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auf Ihrem Schvvßc ruhende Kind, welches auf einem saftgrünen
Kissen sitzt und auf eine im Hintergründe stehende Urne zeigt. Dieß
berechtiget anch zu der Angabe, daß dieses Gemälde eine trauernde
Mutter mit ihrem Kinde über den Verlust ihres Gatten darstcllc.
Bis jetzt ist man noch ziemlich uneinig über den Schöpfer die-
ses ausgezeichneten Werkes. Der älteste Catalog vvn Byß (s. S. 11)
wie auch die späteren Verzeichnisse und andere Schriften schreiben cS
dem Raphael zu. Der vorige Besitzer und grüße Kenner Graf
Erwcin v. Schönbvrn (s. S. 18) und Dr. Schorn hielten es für
Leonardo da Vinci; Letzterer sagt darüber im Stuttgarter Kunst-
blatte 1820 Nr. 88: „Die Gewänder sind fleißig, jedoch ohne Aengst-
lichkcit, das hölzerne Postament der Säule bis auf die Masern des
Holzes ausgeführt, dagegen Hintergrund und Urne nur wie angelegt
ausschcn, und wahrscheinlich vom Meister selbst unvollendet gelassen
sind. Die Behandlung der Carnation scheint ganz dieselbe, die man
an mehreren unvollendeten Arbeiten Lcvnardv'S wahrnimmt. Er pflegte
nämlich die Umrisse zuerst blos mit einer braungclben Tinte, in den
Lichtern aus Weiß mit Hellem Ocker, iu den Schatten aus dunkeln:
und gebranntem Ocker bestehend, auszuschattiren, wobei die strengste
Rücksicht auf die Anatomie genommen wurde, welche denn auch in
unscrm Bilde mit solcher Wahrheit beobachtet ist, daß man unge-
achtet der zartesten Verschmvlzenhcit und Rundung der Formen, doch
die Lage jedes Knochens und Muskels deutlich zu erkennen glaubt."
Waagen meint S. 121, daß dieses Kunstwerk vvn Andreas Sola-
rio sei; denn er äußert bei Beschreibung desselben: „es stimmt in allen
Eigenschaften sehr wohl mit der schönen das Kind säugenden Maria
iu Louvre überein, welche mit dem Namen des Andrea Sotario be-
zeichnet ist." An derselben linken Wand hängen noch: von P. P.
Rubens der h. Franziskus Seraphicus in einer Mönchskutte, ganz
vortrefflich; von Bernhard Strozzi der Heiland und die Jünger
zu Emaus, mit lebendigem, kraftvollem Colorit; von Moses Valen-
tin das Urthcil Salomons, sehr gut colorirt; von Wilhelm Kay
eine heilige Familie; Maria umfaßt das auf einem Kissen stehende
Kind, daneben der h. Joseph; ist eines der besten Gemälde dieses
Meisters, der hierin den Raphael nachahmte; von Daniel Riccia-
rclli, gen. da Volterra die Abnahme vom Kreuze; trägt vieles
von der altdeutschen Schule an sich. Von Gerhard Lai resse der
Leichnam des-Herrn von Maria und zwei Engeln umgeben; von
 
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