Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Karl Ernst Henrici <Berlin> [Hrsg.]
Autographen, Ansichten, Porträts und Orig.-Silhouetten: speziell: Goethe - Schiller und ihr Kreis (darunter eine Orig.-Silhouette Schillers in ganzer Figur) ; Musiker-Autographen, darunter: Bach, Gluck, Haydn etc. ; Versteigerung am 24. & 25. Januar 1910 (Katalog Nr. 1) — Berlin, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22006#0043
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. Anschauungsmaterial

zur Geschichte der klassischen Periode in Weimar.

a) Original-Silhouetten.

264 Schattenrisse aus der Goethezeit. — 63 geschnitten eOriginal-
Silhouttenaus Weimar, umdas Jahr 1790 gefertigt.
32 Damen-, 1 Knaben- u. 30 Herrenbildnisse, sämtlich in
ganzer Figur. Bildgrösse ca. 20 : 10 cm. Schwarzes Glanzpapier
auf 61 gelbliche, unbeschnittene Kl.Folio-Blätter aufgeklebt.

Die Perle dieser kostbaren, alten Sammlung, welche 3 Generationen hin-
durch unberührt in Weimarer Privatbesitz war, ist der

Originai-Schattenriss Friedrich von Schillers.

Die herrliche Original-Silhouette stellt Schiller als ca. 30jähr.
Hofrat und Universitätsprofessor dar. Mit gekreuzten Armen
vor der gewölbten Brust, in Hoftracht, den Degen an der Seite, ist er in seiner grossen,
männlichen Gestalt wie ein Feldherr aufgefasst.

Ein Prachtstück der schwarzen Kunst, zugleich das ausdrucks-
vollste u. lebendigste Bildnis Schillers in dieser Manier, ver-
einigt es alle Vorzüge eines technisch vollendeten u. lebenswahren Porträts in sich
und ist ein getreues Zeugnis von der wahrhaft dramatisch - heroischen
Erscheinung des grossen Dichters. (Yergl. Marbacher Schillerbuch III. S. 268.)

Die stattliche Reihe der übrigen, leider noch unidentifizierten Bildnisse hat nicht
minder wirkungsvolle Blätter aufzuweisen. In bunter Aufeinanderfolge er-
scheinen die entzückenden Porträts meist jugendl. Damen in grazieuser Stellung:
Fächer, leichte Papierblättehen, langstielige Sonnenschüme, Blütenzweige u. a.
in den Händen, angetan mit kleidsamen Schnürkleidern und z. T. auch mit reich
verzierten grossen Federhüten, enthalten ,,die zarten, schattenden
Oebilde" zugleich ein Stück Kostümgeschichte jener Zeit.

Unter den ebenso vortrefflichen Darstellungen männlicher B ildnisse
erkennt man sofort eine Schar Gelehrter u. Würdenträger. Der konventionelle Zopf
ist überall vertreten. Dazu gesellt sich meistens Zweispitzhut u. Spazierstock
mit Quasten. Ein uniformierter Herr trägt Federbusch u. hohe Reitstiefel. Bild-
schön sind zwei jugendl. Herren (auf einem Blatt) in Reitjäckchen, mit hohen
Sporenstiefeln u. kl. Peitschen i. d. Hand, gewiss Söhne der vornehmen Noblesse.
Auch die Musik ist durch zwei stattliche Erscheinungen mit der Violine vertreten.

Interessant ist das zweimalige Vorkommen ein und desselben Paares: ein
älterer, wohlbeleibter Herr u. seine Gemahlin mit dem Strickzeug i. d. Händen;
4 Blatt zu je 2, zwei sich zugekehrte Pendants bildend.

Abgesehen von dem in jeder Hinsicht bedeutenden Wert des Schiller-Bildes
repräsentieren auch die gesamten übrigen Darstellungen einen Schatz von her-
vorragendem literar- u. kulturgeschichtlichem Interesse, der weitläufiger Studien
wert ist.

— Siehe die Abbildungen. —

265 Silhouetten.

Sammlung von 8 grossen, prächtigen Original - Silhouetten

geschnitten VOn Anthing, d e m M e i s t e r d e r Schatten-
kunst , ca. 1790. — 3 Damen- und 5 Herren-Bildnisse aus Weimar,
sämtl. inganzer Figur, auf mattgrün getuschtem Grunde mit
doppelten Einfassungslinien. Bildgrösse ca. 24 : 17 cm.

Mit minutiöser Zierlichkeit und informvollendeter
Linie geschnittene Figuren von natürlicher Grazie und
fein beobachteter persönlicher Eigenart.

Auktions-Katalog I. Karl Ernst BEenrici, Berlin W. 35.
 
Annotationen