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Karl W. Hiersemann (Firma); Karl W. Hiersemann
Katalog (Nr. 475): Kunst: Archäologie, Architektur, Malerei, Skulptur, Kupferstich, graphische Kunst, Handschriften, Incunabeln, Kunstgewerbe, Einbände, orientalische Kunst : eine Auswahl seltener und schöner Werke — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.68420#0048
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5. Handschriften.

M. Pf.
318 Bernardus Claraevallensis (von Clairvaux). De consideratione, ad
Eugenium papam (Anfg. von Buch 1 fehlt). De guerra (d. i. bello)
inter Babilonem et Yherusalem. De formula honestae vitae. Speculum
Bernardi. Speculum monachorum. Pergt.-Handschr. mehrmals datiert
1466, 69 Bl. in 8. Hpgt. 1 Bl. defekt u. ausgebessert. 480 —
Reizende Humanistenschrift mit einigem Rubra, breitrandig; die Flecke leicht
zu entfernen, bis. auf S. 1. Die Schrift de formula etc. sollte eine Nachr
ahmung jener sein, die der spanische Bischof Martin v. Bracara in der
Sueven-Zeit (5—600) verfasst hatte; sie scheint übrigens nur aus wenigen
Handschriften bekannt zu sein.
319 — Sermones de tempore et de sanctis. Pergt.-Handschr. des XIV. Jahrh.
Fragmeut. Adventspredigten vqu Anfang, fortlaufender Text, dann
abbrechend. 16 8. Fol. 2spaltig zu ca. 40 Zeilen. 8 Bl. mit 3 Prunk-
Initialen u. Bordürenmalerei in Gold, Silber u. Farben, mehreren mit der
Feder ornamentierten zweifarbigen Initialen im sogen. fleuronnöe-Stil. 480 —
Die farbigen Partien der Haupt-Initialen zeigen bei ausgiebiger Ornamentik
u. günstigen Farbensinn einen noch unfertigen, tastenden Stil, der sich,
in mancher Beziehung an Mittelitalienisches anlehnt. Doch verfehlt das
Ganze nicht seine Wirkung, namentlich die erste Seite mit dem Gold-
drachen oben, den Kettenringen u. den Zweigen, die ein eigentümliches;
Gemisch aus Eicheln u. spitzblättrigen Pflanzen darstellen. Herkunft aus
deutschen Grenzlanden, erscheint nicht ausgeschlossen. Anfang.: In-
cipit prima pars sermonum beati Bernhardi abba,tis de t. etc. Hora est
nos de sompno surgere.
320 Birgewi, at-Tariqua el-mohammedija wa-sira el ahmedija des
Birgewi (ßirgili, f 981 / 1573). Erbauungs- u. paränetisches Werk in
arab. Sprache. Papier-Hs. vollendet 1174 / 1761. — 131 Bl. hoch-8.
mit 5 figürlichen Malereien u. 1 schönen Kopfleiste in Gold u. Fatben.
Am Rande zahlreiche Glossen aus verschiedenen Kommentaren. Auf
dem vot deren Deckel innen ein Ausspruch des Propheten (Hadith).
Auf d. weissen Seite v. Bl. 2 Tit. u. Verf.-Name. Oriental. Originalbd.,
schwarz. Leder m. Gold Pressung u. -Einlage. 750 —
Inhalt: Das Werk zeigt, wie man mustergiltig nach dem Beispiel und der
Lehre des Propheten zu leben habe. Die Normen des Glaubens und der
Frömmigkeit werden erörtert; besprochen werden die mit den einzelnen
Gliedern des Körpers verknüpften Laster (wie man mit der Zunge, dem
Auge usf. sündige); die 60 tadelnswerten und die 78 lobenswerten Eigen-
schaften des Herzens werden aufgezählt; und gewarnt wird vor vermeint-
licher Frömmigkeit, Scheinheiligkeit und Freigeisterei.
Die Miniaturen stellen sämtlich den predigenden Paräneten dar, die letzte
ausserdem einen jungen Gläubigen und eine junge Gläubige, denen die
Predigt gilt.
321 Bohick, Henncus. Distinctiones super V. librum Decretalium, über V.
Papierhandschr. der Mitte des XV. Jahrh., abgeschlossen 1446, datiert
aus dem Benediktiner Kloster zu Amorbach (Diözese Würzburg).
318 Bl. Gross-4. Sehr sauber mit vielen kalligraphischen Initia,
Randglossen uud Rubra. Altursprünghcher, wohlerhaltener Einband,
Holzdeckel, Schweinsleder, mit hübscher got. Blindpressung; alle
Buckeln erhalten, sowie die Metallteile der Schliessen. Ursprünglich
Kettenband, wovon noch ;Eisenrostspuren und Bronzestifte des Be-
schlages am zweiten Deckel oben zeugen. 2800 —
Anfang: Si legittimus non fuerit accusator. Schluss des vollständigen Textes
gleichfalls wie in den Drucken. Statt des Nachwortes des Verf. (über den. ‘
allgemein zu vergl. v. Schulte, Gesch. u. Quellen des kanon. Rechts II 166)
steht hier ein Dokument Papst Martins V. Zuvor, auf d. vorletzten Seite,
■nennt sich der Schreiber: finitus est Über iste per Henricum de Walbrch,
und, in anderer Farbe u. Schrift, der Kalligraph u. Rubrizist: Illumi-
natus per fratrem Petr. Sterz in Amorb. etc. Von der Hand des Biblio-
thekars oder des Klostervorstandes stammen die verschiedenen Notizen:
auf dem 2. Deckel Item ille über ht (= habet) XXVII sextarios, d. i.
der Wert des Kodex nach dem bekannten Hohl-(Getreide- u. Wein-)Mass
bemessen. Vorn (immer lateinisch): an dem u. dem Tage hörte ich zu-
erst von den c suborta de re iudi(ciaria) des P. Sterz. Wichtiger ist eine
Notiz, welche Heidelberger Bauten, betrifft (von derselben Hand), mit
detaillierten Bau-Angaben. Es handelt sich um die gegenüber St. Jacob
am Flusse gelegene Herrenmühle (molendinum ducale oder ducis), vielleicht
auch um das an ihrer Stelle errichtete, gleichfalls längst zerstörte Kar-
meüterkloster.
Karl W. Hiersemann in Leipzig. Königstrasse 29. Katalog 475.
 
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