50 Fundkomplex Nr. 3
angenommen werden. Die auffallend große Menge an Holzkohle und die zahlreichen Stücke verziegel-
ten Hüttenlehms weisen ähnlich den Fundkomplexen Ladenburger Straße 67, Werderstraße 7 und
weiteren, in letzter Zeit in der Umgebung der Ladenburger Straße2) getroffenen Beobachtungen auf
eine Brandkatastrophe zu Ende des 1. Jahrhunderts hin.
Bei einer Planierung des Geländes, die wohl anläßlich der Erstellung neuer Bauten einige Zeit
später erfolgte, wird man den Brandschutt in die offenliegende Grube (C) gefüllt haben. Hierbei
mögen die wenigen jüngeren Keramikreste aus dem Anfang des 2. Jahrhunderts mit eingemengt wor-
den sein.
DIE FUNDE AUS DER „GELBEN LEHMSCHICHT“ ÜBER ERDKELLER (C)
Wohl noch im Zuge dieser Planierungsarbeiten wurde über die bereits geschlossene Grube (C)
eine feste Schicht aus gelbem Lehm mit Ziegelstücken gelegt. Dies geschah offensichtlich, um dem locke-
ren Brandschutt eine Abdeckung zu geben. Für eine Datierung dieser Lehmschicht in die 1. Hälfte,
wahrscheinlich sogar m die ersten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts sprechen folgende Erwägungen.
Zunächst gibt die darüberhegende, über 1 m starke Schuttschicht mit Keramikresten aus der Mitte
und der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts eine zeitliche Begrenzung nach oben. Weiterhin sind die wenigen
Funde aus der Lehmschicht selbst heranzuziehen. Neben einem Dupondius des Trajan und einer
Firmalampe mit STROBILI F-Stempel zählen zwei Amphorenstempel wohl spanischer Herkunft
sowie ein Ziegelstempel des Heidelberger Privatzieglers RVFINVS zu den datierbaren Funden. Der
Dupondius ist eine Prägung der Jahre 103—111 n. Chr.3), die Firmalampe nach ihrer Rinnenform vor
100 n. Chr.4) üblich, während die verschiedenen Stempel nach dem Folgenden mit einiger Sicherheit
an den Anfang des 2. Jahrhunderts zu setzen sind.
Zunächst die Amphorenstempel. Es handelt sich um die bisher sehr unterschiedlich datierten
Stempel der Händler HISP(ANVS) SAENI(ANAE), CIL. XIII 10002, 42b und C(AIVS) ANTON
(IVS) QV(I)ET(VS), CIL. XIII 10002, 104. Sie stammen von Henkeln des rundbauchigen Amphoren-
typs Haltern 71 bzw. Hof heim 76. Auf der gleichen Gefäßform erscheint der letzte Stempel unter den
Funden vom Monte Testaccio bei Rom5), die von Dressel6) in die Zeit von etwa 150—250 n. Chr.
bestimmt werden. Ebenfalls spät in das ausgehende 2. Jahrhundert datiert Thevenot7) das Auftreten
dieses Stempels. Dieser späte zeitliche Ansatz läßt sich nach neueren, z. T. unveröffentlichten Funden8)
nicht halten. Man hat demnach mit einem Auftreten dieser und wohl einer Reihe weiterer, bisher aus-
schließlich spät datierter Amphorenstempel9) bereits zu Anfang des 2. Jahrhunderts zu rech-
2) Vgl. Fundbericht zu Fundkomplex Nr. i. Die erwähnte Brandschicht kam 1954 bei Bauarbeiten auf dem Grundstück Quin-
ckestraße 14 erneut zutage. Die Baustelle liegt dicht südlich des hier besprochenen Fundkomplexes. Die Brandschicht erstreckte
sich in 2 m Tiefe und enthielt Funde vom Ende des 1. Jahrhunderts. In den gleichen Brandhorizont gehört eine dort angeschnittene,
in west-östlicher Richtung laufende römische Straße. Diese mußte damals wegen der Brandschuttmassen stark überhöht werden.
3) Dupondius des Trajan von 103—in n. Chr. Typ RIC. 893.
4) Lampentyp mit beiderseits geschlossener Rinne, Loeschcke Lampentyp 9b, vor 100 n. Chr., hellbrauner Ton mit rötlich
gelbem Überzug. Zu STROBILIS-Lampen vgl. Loeschcke, Lampen Vindonissa 288ff. und Menzel, Lampen Mainz 60ff. Zur Da-
tierung auch Drexel, Faimingen 100 ff.
6) CIL. XV 2703.
6) H.Dressel, Ricerche sul Monte Testaccio. Ann. dellTnst. 50, 1878, 120.
7) E. Thevenot, L’importation de produits espagnols chez les Eduens et les Lingons. Rev. Arch. de l’Est et du Centre-Est 1,
1950, 65 ff.
8) Herrn E. Thevenot, Paris-Neuilly, verdanke ich wertvolle briefliche Hinweise. Nach seiner Mitteilung ist ein unveröffent-
lichter Stempel CANTONQVET aus Nymwegen durch die Fundumstände in die Zeit 70—105 n. Chr. datiert, ein weiterer unver-
öffentlichter Stempel HISPSAEN aus Heerlen in die 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts. Dem entspricht der zeitlich frühe Ansatz für einen
HISPANSAEN-Stempel durch Wolff, ORL. Nr. 27a Kastell Frankfurt, 6f. mit Abb. Ba. Bei Ulbert, Aislingen und Burghöfe 52h
wird zu Abb. 9, 6 ein Stempel des C. ANTONIVS QVIETVS aus dem Kastell Burghöfe veröffentlicht, der vermutlich aber aus dem
dort angrenzenden Vicus stammt. Das Kastell wurde um 80 n. Chr. aufgegeben, das Weiterleben des Vicus spiegelt die erst nach
Trajan abbrechende Münzreihe wider. In diesen letzten Zeitabschnitt dürfte der Amphorenstempel gehören.
9) Dies gilt auch für den unweit von unserem Fundkomplex gefundenen Amphorenstempel desT(ITVS) A(TILIVS) A(SIA-
angenommen werden. Die auffallend große Menge an Holzkohle und die zahlreichen Stücke verziegel-
ten Hüttenlehms weisen ähnlich den Fundkomplexen Ladenburger Straße 67, Werderstraße 7 und
weiteren, in letzter Zeit in der Umgebung der Ladenburger Straße2) getroffenen Beobachtungen auf
eine Brandkatastrophe zu Ende des 1. Jahrhunderts hin.
Bei einer Planierung des Geländes, die wohl anläßlich der Erstellung neuer Bauten einige Zeit
später erfolgte, wird man den Brandschutt in die offenliegende Grube (C) gefüllt haben. Hierbei
mögen die wenigen jüngeren Keramikreste aus dem Anfang des 2. Jahrhunderts mit eingemengt wor-
den sein.
DIE FUNDE AUS DER „GELBEN LEHMSCHICHT“ ÜBER ERDKELLER (C)
Wohl noch im Zuge dieser Planierungsarbeiten wurde über die bereits geschlossene Grube (C)
eine feste Schicht aus gelbem Lehm mit Ziegelstücken gelegt. Dies geschah offensichtlich, um dem locke-
ren Brandschutt eine Abdeckung zu geben. Für eine Datierung dieser Lehmschicht in die 1. Hälfte,
wahrscheinlich sogar m die ersten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts sprechen folgende Erwägungen.
Zunächst gibt die darüberhegende, über 1 m starke Schuttschicht mit Keramikresten aus der Mitte
und der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts eine zeitliche Begrenzung nach oben. Weiterhin sind die wenigen
Funde aus der Lehmschicht selbst heranzuziehen. Neben einem Dupondius des Trajan und einer
Firmalampe mit STROBILI F-Stempel zählen zwei Amphorenstempel wohl spanischer Herkunft
sowie ein Ziegelstempel des Heidelberger Privatzieglers RVFINVS zu den datierbaren Funden. Der
Dupondius ist eine Prägung der Jahre 103—111 n. Chr.3), die Firmalampe nach ihrer Rinnenform vor
100 n. Chr.4) üblich, während die verschiedenen Stempel nach dem Folgenden mit einiger Sicherheit
an den Anfang des 2. Jahrhunderts zu setzen sind.
Zunächst die Amphorenstempel. Es handelt sich um die bisher sehr unterschiedlich datierten
Stempel der Händler HISP(ANVS) SAENI(ANAE), CIL. XIII 10002, 42b und C(AIVS) ANTON
(IVS) QV(I)ET(VS), CIL. XIII 10002, 104. Sie stammen von Henkeln des rundbauchigen Amphoren-
typs Haltern 71 bzw. Hof heim 76. Auf der gleichen Gefäßform erscheint der letzte Stempel unter den
Funden vom Monte Testaccio bei Rom5), die von Dressel6) in die Zeit von etwa 150—250 n. Chr.
bestimmt werden. Ebenfalls spät in das ausgehende 2. Jahrhundert datiert Thevenot7) das Auftreten
dieses Stempels. Dieser späte zeitliche Ansatz läßt sich nach neueren, z. T. unveröffentlichten Funden8)
nicht halten. Man hat demnach mit einem Auftreten dieser und wohl einer Reihe weiterer, bisher aus-
schließlich spät datierter Amphorenstempel9) bereits zu Anfang des 2. Jahrhunderts zu rech-
2) Vgl. Fundbericht zu Fundkomplex Nr. i. Die erwähnte Brandschicht kam 1954 bei Bauarbeiten auf dem Grundstück Quin-
ckestraße 14 erneut zutage. Die Baustelle liegt dicht südlich des hier besprochenen Fundkomplexes. Die Brandschicht erstreckte
sich in 2 m Tiefe und enthielt Funde vom Ende des 1. Jahrhunderts. In den gleichen Brandhorizont gehört eine dort angeschnittene,
in west-östlicher Richtung laufende römische Straße. Diese mußte damals wegen der Brandschuttmassen stark überhöht werden.
3) Dupondius des Trajan von 103—in n. Chr. Typ RIC. 893.
4) Lampentyp mit beiderseits geschlossener Rinne, Loeschcke Lampentyp 9b, vor 100 n. Chr., hellbrauner Ton mit rötlich
gelbem Überzug. Zu STROBILIS-Lampen vgl. Loeschcke, Lampen Vindonissa 288ff. und Menzel, Lampen Mainz 60ff. Zur Da-
tierung auch Drexel, Faimingen 100 ff.
6) CIL. XV 2703.
6) H.Dressel, Ricerche sul Monte Testaccio. Ann. dellTnst. 50, 1878, 120.
7) E. Thevenot, L’importation de produits espagnols chez les Eduens et les Lingons. Rev. Arch. de l’Est et du Centre-Est 1,
1950, 65 ff.
8) Herrn E. Thevenot, Paris-Neuilly, verdanke ich wertvolle briefliche Hinweise. Nach seiner Mitteilung ist ein unveröffent-
lichter Stempel CANTONQVET aus Nymwegen durch die Fundumstände in die Zeit 70—105 n. Chr. datiert, ein weiterer unver-
öffentlichter Stempel HISPSAEN aus Heerlen in die 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts. Dem entspricht der zeitlich frühe Ansatz für einen
HISPANSAEN-Stempel durch Wolff, ORL. Nr. 27a Kastell Frankfurt, 6f. mit Abb. Ba. Bei Ulbert, Aislingen und Burghöfe 52h
wird zu Abb. 9, 6 ein Stempel des C. ANTONIVS QVIETVS aus dem Kastell Burghöfe veröffentlicht, der vermutlich aber aus dem
dort angrenzenden Vicus stammt. Das Kastell wurde um 80 n. Chr. aufgegeben, das Weiterleben des Vicus spiegelt die erst nach
Trajan abbrechende Münzreihe wider. In diesen letzten Zeitabschnitt dürfte der Amphorenstempel gehören.
9) Dies gilt auch für den unweit von unserem Fundkomplex gefundenen Amphorenstempel desT(ITVS) A(TILIVS) A(SIA-