Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0060
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42

GOLTZlüS.

Rezepten arbeitet, diese von Lukas von Leiden übernommen
hat, oder nicht vielmehr aus der venezianischen Kunst, aus
der viele wichtige Wesenszüge seiner Malerei abgeleitet
werden können, kann nicht entschieden werden. Auch kommt
diese Frage natürlich erst für die Leinwandbilder grossen
Formates in Betracht.
Die grossen Bilder auf Holz und Leinwand.
Das erste grosse Leinwandbild, das wir kennen, ist aller
Wahrscheinlichkeit nach auch das erste, das Goltzius gemalt
hat. Es ist eine Danae, mit dem ausgeschriebenen Namen
und der Jahreszahl 1603 bezeichnet. (Verz. Nr. 5; Abb. 3)
Van Mander hat uns das Bild noch ausführlich beschrieben,
sodass über die Identifizierung keine Zweifel aufkommen
können. — Danae liegt, vollkommen entblösst, schlafend, mit
dem Kopfe nach rechts, auf einem niedrigen Ruhebette, zu
dessen Häupten zwei fröhliche Putten den weinroten Vorhang
des Betthimmels in die Höhe ziehen; die rechte Hand hat sie
auf die Scham gelegt, der linke Arm fällt willenlos über die
Kissen herunter. Hinter dem Bett erscheint die grinsende
Fratze der alten Magd, die in ihrer rechten Hand eine mit
Goldstücken gefüllte Dose hält, mit der Linken aber nach
Danaes Schulter tastet, um sie zu wecken. Das Gesicht der
Alten ist, in absichtlicher Gegensätzlichkeit zu dem hellen,
rosigen Inkarnat der Danae, runzlig nnd schmutzig braunrot
herausgearbeitet. Zwischen sie und den Betthimmel drängt
sich Merkur, der lachend mit seinem Kaduzeus nach links
oben weist, wo zwischen Blitzen der Adler Juppiters sichtbar
wird. Des Merkur und der Alten Gesicht sind von starken
Lichtreflexen, die von dem hellbeleuchteten Akt zurück-
strahlen, bedeckt. Links wird die Komposition geschlossen
durch zwei schwebende Putten, von denen der eine eine

1) Ich. danke dem gegenwärtigen Besitzer, Vicomte Chabert de
Vatolla in Paris, auch an dieser Stelle für die freundliche Überlassung
einer Photographie.
 
Annotationen