Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0064
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. Der Befund der einzelnen Teile des Baues: A. Der Torbau.

39

Von den anderen Monumenten, die auf der Terrasse paarweise, symmetrisch zu
den Portalen, gestanden haben, kann man die Grundrißform deutlich erkennen, und rings
um dieselbe herum die Löcher, welche zum Versetzen der Blöcke gedient haben (siehe Ab-
schnitt IV). Es waren demnach Monolithe von rund 8 m Länge und über 2 m Breite;
die dem Eingang zugewendete Schmalseite ist rechtwinklig, die andere halbrund gebildet.
Wie Borchardt zuerst bemerkte, ist diese Grundrißform in der ägyptischen Formensprache
der Sockelplatte liegender Sphinxe eigen, deren Schwanzende über dem Halbrund und deren
Vorderpranken auf dem rechtwinklig begrenzten Ende liegen. Diese Erklärung stimmt so
gut mit dem, was wir sonst über den architektonischen Stil der Chephrenzeit erfahren1, daß
wir die Deutung als gesichert hinnehmen dürfen: Vor der Front des Torbaus lagen
vier Sphinxe mit dem' Gesicht den Portalen zugewandt.

Neben der Südostecke des Torbaus ist ein Stück Kalksteinoberpflaster erhalten.
Darauf erkennt man die Standspuren eines etwa 2,20 m breiten nach Süden sich er-

Abb. 23. Kalksteinobcrpflaster auf dem südlichen Teil der Terrasse vor dem Torbau, Bück nach Nordosten.

streckenden Mauerkörpers, der wahrscheinlich aus Lehmziegeln bestand. In ihm lag ein
1,80 m breites zweiflügeliges Tor, dessen Außenseite nach Westen zu gewandt ist. Nach

Osten zu liegen 2 runde Säulenbasen davor, und zwar nicht genau symmetrisch zur Tür,
sondern etwas nach Süden verschoben, weil der südlichste Sphinx die freie Entwicklung
des Eingangs störte. Auffallend ist, daß die hochstehenden Basen aus den mächtigen
Pflasterplatten herausgearbeitet worden sind. Im Gegensatz zu solcher Materialverschwendung
pflegte man sonst die als Säulenbasen dienenden Steine einzeln in das dünne Pflaster

einzusetzen. Bedeutung und Datierung dieses Torwegs schweben im Dunkeln. Sicher

ist nur, daß er der Periode des alten Reiches angehört, vielleicht aber erst der V. oder

VI. Dynastie.

Weiter nach Osten zu steht auf der hier abschüssigen Terrasse ein großes rundes
Kalksteinbecken, dessen Boden aus dem felsigen Unterpflaster ausgearbeitet ist, während

1) Fragmente von Sphinxen aus der IV. Dynastie sind im Totentempel gefunden, s. Abschnitt VI; ebenso ein Sphinx
in Abu Roäsch.
 
Annotationen