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Heukemes, Berndmark
Römische Keramik aus Heidelberg — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 8: Bonn: Rudolf Habelt Verlag, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.61457#0030
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Fundkomplex Nr. i

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ohne Zweifel das 1929 von Wahle unter dem Neubau Keplerstraße 6 entdeckte Grabenpaar an-
gehört1). Während wenig östlich des erwähnten Wohnhauses Keplerstraße 6 das zum Neckar
gerichtete Südtor dieses Kastells gelegen haben muß, darf das Westtor dicht nördlich der
Fundstelle im Zuge der jetzigen Ladenburger Straße angenommen werden. Von Bedeutung ist die
Feststellung, daß die Anlage der Ladenburger Straße in römische Zeit zurückgeht und nicht nur da-
mals die von Ost nach West ziehende Hauptstraße der bürgerlichen Niederlassungen darstellte, son-
dern auch sehr wahrscheinlich eine der Achsen des zeitlich vorhergehenden hier beschriebenen Ka-
stells. Dieses wird sich nach Osten etwa bis zur Werderstraße und nach Norden, entsprechend dem


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Abb. 1. Ladenburger Straße 67. Ost-Kastell. Ost-West-Schnitt durch die Spitzgräben der westlichen Umwehrung
und die darüber liegenden Schichtenabschnitte (1)—(4). M. 1:100.

verdoppelten Abstand Keplerstraße 6 — Ladenburger Straße, bis in die Nähe der Happelstraße er-
streckt haben. Da es unter den bisher auf Neuenheimer Boden bekannt gewordenen Kastellen die
am weitesten nach Osten gelegene Anlage ist, wird es als Ost-Kastell künftig die treffendste Bezeich-
nung finden2).
Eine direkte Beziehung der hier untersuchten Keramik aus dem Schichtenabschnitt (2) zu
der Belegungszeit des Ost-Kastells besteht offensichtlich nicht. Zu dieser Annahme berech-
tigen folgende Überlegungen, die mit Hilfe einer Darstellung der Schichtenfolge auf Abb. 1 kurz
erläutert werden sollen. Zunächst ergeben eine Reihe verschiedener Einfüllhorizonte innerhalb des
Schichtenabschnitts (1), daß dieser nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern im Laufe einer
länger währenden Entwicklung geschlossen wurde. Etwa fünf mehr oder weniger starke Einzel-
schichten aus schwarzbraunem, humosen Lehm mit geringen Einschlüssen lagerten sich mulden-
förmig über den Gräben ab, bis derjenige Horizont gebildet war, der in etwa gleicher Höhe mit der
Erdoberfläche lag. Eine Datierung dieser Schichten auf Grund der aus ihnen geborgenen Keramik
war nicht möglich, da diese nur aus wenigen untypischen Stücken bestand. Ähnliches hatte 1929
Wahle3) an den damals untersuchten Gräben der Südfront des Kastells festgestellt, so daß auch seine
Ergebnisse zu einer zeitlichen Bestimmung vorläufig nicht weiterhelfen.
Einen terminus ante quem gibt aber der aufgelagerte Schichtenabschnitt (2) wegen seiner ergie-
bigen Keramikfunde. Seine Bildung kann erst nach Aufgabe des Ost-Kastells und dem damals oder
wenig später durchgeführten Beseitigen seiner Wehranlagen erfolgt sein. Hierzu gehörte nicht nur
Bad. Fundber. 2, 1929—32,166, wo die Gräben noch als Nordfront angenommen werden. Vgl. die Berichte von E. Wahle
in folg. Tageszeitungen: Heidelberger Tageblatt vom 18. 6. 1929; 29. 6. 1929; 24. 12. 1929. Pfälzer Bote vom 18. 6. 1929; 1. 7.
1929; 27.12.1929.
2) Vgl. den Hinweis auf das Ost-Kastell in der Einleitung, Abschnitt Forschungsgeschichte S. 10.
3) Fundbericht von E. Wahle vom 25.6. 1929, Fundarchiv des Kurpfälzischen Museums Heidelberg.
 
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