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Hoeck, Karl
Kreta: ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft (3. Band) — Göttingen: bey Carl Eduard Rosenbusch (Eigentümer Wilhelm Lauffer in Leipzig), 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.62500#0133
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Ϊ Staat und öffentliches Leben, 115
dern für das ganze Leben allgemein ehrend
anerkannt und gefördert wurde, so muss es
früh dem Volke eingewohnt haben. Eines sol-
chen Charakterzugs Ursprung finden zu wollen,
ist immer sehr bedenklich, denn was so mit
dem ganzen Leben verwebt ist, hat seine An-
fänge mit dem Volksleben selbst, wenn die
Sitte auch erst später charakteristischer und
auffallender entwickelt hervortritt. Die Ueber-
einstimmung mit Lakedämon auch in dieser
Hinsicht, lässt diess Kretische Liebes verhältniss
als im Dorischen Stamm begründet anerkennen.
Ob es hervor gerufen wurde durch die Waf-
senverbrüderung und das Leben in Kriegsla-
gern, bleibe dahin gestellt; zur Förderung jener
ursprünglichen Gefühlsrichtung mogte sowohl
diess beytragen, wie auch die Vereinigung zu
gemeinschaftlichen Mahlen, an denen die Kna-
ben bis zum achtzehnten Jahre Theil nahmen ß).
So fest es uns steht, dass die Tendenz die-
ser Liebe in den bessern alten Tagen der
Kretischen Staaten rein und edel war, so wahr-
scheinlich es wird, dass die Bessern des Volks,
durch lautere Pssege dieser Liebesverbrüderung,
dem Verhältniss seine ehrende Achtung erhiel-
ten Z): so traf doch Entartung auch in dieser
Hinsicht Kreta. Jenes freymüthige und unbe-
fangene Gespräch Platons — oder* richtiger
k) Plato de legib. I. c. 8· p· 24· Ast., der frey-
licli der entarteten Sitte Ursprung hier zu finden
glaubt.
7) Maximus Tva. diss. XXVI. p. 317· ed. Märkl.
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