Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heukemes, Berndmark
Römische Keramik aus Heidelberg — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 8: Bonn: Rudolf Habelt Verlag, 1964

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61457#0029
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15

II. Die Heidelberger Fundkomplexe Nr. 1—12
und ihre Deutung

FUNDKOMPLEX NR. 1
Heidelberg-Neuenheim
Ladenburger Straße 67
Neubau Backfisch 1950
Keramik aus den Schichten des Abschnitts (2)
über den Spitzgräben des römischen Ost-Kastells
Zeit: 3. Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. (Vespasian-Domitian)
DER FUNDBERICHT (Die Fundstelle und ihre Deutung)
Die Fundstelle liegt dicht südlich der Ladenburger Straße, nur wenig westlich von ihrem
Schnittpunkt mit der Keplerstraße entfernt. Das Gelände fällt hier nach Süden zum Neckar hin sanft
ab. Der anstehende Boden besteht aus Lößlehm, der von einer 1—1,5 m hohen Schuttschicht der
römischen Siedlungszeit überlagert wird. Im März 1950 begann man eine 245 m2 große Fläche für
einen Neubau mit tiefreichenden Kelleranlagen in Handarbeit auszuheben und stieß gleich auf
römische Mauerreste. Nachdem an einer tiefer freigelegten Stelle deutliche Schichtenablagerungen
erkannt waren und sich die hieraus stammenden Keramikreste, vor allem die der Sigillata, als zeit-
lich stark unterschiedliche Fundmassen erwiesen, wurde eine Trennung in 4 Schichtenabschnitte
vorgenommen. Die Bezeichnung dieser Abschnitte mit Nr. (1)—(4) bezieht sich auf die Folge ihrer
Entstehung von unten nach oben.
Eine Vereinbarung mit der Baufirma ermöglichte es, ihre Arbeitsweise auf die Fundverhältnisse
abzustimmen und darüber hinaus die so gewonnenen Ergebnisse durch kleine Grabungen im Bereich
des Baugeländes zu erweitern. Die Überwachung der Erdarbeiten und die Durchführung der Gra-
bungen erfolgte in der Zeit von März bis Oktober 1950 durch den Verfasser. An folgenden
Stellen des Grundstücks Lg. B. Nr. 5612/2 konnten Beobachtungen gesammelt werden:
1. Beim Erdaushub der Baugrube des Neubaues.
2. Beim Tieferlegen des südlich davon befindlichen Hofes.
3. Beim Ausschachten der Kanalisation zur Ladenburger Straße.
4. Bei Anlage der Suchschnitte 1—4 in der südlichen Grundstückhälfte (Garten).
Wie Schnitt und Fotos auf Abb. 1 und Taf. 46 deutlich erkennen lassen, wird die gesamte
Breite der Baugrube von den Profilen mehrerer Spitzgräben eingenommen. So zeichneten sich an der
Nord- und Südseite der Kellerausschachtung zwei größere Gräben und ein westlich davon gelegener
Doppelspitzgraben ab, die fast senkrecht zu den Schnitten von Süden nach Norden verliefen. Die über
ihren Einfüllungen lagernden Bau- und Schuttschichten ergaben an Hand der beigefundenen kera-
mischen Reste die weit über das Lokale hinausgehende Bedeutung des Platzes. Es handelt sich mit
großer Wahrscheinlichkeit um die früheste militärische Anlage auf Heidelberger Boden, die möglicher-
weise schon in vorflavischer Zeit - vielleicht bereits unter Claudius — hier in Flußnähe errichtet
wurde. Die Gräben unserer Fundstelle bilden die Westfront des Kastells, dessen südlicher Umwehrung
 
Annotationen