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Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0027
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I. Einleitung.

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von seiner Stelle gerückt1. Und alles vergeblich! Im übrigen muß man aber den wissen-
schaftlichen Untersuchungen und Aufnahmen der beiden Forscher ungeteilte Bewunderung
zollen. Besonders sind es die von Perring gezeichneten Pläne sowohl des ganzen Pyramiden-
feldes als auch der einzelnen Bauwerke, die bis in unsere Tage ihren Wert behalten haben
und auch von uns vielfach benutzt worden sind.

Die Preußische Expedition unter Lepsius hat sich bei ihrer ausgedehnten anderweitigen
Tätigkeit weniger mit den Pyramiden befassen können. Der von Erbkam gezeichnete Lage-
plan des Pyramidenfeldes von Gise2 stellt dagegen eine weitere Verbesserung des Perringschen
dar und ist bis heute unübertroffen geblieben. Einige wertvolle Notizen finden sich im ersten
Textbande der „Denkmäler“.

Den Sphinx hat in neuerer Zeit zuerst Caviglia 1816 freigelegt. Er fand dabei den
wahrscheinlich aus römischer Zeit stammenden Stufenweg, der von Osten zum Sphinx hinab-
führte, sowie den kleinen Tempel zwischen den Tatzen des Kolosses und den Denkstein, den
Thutmosis IV im 15. Jahrhundert v. Chr. zur Erinnerung daran errichtete, daß er den Sphinx
von dem ihn erstickenden Wüstensande befreit habe3. Später haben besonders Perring und
Vyse diese Untersuchungen fortgesetzt.

In ein neues Stadium trat man, als Mariette vom Jahre 1853 an versuchte, das von
Plinius4 erwähnte Grab des Königs Harmachis im Sphinx zu finden. Dabei stieß er zufällig
auf den Torbau. Er begann ihn von oben aus freizulegen. Infolge der hohen Sandmassen,
die zu bewältigen waren, sah er sich gezwungen, seinen Gönnern, dem Herzog von Luynes
und der französischen Regierung mit immer neuen Geldforderungen zu kommen. Er berichtet5
darüber selber:

„Le temple decouvert est maintenant deblaye jusqu’ aux quatre cinquiemes. On n’a

encore rien trouve dans ce temple. Mais dans un temple, qui s’est ensable peu ä peu sur

les plafonds, il n’y a pas de raison pour que les objets qu’il contenait flottent et se trouvent
en quelque sorte entre deux eaux. Tout le travail qu’ on a fait jusqu’ ä present est pour
recueillir les monuments qui gisent sur le sol antique. Ayons donc le courage d’aller jusqu’au
bout, et, puisque nous voulons une recolte, ayons la patience d’attendre qu’elle ait pousse!“

Aber diese Gesuche waren vergeblich. Die Grabung wurde eingestellt, obgleich man
nur noch einen Meter über dem Boden war. Erst der für 1860 angekündigte Besuch der
Kaiserin Eugenie gab der ägyptischen Regierung Veranlassung, die abgebrochenen Arbeiten
nun auf ihre Kosten wieder aufzunehmen.

„Beaucoup plus tard — so berichtet Mariette —, un hasard heureux me mit entre les
mains les moyens de reprendre, sur l’ordre de Said-Pascha, les travaux que, quatre ans au-

paravant, j’avais du abandonner; en quelques jours, le sol etait atteint, et la statue de Khe-

phren formait le noyau des richesses accumulees aujourd’hui au Musee de Boulaq. Quel-
ques centaines de francs de plus, la statue de Khephren serait aujourd’hui au Musee de
Louvre.“ ....

. . . „Ce temple etait absolument inconnu jusqu’ alors. Le plan de Wilkinson en
marque l’emplacement par ces mots: pits unopened.“ . . .

1) Vyse I, 196 und II, 99 2) Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien Abt. I 14.

3) Vgl. Breasted, Ancient Records of Egypt II § 8ioff., wo auch die wichtigere Literatur verzeichnet ist.

4) S. Seite 6.

5) S^rapeum de Memphis, ed. Maspero, p. 91 ff.

Hölscher, Chephren.

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