DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Ross, Ludwig: [Hellenika]: Vorwort zu Bezeichnung des Standpunctes
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9002#0027
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täten, unb waren e§ auef) bie 2fucroritäten ber gefeiertfien tarnen, ber befreunbetften
SJcänner, gefefielte ©«riegung be§ <Stanb»uncte§, v>on welchem ich bie «Ite ©efdjicbte
betrachte, SMefer ©tanbvunct tji ber ber (bforfchung be3 2(ltetthum§ «n bem leitenben
gaben ber SRonumente. @r fc|t eotaue», ba£ wir bie fchriftlidje Ueberlieferung be§
2Iltertf)uin§ felbft, bie boch für jebe 3Irt gefd)td;tlid)er gorfd)img bie erfte ©runblage
bilben mufj, in SEftaffe öertwuen§ooH entgegennehmen unb von ber SßorauSfefcung au§-
geljen, bafj bie benfenben unb »rüfenben 9K«nncr, bie ft'e unS ermatten haben, unb
bie ben von ibnen gefebilberten S3crb«[tniffen unb Suftänben um jmei: biß breitaufenb
Sahte nah« ftanben unb eine unabfeblidje gülle von Elementen ber gorfdjung mehr
befafien at§ wir, ben ernften unb reblichen SBillen gehabt haben, ihren SOcitlebcnbcn
roie ben fväteren ©cfchlcchtern bie 2B«brf)eit 511 überliefern. iJcur mit folgen ©runb-
überjeugungen fann man überhaupt an baS ©tubium unb an bie ^Bearbeitung irgenb
»eichet ©efd)id)te gehen, fonjt ift alle ©efchid)te ein Unbing, nicht beffer als ein Slo-
man unb ein SD?dt;rd)cn. 'ilucb fehltest eine foldje 2Inftcl)t bie Ätitif im (Jinjclnen nicht
au§, voo fie fid) auf ftdrf'ere ©rünbe ftüfeen fann, ab» auf fertige ©i)fteme ober auf
fubjeetfoe ©afürhaltclcien. 2fuf fegenannten pt)iIofopr)tfcl)cn ©eift unb vor Allein auf
geiftrcidjc Einfalle, auf fübne 58ermutl)ungcn unb bergleicben mel)r leifte ich babet meü
nerfeitS gerne jßerjid;t. ©amit macht man wohl ©efchid)ten unb ©efd)id)td)en, aber
feine ®efd)td)te. $8011 ber SSorauSfefeung aber auszugehen, bafi bie Ueberlieferung in
SDcaffc falfch fet), bajj baS gefammte gcfd)icbttid)c äBeroufätfcvjn ber ©riechen unb ihrer
Stalifchen ©rüber über bie SSorjett il)re§ S5olfes> ein erfünftcltcS unb erlogenes gcinefen
fet), roelcfje§ erft burd) »bie .Kraft bc3 S)enfen§«, burd) einfettig fpracbliche unb eh)*
mologifd)e gorfcl)ung unb mit völligem 2IbfeI)en von ber 'ilnalogie anbetet gefchtd)tticher
(Sntnnifelungen, »te mit völliger Sgnotitung ber gleichzeitigen ©enfmälcr, geläutert,
gereinigt unb glcichfam au§ bem 9cid)t§ neu »conjtruirt« werben muffe, b«§ ift ein
©ebanfenflug, ju bem ich m^ ntd)t ju erheben vermag, eine Anficht, 51t ber ich mich
nie befennen fann. SBenn baher mein ©tanbvunct burd) Stimmenmehrheit al§ ein
itnroiffenfchaftlicher, unfritifcher, faft abergläubiger, jebenfallS einfältiger bezeichnet wer-
ben feilte, fo muß ich mich barein ergeben, unb roerbe mid) bamit tröffen, bafj eS
ber ©tanbvunct ber Sitten felbft ift, ber ©tanbvunct auf bem bie gorfchung auch in
25cutfd;lanb bis vor einem halben 3al)rl)unbcrt fid) gehalten b<it «nb auf bem ft'e bei
benv9cad)barvölf'ern, bei ßnglänbern, granjofen, Staltänerit größtenteils noch t)eute
ftel)t. Sie ©cfd)id)te t(i aber feine 5Siffenfd)aft im mobernen ©innc, fein gortfvinnen
von Theoremen a priori, fonbern nur ein SBiffen von bem Sefd)el)enen.
««alle, Snbe Sflän 1846.
Jpcltcnifa. 1S4G. I.
b
täten, unb waren e§ auef) bie 2fucroritäten ber gefeiertfien tarnen, ber befreunbetften
SJcänner, gefefielte ©«riegung be§ <Stanb»uncte§, v>on welchem ich bie «Ite ©efdjicbte
betrachte, SMefer ©tanbvunct tji ber ber (bforfchung be3 2(ltetthum§ «n bem leitenben
gaben ber SRonumente. @r fc|t eotaue», ba£ wir bie fchriftlidje Ueberlieferung be§
2Iltertf)uin§ felbft, bie boch für jebe 3Irt gefd)td;tlid)er gorfd)img bie erfte ©runblage
bilben mufj, in SEftaffe öertwuen§ooH entgegennehmen unb von ber SßorauSfefcung au§-
geljen, bafj bie benfenben unb »rüfenben 9K«nncr, bie ft'e unS ermatten haben, unb
bie ben von ibnen gefebilberten S3crb«[tniffen unb Suftänben um jmei: biß breitaufenb
Sahte nah« ftanben unb eine unabfeblidje gülle von Elementen ber gorfdjung mehr
befafien at§ wir, ben ernften unb reblichen SBillen gehabt haben, ihren SOcitlebcnbcn
roie ben fväteren ©cfchlcchtern bie 2B«brf)eit 511 überliefern. iJcur mit folgen ©runb-
überjeugungen fann man überhaupt an baS ©tubium unb an bie ^Bearbeitung irgenb
»eichet ©efd)id)te gehen, fonjt ift alle ©efchid)te ein Unbing, nicht beffer als ein Slo-
man unb ein SD?dt;rd)cn. 'ilucb fehltest eine foldje 2Inftcl)t bie Ätitif im (Jinjclnen nicht
au§, voo fie fid) auf ftdrf'ere ©rünbe ftüfeen fann, ab» auf fertige ©i)fteme ober auf
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geiftrcidjc Einfalle, auf fübne 58ermutl)ungcn unb bergleicben mel)r leifte ich babet meü
nerfeitS gerne jßerjid;t. ©amit macht man wohl ©efchid)ten unb ©efd)id)td)en, aber
feine ®efd)td)te. $8011 ber SSorauSfefeung aber auszugehen, bafi bie Ueberlieferung in
SDcaffc falfch fet), bajj baS gefammte gcfd)icbttid)c äBeroufätfcvjn ber ©riechen unb ihrer
Stalifchen ©rüber über bie SSorjett il)re§ S5olfes> ein erfünftcltcS unb erlogenes gcinefen
fet), roelcfje§ erft burd) »bie .Kraft bc3 S)enfen§«, burd) einfettig fpracbliche unb eh)*
mologifd)e gorfcl)ung unb mit völligem 2IbfeI)en von ber 'ilnalogie anbetet gefchtd)tticher
(Sntnnifelungen, »te mit völliger Sgnotitung ber gleichzeitigen ©enfmälcr, geläutert,
gereinigt unb glcichfam au§ bem 9cid)t§ neu »conjtruirt« werben muffe, b«§ ift ein
©ebanfenflug, ju bem ich m^ ntd)t ju erheben vermag, eine Anficht, 51t ber ich mich
nie befennen fann. SBenn baher mein ©tanbvunct burd) Stimmenmehrheit al§ ein
itnroiffenfchaftlicher, unfritifcher, faft abergläubiger, jebenfallS einfältiger bezeichnet wer-
ben feilte, fo muß ich mich barein ergeben, unb roerbe mid) bamit tröffen, bafj eS
ber ©tanbvunct ber Sitten felbft ift, ber ©tanbvunct auf bem bie gorfchung auch in
25cutfd;lanb bis vor einem halben 3al)rl)unbcrt fid) gehalten b<it «nb auf bem ft'e bei
benv9cad)barvölf'ern, bei ßnglänbern, granjofen, Staltänerit größtenteils noch t)eute
ftel)t. Sie ©cfd)id)te t(i aber feine 5Siffenfd)aft im mobernen ©innc, fein gortfvinnen
von Theoremen a priori, fonbern nur ein SBiffen von bem Sefd)el)enen.
««alle, Snbe Sflän 1846.
Jpcltcnifa. 1S4G. I.
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