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Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0049
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GOLTZIUS.

31

Angebliche Bilder vor 1600.
Über Golizins’ erste Malversuche sind wir nicht
ganz im Klaren. Unabhängig von van Mander sagt auch
der lippische Hofmaler Johann Tilmans in einem Brief von
1603, dass Golizins erst im Jahre 1600 angefangen habe
zu malen 1). Nun finden wir aber in den Verzeichnissen
von Hymans 2) und Wurzbach 3) datierte Bilder aus den
neunziger Jahren angeführt, die jenes doppelte Zeugnis
Lügen zu strafen scheinen.
Da ist zunächst das schöne Porträt eines Fahnenträgers
der Münchner Pinakothek (Kat. 1913 Nr. 673), von dem die
Kritik den Namen Goltzius allerdings schon längst entfernt
hat. Nach der Angabe des Katalogs ist es von der Tradition
Goltzius zugeschrieben worden. Das Datum 1590 aber allein
schon, das sich auf dem Bilde befindet, schliesst dessen
Autorschaft kategorisch aus, denn es lässt sich nicht denken,
dass er noch vor der italienischen Reise, und ohne die
Malerei vorher geübt zu haben, dieses reife Bildnis gemalt
hätte. Auch hätte van Mander dieses Prachtstück bei der
Aufzählung der spärlichen Malereien von Goltzius’ Hand
nicht übersehen können. In neuerer Zeit ist C. Cornelisz
als Urheber des Münchner Fahnenträgers vorgeschlagen
worden 4). Diese Zuweisung lässt sich, solange kein anderer
Meister in Vorschlag gebracht werden kann, wenigstens
diskutieren, während eine andere Hypothese 5), die Paulus
van Vianen als Maler dieses Porträts vorschlägt, mir völlig
in der Luft zu stehen scheint.
Sicher von C. Cornelisz gemalt, und darum aus dem

1) Vergl. weiter unten S. 35 ff.
2) Le livre des peintres de Carei van Mander, Paris 1885 II S. 205.
3) Niederländisches Künstlerlexikon. — Ploerke (II Anm. 424) hat
die Angaben von Hymans und Wurzbach übernommen.
4) J. 0. Kronig in den Zeitschr. f. bild. Kunst, n. F. XX 1909 S. 112.
5) H. Modern im Jahrb. d. kunsthistor. Sammlungen des allerh.
Kaiserhauses XV 1894 S. 98 ff.
 
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