu ſchädigen.

Wenn ich einem die Zähne einſchla-

Zauber der Romantik umgeben hat.
und abgetragen, durchſtochen und überbrückt, um ein Juwel

Innern einen künſtlichen See, in den alle Waſſeradern

7.— Thüt, welche die Numiuer des Schlüſels
gefunden haͤtte. Sie traten ein und befanden ſich

in einem einfachen, aber gut ausgeſtatteten Schlafzimmer.

„Hier, Alterchen, ſind wir ſicher, wie die Wanze im
Schlupfwintel“, ſagte Macolm, die Thür verſchließend und
verriegelnd. 2n geben Sie von ſich, was Sie auf dem
Herzen haben.“ ö
„Ich will 6 in kurzen Worten thun, mein junger

Freund,“ erwiderte Jack Hardinge, ſich ſetzend und Macolm
durch ein Zeichen andeutend, den Stuhl ihm gegenüber

einzunehmen. „Es iſt hier in der Stadt ein Mann, deſſen

Er iſt mein Feind
Ich brauche einen klugen,
gewandten Menſchen, der mir beiſteht, den Spieß umzu-
kehren. Ich bin reich und kann zahlen und werde den
richtigen Mann reich belohnen.. ö
„Wie heißt der Patron?“ fragte Macolm kurz.
„Whitney — Robert Whitney aus Baltimore, ein
Weinhändler. Er war mit der Erziehung eines Kindes,
einer Waiſe, betraut, das einige Anſprüche an mich zu
machen hatte, ſo glaubte man wenigſtens, aber mit der
Zeit hat es ſich herausgeſtellt, daß dem nicht ſo iſt. Er
hat häufig verſucht, auf des Kindes Anſprüche fußend,
große Summen von mir zu erpreſſen. Vor zwei Jahren
verſchwand das Kind plötzlich und weder er noch ich haben
ſeitdem wieder von dem Kinde gehört. Aber er hat trotz-
dem nicht aufgehört, mich zu brandſchatzen, und augenblick-
lich iſt er hier in der Stadt und behauptet, er habe das
Mädchen hier lebend gefunden, und droht mir mit allen
möglichen Dingen. Ich weiß nicht, lebt das Mädchen oder
nicht, aber ich bin der ewigen Quälereien müde. Ich
wünſche nun, daß Sie ihn aufſpüren, mit ihm bekannt
werden und —“ ö
„Ihn beſorgen, wollen Sie ſagen, Sir, 0 unterbrach
ihn Macolm, der mit wachſender Theilnahne ſeiner Rede
zugehört hatte.
„Was verſtehen Sie unter beſorgen, Mr. Macolm? 2*
„Ihn ſtrecken, ihn umbringen, ihn tödten,“ flüſterte
Macolm ihm in's Ohr.
„Oh, davon will ich nichts wiſſen. Machen Sie mit
ihm, was Sie wollen. Was Sie auch thun wollen, ich
zahle reichlich.“
„Genug geſagt, —* und der handfeſte Raufbold lachte
und blinzelte in einer Weiſe, die deutlich zeigte, daß er
Hardinge vollkommen verſtanden habe. „Nun geben Sie
mir alle Thatſachen genau an, Alterchen, und oich bin Ihr

Mann.“
Gonſeama rolgt 7„

Ein wuln kintn.

Die „Nat. Ztg. 0 gibt vom poetiſchen Leben des Königs
Ludwig von Baiern eine intereſſante Beſchreibung. So-
wie ſein kaiſerlicher Ahnherr Ludwig der Baier denkt jetzt

ein zweiter königlicher Ludwig, der ſich weiter oben auf
der Berglehne des breiten Graswangthals auch eine Art
Kloſter für ſchwärmeriſche Stunden geſchaffen und mit allem
Da ſind Berge auf-

in die Berge zu zaubern, wie es ſich die Phantaſie nicht

ſchöner und wunderlicher ausmalen kann. Auf der nächſten
Berglehne votr dem Schloſſe erhebt ſich der Venustempel,
während der Bergrücken hinter demſelben ſeine Grotte birgt,
welche zu ſo vielen Märchen Anlaß gegeben. Als ein

Rieſentunnel durch den Berg gebohrt, birgt ſie in ihret
 
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