Metadaten

Hugo Helbing <München> [Editor]; Mayer, August Liebmann [Oth.]; Heyl, Maximilian von [Oth.]; Heyl, Doris von [Oth.]
Katalog der Sammlung Baron Heyl, Darmstadt (Band 1): Sammlung von Antiquitäten, Gemälden alter und neuer Meister, Skulpturen, Textilien, Wandteppichen und Orientteppichen, alten Möbeln und Einrichtungsgegenständen: aus dem Nachlass des verewigten Freiherrn Max von Heyl, Generalleutnant à. l. s. und seiner Gemahlin Doris, geb. Stein, Darmstadt — München: Helbing, 1930

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.59060#0011
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VORWORT

Freiherr Max von Heyl, zu Worms am Rhein 1844 geboren, 1925 in Darmstadt als
Generalleutnant a la Suite der hessischen Kavallerie verstorben, war, wie sein Bruder,
der bekannte Großindustrielle Freiherr Cornelius von Heyl zu Herrnsheim, sehr kunst*
sinnig und ein eifriger Sammler. Diese Kunstfreudigkeit wurde bei Baron Max von Heyl
noch durch seine Gattin Doris gesteigert, die einer Kölner Patrizierfamilie ent*
stammte. Nach dem im Frühjahr 1930 erfolgten Ableben der Baronin Heyl wird nunmehr
die vielseitige Sammlung aufgelöst, welche das Ehepaar mit so großer Liebe auf ihren
zahlreichen Reisen durch ganz Europa als Mäzene lebender Maler und als Freunde alter
Kunst, beraten von so trefflichen Kennern wie W. von Bode, Lorenz Gedon, Henry
Thode und Franz von Lenbach, im Laufe der Jahre zusammengebracht und in ihrem
von Gabriel von Seidl entworfenen Darmstädter Heim, dem „Heylshof“, vereint hatte.
Die Antiken der Sammlung werden in einem eigenen Katalog von berufener Seite
gewürdigt. Hier sei der älteren und neueren Gemälde und des Kunstgewerbes kurz gc*
dacht. Das Ehepaar sammelte nicht „museal“. Alle Kunstwerke dienten zum Schmuck
des Hauses, man lebte wirklich mit den Objekten. Unter den Bildern der italieni«
sehen Schule fallen zunächst einige sehr gute frühe sienesische Arbeiten auf, so eine
Barna sehr nahestehende „Kreuzigung“ (Nr. 119), die Predellenstücke mit Szenen aus der
Legende der hl. Barbara von Matteo di Giovanni (Nr. 120) und eine diesem Künstler
nahestehende Madonna mit Heiligen (Nr. 121).
Die auf den Rat Lenbachs hin erworbenen beiden Tizianbilder haben sich nach
sorgfältiger Reinigung als wirklich wertvolle und kunsthistorisch höchst interessante
Schöpfungen erwiesen. Das Bildnis des Gabriel Tadino, Präfekten der Artillerie Kaiser
Karls V., ist ein wichtiges und charakteristisches Dokument tizianischer Porträtkunst
vom Ende der 30er Jahre, eine in jeder Hinsicht ausgeglichene künstlerische Leistung,
sehr überlegt, namentlich in der koloristischen Komposition (Nr. 143).
Das Exemplar der von Tizian wiederholt gemalten Komposition „Venus und
Adonis“ ist nach unserer Ansicht zum größten Teil eine eigenhändige Arbeit, bei der
sich die Mithilfe eines erfahrenen Gehilfen in einigen nebensächlichen Teilen verrät. Kom<
positionell steht das Heylsche Exemplar der unvollendeten Fassung der Londoner
National*Gallery nahe, im Kostümlichen erinnert es etwas an das Bild ehemals
 
Annotationen