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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Katalog einer Sammlung vorwiegend süddeutscher Porzellane aus österreichischem Schloßbesitz: Auktion in der Galerie Helbing in München, Freitag, den 26. Mai 1911 — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.15536#0013
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VORWORT

Die,.Porzellan-Sammlung aus österreichischem Schloßbesitz", deren Katalog
hier vorliegt, bildet in gewissem Sinne eine wertvolle Ergänzung zu der bedeutenden „Por-
zellan-Sammlung aus ausländischem Adelsbesitz", die beide fast gleichzeitig zur
Auflösung gelangen.

War Meißen dort in erster Linie mit Figuren und Gruppen vertreten, so lag hier das
Schwergewicht der Tätigkeit des Sammlers vor allem auf dem Gebiete der Geschirre und Gefäße.
Und hier sind es wieder neben einigen exquisiten Stücken mit deliziöser Heroldmalerei besonders
mehrere Objekte, die auch wegen ihrer historischen Beziehungen allgemeines Interesse bean-
spruchen: So eine originelle Terrine aus dem Besitz der Freiherrn von Münchhausen, ein
Weinkühler mit dem Wappen eines neapolitanischen Adeligen, ferner Teile aus dem Sulkowsky-
Service und dem berühmten Jagdservice des Cölner Kurfürsten Clemens August von Bayern.
Ferner verdient neben einer auch kulturhistorisch beachtenswerten Wochenterrine und einigen
Tassen mit originellem Hausmaler-Dekor eine Garnitur in wappengeschmückter Lederkassette
ausdrückliche Erwähnung.

Den eigentlichen Grundstock der Sammlung bildet jedoch nicht so sehr das Meißener Por-
zellan, als vielmehr eine stattliche Reihe von Höchster Figuren, sämtliche aus der Blütezeit
der Fabrik, nach Modellen des Hauptmeisters Joh. Peter Melchior gefertigt: an Hand dieser
Kollektion läßt sich die stilistische Entwicklung Melchiors während seiner Höchster Schaffens-
periode genau verfolgen. Auch die Höchster Geschirre sind alle beachtenswert, besonders
da sie auch manch wertvollen Beitrag zur Markenkunde geben können.

Neben Höchst ist vor allem die Frankenthaler Plastik durch einige Figuren gut
charakterisiert; vorzügliche Arbeiten der wichtigsten Modelleure: Joh. Friedrich Lück und
Konrad Link sind vorhanden.

Auch die übrigen süddeutschen Manufakturen sind mit trefflichen Proben ihrer Erzeug-
nisse vertreten; so besonders Ludwigsburg, das u. a. neben einem glänzend dekorierten Teller
einen entzückenden Pustelli-Tänzer und eine Bacchantin von Beyer beigesteuert hat. Ferner
sind mehrere der fein gemalten Ansbacher Geschirre da, auch Einzelstücke von Nymphenburg
und Gotha. Von Fulda dürfen zwei der jetzt sehr geschätzten Figuren hervorgehoben werden, von
Fürstenberg die reiche Auswahl guter Geschirre aus allen Phasen der Fabrikation. Von den
Wiener Stücken sind besonders die beiden ausgezeichneten Uhrständer schon von der Auktion
Hirth her rühmlichst bekannt. Einige Erzeugnisse außerdeutscher Fabriken beschließen die
reichhaltige und vielseitige Kollektion, bei deren Objekten in erster Linie auch Nachdruck auf
gute Qualität gelegt wurde.

Für die Bearbeitung des Katalogs dieser Sammlung gelten dieselben wissenschaftlichen
Grundsätze wie für den gleichzeitig bei Helbing erschienenen Katalog der bereits oben er-
wähnten »Porzellan-Sammlung aus auswärtigem Adelsbesitz«. Diese Grundsätze sind dort im
Vorwort, auf das hier der Kürze halber verwiesen sei, näher charakterisiert.
 
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