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VORWORT

Es ist eine bekannte Eigentümlichkeit der deutschen Kunst,
dass sie in ungleich grösserem Ausmass Anregungen empfing, als
sie selbst gab. Umsomehr verdient es unsere Aufmerksamkeit,
wenn wir einen Fall beobachten können, wo das Verhältnis zum
Ausland anders zu liegen scheint, wo wir Auswirkungen deutschen
künstlerischen Schaffens in den Leistungen fremder Länder wie-
derfinden.
Schon lange ist es zu einer allgemein anerkannten Tatsache
geworden, dass die Wirkung, die von Dürer ausging, nicht an den
Grenzen des deutschen Kunstgebietes Halt machte, sondern dass
sie in dem künstlerischen Schaffen auch ausserdeutscher Natio-
nen, in erster Linie der Italiener 1), der Franzosen 2) und Nieder-
länder ihre Spuren zurückliess, und dass diese Wirkung nicht hin-
ter der von jeher viel mehr beachteten Abhängigkeit Dürers selbst
vom Ausland 3) zurückbleibt.
In der vorliegenden Arbeit ist der Versuch unternommen, eines
dieser Gebiete, die Niederlande, herauszugreifen, um den Umfang
und die besondere Art der Abhängigkeit niederländischer Künst-
ler von Dürer in zusammenfassender Weise zu untersuchen.
Eine Erschwerung der gestellten Aufgabe lag darin, dass bei
vielen Fragen, die grössere entwicklungsgeschichtliche Gesichts-
punkte betrafen, die Fachliteratur nur ungleichmässig Auskunft
zu geben vermochte. Zwar fehlt es nicht an Urteilen über den Stil-
wandel, sowohl einzelner Künstler als der ganzen Epoche. Aber
da die stilistischen Beobachtungen grossenteils ad hoc, zur histo-
’) Ueber den Einfluss Dürers auf Italien vgl. Oskar Hagen, Das Dürerische in der
italienischen Kunst, Z.f.b.K., N.F. XXIX, S. 223, Arpad Weixlgärtner, Alberto Duro,
Festschrift für Schlosser 1927, Theodor Hetzer, Das deutsche Element in der ita-
lienischen Malerei, 1929.
s) Einiges über den Einfluss Dürers auf Frankreich bei Erika Tietze—Conrat, Der
französische Kupferstich der Renaissance, München, 1925.
a) Aus der grossen Literatur sei nur hingewiesen auf G. Pauli, Dürer, Italien und
die Antike, Vorträge der Bibliothek Warburg, 1921/22.
 
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