Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0106
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IV. Zur Technik der Bauausführung.

73

5 Schichten + 5 Lagerfugen == 58 cm hoch,

3 Läufer + 3 Stoßfugen = 98 cm lang,

5 Köpfe -f 5 Stoßfugen = 77 cm lang.

Welcher speziellen Aufgabe beim Abbruch unsere Rampe gedient hat, ist kaum noch

festzustellen.

2. Aufkippen der Pfeiler. Über die Methode, die bei dem Aufrichten der Pfeiler,
die wir im Torbau intakt sehen, befolgt wurde, geben die Pfeilerhallen im Tempel gute Auskunft.

Die Pfeiler sind in den Granitbrüchen von Assuan gebrochen und roh behauen
zum Transport auf das Schiff gebracht worden. Sie waren damals nicht alle von gleicher
Länge; nur ein Mindestmaß war für ihre Größe vorgeschrieben. Nachdem sie beim Bauplatz
angekommen und auf Walzen oder Schlitten den
Aufweg hinauftransportiert waren, wurden in das
Unterpflaster oder in den Felsengrund der Halle,
in der sie Platz finden sollten, Löcher einge-
stemmt, genau der Größe jedes einzelnen Pfeilers
entsprechend (also für die längsten Pfeiler die
tiefsten Löcher), damit nachher die oberen Enden
der Pfeiler in gleiche Höhe zu liegen kamen.

War es doch leichter, das Fundamentloch in dem
weicheren Kalkstein etwas tiefer zu machen, als
von dem harten Granitpfeiler ein Stück abzu-
arbeiten. Nun war es aber unmöglich, den schweren Pfeiler von obenher in das Loch hineinzulassen;
bei einer solchen Prozedur wäre er wohl zersprungen. Es war vielmehr leichter, den Pfeiler schräg
hineingleiten zu lassen und dann aufzukippen (Abb. 61). Hierzu mußte das Loch im Boden
provisorisch erweitert und auf dem Boden des Loches eine etwas vorstehende Kante1 ge-
schaffen werden, gegen die sich der Pfeiler beim Aufkippen stützen konnte, um nicht abzu-
rutschen. War nun endlich der Pfeiler mit großer Mühe aufgerichtet, so wurde die provi-
sorische Erweiterung des Loches durch einen passenden Flickstein geschlossen, und die Fugen
ringsherum mit Gips vergossen. Nun erst wurde der Pfeiler selbst, was bisher noch nicht
geschehen war, sauber abgearbeitet und poliert und schließlich das Alabasterpflaster verlegt.

Beim Abbruch des Tempels, als man die Pfeiler für andere Bauwerke gewinnen wollte,
mußte man den umgekehrten Weg einschlagen. Zuerst wurde das Pflaster beseitigt, dann
der Flickstein herausgestemmt. So erst konnte der Pfeiler aus der verbindenden Mörtelmasse
herausgerissen werden. Das geschah am leichtesten dadurch, daß man ihn nach der ent-
gegengesetzten Seite, von wo er eingebracht war, umzureißen suchte. Oft mag der Wider-
stand aber zu groß gewesen sein, denn man sieht mancherwärts, daß mit Brechstangen nach-
geholfen worden ist. Und auch das mag nicht gerade sehr schonend geschehen sein, denn
ein Pfeiler (e, 12) ist dabei zersprungen (vergl. S. 52).

Abb. 61. Das Aufrichten der monolithen Granitpfeiler.
(ÄZ. 46 [1909—10] S. 9.)

geteilt hat, scheint mir die Rampe die in Abb. 60 gegebenen Abmessungen gehabt zu haben. Man wird freilich nicht über-
sehen, daß die angegebenen Maße nicht genau zusammen passen. Denn 120 Abteile von je 7 Ellen Länge haben, auch wenn
man die Dicke der Scheidewände vernachlässigt, immerhin mehr als 730 Ellen! Es könnte sein, daß die Zahl 730 falsch
übefliefert wäre und 930 heißen müßte. Die Rampe hatte eine Steigung von 12,2:1 die Seitenböschung betrug 1:8
oder, nach Gardiner, 1 : 4. Letztere Böschung entspricht fast genau derjenigen unserer Rampe am Chephrentempel.

1) Über „Kippkanten“ vergl. Borchardt: I. Baugesch. d. Karnak-Tempels und die Aufstellung der Memnonskolosse
ÄZ. 45 (1908) S. 32.

Hölscher, Chephren. IO
 
Annotationen