Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0056
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38

GOLTZIUS.

Stich ganz genau. Aus dessen Bericht geht auch hervor,
dass Tilmans die Erwerbung der Tafel tatsächlich gelang,
doch wusste van Mander noch nicht anzugeben, ob sie sich
noch beim Grafen von Lippe oder bereits im Besitze des
Kaisers befand. Dass sie aber tatsächlich in die Sammlung
Rudolfs II. gelangte, geht aus dem Inventar der Brager
Schatzkammer hervor, G wo unter Nr. 1134 ein „Christus,
martyrisirt, mit zween engeln von G-dltio (Origgenannt wird.
Das Bild tauchte seither, im Mai 1891, in Dresden im
Kunsthandel wieder auf; es ist. wie auch van Mander
angiebt, auf Kupfer gemalt und misst 51 X 34,5 cm., ist
mit dem Monogramm bezeichnet und 1602 datiert. Seinen
weiteren Verbleib vermag ich leider nicht anzugeben. Der
Stich Mathams muss uns dafür entschädigen. Aus ihm ent-
nehmen wir, dass es Goltzius hier in erster Linie um einen
Lichteffekt zu tun war. Der Christusakt wird von den
brennenden Kerzen grell beleuchtet und steht hart vor
dunklem Grunde. Die Engel sind in reiche, flimmernde
Gewänder gehüllt; ihr Gesichtstypus ist von der für Goltzius’
Gemälde so bezeichnenden Leere und Fadheit. Die Bildform,
der Christusleichnam zwischen zwei ihn betrauernden Engeln,
ist in Holland nicht neu. Wir erinnern uns z. B. des in der
Anlage sehr verwandten Frühwerks von Marten van Heems-
kerck (Museum in Gent, Kat. 1905 Nr. 86). Ob Goltzius gerade
von diesem inspiriert wurde, ist nicht auszumachen. Immerhin
ist überliefert, dass er zu den Verehrern van Heemskercks
gehörte, und zwar ist es ebenfalls ein Werk aus dessen
früher Zeit, das in diesem Zusammenhänge genannt wird. 1 2)
1) Jahrb. der kunsthistor. Sammlungen des allerh. Kaiserhauses
XXV 1905. Kegesten Nr. 19421.
2) Samuel Ampzing (Beschryvinge ende lof der stad Haeriem. Haeriem
1628 S. 355) berichtet in einem Einschiebsel in van Manders Lebens-
beschreibung von Heemskerck über dessen Lukasaltar von 1532 (heute
Haarlem, städt. Museum Kat. 1914 Nr. 150, damals im Prinsenhof):
[„Ick hebbe dickwils verstaen / dat Henricus Goltzius, onse Schilder-
Phoenix / dese schilderije op een ladder daer by klimmende by sijn leven
menigmael quam besien / betuygende dat hy sich in 't gesichte vandeselve
niet en konde versadigen.]”
 
Annotationen