Ar. 222
Fernsprecher-S.°A. 7351—53.
^reidelberger Neuefte Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"
Dienstag, 22. September 1936
Seike 3
Lokai-Chromk.
Heidelberg, 22. September 19.36.
Der HerSst beginnt ossiziell.
Zum 23. Septeniber.
Wenn wir am 23. Septemberg den Herbst -
»nfang offiziell auf dem Kalenderblatt ver-
seichnet sehen. kann draußen die Sonne schcinen, ein
wolkenloser Himmel genau wie im Juli sich über der
^andschaft wölben und der Mensch freudestrahlend zur
»°lchten Sommerkleidung greifen. Es ist also keines-
wegs Naturgesetz, datz wir ab 23. September nur noch
-tedel, düstere Wolken und tobende Stürme zu erwar-
^n haben, vielmehr hat unser gemätzigtes Klima in
leinen ganzen Zusammenhängen niit der geophysikali-
w)en Umwelt den Vorzug, gerade im Herbstbeginn zur
angenehmen Richtung zu ncigen, mdcm Lustströmun-
ßen vorherrschen, die aus südlichcn Brciten den Ersatz
lener Wärme bringen, die die Soune selbst bei ihrem
"lsdrigen Stand und kurzem Tageslauf nicht mehr auf-
°eingcn kann. Wenn bei diesen Südwmdcn abcr auch
noch pje Soune scheint, so entsteht ein- Lufttempcra-
die durchaus sommerlich ist, — sie kann sich bis
-^ltte Oktober halten.
. Der erste Teil des Hcrbstes bringt oft reizvolle
tteberraschungen in der Natur, die maii emen „ zwei -
Frühling" nennen könnte. Auch in diesen
^ychen bis Oktoberende werden wir wieder manches
tteine Wunder crlebcn. Es kommen die Mitteilungen
°ßn pem zum zweitcn Mal blühenden Obstbaum, von
tslschen Blättern an Sträuchen nnd Bäumen. Auch
^le Maikäfer imd Schmetterlinge haben die merkwür-
°tge Angcwohnheit, in der ersten Herbsthälste zu
neiiem Leben zu crwachen, und wenn sic auch nur
?tnige „Abgcordnete" zur Welt bringcn, so berührt es
Mch «igentümlich, gerade diese Boten des Frühlings
^tzt wiederzusehen...
. Und damit sind diese Launen vom beliebten „zwei-
lkn Frühling" noch gar nicht zu Ende. Auf den abge-
^rnteten Feldern, an Waldrändern und in den Gär-
N. fmden wir eine reiche neue Flora; es grünt und
Aliht an allen Edken und Enden, während di« alten
^lätter von den Bäumen fallen und aus dem hohen
tliorden Frostwellen sich nähern.
Doch das unabänderliche Gesetz der Natur geht sei-
üe« Weg, und mag auch noch s" lange laue Luft wehen
und die Sonne lachen, eines Tags im Verlauf des
^Etober erobert dann der Herbst gewaltsam sem
Mch. Nach den Aequinoktialstürmen der Tag- und
Oßchtgleiche, die uns nicht so bclSutzt werden,
Ml das Laub noch an den Bäumen sitzt, kommen die
ichweren Regenstürme, die die taumelnden Blätter
Mleißen. Und den Regenstttrmen folgen die ersten kal-
Nächte, — mit ihnen Nebel und Reif.
. .. Diesen schweren Waffen des Herbstes müssen die
lchö'Nen Spätsommer- und Altweibersommertage wei-
ch^u, und dann beginnt vor allcm in Niederdeutsch-
wnd eine unfreundliche Zeit. Meist Pflegt diese Pe-
tlode sohr regenrcich zu sein. Jn Jabren mit Nei-
xltng zu frühcm Winter allerdings kann der Novem -
in Dcutschland schon Frost und Schnec bringen,
7" eine Erscheinung, die wir nm so wcnigcr lieben, als
?Uf einen derartigen wintcrlichen Spätherbst gcwöhn-
"ch ein sehr milder, regenreicher Winter folgt, der im
rtgentlichen Frühjahr durch späte Kültc und Schnee-
l?lle seine Vcrsäumnissc nachzuholen sucht. Der nor-
Aole und auch in vielcn Bezicbunqen wünschenswerte
sf/tng unserer meteorologischen Entwicklnng im Herbst
B eine möglichst lange Daucr warmen
^ktters das im Lauf des Dezcmber allmählich
?uiu regelrechten bestündigen Winter übcrlcitet Die
Iah„ lwben in dieser Hinsicht enttauscht. und
wir. datz in diesem Iahr dic klimatischc Ent-
de^ einen normalen Verlanf niinmt und erst dann
lich einsetzt, wann er naturgegeben lstz nam-
'Nt Dezember und Ianuar.
M.D.
Dorailslese nationalsozialistlscher Musterbetriebe.
. . Jin Lauf de Monats Oktober werden erstmalig B e
tiebe, die sich in der Ausbildung des Nach
U ch s e s besonders bewahrt haben, mit dem
-teistungsabzeichen für vorbildliche Berusserzie-
hungsstätten ausgezeichnet, das Reichsleiter Dr. Ley am
l- Mai gestiftet hat. Es handelt sich hier, wie die „DAK"
heinerkt, bereits um eine gewisse Vorprüfung der
Betriebe für die vom Führer geschaffene Auszeichnung
wr nationalsozialistische Musterbetriebe.
Das Amt für Berufserziehung und Betriebsführung
Ui der DAF hat in den letzten Monaten eine grotze Zahl
«eutscher Betriebe mit Gründlichkeit und Sorgfalt geprüft,
oui eine Auslese für die Auszeichnung als „a n e r -
^"unte Berufserziehungsstätte der DAF"
urchzufüheen. Aufgrund der Besichtigungen werdcn gegen-
artig Beratungen über die Auswahl der besten Bespiebe
«epflugen. Viele müssen ausscheiden, weil die Ausbildungs-
! ?tton unzureichend sind, weil es an der richtigen weltan-
ulichen Schulung und Charaktererziehung fehlt oder
i.^lachlichx Ausbildung nicht befriedigt. Auch die äuheren
k tststu.ude werden dabei berücksichtigt, z. B. die Tatsache,
^ rm Betrieb wirtschaftlich stark zu kämpfen hat, äber
vtzdem das Möglichste für die Lehrerausbilduna tut.
ri grotzen nnd leistungsfähigen Firmen wird ein stren-
Mahstab angelegt Jm Ganzen muh der Betrieb
i Ler Ausbildung seines Nachwuchses zeigen, dah er
d-s-t^^tn ä b ist, datz er alle modernen Anschauungen
-Lchulnng aufgenommen hat und zu verwirklichen er-
a-, 'T Berufsständische Schulnng im Handwerk.
>^;Naß einer Anordnung des Reichshandwcrksmeisters
«strd voml. Oktober ab nach einheitlichcm
^tttn eine berufsständische Schulung auf-
«Mommen, um ein brauchbares Führerkorps für das
Mdy,^ zu gewährleistcn. Jn den Bezirken der
^undeshandwerksmeister wird eine Vorschulung durch-
die künftig die Voraussetzung für den Besuch
isH Schule des deutschen Handwerks in Braunschweig
t »k Die Lehrgänge in Braunschweig dicnen der Ver-
g und Erweiierung der Handwerklichen Schu-
Ottgsarbeii, die bereits in den Bezirken geleistet wor-
°«U sst
t»„ Fristverlängerung bei Rücknabme von Testamen-
kii"' Nach emer Verordnung des Reichsjustizministers
ttnen bekanntlich T e st a m e n t e. die vor dem 1. Ia -
v„it<rr 1 924 errichtet sind. und die oft gegenstandslos
^ .lvorden sind, bis zum 30. September gebührenfrei z u
3i^L°"ommen werden.
Dezember 1986
Diese Frist ist je.tzt bis zum
verlängert worden.
Sle geschichtlicheBebeutung des alemannischeuBolkstumS.
Bortrag von üniversttatsvrofessor Fedrle auf der Zagung der deuWen GeWchts- und
Altertumsveretne.
Bei der Hauptversammlung des Gesamt-
vereins der deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine, die gegenwärtig in Karls-
ruhe tagt, hielt der Heidelberger Gelehrte
Professor Dr. Fehrle einen Vortrag über
alemannisches Volkstum. Er sührte dabei
u. a. aus:
Alemannisches Volkstum erkonnen wir
am besten einerseits aus der Frühgeschichte, anderer-
seits aus Sitte, Brauch. Kunst und Lied, aus der Be-
obachtung dcs bodengebundenen Volks, wie führender
Persönlichkeiten, die mit dem Volk eng verwachsen
sind. Ein Rückblick auf die Frühgeschichte der
Alemannen zeigt, datz eine Stammgruppe germanischer
Völkerschasten, bevor sie auf den römischen Gegner
stictz, sich zusammonschloß und sich Alemannen nannte.
Sie kämpften zunächst im Iabr 213 gegen die Römcr
am Main, überrannten schlietzlich den römischen Grcnz-
wall und lagen nun fcck' 250 Iahre im Kampf mit
den Römern, bis ste diese endlich aus Germanien
verdrängt hatten. In diesen Kämpfen begegnen wir
schon derselben Treue und Zähigkeit, die der Älemanne
auch hcute im täglichen Leben wie in allen wichtigen
Erscheinungen der Geschichte zeigt.
Alcmannischer Volksbrauch lätzt sich zurück-
führcn bis in die germanische Frühzeit.
Sonnenräder, Sonnenscheiben und Fasnetfunken, wie
sie heute im ganzen alemannischen Gebiet bei Früh-
lingsfesten üblich stnd, kannten die Germanen schon in
der Bronzezeit. Ebenso waren Sonnensinnbildcr da-
mals schon bekannt, die ans solchen Bräuchen herzulei-
ten stnd. Zu ibnen gehört das H a k e n k r c u z. Es
findet sich in olemannitchcn Kräbern sehr bäufia, bat
sich aber als Segenszeichen an Haus und Hof
durch alle Iahrbunderte bis in die Reuzeit erbalten.
Der Lebensbaum oder Wintermaie, der wieder
seit der Bronzezeit vom Norden bis zum Süden unse-
res Vaterlandes bekannt ist, ist im alemannischen Ge-
bict besonders fest verwurzelt, im Frühling sowobl,
wie zur Zeit der Wintersonnenwende. Der Weih-
nachisbaum, der auf den germanischen Winter-
maien zurückgeht, hat im Alemannischen sich verbun-
den mit dem Lebenslicht, ist hier zum lichtergeschmück-
ten Weibnachtsbaum gewordon und hat von hier aus
seinen Siegeszug über Deutschland angetreten.
Auch das alemannische Bauernhaus kann
zurückgeführt werden bis auf die Urgeschichte
unseres Bolkes.
Die alemannische Mundart klingt stark an das
Mittelhochdeutsche an, zwischen ihr und dem Nibelun-
genlied ist kein grotzer Unterschied. Ebenso hält das
alemannische Bauernvolk in seiner Tracht zäh am Al-
ten fest.
Die Eigenart des Alemannen erklärt sich im we-
sentlichen aus der büuerlichen Haltung dieses
Stamms. Die zwei Grundeigenschaften eines Bauern:
Neigung zum mvthischen Schauen und andererseits
klare Beobachtungsfähigkeit, finden wir immer wieder
bei führenden Alemannen. Hebel verbauert, wie
Goethe sagt, das Universum und gibt idyllische Schil-
dcrungen des Bauernlebens. Hansjakob und
Busse stellen Bauernschicksale in ihren Romanen
dar. Hans T h o m a bringt die leuchtenden Farben,
wie sie der Bauer liebt, zu Ehren. Bäuerlicher Sinn
nach den- beiden bezeichneten Richtungen hin ist vor
allem bci Hans Adolf Büüler ersichtlich: Sinnbild-
haftes Schauen, das sich ost zum Mythos verdichtet,
verbnndsn mit sachlicher Klarheit. Hermann Burte
wirkt in hervorragender Weisc sprachschöpierisch. An-
schaulichkeit und sinnbildlickic Kraft vieler Regriffe wer-
dcn durch ibn aus der Bauernsvrache übernommen
und neu belebt. Emil Gött wird von Hermann
Burte selbst gekennzeichnet als 'Sucher, Bauer, Dicktter.
Der Alemanne ist schlicht »nd einfach, ohnc
Pose, drängt sich nicht vor und wird deshalb
oft verkannt.
Dabei ist er reich an Ideen, die er aber manch-
mal nicht selbst in die Wirklichkeit umgesetzt hat. Das
haben dann oft die Franken und norddeutsche Stam-
mesbrüder getan. Somit entstanden, der Begabung ein-
zelner Stämme Deutschlands cntsprechend, sruchtbrin-
gende W e ch s e l b e z i e h u n g e n zwischcn den Stäm-
inen unseres Vaterlandes, weil der Alemanne ini
Grund seines Wcscns ein Bauer ist, ist ihm UrtümlT—
kcit und Gründlichkeit eigen.
Deshalb hat gerade das alemannische Land viel
Denker und Philosophen hervorgebracht.
Die beiden Männer, die heute an den badischen Hoch-
schulen Philosophie vertreten, in Freiburg Martin
Heidegger, in Heidelberg Eonst Krieck,
stnd wohl gnnz verschiedene Natnren, aber eins haben
ste gemeinsam: Sie sind selbständige Forscher und
tiefe Denker, und das verdanken sie in erster Linie
ihrem alemannischen Blut.
Jnfolge ihrer Zähigkeit und Treu« haben die
Alemannen durch fast zwei Jahrtausende deutsche
Wacht am Oberrhein gehalten, sie werden auch für
alle Zukunft Hüter deutschc'N Landes und deutschen
Wesens dort bleiben.
Zetzt wirbt bte RS-Kutturgemembe!
Sie NG-Kutturgemeinde a!s nationattozla!iftisKe Kulturorganisalion
Die N S - K u l t u r g e m e i n d e ist die große
kulturpflegende Organisation der natio-
nalsoziatistischen Bewegung. Sie hat sich, bctreut voni
Amt für Kmistpflegc beim Beauftragien des Führers
für die gesamte geistige und wcltanschauliche Ueber-
wachung und Erziehung der NSDAP in den dreiein-
halb Jahren ihres Bestehens in einem Maß als Kul-
turorganisation herausgebildet und inncrlich in allcn
Tcilen gefcstigt, daß sie wohl vor der gesamten Bewo-
gung bestehcn kann und mit Rccht den Anspruch dar-
auf erhcben darf, sür dieGestaltungalles kul-
turellen Lebens im ncuen Reich matzgebend
und richt u n g w e i s e nd sein zu dürfen.
Die NS-Kulturgemeinde hatte von Anfang an für
ihre Arbeit lediglich die Tatsache als wesentlich er-
kannt, daß die überall im Volk vorhande'nen lebendigen
und schöpferischen Kräfte aus dcr irrigen Richtung, in
die sie in der Zeit des Verfalls geraten waren, zu-
rückgeleitet und hineingeführt werdcn
mutzten in eine neuc Gesinnung und Ver-
a n t w o r t l i ch k e i t vor dem ganzen deutschen Volk.
Für ihre kulturelle Aufbauarbeit hatte zunachst nur
die Frage Bedcutung, ob überhaupt in den Menschen
noch das Bedürfnis nach kulturellen Di-ngen aller
Art wach war und sie Anleil haben wollten am kul-
turellen Leben. Aus diesen Ueberlegungen heraus ent-
stand im Jabr 1933 zunächst der Reichsverband
Deutsche Bühne als Zusammenfassung dcr aus
dcr altcn Zeit verbliebenen Theaterorganisationen zu
einer nationalsozialistischen Form mit einer ganz in
der nationalsozialistischen Weltanschauung sich grün-
denden neuen Führung. Gerade weil für das kul-
turelle Leben ein langsames organisches
Wachsen unbedingt notwendig ist, sollte damals
mit nur cinem Fachgebiet begonnen werden, um dort
die Möglichkeit und die Richtigkeit der neuen national-
sozialistischen organisatorischen Grundsätze zu erpro-
ben. Das Gebiet des Theaters eignete sich dazu am
besten, weil es in der Systemzeit am verdcrblichsten
die zersetzenden Kräfte eines Kulturbolschewismus zu
spüren bekommcn hatte.
Jndes hat stch gezeigt, daß dieser Anfang auf ei-
ne m Gebiet durchaus richtig war. Dic bier
gewonnonen Erfahriingen konnien dann anf den üb-
rigen Gebieten des kulturellen Lebens
sehr nützlich verwandt iverden. Nach nur einjähriger
Aufbauarbeit hatte der Reichsverband Deutschc Bühne
mit annähernd einer Million Mitglieder fast die dop-
pelte Anzahl der Mitglieder der alten Verbände zu-
sammengonommen erreicht. Die beste Bestätigung
dieses außergewöhnlichcn Erfolgs ergab sich in der
Tatsache, daß bald auch die übrigen Gebicte des Kul-
turlebens ersaßt wurden, als im Jahr 1934 aus der
Verbindung dcs Reichsverbands Deutscher Bühne und
des Kampfbunds sür deutsche Kultur die national -
sozialistische Kulturgemeinde erstand.
Und als dann im Verlauf der weiteren Entwicklung
anch die Gebiete der Volkstums- und Heimat -
pflege in die Arbeit der NS-Kulturgemeinde einbe-
zogen wurden, da erstand grotz und eine ganz neue
Entwicklung anbahnend die Idee einer einzigen
großen Gemeinde als tragende Grundlage des
ganzen deulschen kulturcllen Lebens. So ist die NS-
Kulturgemeinde die grotze sich an alle wendende und
für alle arbeitende Kulturorganisation der national-
sozialistischcn Beweguiig.
Darum, deutscher Volksgenofle, werde Mitglied
der NS-Knlturgemeinde!
Bon der AutzMandelsWulunsöwocke in Seidelberg.
Die WslündiMn Märkte.
Jn drei beachtlichen Referaten und Diskussionen wur-
den am Sonntag in der A u tz e n h a n d e l s s ch u l u n g
in Heidelberg die Marktaussichten in Südosteuropa,
im Britischen Weltreich und UsA. behandelt. Dr. Fritz
vom Bruck (Berlin) zeigte an jedem einzelnen der
Balkanländer das den Südoststaaten Gemeinsame
wie das sie Unterscheideude auf. Sie sind alle Agrarstaa-
ten und auf die Donau als ausschlaggebende Verkehrsader
angewiesen. Bulgarien und Jugoslawien bieten uns die
wenigsten Schwierig'keiten, wennschon Jugoslawien sich
betont autark verhalte. Bedenklicher ist die marxistische
Gefahr in Rumänien. Sehr erfreuliches war über Grie-
chenland zuwerichten. Die gänzlich gewandelten Verhali-
nisse in der Türkei machten breitere AusHihrungen
nötig, die den mächtigen Fortschritt auf sozialem Gebiet,
besonders die Gesundung des einst versklavten Bauern-
standes betonten. Wichtig waren die Ausführungen des
Referenten über die Airswirkungen unserer Verrech-
nungsabkommen. Grohen Bedarf an Landwirt-
schaftsmaschinen hätte die Türkei unbedingt, nur bleibt die
Kaufkraft noch zurück. Zudem ist die Art der Bodenbear-
beitung und Ernte immer noch primitiv. Dennoch werden
sich mit der Zeit manche Möglichkeiten erschlietzen, zumal
türkisches Obst als Zahlungsmittel steigenden Wert be-
kommt.
Dr. Rollitz (Kiel) sprach über das Britische
Weltreich. Das „Empire" verstand es klug nnd nach-
giebig, seine Beziehungen zu seinen sechs Domini-
ons durch.den starken Schutz seiner Flotte und günstigen
Warenaustäusch trotz der Gewährung von Zollhoheitsrech-
ten erfrculich zu gestalten. Sehr Verschiedenes war über
die einzelnen Dominions zu berichten, über Jndien, Ka-
nada, das trotz seiner gewaltigen Größe hinter dem kleinen,
reichen Jamaika zurücksteht, über Südafrika und beson-
ders Australien, das uns neue Probleme aufgibt.
Ueber die' Vereinigten Staaten von
Nordamerika sprach der Syndikus der Jri'dustrie-
und Handelskammer Hamburg, Dr. B o r s ch. Aus einem
Schuldnerstaat machte der Weltkrieg USA. zum Gläubiger-
staat, der noch starr an seiner alten Weltwirtschaftspolitik
festhalte. Der Judenboykott bleibe immer noch fühlbar.
Jm gleichen Sinn zeigen sich die Banken noch wenig ge-
neigt, unsere Handelsbeziehungen wieder aufleben zu las-
sen. Wichtig waren auch die Ausführungen Dr. Boschs
über die Umgestaltung des Handels unter dem Neuen Plan
und dis Notwendigkeit, das festzuhalten, was wir noch als
Absatzgebiete in USA. retten konnten.
Anschließend ergab sich für die Schuluygsteilnehmer
eme ausgedehnte und aufschlutzreiche A u s s p r a ch e.
Bie!' hundert Stimmen siugen...
Hvchzeitsständchen für Obergauführerin Derichsweiler.
Heute morgen gegen '/z7 Llhr boten viele Stra°
hen der Stadt ein Dild auhergewöhnlichen Lebens.
Äeberall marschierten Gruppen des BDM. und des
BD2M. Warum soviel fröhliche, jugendliche Schritte
fragte man sich, zu einer Zeit schon, da alle sonst noch
schlafen toürden?
Am Bismarckplatz standen sie bann und boten in
ihrer grohen Zahl das entzückende Bild von dunklem
Dlau und frischem Weih. Ein bihchen bewegt wars
zwar auch und ein wenig leise-raunend-gesprächig, wie
es bei Mädchen eben ist, besonders bei den Kleinen,
von denen eine Gruppe mit rührender Sorgfalt grohe
Sträuhe von Dlumen hütete. Als alle beieinander wa-
ren, marschierten sie hinüber zur Bergheimer Strahe,
zur Wohnung ihrer Obergauführerin, die heute Hoch-
heit hat. Auf beiden Seiten der Strahe suchten die Ko-
lonnen Platz und die Passanten gingen stolz auhen an
den Abteilungen entlang, als wären sie es, die hier
eine Front abschreiten mühten. Als aber von hellen Stim-
men cin Lied aufklang und oben auf dem Dalkon Ober-
gauführerin Jrmgard Derichsweiler erschien, war ja
wohl aller Zweifel behoben, wem diese reizende Kund-
gebung galt. Klar und srisch von vielen hundert Mäd-
chenstimmen gesungen, erscholl das Hochzeitständchen:
„Llnd die Morgensonne, das ist unsere Zeit . . Oben
auf dem Dalkon dankte die Führerin mit frohem La-
chen. Schnell waren da die Gratulanten hinaufgestie-
gen, die Grohen überreichten ihr eine Glückwunschadresse
und die Kleinen überfchütteten fie mit Dlumen, dah ihre
HLnde zum Fassen garnicht reichten.
Während nun unten die Kolonnen singend abmar-
schierten, wandten sich wohl manchmal die Köpfe ver-
stohlen hinauf, wo Jrmgard Derichsweiler stand und
dankend ihre Mädel grühte. Hochzeitssingen, eine schöne
Sitte — wer wird wohl die nächste sein? —
Iie langen Abende konunen.
- Mit einigen letzten heitzen Tagen hat sich der Sornmer
oon uns verabschiedet und mit kühlen Sturmtagen hat der
Herbst eindeutig seine Herrschaft angetreten. Schnell
und schneller kommt abends die Dämmerung und Nacht-
kälte jagt uns frühzeitig in unsere heimischen vier Wände.
Die langen Abenüe kommen, die Äbende. an denen
der Zauber deutschen Familienlebens ieine Kreise spinnt
und Erinnerungen für viele Jahre und den Läbensabend
jchafft. Eltern und Kinder vereinigen sich um den grotzen
Trsch im Schein der Lamve und werden stch der häusli-
chen Gemeinschaft und Geborgenheit bewutzt. Urlaubs-
bilder werden geordnet und eingeklebt. Erinnerungen wer-
den laut und dazwrschen wagen sich Weihnachtswünsche
und die Vorfreuden auf Wiritervergnügungen hervor. Ein
gutes Buch, ein wenig Hausmusik, Bastelarbeiten und Ge-
sellschaftsspiele kommen wieder zu Ehrcn. Und niemals
kommt die Langeweilc auf, weil echt deutsche Gastlichkeit
immer wieder den einen oder anderen lieben Gast in den
Kreis führt, so datz der Stoff zum Erzählen und üer ganze
Jnhalt drcser langen Abende stch nie erschöpft und immer
neu gestaltet
Nicht zuletzt danken wir esVatersZeitung, datz
es rrn den langen Abenden zu Hause so schön ist. Sie ist
immer dabei weitz das Neueste, versteht uns gut zu unter-
halten, bringt Mutter einige neire Modentips mit und den
Kindern ein paar neue Rätsel, berichtet Vater vori der gro-
tzen Politik und dem Jungen voin Sport und drängt stch
dabei nicht auf. Niemals stellt sie besondere Ansprüche,
stvses Bvnz. Wdelberg.
Deutscher Meister im Ringen.
.. (Anfn.: Rupp.)
Zum zweiten Mal gelang es -am bergangenen Sonn-
tag dem Heidel'berger Jofef Benz (TGH 78), die deut -
sche Meisterwürde im Ringen- der Altersklafle
(40—50 Jahre) zu erringen, nachdem er im Vorjahr be-
kanntlich bei den Titelkämpfen in Bonn äbenfalls siegreich
gckblieben war. Jn Backnang hatte Benz diesmal einen
befonders fchweren Stand. Dennoch setzte er sich nnbe»
fiegt (mit zwei «chultersiegen und zwei Hunktfiegen)
durch. Beim dritten Kampf hatte er zudem noch das Mitz-
geschick, einen Finger zu brechen; trotz der schmerz-
haften Verletzung bestritt er aber auch noch den Endkampf
gegen den Karlsruqer Widmayer, den er in über-
zeugendem Stil bezwang. Damit hatte er die beften deut-
schen Ringer feiner Klasse besiegt und verdient den stolzen
Titel „Deutscher Meister" erwovben.
Josef Benz ist den Heidelbergern als sehr sairer
Sportsmann bekannt. der sich u. a. auch der TG-Ver-
bandsmannfchaft stets bereitwillig zur Verfügung stellt,
ein Ringer von Format, der auch bei feinen Gegnern all-
gemein Anerkennung findet.
M-^0"l- -^L-lk- ^o, 60, -LL^ /oo d^Ol^
^il-^ll^, ^ -Li-Ol-^ (Acko^ll--, ^6 20 ^Ll-ll^k- /ll-l/Z-l/' Ol^c»-
-67^L<Kckl-1k-. c^lk/ckl-t/Zckl-«-L- Aül-' -üül- ^l-ck^kor-ü^t/ll-ti, -Ol-öt/ll-tck- EclL^LI-^ll-^L' -Äül- ^r-llckÄl-tck-
0^6<kOr-Lick- -18> - o6()l^ick-M-tck. / Äcil- -L<lr<l-tkckÄi-tck. ^^l-tk-tk-L)L-/-t^</- -ÄllF- ^ü^t/^L^ll-.
-I^PIPLH
Fernsprecher-S.°A. 7351—53.
^reidelberger Neuefte Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"
Dienstag, 22. September 1936
Seike 3
Lokai-Chromk.
Heidelberg, 22. September 19.36.
Der HerSst beginnt ossiziell.
Zum 23. Septeniber.
Wenn wir am 23. Septemberg den Herbst -
»nfang offiziell auf dem Kalenderblatt ver-
seichnet sehen. kann draußen die Sonne schcinen, ein
wolkenloser Himmel genau wie im Juli sich über der
^andschaft wölben und der Mensch freudestrahlend zur
»°lchten Sommerkleidung greifen. Es ist also keines-
wegs Naturgesetz, datz wir ab 23. September nur noch
-tedel, düstere Wolken und tobende Stürme zu erwar-
^n haben, vielmehr hat unser gemätzigtes Klima in
leinen ganzen Zusammenhängen niit der geophysikali-
w)en Umwelt den Vorzug, gerade im Herbstbeginn zur
angenehmen Richtung zu ncigen, mdcm Lustströmun-
ßen vorherrschen, die aus südlichcn Brciten den Ersatz
lener Wärme bringen, die die Soune selbst bei ihrem
"lsdrigen Stand und kurzem Tageslauf nicht mehr auf-
°eingcn kann. Wenn bei diesen Südwmdcn abcr auch
noch pje Soune scheint, so entsteht ein- Lufttempcra-
die durchaus sommerlich ist, — sie kann sich bis
-^ltte Oktober halten.
. Der erste Teil des Hcrbstes bringt oft reizvolle
tteberraschungen in der Natur, die maii emen „ zwei -
Frühling" nennen könnte. Auch in diesen
^ychen bis Oktoberende werden wir wieder manches
tteine Wunder crlebcn. Es kommen die Mitteilungen
°ßn pem zum zweitcn Mal blühenden Obstbaum, von
tslschen Blättern an Sträuchen nnd Bäumen. Auch
^le Maikäfer imd Schmetterlinge haben die merkwür-
°tge Angcwohnheit, in der ersten Herbsthälste zu
neiiem Leben zu crwachen, und wenn sic auch nur
?tnige „Abgcordnete" zur Welt bringcn, so berührt es
Mch «igentümlich, gerade diese Boten des Frühlings
^tzt wiederzusehen...
. Und damit sind diese Launen vom beliebten „zwei-
lkn Frühling" noch gar nicht zu Ende. Auf den abge-
^rnteten Feldern, an Waldrändern und in den Gär-
N. fmden wir eine reiche neue Flora; es grünt und
Aliht an allen Edken und Enden, während di« alten
^lätter von den Bäumen fallen und aus dem hohen
tliorden Frostwellen sich nähern.
Doch das unabänderliche Gesetz der Natur geht sei-
üe« Weg, und mag auch noch s" lange laue Luft wehen
und die Sonne lachen, eines Tags im Verlauf des
^Etober erobert dann der Herbst gewaltsam sem
Mch. Nach den Aequinoktialstürmen der Tag- und
Oßchtgleiche, die uns nicht so bclSutzt werden,
Ml das Laub noch an den Bäumen sitzt, kommen die
ichweren Regenstürme, die die taumelnden Blätter
Mleißen. Und den Regenstttrmen folgen die ersten kal-
Nächte, — mit ihnen Nebel und Reif.
. .. Diesen schweren Waffen des Herbstes müssen die
lchö'Nen Spätsommer- und Altweibersommertage wei-
ch^u, und dann beginnt vor allcm in Niederdeutsch-
wnd eine unfreundliche Zeit. Meist Pflegt diese Pe-
tlode sohr regenrcich zu sein. Jn Jabren mit Nei-
xltng zu frühcm Winter allerdings kann der Novem -
in Dcutschland schon Frost und Schnec bringen,
7" eine Erscheinung, die wir nm so wcnigcr lieben, als
?Uf einen derartigen wintcrlichen Spätherbst gcwöhn-
"ch ein sehr milder, regenreicher Winter folgt, der im
rtgentlichen Frühjahr durch späte Kültc und Schnee-
l?lle seine Vcrsäumnissc nachzuholen sucht. Der nor-
Aole und auch in vielcn Bezicbunqen wünschenswerte
sf/tng unserer meteorologischen Entwicklnng im Herbst
B eine möglichst lange Daucr warmen
^ktters das im Lauf des Dezcmber allmählich
?uiu regelrechten bestündigen Winter übcrlcitet Die
Iah„ lwben in dieser Hinsicht enttauscht. und
wir. datz in diesem Iahr dic klimatischc Ent-
de^ einen normalen Verlanf niinmt und erst dann
lich einsetzt, wann er naturgegeben lstz nam-
'Nt Dezember und Ianuar.
M.D.
Dorailslese nationalsozialistlscher Musterbetriebe.
. . Jin Lauf de Monats Oktober werden erstmalig B e
tiebe, die sich in der Ausbildung des Nach
U ch s e s besonders bewahrt haben, mit dem
-teistungsabzeichen für vorbildliche Berusserzie-
hungsstätten ausgezeichnet, das Reichsleiter Dr. Ley am
l- Mai gestiftet hat. Es handelt sich hier, wie die „DAK"
heinerkt, bereits um eine gewisse Vorprüfung der
Betriebe für die vom Führer geschaffene Auszeichnung
wr nationalsozialistische Musterbetriebe.
Das Amt für Berufserziehung und Betriebsführung
Ui der DAF hat in den letzten Monaten eine grotze Zahl
«eutscher Betriebe mit Gründlichkeit und Sorgfalt geprüft,
oui eine Auslese für die Auszeichnung als „a n e r -
^"unte Berufserziehungsstätte der DAF"
urchzufüheen. Aufgrund der Besichtigungen werdcn gegen-
artig Beratungen über die Auswahl der besten Bespiebe
«epflugen. Viele müssen ausscheiden, weil die Ausbildungs-
! ?tton unzureichend sind, weil es an der richtigen weltan-
ulichen Schulung und Charaktererziehung fehlt oder
i.^lachlichx Ausbildung nicht befriedigt. Auch die äuheren
k tststu.ude werden dabei berücksichtigt, z. B. die Tatsache,
^ rm Betrieb wirtschaftlich stark zu kämpfen hat, äber
vtzdem das Möglichste für die Lehrerausbilduna tut.
ri grotzen nnd leistungsfähigen Firmen wird ein stren-
Mahstab angelegt Jm Ganzen muh der Betrieb
i Ler Ausbildung seines Nachwuchses zeigen, dah er
d-s-t^^tn ä b ist, datz er alle modernen Anschauungen
-Lchulnng aufgenommen hat und zu verwirklichen er-
a-, 'T Berufsständische Schulnng im Handwerk.
>^;Naß einer Anordnung des Reichshandwcrksmeisters
«strd voml. Oktober ab nach einheitlichcm
^tttn eine berufsständische Schulung auf-
«Mommen, um ein brauchbares Führerkorps für das
Mdy,^ zu gewährleistcn. Jn den Bezirken der
^undeshandwerksmeister wird eine Vorschulung durch-
die künftig die Voraussetzung für den Besuch
isH Schule des deutschen Handwerks in Braunschweig
t »k Die Lehrgänge in Braunschweig dicnen der Ver-
g und Erweiierung der Handwerklichen Schu-
Ottgsarbeii, die bereits in den Bezirken geleistet wor-
°«U sst
t»„ Fristverlängerung bei Rücknabme von Testamen-
kii"' Nach emer Verordnung des Reichsjustizministers
ttnen bekanntlich T e st a m e n t e. die vor dem 1. Ia -
v„it<rr 1 924 errichtet sind. und die oft gegenstandslos
^ .lvorden sind, bis zum 30. September gebührenfrei z u
3i^L°"ommen werden.
Dezember 1986
Diese Frist ist je.tzt bis zum
verlängert worden.
Sle geschichtlicheBebeutung des alemannischeuBolkstumS.
Bortrag von üniversttatsvrofessor Fedrle auf der Zagung der deuWen GeWchts- und
Altertumsveretne.
Bei der Hauptversammlung des Gesamt-
vereins der deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine, die gegenwärtig in Karls-
ruhe tagt, hielt der Heidelberger Gelehrte
Professor Dr. Fehrle einen Vortrag über
alemannisches Volkstum. Er sührte dabei
u. a. aus:
Alemannisches Volkstum erkonnen wir
am besten einerseits aus der Frühgeschichte, anderer-
seits aus Sitte, Brauch. Kunst und Lied, aus der Be-
obachtung dcs bodengebundenen Volks, wie führender
Persönlichkeiten, die mit dem Volk eng verwachsen
sind. Ein Rückblick auf die Frühgeschichte der
Alemannen zeigt, datz eine Stammgruppe germanischer
Völkerschasten, bevor sie auf den römischen Gegner
stictz, sich zusammonschloß und sich Alemannen nannte.
Sie kämpften zunächst im Iabr 213 gegen die Römcr
am Main, überrannten schlietzlich den römischen Grcnz-
wall und lagen nun fcck' 250 Iahre im Kampf mit
den Römern, bis ste diese endlich aus Germanien
verdrängt hatten. In diesen Kämpfen begegnen wir
schon derselben Treue und Zähigkeit, die der Älemanne
auch hcute im täglichen Leben wie in allen wichtigen
Erscheinungen der Geschichte zeigt.
Alcmannischer Volksbrauch lätzt sich zurück-
führcn bis in die germanische Frühzeit.
Sonnenräder, Sonnenscheiben und Fasnetfunken, wie
sie heute im ganzen alemannischen Gebiet bei Früh-
lingsfesten üblich stnd, kannten die Germanen schon in
der Bronzezeit. Ebenso waren Sonnensinnbildcr da-
mals schon bekannt, die ans solchen Bräuchen herzulei-
ten stnd. Zu ibnen gehört das H a k e n k r c u z. Es
findet sich in olemannitchcn Kräbern sehr bäufia, bat
sich aber als Segenszeichen an Haus und Hof
durch alle Iahrbunderte bis in die Reuzeit erbalten.
Der Lebensbaum oder Wintermaie, der wieder
seit der Bronzezeit vom Norden bis zum Süden unse-
res Vaterlandes bekannt ist, ist im alemannischen Ge-
bict besonders fest verwurzelt, im Frühling sowobl,
wie zur Zeit der Wintersonnenwende. Der Weih-
nachisbaum, der auf den germanischen Winter-
maien zurückgeht, hat im Alemannischen sich verbun-
den mit dem Lebenslicht, ist hier zum lichtergeschmück-
ten Weibnachtsbaum gewordon und hat von hier aus
seinen Siegeszug über Deutschland angetreten.
Auch das alemannische Bauernhaus kann
zurückgeführt werden bis auf die Urgeschichte
unseres Bolkes.
Die alemannische Mundart klingt stark an das
Mittelhochdeutsche an, zwischen ihr und dem Nibelun-
genlied ist kein grotzer Unterschied. Ebenso hält das
alemannische Bauernvolk in seiner Tracht zäh am Al-
ten fest.
Die Eigenart des Alemannen erklärt sich im we-
sentlichen aus der büuerlichen Haltung dieses
Stamms. Die zwei Grundeigenschaften eines Bauern:
Neigung zum mvthischen Schauen und andererseits
klare Beobachtungsfähigkeit, finden wir immer wieder
bei führenden Alemannen. Hebel verbauert, wie
Goethe sagt, das Universum und gibt idyllische Schil-
dcrungen des Bauernlebens. Hansjakob und
Busse stellen Bauernschicksale in ihren Romanen
dar. Hans T h o m a bringt die leuchtenden Farben,
wie sie der Bauer liebt, zu Ehren. Bäuerlicher Sinn
nach den- beiden bezeichneten Richtungen hin ist vor
allem bci Hans Adolf Büüler ersichtlich: Sinnbild-
haftes Schauen, das sich ost zum Mythos verdichtet,
verbnndsn mit sachlicher Klarheit. Hermann Burte
wirkt in hervorragender Weisc sprachschöpierisch. An-
schaulichkeit und sinnbildlickic Kraft vieler Regriffe wer-
dcn durch ibn aus der Bauernsvrache übernommen
und neu belebt. Emil Gött wird von Hermann
Burte selbst gekennzeichnet als 'Sucher, Bauer, Dicktter.
Der Alemanne ist schlicht »nd einfach, ohnc
Pose, drängt sich nicht vor und wird deshalb
oft verkannt.
Dabei ist er reich an Ideen, die er aber manch-
mal nicht selbst in die Wirklichkeit umgesetzt hat. Das
haben dann oft die Franken und norddeutsche Stam-
mesbrüder getan. Somit entstanden, der Begabung ein-
zelner Stämme Deutschlands cntsprechend, sruchtbrin-
gende W e ch s e l b e z i e h u n g e n zwischcn den Stäm-
inen unseres Vaterlandes, weil der Alemanne ini
Grund seines Wcscns ein Bauer ist, ist ihm UrtümlT—
kcit und Gründlichkeit eigen.
Deshalb hat gerade das alemannische Land viel
Denker und Philosophen hervorgebracht.
Die beiden Männer, die heute an den badischen Hoch-
schulen Philosophie vertreten, in Freiburg Martin
Heidegger, in Heidelberg Eonst Krieck,
stnd wohl gnnz verschiedene Natnren, aber eins haben
ste gemeinsam: Sie sind selbständige Forscher und
tiefe Denker, und das verdanken sie in erster Linie
ihrem alemannischen Blut.
Jnfolge ihrer Zähigkeit und Treu« haben die
Alemannen durch fast zwei Jahrtausende deutsche
Wacht am Oberrhein gehalten, sie werden auch für
alle Zukunft Hüter deutschc'N Landes und deutschen
Wesens dort bleiben.
Zetzt wirbt bte RS-Kutturgemembe!
Sie NG-Kutturgemeinde a!s nationattozla!iftisKe Kulturorganisalion
Die N S - K u l t u r g e m e i n d e ist die große
kulturpflegende Organisation der natio-
nalsoziatistischen Bewegung. Sie hat sich, bctreut voni
Amt für Kmistpflegc beim Beauftragien des Führers
für die gesamte geistige und wcltanschauliche Ueber-
wachung und Erziehung der NSDAP in den dreiein-
halb Jahren ihres Bestehens in einem Maß als Kul-
turorganisation herausgebildet und inncrlich in allcn
Tcilen gefcstigt, daß sie wohl vor der gesamten Bewo-
gung bestehcn kann und mit Rccht den Anspruch dar-
auf erhcben darf, sür dieGestaltungalles kul-
turellen Lebens im ncuen Reich matzgebend
und richt u n g w e i s e nd sein zu dürfen.
Die NS-Kulturgemeinde hatte von Anfang an für
ihre Arbeit lediglich die Tatsache als wesentlich er-
kannt, daß die überall im Volk vorhande'nen lebendigen
und schöpferischen Kräfte aus dcr irrigen Richtung, in
die sie in der Zeit des Verfalls geraten waren, zu-
rückgeleitet und hineingeführt werdcn
mutzten in eine neuc Gesinnung und Ver-
a n t w o r t l i ch k e i t vor dem ganzen deutschen Volk.
Für ihre kulturelle Aufbauarbeit hatte zunachst nur
die Frage Bedcutung, ob überhaupt in den Menschen
noch das Bedürfnis nach kulturellen Di-ngen aller
Art wach war und sie Anleil haben wollten am kul-
turellen Leben. Aus diesen Ueberlegungen heraus ent-
stand im Jabr 1933 zunächst der Reichsverband
Deutsche Bühne als Zusammenfassung dcr aus
dcr altcn Zeit verbliebenen Theaterorganisationen zu
einer nationalsozialistischen Form mit einer ganz in
der nationalsozialistischen Weltanschauung sich grün-
denden neuen Führung. Gerade weil für das kul-
turelle Leben ein langsames organisches
Wachsen unbedingt notwendig ist, sollte damals
mit nur cinem Fachgebiet begonnen werden, um dort
die Möglichkeit und die Richtigkeit der neuen national-
sozialistischen organisatorischen Grundsätze zu erpro-
ben. Das Gebiet des Theaters eignete sich dazu am
besten, weil es in der Systemzeit am verdcrblichsten
die zersetzenden Kräfte eines Kulturbolschewismus zu
spüren bekommcn hatte.
Jndes hat stch gezeigt, daß dieser Anfang auf ei-
ne m Gebiet durchaus richtig war. Dic bier
gewonnonen Erfahriingen konnien dann anf den üb-
rigen Gebieten des kulturellen Lebens
sehr nützlich verwandt iverden. Nach nur einjähriger
Aufbauarbeit hatte der Reichsverband Deutschc Bühne
mit annähernd einer Million Mitglieder fast die dop-
pelte Anzahl der Mitglieder der alten Verbände zu-
sammengonommen erreicht. Die beste Bestätigung
dieses außergewöhnlichcn Erfolgs ergab sich in der
Tatsache, daß bald auch die übrigen Gebicte des Kul-
turlebens ersaßt wurden, als im Jahr 1934 aus der
Verbindung dcs Reichsverbands Deutscher Bühne und
des Kampfbunds sür deutsche Kultur die national -
sozialistische Kulturgemeinde erstand.
Und als dann im Verlauf der weiteren Entwicklung
anch die Gebiete der Volkstums- und Heimat -
pflege in die Arbeit der NS-Kulturgemeinde einbe-
zogen wurden, da erstand grotz und eine ganz neue
Entwicklung anbahnend die Idee einer einzigen
großen Gemeinde als tragende Grundlage des
ganzen deulschen kulturcllen Lebens. So ist die NS-
Kulturgemeinde die grotze sich an alle wendende und
für alle arbeitende Kulturorganisation der national-
sozialistischcn Beweguiig.
Darum, deutscher Volksgenofle, werde Mitglied
der NS-Knlturgemeinde!
Bon der AutzMandelsWulunsöwocke in Seidelberg.
Die WslündiMn Märkte.
Jn drei beachtlichen Referaten und Diskussionen wur-
den am Sonntag in der A u tz e n h a n d e l s s ch u l u n g
in Heidelberg die Marktaussichten in Südosteuropa,
im Britischen Weltreich und UsA. behandelt. Dr. Fritz
vom Bruck (Berlin) zeigte an jedem einzelnen der
Balkanländer das den Südoststaaten Gemeinsame
wie das sie Unterscheideude auf. Sie sind alle Agrarstaa-
ten und auf die Donau als ausschlaggebende Verkehrsader
angewiesen. Bulgarien und Jugoslawien bieten uns die
wenigsten Schwierig'keiten, wennschon Jugoslawien sich
betont autark verhalte. Bedenklicher ist die marxistische
Gefahr in Rumänien. Sehr erfreuliches war über Grie-
chenland zuwerichten. Die gänzlich gewandelten Verhali-
nisse in der Türkei machten breitere AusHihrungen
nötig, die den mächtigen Fortschritt auf sozialem Gebiet,
besonders die Gesundung des einst versklavten Bauern-
standes betonten. Wichtig waren die Ausführungen des
Referenten über die Airswirkungen unserer Verrech-
nungsabkommen. Grohen Bedarf an Landwirt-
schaftsmaschinen hätte die Türkei unbedingt, nur bleibt die
Kaufkraft noch zurück. Zudem ist die Art der Bodenbear-
beitung und Ernte immer noch primitiv. Dennoch werden
sich mit der Zeit manche Möglichkeiten erschlietzen, zumal
türkisches Obst als Zahlungsmittel steigenden Wert be-
kommt.
Dr. Rollitz (Kiel) sprach über das Britische
Weltreich. Das „Empire" verstand es klug nnd nach-
giebig, seine Beziehungen zu seinen sechs Domini-
ons durch.den starken Schutz seiner Flotte und günstigen
Warenaustäusch trotz der Gewährung von Zollhoheitsrech-
ten erfrculich zu gestalten. Sehr Verschiedenes war über
die einzelnen Dominions zu berichten, über Jndien, Ka-
nada, das trotz seiner gewaltigen Größe hinter dem kleinen,
reichen Jamaika zurücksteht, über Südafrika und beson-
ders Australien, das uns neue Probleme aufgibt.
Ueber die' Vereinigten Staaten von
Nordamerika sprach der Syndikus der Jri'dustrie-
und Handelskammer Hamburg, Dr. B o r s ch. Aus einem
Schuldnerstaat machte der Weltkrieg USA. zum Gläubiger-
staat, der noch starr an seiner alten Weltwirtschaftspolitik
festhalte. Der Judenboykott bleibe immer noch fühlbar.
Jm gleichen Sinn zeigen sich die Banken noch wenig ge-
neigt, unsere Handelsbeziehungen wieder aufleben zu las-
sen. Wichtig waren auch die Ausführungen Dr. Boschs
über die Umgestaltung des Handels unter dem Neuen Plan
und dis Notwendigkeit, das festzuhalten, was wir noch als
Absatzgebiete in USA. retten konnten.
Anschließend ergab sich für die Schuluygsteilnehmer
eme ausgedehnte und aufschlutzreiche A u s s p r a ch e.
Bie!' hundert Stimmen siugen...
Hvchzeitsständchen für Obergauführerin Derichsweiler.
Heute morgen gegen '/z7 Llhr boten viele Stra°
hen der Stadt ein Dild auhergewöhnlichen Lebens.
Äeberall marschierten Gruppen des BDM. und des
BD2M. Warum soviel fröhliche, jugendliche Schritte
fragte man sich, zu einer Zeit schon, da alle sonst noch
schlafen toürden?
Am Bismarckplatz standen sie bann und boten in
ihrer grohen Zahl das entzückende Bild von dunklem
Dlau und frischem Weih. Ein bihchen bewegt wars
zwar auch und ein wenig leise-raunend-gesprächig, wie
es bei Mädchen eben ist, besonders bei den Kleinen,
von denen eine Gruppe mit rührender Sorgfalt grohe
Sträuhe von Dlumen hütete. Als alle beieinander wa-
ren, marschierten sie hinüber zur Bergheimer Strahe,
zur Wohnung ihrer Obergauführerin, die heute Hoch-
heit hat. Auf beiden Seiten der Strahe suchten die Ko-
lonnen Platz und die Passanten gingen stolz auhen an
den Abteilungen entlang, als wären sie es, die hier
eine Front abschreiten mühten. Als aber von hellen Stim-
men cin Lied aufklang und oben auf dem Dalkon Ober-
gauführerin Jrmgard Derichsweiler erschien, war ja
wohl aller Zweifel behoben, wem diese reizende Kund-
gebung galt. Klar und srisch von vielen hundert Mäd-
chenstimmen gesungen, erscholl das Hochzeitständchen:
„Llnd die Morgensonne, das ist unsere Zeit . . Oben
auf dem Dalkon dankte die Führerin mit frohem La-
chen. Schnell waren da die Gratulanten hinaufgestie-
gen, die Grohen überreichten ihr eine Glückwunschadresse
und die Kleinen überfchütteten fie mit Dlumen, dah ihre
HLnde zum Fassen garnicht reichten.
Während nun unten die Kolonnen singend abmar-
schierten, wandten sich wohl manchmal die Köpfe ver-
stohlen hinauf, wo Jrmgard Derichsweiler stand und
dankend ihre Mädel grühte. Hochzeitssingen, eine schöne
Sitte — wer wird wohl die nächste sein? —
Iie langen Abende konunen.
- Mit einigen letzten heitzen Tagen hat sich der Sornmer
oon uns verabschiedet und mit kühlen Sturmtagen hat der
Herbst eindeutig seine Herrschaft angetreten. Schnell
und schneller kommt abends die Dämmerung und Nacht-
kälte jagt uns frühzeitig in unsere heimischen vier Wände.
Die langen Abenüe kommen, die Äbende. an denen
der Zauber deutschen Familienlebens ieine Kreise spinnt
und Erinnerungen für viele Jahre und den Läbensabend
jchafft. Eltern und Kinder vereinigen sich um den grotzen
Trsch im Schein der Lamve und werden stch der häusli-
chen Gemeinschaft und Geborgenheit bewutzt. Urlaubs-
bilder werden geordnet und eingeklebt. Erinnerungen wer-
den laut und dazwrschen wagen sich Weihnachtswünsche
und die Vorfreuden auf Wiritervergnügungen hervor. Ein
gutes Buch, ein wenig Hausmusik, Bastelarbeiten und Ge-
sellschaftsspiele kommen wieder zu Ehrcn. Und niemals
kommt die Langeweilc auf, weil echt deutsche Gastlichkeit
immer wieder den einen oder anderen lieben Gast in den
Kreis führt, so datz der Stoff zum Erzählen und üer ganze
Jnhalt drcser langen Abende stch nie erschöpft und immer
neu gestaltet
Nicht zuletzt danken wir esVatersZeitung, datz
es rrn den langen Abenden zu Hause so schön ist. Sie ist
immer dabei weitz das Neueste, versteht uns gut zu unter-
halten, bringt Mutter einige neire Modentips mit und den
Kindern ein paar neue Rätsel, berichtet Vater vori der gro-
tzen Politik und dem Jungen voin Sport und drängt stch
dabei nicht auf. Niemals stellt sie besondere Ansprüche,
stvses Bvnz. Wdelberg.
Deutscher Meister im Ringen.
.. (Anfn.: Rupp.)
Zum zweiten Mal gelang es -am bergangenen Sonn-
tag dem Heidel'berger Jofef Benz (TGH 78), die deut -
sche Meisterwürde im Ringen- der Altersklafle
(40—50 Jahre) zu erringen, nachdem er im Vorjahr be-
kanntlich bei den Titelkämpfen in Bonn äbenfalls siegreich
gckblieben war. Jn Backnang hatte Benz diesmal einen
befonders fchweren Stand. Dennoch setzte er sich nnbe»
fiegt (mit zwei «chultersiegen und zwei Hunktfiegen)
durch. Beim dritten Kampf hatte er zudem noch das Mitz-
geschick, einen Finger zu brechen; trotz der schmerz-
haften Verletzung bestritt er aber auch noch den Endkampf
gegen den Karlsruqer Widmayer, den er in über-
zeugendem Stil bezwang. Damit hatte er die beften deut-
schen Ringer feiner Klasse besiegt und verdient den stolzen
Titel „Deutscher Meister" erwovben.
Josef Benz ist den Heidelbergern als sehr sairer
Sportsmann bekannt. der sich u. a. auch der TG-Ver-
bandsmannfchaft stets bereitwillig zur Verfügung stellt,
ein Ringer von Format, der auch bei feinen Gegnern all-
gemein Anerkennung findet.
M-^0"l- -^L-lk- ^o, 60, -LL^ /oo d^Ol^
^il-^ll^, ^ -Li-Ol-^ (Acko^ll--, ^6 20 ^Ll-ll^k- /ll-l/Z-l/' Ol^c»-
-67^L<Kckl-1k-. c^lk/ckl-t/Zckl-«-L- Aül-' -üül- ^l-ck^kor-ü^t/ll-ti, -Ol-öt/ll-tck- EclL^LI-^ll-^L' -Äül- ^r-llckÄl-tck-
0^6<kOr-Lick- -18> - o6()l^ick-M-tck. / Äcil- -L<lr<l-tkckÄi-tck. ^^l-tk-tk-L)L-/-t^</- -ÄllF- ^ü^t/^L^ll-.
-I^PIPLH