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Heukemes, Berndmark
Römische Keramik aus Heidelberg — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 8: Bonn: Rudolf Habelt Verlag, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.61457#0141
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127

III. Auswertung
Die absolute Chronologie der Heidelberger Fundkomplexe baut sich auf der Verwertung des ent-
sprechenden keramischen Materials von fest datierten Plätzen auf. Als bevorzugte Denkmälergattung
wurde die Terra Sigillata benutzt. Da der hier vorgelegte Fundstoff von der Zeit der Flavier bis zur
Mitte des 2. Jahrhunderts reicht, galt nun die Frage, inwieweit er mit dem Parallelmaterial auswärtiger
Fundplätze der gleichen Zeitspanne übereinstimmt, inwieweit er andererseits Abweichungen zeigt
und wie diese zu erklären sind.
Als ein wesentlicher Fixpunkt diente das Hofheimer Lager, das für den obergermanischen Raum
die bisher bedeutendsten Fundkomplexe aus claudischer und vespasianischer Zeit1) lieferte. Für die Vor-
bilder der Nigra-Formen waren die bekannten latenezeitlichen Fundplätze des Mont Beuvray, bis 5
v. Chr.2), des Hradischt von Stradonitz, ca. 15 v.—25/50 n. Chr.3), und der Gasfabrik in Basel, 2. Jahr-
hundert bis Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr.4) gelegentlich zu nennen, für die Vorstufen der gesamten
Keramik die augusteischen Lager von Oberaden, 15/12 v. — 8/12 n. Chr.5), und Haltern, 11 v. bis
16. n. Chr.6). Weitere Parallelen boten die Fundplätze folgender Zeitabschnitte: Camulodunum Pe-
riode 1—6: 10—65 n. Chr.7); die Nymwegener Funde aus den Gräberfeldern, besonders diejenigen des
Zeitabschnitts 70—105 n. Chr.8), und aus den Töpfereien von Holdeurn9); der Schutthügel von Vin-
donissa mit seinem 25—-75 n. Chr. datierten Ostteil und dem 75—101 n. Chr. datierten Westteil10);
die Augster Thermen mit Komplexen von augusteischer Zeit bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts11);
weiterhin die Funde aus der Wiesbadener Moorschicht, die etwa 70 n. Chr. geschlossen wurde12), aus
dem Kastell Wiesbaden, vom Ende des 1. und Anfang des 2. Jahrhunderts13), sowie die in das 2. Jahr-
hundert fallenden Vorkommen aus dem Praunheimer Gräberfeld14), dem Cannstatter Gräberfeld15)
und den Töpfereien von Heddernheim16). Schließlich waren für das ausgehende 1. und das folgende
2. Jahrhundert verschiedentlich die im Limes werk veröffentlichten Kastellplätze heranzuziehen. Für
die Nachfolge lieferte vor allem das Kastell Niederbieber Beispiele aus dem Zeitabschnitt 190—260
n. Chr.17).
Als bewährtes Hilfsmittel zur Gewinnung einer absoluten Chronologie stand die Terra Sigillata

x) Ritterling, Hofheim 90 und 94F
2) Zur Datierung vgl. H. Dragendorff im Arch. Anz. 1910, 43 9 ff.
3) Pic-Dechelette, Hradischt 112.
4) Die von E. Major (Basel, Gasfabrik 195 ff.) für die Aufgabe der Siedlung vorgeschlagene Datierung auf das Jahr 58 v. Chr.
läßt sich auf Grund von Vorkommen der sogenannten Nauheimer Fibel nicht halten. Vgl. F. Stähelin, Die Schweiz in römischer
Zeit3 (1948) 51 Anm. 5; J.Werner, Die Nauheimer Fibel. Jahrb. RGZM. 2, 1955, 172fr.
5) Loeschcke, Oberaden 144 f.
6) Ders., Haltern 119t.
7) Zur Datierung der sechs Perioden vgl. Camulodunum 56.
8) Holwerda, Belgische Waar 152h.; Brunsting i98f.
9) Holwerda, Holdeurn 47 ff.
10) Ettlinger, Vindonissa 128.
n) Ettlinger, Augster Thermen 9 ff.
12) Moorschicht Wiesbaden 131 Anm. 32.
13) E. Ritterling, ORL. Nr. 31 Das Kastell Wiesbaden 104.
14) Zur Datierung vgl. A. Riese, Das römische Gräberfeld bei Praunheim. Mitt. Heddernheim 4, 1907, if.
15) Zur Datierung vgl. Nierhaus, Gräberfeld Cannstatt 67 f.
16) Aus domitianisch-trajanischer Zeit vgl. Woelcke, Töpferofen Heddernheim 55; die späteren Vorkommen datiert R.Wei-
cker, Mitt. Heddernheim 4, 1907, 104 vom 2. Drittel bis zum Ende des 2. Jahrhunderts.
17) Oelmann, Niederbieber 2.
 
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