XII
Einleitung
gezeichnet werden. Wird altes, mit Blei vermischtes Zinn umgegossen, sollen diese
Gegenstände neben den sonst üblichen Marken einen Zusatzstempel mit den Worten
ALTE PROBE erhalten (Nr. 1021, 1234, 1294, 2164). Bei den Stettiner Stempeln hat man
den Eindruck, dass die neue Verordnung praktisch durchgeführt worden ist. Die Königs-
berger Marken erwecken dagegen den Anschein, dass alte und neue Verordnungen
nebeneinander hergegangen sind.
In den vorliegenden Band wurden noch die Zinngiesser des nördlichen Teiles der
Provinz Brandenburg aufgenommen. Handwerkliche Beziehungen zu den norddeutschen
Gruppen sind zwar nur in geringem Maße nachzuweisen, aber der Charakter der Arbeiten
der nordbrandenburgischen Zinngiesser weist eine viel engere Verwandtschaft mit Nord-
ais mit Mitteldeutschland auf. Das Markenwesen richtet sich hier im allgemeinen nach
den Ordnungen der Zinngiesser-Innungen von Berlin und Frankfurt a. Oder. Auf die
Frankfurter Ordnung von 1662 verweist zum Beispiel die Zahl 62 in der Königsberger
Meistermarke Nr. 1124. Andere Marken, wie Nr. 393 und 1327, erinnern an Typen, die
für Berlin charakteristisch sind. Grosser Beliebtheit erfreute sich in Brandenburg unter
den Stadtzeichen der Adler. Heute hält es oft schwer, die Adlermarken auf die einzelnen
Orte richtig zu verteilen. Die gleiche' Schwierigkeit mag in früheren Zeiten da und
dort dazu geführt haben, dem Adler bestimmte, den Stadtwappen entlehnte Merkmale
als Erkennungszeichen zu geben. Einige Neuruppiner Adler erscheinen mit Stechhelm,
einige Prenzlauer mit einem Flug statt des Kopfes. Bei den Landsberger Marken hält
in jüngerer Zeit der Adler Kleeblätter in seinen Fängen. Der Schwanz des Driesener
Adlers ist mit einem Stern belegt. Für die Adler von Angermünde, Soldin, Wriezen
und Zehdenick sind besondere Merkmale noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Endlich
darf nicht übersehen werden, dass auch in mehreren Städten des hier noch nicht berück-
sichtigten Teiles von Brandenburg, z. B. in Lübben, Potsdam und Rathenow der Adler
als Stadtzeichen verwendet worden ist.
Einleitung
gezeichnet werden. Wird altes, mit Blei vermischtes Zinn umgegossen, sollen diese
Gegenstände neben den sonst üblichen Marken einen Zusatzstempel mit den Worten
ALTE PROBE erhalten (Nr. 1021, 1234, 1294, 2164). Bei den Stettiner Stempeln hat man
den Eindruck, dass die neue Verordnung praktisch durchgeführt worden ist. Die Königs-
berger Marken erwecken dagegen den Anschein, dass alte und neue Verordnungen
nebeneinander hergegangen sind.
In den vorliegenden Band wurden noch die Zinngiesser des nördlichen Teiles der
Provinz Brandenburg aufgenommen. Handwerkliche Beziehungen zu den norddeutschen
Gruppen sind zwar nur in geringem Maße nachzuweisen, aber der Charakter der Arbeiten
der nordbrandenburgischen Zinngiesser weist eine viel engere Verwandtschaft mit Nord-
ais mit Mitteldeutschland auf. Das Markenwesen richtet sich hier im allgemeinen nach
den Ordnungen der Zinngiesser-Innungen von Berlin und Frankfurt a. Oder. Auf die
Frankfurter Ordnung von 1662 verweist zum Beispiel die Zahl 62 in der Königsberger
Meistermarke Nr. 1124. Andere Marken, wie Nr. 393 und 1327, erinnern an Typen, die
für Berlin charakteristisch sind. Grosser Beliebtheit erfreute sich in Brandenburg unter
den Stadtzeichen der Adler. Heute hält es oft schwer, die Adlermarken auf die einzelnen
Orte richtig zu verteilen. Die gleiche' Schwierigkeit mag in früheren Zeiten da und
dort dazu geführt haben, dem Adler bestimmte, den Stadtwappen entlehnte Merkmale
als Erkennungszeichen zu geben. Einige Neuruppiner Adler erscheinen mit Stechhelm,
einige Prenzlauer mit einem Flug statt des Kopfes. Bei den Landsberger Marken hält
in jüngerer Zeit der Adler Kleeblätter in seinen Fängen. Der Schwanz des Driesener
Adlers ist mit einem Stern belegt. Für die Adler von Angermünde, Soldin, Wriezen
und Zehdenick sind besondere Merkmale noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Endlich
darf nicht übersehen werden, dass auch in mehreren Städten des hier noch nicht berück-
sichtigten Teiles von Brandenburg, z. B. in Lübben, Potsdam und Rathenow der Adler
als Stadtzeichen verwendet worden ist.